Literaturgefluester

2019-04-20

Tunnel über der Spree

Filed under: Bücher — jancak @ 00:47
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Der 1944 in Wetzlar geborene Schriftsteller, Essayist und Reporter, wie in „Wikipedia“ steht, feierte am dreizehnten April seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag. Zu diesem Zweck gab die „Frankfurter Verlagsanstalt“ einen Sammelband mit dem Untertitel „Traumpfade der Literatur“ heraus, wo es, wie man sagen könnte, auf eine Reise durch die literarische Vergangenheit des Autors geht und in sieben oder acht Abschnitte, kurze Portrait seiner Weggefährten, Erinnerungen an Begegnungen in deren Wohnungen oder auf Kongressen, aber auch skurille Geschichten, um Dichterpersölnlichkeiten oder die Aufarbeitung ihrer Themen geboten werden.

So beginnt es schon bei „Wer lacht hier, hat gelacht“, eine Reminiszenz, wie darunter steht, mit „Das schallende Gelächter von Walter Höllerer, das wiehernde Gelächerter von Hubert Fichte,  das bärbeißige Lächeln von Uwe Johnson, über Peter Weiss, zu Siegfried Unseld, dem das Buch auch gewidmet ist, und so weiter und so fort.

Jetzt weiß man schon, wer Hans Christoph Buchs Weggefährten sind, der glaube ich, auch bei der „Gruppe 47“ war und im ersten richtigen Abschnitt, geht es dann hauptsächlich in die Sechzigerjahre und nach „WestOstBerlin“, denn im Zweiteren hat er Wolf Biermann vor seiner Ausbürgering öfter besucht, hörte zu, als der auf seiner Gitarre das „Stasilied“ probte: „Menschlich fühl ich mich verbunden mit den armen Stasi-Hunden“, als es an der Tür läutete, ein solcher Einlaß begehrte und gemütlich „Hallo Wolf,  Ich möchte wissen, wer dieser, wie heißt er doch gleich – dieser Che Guevara, von dem neuerdings so viel jeredet wird, wer det eigentlich war?“, fragte und von Biermann dann  ein Lied über den Commatadore gesungen bekam und aufgeklärt wurde.

Günter Grass kommt in den späteren Abschnitten natürlich auch vor, über den äußert Buch sich sehr kritisch, meint, daß ihm „Ein weites Feld“, das Buch das er nach der Wende geschrieben hat, nicht gefallen hat, während man das über „Grimm“ mehr Beachtung schenken sollte. Er erinnert sich an Siegfrief Unseld, besucht auch Marcel Reich-Ranicky in seiner Wohnung und schreibt über Martin Walser, den er am Bodensee besucht.

In den „Literaturgeschichten“ gibt es dann eigene Texte über die Literaten und deren Werke, so eine über „Peter Schlemihils letzte Reise“, eine über „Schillers Schädel“ und ebenfalls sehr berührend, wenn er in den Leib des tuberkulosekranken Franz Kafka schlüpft und ihn einen Brief an ein kleines Mädchen schreiben läßt, das seine Puppe verloren hat.

In „Bagatellen zum Massaker“ beschäftigt er sich mit der berühmten Frage, ob Schriftsteller eine größere moralische Verantwortung hätten, als die „normalen  Menschen“ und beantwortet sie mit Beispielen von sowetischen oder auch Nazi-Schriftsteller, die andere denunziiert und verraten haben und sich dafür schöne Villen und Häuser bauten.

In „Spiel mir das Lied vom Tod“ geht es nicht nur um Paul Celan und seine berühmte Todesfuge. Hans Christoph Buch spannt hier den Bogen weiter über Goethe und Richard Wagner, bis zu dem, der sich in Ostdeutschland umbrachte, weil er seinen Betrieb wegen den Supermarktketten nicht mehr aufrechterhalten konnte.

Dann wird ein Besuch bei Günter Grass versichert, zu dem der Autor, wie schon geschrieben, ein eher distanziertes Verhältnis hatte, der ihm aber bei einem Besuch im März 2012, fragte, „ob wir eine Neuauflage von 1968 brauchen würden.“und der, wie ich gerade feststellte, am gleichen Tag, nämlich am 13. April 2015 gestorben ist, an dem Hans Christoph Buch Geburtstag hat.

Im nächsten Teil, „Blick zurück nach vorn“, geht es zunächst um einen anderen Buch-Vertrauten,  nämlich um den in der DDR geborenen Gert Loschütz, der 2018 auf der dBp-Longlist gestanden ist und von dem ich das nominierte Buch gelesen habe.

Dann wird aus dem Briefwechsel zitiert, den Hans Christoph Buch in den Sechzigerjahren mit den 1979 verstorbenen Nikolas Born führte.

Nach Kapiteln über Reinhard Lettau und den mir völlig unbekannten Gerd-Peter Eigner, geht es dann zum „Schlußwort in eigener Sache“ und zu den Identitätsfragen, den berühmten: „Wer man ist, woher man kommt und wohin man geht?“, die ja keiner wirklich beantworten kann.

Hans Christoph Buch, hatte aber eine haitische Großmutter, weshalb sich sein Vater mit dem Ariernachweis schwer tat, war Reiseschriftsteller, schrieb Kriegsreportagen, wurde, wie er im letzten Text einer Rede anläßlich einer Preisverleihung schreibt, vom Literaturbetrieb nicht oder zu wenig anerkannt. War wahrscheinlich auch das, was man einen „Achtundsechziger“ nennt, ein links denkender Schriftsteller, der mit den gleichgesinnten Intellektuellen seiner Zeit befreundet war und ich, die ich mich ja für jede Art des Literaturbetriebs interessiere, weil oder weil ich ja auch außerhalb stehe, habe wieder ein sehr interessantes Buch gelesen, bin eingetaucht in die Welt des literarischen Deutschlands der Neunzehnsechzigerjahre und ich liebe ja solche Bücher, habe unlängst von Hilmar Klute ein Ähnliches gelesen und Doris Kloimstein hat mit zwei Pen- Kollegen ja vor kurzem auch eines über den österreichischen Literaturbetrieb herausgegeben.

