Und wieder ein wenig Lyrik, die kommt ja bei meinen Bücherbergen und den dicken Schmökern von Romanen, die manchmal darauf liegen und ich ja auch eine dicht an der Realität befindende Romanschreiberin bin, oft ein wenig zu kurz, obwohl im März ja wieder der Mona der Lyrik naht, es in der „Alten Schmiede“ und auch sonst wo die Lyrik-Festivals gibt und ich auch erst vor kurzem bei einem Lyrikabend war, da habe ich die 1940 geborene Christl Greller getroffen, die rührige bemühte GAV-Kollegin, die Werbetexterin war und sich 1995, wie ich dem Klappentext entnehme, dem literarischen Schreiben zuwandte.
Gehört oder gelesen habe ich das erste Mal, glaube ich, von ihr, als ich so um 2000 muß das gewesen sein, eine eifrige Besucherin der Schreibwerkstatt der Gewerkschaft war, zu der ich durch „Luipold Stern-Preis“ gekommen bin und sie dort, glaube ich, eines ihrer Bücher vorstellte.
Sie hat, entnehme ich, weiter dem Klappentext, drei Erzählbände, einen Roman und sechs Gedichtbände, die Erzähbände „Der Schmetterlingsfüßler“ 1998 erschienen und „Schatten werfen“ habe ich in meinen Regalen, ebenso das „Podium-Portrait-Gedichtbändchen“, das sie mir freundlicherweise einmal verehrte.
Als ich 2002 bei dieser Halbpreisschiene in dem damals noch nicht so existierenden Schmiedesaal in den Semesterferien, um fünf Uhr Nachmittag mit Uwe Bolius in der „AS“ gelesen habe, war sie unter dem Publikum, da habe ich sie persönlich kennengelernt und sehe sie seither immer wieder im bei Veranstaltungen, in der „Alten Schmiede“, im Literaturhaus, in der „Gesellschaft“ und bei den „Mittleren“ hat sie auch einmal gelesen.
Sie organisiert auch selber Veranstaltungen und da ist, wie beim vorliegenden sechsten oder siebenten Gedichtband, die Zeit das Thema, „Die Zeit und wir“ heißt es da und da habe ich bei einer ihrer Veranstaltungen in der Klimt Villa gelesen, sucht sie für ihre Veranstatlungen ja immer ungewöhnliche Orte, ich war aber auch bei einem ihrer Lyrik Abende in der „Gesellschaft“ und und.
Es gibt Preise und Gedichte, die im „Standard“ und in Ö1 erschienen ist, ist Christl Greller ja, wie schon beschrieben sehr bemüht und so gibt es auch in dem vorliegenden in der „Editon lex liszt“ erschienenen Band, sehr viel Kollegalität, nämlich ein Mottogedicht von Marie Therese Kerschbaumer, der großen Dichterin, die ich im Arbeitskreis schreibender Frauen schon in den soäten Siebzigerjahren kennenlernte und Zeichnungen, schöne zarte Graphikmuster von der 1935 bei Villach geborenen Angelika Kaufmann, die ich auch regelmäßig in der „Alten Schmiede“ sehe, gibt es in dem Buch auch und ein Nachwort von Rudolf Kraus, der das Fließen und die Bewegung, der klein geschriebenen Texte erwähnt. Das Wasser und die Zeit, die als ständige Thema, das sich durch das hundertzehn Seiten Bändchen fließt. Die Vergänglichkeit ist ebenfalls ein ständiges Thema, das ja sowohl mit dem Fließen, als auch mit der Zeit zusammenhängt, ein Suchen, ein Bewegen und ein sich Ausdrücken und dann gibt es auch Momente, da findet sich nichts, man muß warten, stehenbleiben, ausatmen und an Morgen denken.
„hm“ heißt das Gedicht „und denke und denke und denke – und finde nichts, das wichtig genug ein gedicht darüber zu schreiben. vielleicht morgen?“ schreibt Christl Greller und man kann das Schwerfallen des Stehenbleibens und Verweilen müßen hautnah spüren und doch ist man zu diesem Zeitpunkt auf Seite zweiundsiebzig und ist mit Christl Greller schon durch viele bewegende Momente gegangen und sehr schön finde ich die Zusammenfassungen, ein paar kurze klare Worte, die unter manchen ihrer Gedichte stehen, beim „schneefall“ zum Beispiel:
„auf den lippen eine flocke und zergeht. und kühl vor den augen der tanz, und leicht auf den schultern die liegengebliebene last.
morgen salzstreuung“
Es gibt Gedichte, die an ihre Reisen nach Norwegen erinnern und dann eines das den „pannonischen sommer“ beschreibt: „und reben, reih und glied, in liebe aufgebunden. der see als streif am horizont“, die letzte Zeile wird refrainartig mehrmals wiederholt, was uns die pannonische Landschaft so richtig vorstellen läßt und das Gedicht „blattgold“, das die Vergänglichkeit des lebens, wie noch bei ein paar andere, wohl am stärksten zeigt:
„jetzt nicht mehr sparen, später ahorn und verschenkt, verschleudert er sein gold – und nützt ihm nichts, wenn es an sterben geht“
Man kann sehr schön in diesen zarten Zeilen ungehemmt von hinent nach vorne springen und sich dabei von der auch immer kritischen und manchmal auch melancholischer Sprachmelodie umhüllen lassen.
Kommt dann zur „doppelstunde“, wo Christl Greller den Zeitsprung beschreibt, wo die „sommerzeit wieder normalzeit“ wird, die sich listig ausnützen läßt:
„einmal wunscherfüllung einmal ZWEImal leben seis nur von zwei bis drei zeiger zurückgestellt, stunde wiederholt. zweite chance gehabt – und doch: weiter wie immer“
Sehr beeindrucken würde ich sagen und so gleitet man sprachumhüllt durch das Bändchen, um über dem ebenfalls sehr beeindruckenden „Chipgedicht“ zu einem Wien-Zyklus, den „Gesichtern einer Stadt“ zu kommen, wo Christl Greller für jeden Monat vom Jänner bis Dezember ein eigenes Gedicht hat, das von den „farblosen tagen, der abgeschalteten weihnachtslichter am graben“ im Jänner bis zum Dezember, wo es „auf jedem freien platz im häusergewühl, eine holzhütte, sogenannter weihnachtsstand“ gibt.
Und so bin ich an das Ende des Bändchen gekommen, kann mich bei Christl Greller für das von ihr gewünschte Lesevergnügen bedanken, ihr den Anklang den es bei mir gefunden hat, versichern, hoffe auch das entsprechende Feedback gegeben zu haben und kann ihr noch weitere Lyrikbände wünschen.
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