2019-04-19

Eure Heimat ist unser Albtraum

Filed under: Bücher — jancak @ 00:40
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Jetzt kommt ein Buch mit einem ziemlich provokanten Tiel, AFD, FPÖ und Patrioten werden vielleicht wütend in die Luft springen, das ich auf „Buzzaldrins-Blog“, den ich  früher viel gelesen habe, gefunden habe.

Die 1986 in Karlsruhe geborene, türkischstämmige Fatma Aydemir, die mit ihrem Debut „Ellenbogen“, 2017 großes Aufsehen erregte und Hengameh Yaghoobifarah, 1991 in Kiel geboren, haben, wie im Vorwort steht, im März 2018, die Idee dazu gehabt, als in Deutschland das Innenministerium in das sogenannte „Heimatministerium“ umbenannt wurde und haben dazu vierzehn Autoren und Autorinnen mit Migrationshintergrund eingeladen, einen Text oder Essay dazu zu schreiben.

Die Autoren und die Herausgeber sind sehr jung und sichtlich auch sehr selbstbewußt. So führen sie eine sehr laute, man kann auch sagen, rotzig freche Sprache, um sich wahrscheinlich auch gegen, die zu wehren, die ihnen das „Gendern“ verbieten und sie in ihre „Heimat“ die, vielleicht nie ihre war, zurückführen  wollen.

So wird in dem Buch auch sprachlich sehr gegendert und beispielsweise „frei – r Redakteur“ geschrieben, etcetera.

Ich verwende das wahrscheinlich nicht, obwohl ich für das Gendern bin und, wie meine Leser wahrscheinlich wissen, auch das Wort „Gutmenschin“ noch immer nicht als Schimpfwort betrachte, sondern eigentlich eine sein möchte.

Seit drei Jahren, das habe ich auch schon geschrieben, diskutiere ich dagegen mit dem Uli, den wahrscheinlich Bücher, wie dieses auf die Pame bringen und er mir eher die vom „Antaios-Verlag“ empfehlen möchte. Sehe, was sich da in letzter Zeit an Debatten abspielt und habe mich immer schon gewundert, daß die Migranten und Asylwerber, die dort angegriffen, beschimpft und, als Gewalttäter hingestellt werden, sich nicht dagegen wehren.

Die, die 2015 aus Syrien gekommen sind, sind wahrscheinlich noch nicht so selbstbewußt und können wohl auch nicht so gut Deutsch, um sich dagegen zu wehren.

Die Kinder der zweiten oder dritten Generation der Türken, die als sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland oder Österreich gekommen sind, können es dagegen schon und wenn sie dann noch zufällig Autoren und Autorinnen sind, entstehen Bücher, wie dieses, wo man sich, denke ich, nicht von dem vielleicht etwas provokanten Titel abschrecken lassen, sondern sie lesen und  darüber nachdenken und darüber diskutieren sollte.

Die 1985 in der SU geborene Sasha Marianna Salzmann, die 2017 mit ihrem „Außer sich“ auf der Shortlist des dBp stand, ein Buch, ich schreibe es gleich dazu, das mir nicht so gefallen hat, weil ich das Besondere und Einzigartige darin nicht verstanden hat, beginnt den „Essayreigen“ und beschreibt in „Sichtbar“, die doppelte oder dreifache Diskrimierung, die sie als Frau, Lesbe, Jüdin und Migrantin ausgesetzt ist und verweigert sich gegen das sich Unsichtbar machen und das sich Verstecken.

Sie zitiert eine Studie in der über vierzig Prozent der Gefragten gemeint haben, daß „Homosexuelle nicht so ein Geschrei wegen ihrer sexuellen Orientierung machen sollen“.

Was ich verstehen kann, daß es einem sowohl nervt immer wieder gefragt zu werden, „Woher kommst du und, wie lebst du?“, als auch, wenn alle, um dich schreien, „Nur die Homosexuellen sind die wahren Menschen!“, wenn man selber heterosexuell ist.

So beginnt wahrscheinlich die Diskriminierung und das gegenseitige Mißverstehen, denn ich habe auch schon geschrieben, daß ich eigentlich immer gerne jemanden fragen möchte, woher er kommt, weil mir das ja mehr von dem Menschen vererät, aber ich schaue mir in Büchern auch meist zuerst, die Biografien der Autoren an und möchte  gerne wissen, wann sie geboren sind und halte das auch nicht für Diskrimierung.

Mit der Herausgeberin  Fatma Aydemir geht es weiter und die scheint, wie ebenfalls schon erwähnt, sehr selbstbewußt zu sein und erregte so mit ihrem Text „Arbeit“ auch den Unmut mancher „Amazon-Leser“, weil sie sich gegen das ewige „Burn-Out“ der Deutschen mokiert, während man den Gastarbeitern und Migranten, also ihren Eltern und Großeltern immer sagte, daß sie mehr als die Deutschen und auch immer nur die schlechtere Arbeit, die diese nicht wollten, verrichten müßen und sich dadurch ihre Gesundheit ruinierten.

Fatma Aydemir hat es als Enkeltochter eines Gastarbeiters auf die Universität geschafft, schafft es auch mit dem „Migrantenbonus“ zu einer Einladung für ein Volontariat zu kommen, wird darauf von einer deutschen Mitbewerberin abgesprochen , bekommt die Stelle am Ende nicht und schafft es vielleicht auch mit ihrem Schlußsätzen „Ich will den Deutschen ihre Arbeit wegnehmen. Ich will nicht die Jobs, die für mich vorgesehen sind, sondern die, die sie für sich reservieren wollen – mit der gleichen Bezahlung, den  gleichen Konditionen und den gleichen Aufstiegschancen.“, Unmut zu erregen und zu provozieren.

Der  1983 in Hannover geborene Deniz Utlu thematisiert in seinem Text, die Frage, wie man sich in einer Gesellschaft sicher fühlen und Vertrauen haben kann, wenn es jederzeit passieren kann, daß man sich am falschen Ort befindet und dann plötzlich, wie es 2002 Murat Kurnaz passierte, für vier Jahre in Guatanamo befindet und sich der deutsche Staat für den in Bremen Geborenen und Aufgewachsenen nicht sehr einsetzte.

Dann kommt ein Text der „Bachmann-Preisträgerin“ von 2016, die 1972 in London geborene Sharon Dodua Otoo, die von ihrem Sohn und seinen Erlebnisse erzählt, die er in der Grundschule hatte, als sich dort ein weißes Mädchen mit einem Radiergummi vor ihn hinstellte, um seine schwarze Hautfarbe von ihm zu entfernen, denn „Schwarze Haut kommt vom Teufel.“

Erlebnisse und Vorurteile, die schwarze Kinder schon im Kindergarten ausgesetzt sind und  dort meist nicht viel Unterstützung bekommen und der Sohn erst lernen mußte, damit umzugehen und solche Sätze vielleicht, als eine Schwäche derjenigen, die sie aussprechen, zu interpretieren, weil sie es nicht besser wissen.

Der 1982 geborene und seit 2011 in Berlin lebende Enrico Ippolito, Kulturchef von „Spiegel-online“, schlägt mit seinen Text „Beleidigung“  in dieselbe Kerbe und erzählt von einem, der als Kind immer „Sphaghettifresser“ geannt wurde und jetzt Jahre  später mit seiner „nicht rassistischen“ Freundin in einer Kneipe sitzt, ein Bier nach dem anderen trinkt und nicht weiß, ob er  paranoid oder vielleicht auch rassistisch ist, wenn er ebenfalls auf seine Wertsachen schaut, wenn beispielsweise ein Roma in seine Nähe kommt und oder einen Deutschen „Kartoffel“ nennt.

Und Hengameh Yaghoobifarah, eine nach eigenen Worten „dicke, queer, Kanakperson, erlebt die Diskriminierung von allen drei Seiten und muß immer wieder erlebn, von „deutschen Annikas“ ohne Erlaubnis fotografiert zu werden.

Die Kulturwissenschaftlerin Mighu Sanyal beginnt in ihren Text wieder mit der berühmten „No go- Frage“ „Wo kommst du eigentlich her“ und setzt sich danach mit der Entstehung des „Heimatbegriffes“ auseinander, was der 1987 in Berlin geborene Max  Czollek, der mit seinem „Desintegriert euch“ bekanntgeworden ist, aufgreift und in zwölf Bausteinen zur „Gegenwartsbewältigung“ weiter fortführt, während Olga Grjasnowa von der ich schon zwei Bücher gelesen habe, in ihren Text sich mit den „Privilegien“ beschäftigt, die die verschienen Zuwandererungsgruppen haben und meint, daß sie seit 2015 nicht mehr so oft gefragt würde, wann sie wieder nach Hause gehe, weil sich das Interesse auf die Migratengruppen verlegthat, „die als ungebildet und als religiöse Eiferer gelten, Frauen schlecht behandelt und teure Handies haben.“

Die 1974 geborene Vina Yan, die zu der zweiten Generation in Österreich lebenden koreanischen Einwanderer gehört, habe ich schon einmal im Literaturhaus gehört, sie beschäftigt sich in ihrem Text mit dem „Essen“, während sich die in Polen geborene Margarete Stankowski mit der „Bildung“ beschäftigt und in ihrem Text herausarbeitet, wie wichtig die Muttersprache für die zugewanderten Kinder ist, daß diese sich dafür aber oft genieren und sie in der Schulde auch nicht so gefördert und als besondere Qualifikation angesehen wird.

Die 1981 in Bremen geborene Sprach- Islam, Genderforscherin und Rapperin Reyan Sahin setzt sich wieder sehr provokant und offen mit der selbstbestimmten weiblichen Lust einer womögich türkischen kurdischen oder arabischen Frau auseinander, die in einer Gesellschaft, wie dieser unterdrückt oder mißverstanden wird.

Am Schluß gibt es eine Zusammenfassung, beziehungsweise einen Aufruf zur Solidarität und des sich miteinander Verbinden, um gegen Gewalt und Alltagsdiskriminierung aufzutreten,  der 1982 in Hanau geborenen Theatermacherin und Aktivistin Simone Dede Ayivi, was mich an die Anfangsdiskussion mit dem Uli zurückführt, denn unser politischer Streit hat ja  angefangen, als ich das Buch von Sasha Batiany gelesen und gemeint habe, daß es nicht so wichtig ist zu fragen, wie ich mich in der Vergangenheit verhalten hätte, sondern wichtiger in die Zukunft zu schauen, um aufzupassen, daß das niemals wieder passiert und ich denke, daß ein Buch wie dieses, so provokant und widersprüchlich es vielleicht auch ist und ich habe damit, daß ich jetzt nicht mehr fragen soll, wer der andere, mir gegenüber jetz ist, auch meine Schwierigkeiten, -dazu helfen kann, die anderen, die jungen aufmüpfigen Migranten und Migrantinnen der zweiten und dritten Generation besser und damit auch die gesellschaftliche Lage, in der wir leben, zu verstehen und kann das Buch allen und natürlich auch dem Uli sehr empfehlen, dem es aber wahrscheinlich zu provokant ist, deshalb noch ein Hinweis, auf die anderen gesellschaftlich relevanten Bücher, die ich in  letzter Zeit gelesen habe, da wäre einmal Robert Misik „Herrschaft der Niedertracht“, „No more Bullshit“ wendet sich vor allem gegen den Alltagsexismus.

„Das Herz verläßt keinen Ort an dem es hängt“, beschäftigt sich mit der Literatur derer, die um oder nach 2015 nach Deutschland gekommen sind und Dilek Güngür hat sich in „Ich bin Özlem“ auch mit diesem Thema auseinandergesetzt.

2019-04-18

Augenblicke

Filed under: Bücher — jancak @ 00:53
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Jetzt kommt ein Buch, das ich eigentlich gar nicht lesen wollte, hat mir  doch der 1965 geborene und in Solothurn lebende Stefan Schär, vor einigen Wochen, ein Mail geschickt, wo er mir sein bei „Book on Demand“ erschienenes Buch, das hunderteins überraschende Geschichten oder Aphorisen, Gedankden und Notizzen über das Leben enthält zum Lesen angeboten und wollte mir das Buch in Print oder E-Form schicken.

Seit ich blogge passiert mir das, das ich angeschrieben werde und mir Leute oder Verlage ihre Bücher anbiete. Ich frage auch selber welche an und seit ich noch nicht Buchpreis lese und daher mit Angeboten überhäuft bin, habe ich solche Anfragen immer gerne angenommen, möchte ich doch, daß die Leute auch meine Bücher lesen und habe auf diese Art und Weise auch schon wirklich sehr viel außergewöhnliches gelesen, was sonst wahrscheinlich an mich vorbei gegangen wäre.

Aber seit ich bei den Vorschauen nicht wirklich nein sagen kann, häufen sich bei mir im Badezimmer die Bücherberge und auch ich muß auswählen, obwohl ich das ja auch bei mir nicht will, daß die Blogger „Leider, leider!“, meine Bücher ablehnen, weil „Selbstgemachtes, nein , das wollen wir doch nicht!“, so habe ich auch Herrn Schär freundlich abgeschrieben und dann bemerkt, daß er mir das PDF der „101 Augenblicke“  schon mitgeschickt hat und, daß ich es dann liegenlasse, nein das kann und wollte ich nicht und so habe ich mir jetzt zwischen den Debuts, den Mühsam- Originaltexten und auch den Thrillern und den dicken Wälzern, die ich noch in meinem Badezimmer habe, jetzt eine vergnügliche Stunde gegönnt und bin durch die hundert Geschichten von denen die kürzeste nur aus dem Wörtchen „Hmmh“, besteht, gegangen und habe  eine sehr liebevoll zusammengestellte Sammlung gelesen, die Stefan Schär, wie er mir schrieb, auch sehr bewußt und genau zusammenstellte.

Denn da gibt es sehr Ungewöhnliches, wie die Geschichten vom lieben Gott, der sich über die Dummheit der Menschen wundert, aber auch seine Schwächen hat, bis zu den ganz banalen, wo die Kindern ihren Eltern geduldig den neuesten Kleider- und Musikgeschmack erklären und die sich dann erinnerten, daß sie das bei ihren Eltern auch einmal taten.

Es gibt die Geschichte von einem, der nach seinem Tod nach zwölf bei seiner Witwe läutet und die, wo sich einer an das Kämmen der verlorenen Haare seiner verstorbenen Frau erinnert und die, wo es um das Schreiben geht, da will einer über den „Herrn Keuner“, wie es ja auch Brecht und noch einige andere getan haben, schreiben und es dann doch nicht tut oder der, der bei seinem Roman über den zweiten Satz nicht hinauskommt und tut er es dann doch, stellt er seine Sätze genau und liebevoll zusammen, kommt dann die Lektorin und dreht ihm alles um und läßt ihn beschämt zurück.

Sehr eindrucksvoll und interessant die Geschichten des Stefan Schär, die man bei ihm bestellen, aber auch auf seiner Website und bei Instagram finden kann, da er dort täglich eine davon hineinstellt, so daß man nichts versäumt und nichts verloren geht und das Cover ist auch schön bunt und zeigt eine fröhliche Menschenschar, die Hand in Hand durch das Leben wandert und die Augenblicke sichtlich genießt.

2019-04-17

Das Leben ist eins der Härtesten

Filed under: Bücher — jancak @ 00:22
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Jetzt kommt wieder ein Debut und zwar von einer sehr jungen Frau, der 1991, geborenen Giula Becker, die für „Das Leben ist eines der Härtsten“, bei „Rowohlt“, erschienen, schon einen Debutpreis bekommen hat und mir ging es recht ambivalent mit dem Buch, das in seiner Absurdität und Skurillität, am Klappentext steht wieder etwas von „grandios-komisch“ an Nele Pollatscheks Debut erinnert hat und am Anfang, im ersten Teil war ich baff, denn ich dachte, das ist ja ungefähr das, was ich in meinem nächsten Romanprojekt beschreiben will und habe mich gefreut, daß  die jungen Autorinnen alle sehr realistische Romane zu schreiben scheinen.

Denn da gibt es vier Personen, Silke, Renate, Willy-Martin und Frau Goebel und die werden im zweiten Teil für drei Tage in ein „Tropical Island“ eine Art Wellnessparadies in der Ex-DDR, wenn ich es richtig verstanden habe, aber da hat mir das Buch schon nicht mehr so gefallen.

Der erste Teil ist aber wirklich sehr eindrucksvoll geschildert, daß ich wieder dachte „Wui, wie kann die das schon mit achtundzwanzig Jahren?“ und um es kurz zusammenzufassen. Es passiert wieder einmal viel zu viel und die Tragik wird wahrscheinlich sehr geschickt, um den Lesergeschmack zu treffen, mit der Komik aufgewogen oder überbordet, so daß ich das Buch eigentlich als sehr traurig empfunden habe und dazu passt auch der Titel und der Schlußsatz den Silkes Oma immer sagte:

„Das Leben ist eines der Härtesten, wenn die Depressionen im Winter wieder schlimmer wurden und ihr nichts anderes mehr übrigblieb, als über die ganze Sache zu lachen.“

Da denke ich auch, wie kommt eine Achtundzwanzigjährige zu diesen Sätzen? Hat sie sie erlebt oder nachempfunden und um, mit dem Anfang zu beginnen oder wieder ordentlich zu spoilern, Silke hat einmal im Leben, als sie ihren damaligen Mann Unterlagen zu einer Konferenz bringen sollte, die Notbremse gezogen und das hat ihr ganzes Leben zersötrt. Sie sitzt jetzt, wahrscheinlich Jahre später, auf einem Berg von Schulden oder eigentlich arbeitet sie in einer Bahnhofsmission, denn sie hat auch und das fand ich sehr interessant und sehr schön ausgearbeitet, ein Helfersyndrom.

Diese Bahnhofsmission wird köstlich geschildert. Denn der Leiter ist ein Herr Marquart und der will ein hippes Szenelokal aus der Sozialeinrichtung machen, so daß es eine teure Kaffeemaschine gibt und die Obdachlosen hinausgegreult werden.

Silke spielt da nicht mit, sondern geht mit Zippo, das ist einer der Obdachlosen, der Krebs hat, zum Arzt und will, da die Sozialsysteme offenbar für die Behandlung nicht aufkommen, was zum Glück, glaube ich, noch nicht so realistisch ist, dafür Geld sammeln.

Sie hat aber auch eine Freundin namens Renate, die ihr damals in ihrer Krise geholfen hat, die ist eine sehr skurrile Person, deren Hund gestorben ist. So daß sie sich aus der Depression, in der sie sich seither befindet, nur durch massive Impulskäufe retten kann und Willy-Martin ist ein Taubenpfleger mit Hundephobie, der beim Online spielen, eine Kerstin kennengelernt hat. Die zieht über Nacht mit ihrem Hund bei ihm ein und vergreult ihn aus seiner Wohnung, so daß  beide bei Silke landen, die gerade von ihrem Ex-Mann, der wieder zu ihr will, besucht wurde und sich außerdem, um die neunzigjährige Frau Goebel kümmert, die nur noch den Wunsch hat, in dieses Tropical Ressort zu kommen.

So fahren die vier mit Willy-Martins Taubenlaster dorthin und dort passieren skurrile Sachen. Renate flippt völlig aus, wird aus dem Paradies hinausgeworfen, ißt Unmengen an Sachen und zerstreitet sich  mit ihren Freunden und im Teil drei, der bezeichneterweise „Das Finale“, heißt, wird versucht das Ganze wieder zusammenzuhalten und zu einen guten oder auch skurillen Ende zu bringen.

Silke wammelt das Geld für Zippos OP, der aber verschwunden ist, verkauft dafür ihre wenigen Sachen auf einem Flohmarkt. Willy-Martin dem es gelungen ist, Kerstin hinauszuschmeißen und seine Wohnung vom Hundekot zu säubern, hilft ihr dabei. Entdeckt dabei Renate, die dabei ist, ihre Impulsvekäufe wieder zu verkaufen und Willi-Martin bringt Silke auch auf die Idee es mit einem Spendenlauf zu versuchen.

Der endet natürlich auch kurill mit nur vierzig Euro Einnahmen. Frau Goebel stirbt dabei , macht Silke zwar zur ihrer Erbin, hat aber auch nur etwa zweihundert Euro. Am Schluß kommt Renate aber mit einem Säckchen in dem 150 000 Euro stecken und alles alles wird gut.

Silke begleitet Zippo ins Krankenhaus und wir haben gelernt, daß das Leben eines der Härtstens ist und dabei, wie es sich vielleicht der Verlag wünschte, ein paar skurille Tränen gelacht, die bei mir aber, die ich ja alles sehr ernst nehmen, eher steckengeblieben bin und am Schluß nicht so recht weiß, was ich von diesem Debut halten soll?

Ein gutes Buch? Ein schlechtes Buch? da bin ich mir nicht so sicher. Wahrscheinlich ist das Potental von beiden enthalten. Ich hätte es gestraffter und  weniger skuriller gemacht, aber dann wäre es wahrscheinlich kein so großer Erfolg geworden und die  die Tränen wären einen beim Lachen auch nicht gekommen oder stecken bleiben.

 

2019-04-16

Sechs Tage im April

Filed under: Bücher — jancak @ 00:23
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Nach Robert Misiks Streitschrift zur Lage der Nation nach einem guten Jahr schwarz blau neu, geht es jetzt  hundert Jahre zurück, denn ich interessiere mich ja  sehr für die politische Situation bis oder ab dem ersten Weltkrieg und da hat mir der „Verbrecher-Verlag“, den ich ja vorigen Herbst durch das Debutpreislesen besonders kennenlernte, ein besonderes Buch geschickt, was mich etwas erstaunte, bringt er offenbar nicht nur zeitgenößische Literatur und da auch einige Debuts heraus.

Er beschäftigt sich auch mit Erich Mühsam und da hat der 1967 geborene  Markus Liske gemeinsam mit Manja Präkel deren 2017 Debut ich ja vor kurzem gelesen habe, schon einige Bände mit seinen Originalzitaten aus Briefen und Tagebüchern herausgegeben.

Wir haben den April 2019 und da gab es vor hundert Jahren „Sechs Tage bayrische Räterepublik“, das heißt, die hat schon im November angefangen, jedenfalls hat Volker Weidermann schon 2017 das Buch „Träumer“ darüber geschrieben und jetzt geht es, fast pünktlich zu Ostern,  hundert Jahre zurück, wo Erich Mühsam an  der Spitze der Räterepublik tätig war, bis er verhaftet wurde und Markus Liske hat wieder Originalzitate verwendet, sich aber, was höchst löblich und wahrscheinlich auch sehr wichtig ist,  nicht nur auf die Titel gebenden, sechs Tage im April bezogen, sondern geht eigentlich durch das ganze Mühsam Leben, um auch das Vor- und Nachher zu verstehen und das,  die Originalzitate in kurzen oder längeren Ausschnitten zu lesen, ist zwar etwas mühsam, aber sicher auch sehr interessant, denn ich bin ja  keine  Mühsam Expertin, habe aber gesehen, daß ich zwei Bücher von ihm habe, eines, „Der Bürgergarten“ habe ich mir 1983, also noch in DDR-Zeiten in Budapest gekauft, als ich mit dem Alfred das erste Mal in meinem Leben dort war.

Es war nicht ganz leicht in das Buch hineinzukommen, obwohl Markus Liske immer schön zusammenfaßt, es auch ein Vorwort gibt und unter die Textausschnitte auch immer genau angibt, woraus er zitiert, so habe ich mir „Wikipedia“ zu Hilfe genommen und werde  daraus zitieren, daß Erich Mühsam, der von den Nazis 1934 im KZ Oranienburg ermordet wurde,  1878 in Berlin als Sohn eines Apothekers geboren wurde.

Er hat dort das Gymnasium besucht, ist aber  wegen „sozialdemokratischer Umtriebe“ vertrieben, was für den weiteren  Lebenslauf des Anarchisten, Publizisten und Antimilitaristen sehr bezeichnet ist.

Er hat sich dann  als Apothekergehilfe ausbilden lassen, bevor er einige Jahre durch die Welt zog und sich 1909 in München Schwabing niedergelassen, wo es in dem Buch schon einige Texte gibt, so etwa die, wo er das Wesen der „Bohemiens“ beschreibt.

Er hat in München  den „sozialistischen Bund“ gegründet und ist mit Gustav Landauer, der ja ebenfalls führend an der Räterepublik beteiligt war, in Berührung gekommen. 1911 hat er  „Kain – Zeitschrift für Menschlichkeit“ herausgegeben, aus der es in dem Buch immer wieder Texte gibt.

So etwa einer über die „Polizei“, denn Erich Mühsam wurde 2010 verhaftet und freigesprochen, dann gibt es einige Artikel über den „Sozialismus“ und das „Wahlrecht“.

Dann kommt der erste Weltkrieg, wo Mühsam 1915 seine Frau Zenzl heiratete,  seine Zeitschrift einstellte, die  er nach 1918 wieder aufleben ließ, so daß es in dem ersten Kapitel, das die Ereignisse bis zur Räterepublik erklärt  auch Tagebucheintragungen und Gedichte gibt.

Der zweite größere Teil „Alle Macht den Räten“ beginnt mit dem berühmten Gedicht „Fanal“, dann geht es zunächst in das Jahr 1920, wo Mühsam noch im Gefängnis sitzt, die Ereignisse vom April 1919 aufschreibt und  einen Brief an Lenin hinausschmuggelt, in dem er das falsch Dargestellte Ereignisse korrigiert, was aber nicht gelungen ist, da Lenin starb und sich die SU vom sozialistischen Musterstaat, an den Mühsam lange glaubte, ja in eine Diktatur verwandelte.

Dann geht es in den November 1918 zurück, wo die Revolution mit einer Demonstration, organisiert von Kurt Eisner und Erhard Auer, auf der berühmten  Münchner Theresienwiese begann und die Republik ausgerufen wurde, wie auch von Volker Weidermann in seinem Buch beschrieben wurde.

In den „Kain-Flugblätter“ erscheinen  ab November, während Eisler an der Spitze der neuen Regierung steht, berührende Aufrufe an die „Soldaten! Arbeiter! Volksgenossen!“ zum Thema „Krieg – Revolution – Friede“.

Im Dezember 1918 versuchte Mühsam fast alle bürgerlichen Zeitungen Münchens zu besetzen, was aber durch das Erscheinen von „Ministerpräsidenten Eisner“ mißlang, wie er in dem Artikel „Mein Putsch gegen die Münchner Zeitungen“ beschrieb, wo interessant, auch schon die Worte „Lügenfreiheit der Presse“ vorkommen, die derzeit ja so gern von den patriotischen You Tubern benutzt werden.

Es kam zur Streichung des Weihnachtsgeldes der Kieler Matrosen, die ja die Novemberrevolution ausgelöst habn, was Mühsam zum Artikel „Gegenrevolution“, in seiner „Zeitschrift für Menschlichkeit“ veranlaßte.

Und da er für „Alle Macht den  Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräten!“, ist, schreibt er einen „Boykottaufruf“ für die Wahlen, die in der Räterepublik kommen sollen und hat seine Schwierigkeiten mit Kurt Eisner, der ihn verhaften lassen wollte.

Im Februar gab es dann den Putschversuch, bei dem Kurt Eisner ermordet wurde, was von Mühsam in einem Essay  sehr bedauert wurde und die Revolution wieder belebt wurde, da es wie Mühsam schrieb, „Das Proletariat erweckt wurde und es zum Generalstreik kam“.

Bei dem Anschlag sollten auch Landauer und Mühsam ermordet werden, die sich  aber nicht in München befanden, so daß Mühsam nach dem Anschlag, gemeinsam mit Ernst Toller und Gustav Landauer vom siebenten bis dreizehnten April  an die Spitze der Räterepublik gesetzt, während in Unbarn die Räterepublik unter Bela Kun schon im März ausgerufen wurde, was Mühsam sehr begrüßte und in einigen Essays euphorisch beschrieb.

Am Palmsonntag, den 13. April wurde Mühsam  verhaftet und ins Zuchthaus Ebrach gebracht, wo er in Hungerstreik tritt und die Ereignisse zu beschreiben beginnt. Die Räterepublik hat noch einige Wochen weiter bestanden. Mühsam wurde zu fünfzehn Jahren Festungshaft verurteilt und 1924 amenstiert.

Der dritte Teil  „Testament der Freiheit“ beginnt mit dem Gedicht „Gefängnis“, wo Mühsam seine Hafterfahrungen beschreibt und es dann zu einer Beschreibung der Gerichtsverhandlung Juni kommt.

1930 setzt er sich in einem Text mit der „Kunst und dem Proletariat“ auseinander und beginnt, wie Markus Liske schreibt, sich für die „Rote Hilfe“ einzusetzen und Gedenkartikel über Gustav Landauer, Eugen Levine und sogar Kurt Eisner zu schreiben und setzt sich mit Sowet-Russland auseinander.

1933 kommt Hitler an die Macht und Mühsam wird am achtundzwanzigsten Februar von der SS verhaftet und in verschiedenen Gefängnissen und Lagern Folterungen und Verstümmelungen ausgesetzt, bis er im Juli 1934 stirbt.

Seine Frau Zenzl, die in die SU geflüchtet ist, kommt dort jahrelang in Lager und kann erst in den sechzigerjahren in die DDR ausreisen und ich habe ein  spannendes Buch mit spannenden Originaldokumenten gelesen, das weit mehr, als die im Titel erwähnten, sechs Tage beschreibt, was nicht immer  einfach war, viel Aufmerksamkeit und Konzentration verlangte, aber wahrscheinlich ein authentischeres Bild der Ereignisse gibt, als wenn man einem Roman darüber liest.

Mich hat das Buch an den Revolutionsworkshop erinnert, den ich ja derzeit meines Unfalls wegen nicht besuche und auch daran, daß ich ja noch einen Krimi über die Rebubliksgründung in Österreich im November 1918 auf meinem Stapel liegen habe.

Mein Geschichtsbild hat sich wieder etwas verschärft und besonders spannend finde ich es auch, die Ereignisse vor hundert Jahren mit der heutigen Zeit zu vergleichen, was mir manchmal so aktuell erschien, daß mir fast das  Gruseln kam.

2019-04-15

In die Karwoche

Filed under: Alltagsgeplauder — jancak @ 00:52
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Die Karwoche ist angebrochen, die für mich immer eine besondere ist, bin ich ja eine Freundin der Rituale und so räume ich zu Weihnachten und zu Ostern immer diverse Dekorationsgegenstände aus dem Keller und baue mir in Wien und Harland immer die Ostereier und die Osternesterln auf dem Fensterbrett oder dem Vorzimmerkästchen auf. In Harland baumlen auch ein paar Osterhasen vom Fensterhacken und ein paar Körbchen sind aufgebaut, in Wien habe ich die Dekorationen unfallbedingt im Keller gelassen und Schokoosterhasen sind bis jetzt auch noch keine zu mir gekommen.

Ein paar Pinzen habe ich in der Fastenzeit zum Frühstück gegessen, Bärlauch  nur den, der noch vom Vorjahr in der Tiefkühltruhe war, denn den ich vor fünf Wochen von der Rudolfshöhe kommend, plücken wollen,  die diesbezüglichen Plastiktaschen schon auf das Rad gepackt, konnte ich ja nicht mehr ernten, habe ich jetzt schon fünf Wochen einen Gips und werde den noch eine Woche haben.

Am Osterdienstag kommt er dann hinunter, wie es dann wird, werde ich sehen und den Osterspaziergang der Litges, der diesmal schon eine Woche früher, nämlich am Palmsamstag war, habe ich auch versäumt.

Hätte das aber ohnehin, weil ja zeitgleich das „Literatur und Wein Festival“ in Krems und Göttweig stattfand, zu dem wir ja Karten hatten. Das habe ich  besucht, weil man da ja mit dem Auto bis vor das Literaturhaus fahren konnte und nur in Göttweig ein paar Stiegen steigen mußte.

Den Osterspaziergang um den Viehofener See, bei dem ich die letzten Jahre war und immer einen eigenen Text dabei vorgelesen habe, aber diesmal ausgelassen, alles ändert sich und auch Eva Riebler war diesmal nicht dort, wie sie uns sagte, als wir sie vor ein paar Wochen zufällig  auf der Rudolfshöhe trafen.

Ich war seit dem Unfall vier Wochen nur am Freitag in  Harland, wenn ich bei den Kontrollen im LKH St. Pölten war, dann sind wir immer nach Wien zurückgefahren. Dieses Wochenende sind wir aber in Harland geblieben und von dort nach Krems und Göttweig gefahren.

Am Montag fahren wir dann wieder nach Wien, wo wir bis Donnerstag bleiben, ich meine Stunden mache und auch zu keine Veranstaltungen gehen werde, aber in der Karwoche sind die erfahrungsgemäß ohnehin eher knapp und da bin ich in den letzten Jahren eher zum Musikprogramm in die AS gegangen, weil es keine andere Alternative gab.

Am Dienstag werden wir mit der Anna, die ja am vierzehnten April ihren fünfunddreißigsten Geburtstag hatte, wieder in die „Hollerei“ essen gehen, da wollte ich ja eigentlich mit dem Rad hinfahren, was genauso wie das Radfahren, ab Karfreitag Richtung Wilhelmsburg, Herzogenburg oder Traismauer ausfallen wird. Alfred will aber am Ostersonntag grillen und dazu die Doris Kloimstein einladen, die mich  ja  im Spital besucht  hat und mir was zum Lesen mitbrachte und am Montag fahren wir vielleicht mit dem Auto ins Donaugasthaus nach Traismauer, da sollte eigentlich der Gips herunter, wurde aber, weil ein Feiertag auf den Dienstag verschoben und ansonsten habe ich inzwischen auch schon ein Osterei in der Harlander Küche liegen und ein kleinerer oder größerer „Lindt-Osterhase“, kommt, wie in den letzten Jahren vielleicht auch noch dazu.

2019-04-14

Reisen und Erinnern bei der 21. Literatur und Wein

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 17:09
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Alternativtext

Sylvia Treudl

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Bora Cosic

Ein vorläufiges Ende meiner Veranstaltungspause machte ich, wie angekündigt, mit dem einundzwangisten „Literatur und Wein-Festival“ in Krems und Göttweig, für das Alfred, glaube ich, jetzt schon das siebente Mal Karten kaufte und so sind wir am Donnerstag nach fünf wieder nach Krems hinausgefahren, wo das niederösterreichische Kunstmuseum das ja im vorigen Jahr noch gebaut wurde und die Zufahrt leicht behinderte, inzwischen fertig ist.

Nach vier Wochen Veranstaltungsabstinenz also wieder hinein in das Vergnügen und eine andere Veränderung gab es auch, wurde der Wein aus dem Kamptal ja diesmal direkt im Veranstaltungsraum und nicht wie früher im Foyer dargeboten und die Eröffnungsveranstaltung war, wie man vielleicht sagen kann, zwei älteren internationalen Dichtern gewidmet, von denen ich von beiden jeweils schon etwas gelesen habe.

Sylvia Treudl eröffnete wie immer und stellte Bora Cosic und Meir Shalev vor und von dem 1932 in Zagreb geborenen Bora Cosic habe ich ja während unseres Kroatienurlaubs in Montenegro seinen, wie Sylvia Treudl erwähnte Kultroman „Die Rolle meiner Familie bei der Weltrevolution“ gelesen.

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Meir Shalev

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Dzevad Karahasan

Jetzt hat er ein Buch über das Reisen, das halbe Thema der heurigen Veranstaltung, geschrieben und zwar eines wo er durch Österreich und durch Italien reist und wenn man in Krems ist und die Doanu hinuntergefahren ist, werden natürlich diese Stellen gelesen, wo Krems, Göttweig und St. Pölten vorkommen.

Bora Cosic hat ein Stück auf Kroatisch und Christoph Mauz, wie immer die Übersetzung gelesen und von dem 1948 in Israel geborenen Meir Shalev, den ich, glaube ich schon einmal auf der „Buch-Wien“ hörte, habe ich „Judiths Liebe“ gelesen und er hat jetzt ein Erinnerungsbuch, die andere Themenhälfte geschrieben, wo es um seine Familie, seine Großmutter und ihren amerikanischen Staubsauger geht und wo dann er, beziehungsweise Christoph Mauz die Stellen lasen, wo der Erzähler mit roten Zehennägel, die ihm seine kleinen Nichten angemalt haben, zu einer Ausstellungseröffnung geht und sich dann an seine Großmutter erinnert, die mit ihren Staubsauer und ihren Putzlappen immer sehr viel reinigte und deren Klo man  nie benutzen durfte, weil dort die Pflaumenkuchen zum Auskühlen standen.

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Jaroslav Rudis

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Erich Hackl

Am Freitag ging es in Göttweig weiter, wo der 1953 geborene bosnische Autor Dzevad Karahasan mit seinem „Erinnerungsbuch“ „Ein Haus für die Müden“,  begann, das in das zwanzigste Jahrhundert, beziehungsweise in den ersten Weltkrieg zurück geht, wo Briefe von Baden bei Wien nach Sarajewo aus Schuld eines Briefträgers vierzehn Monate brauchten, bis sie ankamen.

Das nächste Buch nämlich Jaroslav Rudis „Winterbergs letzte Reise“, über das ich bei meinem Leipzig Surfing ja schon einiges hörte, geht auch in die Vergangenheit, nämlich bis in die Schlacht von Köngisgrätz zurück, beziehungsweise reist der Herr Winterberg mit seinem Altenbetreuer, glaube ich, auch bis nach Sarajewo, mache aber in Wien Station, wo er die Kapuzinergruft und noch einige andere Orte besuchte.

In der Pause versuchte ich dann in das Sommerreflektiorium und zu den Weinen, die diesmal, glaube, ich die gesamte niederösterreichische Region umfassten und wieder von den Winzern vorgestellt wurde, zu gelangen, was mit dem am Morgen ausgewechselten neuen Gips ein wenig angstrengend war. Der Zweigelt und der Pinot Noir schmeckten aber gut.

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Christina Viragh

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David Schalko

Aus  Erich Hackls „Am Seil“ habe ich ja schon im Literaturhaus gehört, während das Buch der Christina Viragh in dem es wieder um das Reisen, nämlich um einen Flug nach Zürich geht, wo einer das ganze Flugzeug mit seinen Geschichten unterhält, obwohl es mir versprochen wurde, weilauf der 2018 Longlist des dBp stehend, nicht zu mir gekommen ist, so daß ich es jetzt über die <lesung kennenlernen konnte.

Die musikalischen Einlage stammten wieder von Roland Neuwirth, der diesmal mit dem radio string quartett, auftrat und diesmal nur zwei Sessions hatte. Die zweite haben wir versäumt, weil schon zu erschöpft, vorher aber wieder David Schalko aus seinen „Schweren Knochen“ gehört.

Am Samstag ging es dann  mit der „Transflair-Reihe“, die von Klaus Zeyringer moderiert wurde, weiter, die diesemal ein sehr aktuelles Thema, nämlich „Frauen, Ohnmacht, Macht“ hatte, habe ich da ja vor kurzem auch einige Bücher gelesen, die „Zib-Moderatorin“ Lou Lorenz-Dittelbacher hat aber auch eines dazu geschrieben und hat da acht ehemalige Politikerinnen interviewt und zu ihrer Situation befragt. Das diskutierte sie mit dem stellvertretenden Spiegel-Chef Dirk Kurbjuweit, der auch als Autor tätig ist.

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Barbara Frischmuth

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Julian Schutting

Dann war Mittagspause und da bin ich ja meistens nach Krems gegangen und habe mir dort beim „Nordsee“ ein Fisch-Weckerl gekauft. Vor zwei Jahren habe ich in dem Gasthaus gegessen, wo das Alternativprogramm stattgefunden hat und diesmal wollte ich eigentlich in das Restaurant bei der Schifflandestation an der Donau gehen, habe aber gesehen, daß es dort, wo es einmal das Gasthaus zur „Stadt Krems“ gegeben hat und jetzt die neue Kunsthalle steht, auch ein Restaurant gibt, habe dort eine Leber gegessen und wollte dazu einen roten Spritzer trinken. Was dann kam, ist eigentlich Wert  ein Stück Literatur daraus zu machen. Es kam nämlich ein weißer Spritzer, ich grinke aber keinen Weißwein, die Kellnerin war ein wenig ungehalten, sagte, es gäbe keinen roten Spritzer, also was anderes, haben sie einen „Hugo“ habe ich gefragt, aber das ist auch ein Wißwein, hat sie geantwortet, den trinke ich aber nur in der süßen Holunderform und eigentlich mit Prosecco.

Es kam dann von der Kellnerin bei der ich bestellt habe, ein Aperol Spritz, „Also gut, dann bringen Sie mir ein Achter rot und ein Glas Wasser!“, habe ich gesagt, weil ich auf der Karte gesehen habe, daß es das gibt, roter Spritzer tatsächlich nicht. Sie hat mir dann wahrscheinlich in den weißen Spritzer eine Zitronenscheibe und einen schwarzen Strohhalm gegeben und beim Bezahlen gesagt, daß es eigentlich schon roten Spritzer gäbe, dann zurück ins Literaturhaus, zwar nicht zur Wanderung, das geht mit Gips doch nicht, obwohl das andere  eigentlich erstaunlich gut funktionierte.

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Antonio Fian

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Wienerblond

Also mit dem  Lift in den zweiten Stock gefahren, wo diesmal das Alternativprogramm abgespult wurde. Da gab es schon am Vormittag die „Wo Lyrik zu Hause-Reihe“ wo es ja auch immer die kleinen bunten Hefterln gibt, die zur freien Entnahme aufliegen oder auch bei den Goodies waren ist, die  im Festivalpaß enthalten sind.

Da wurden diesmal Vladimir Durisic  aus Montenegro, Eleaor Rees aus GB, Marija Andrijasevic aus Kroatien und Jakobe Mansztajn aus Polen vorgestellt und am Nachmittag gab es dann „Dichtung entdecken, wo Christoph W. Bauer, die derzeitge Writerin in Residence die Serbin Sofia Zivkovic, Sabine Gruber, Julian Schutting und Kathrin Schmidt vorstellte, die jeweils aus ihren Werken lasen.

Das hat etwa eine Stunde gedauert, wahrscheinlich so wie die Wanderung, die schon eine halbe Stunde früher weggegangen ist, so daß ich noch bequeum in den Veranstaltungssaal kam, wo die Lesung mit Lorenz Langenegger, der eigentlich aus Zürich ist, aber in Wien zu leben scheint, weil ich ihn sehr oft bei Veranstaltungen sehe, gerade begonnen hat.

Das heißt Sylvia Treudl stellte gerade ihn und seinen Krimi um einen Polizisten namens Wattenhofer, der eigentlich keiner ist, vor und Lorenz Langenegger hat zuerst zum Thema passend aus den zwei Bücher gelesen, die ich auch gelesen habe und dann ein Stück aus „Dorffrieden“ was ich sehr interessant fand.

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Verena Doublier

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Sebastian Radon

Dann gab es Wein zu verkosten, allerdings wieder nur weißen, also habe ich mich zuerst in das Foyer und dann in den kleinen Park wo es das Denkmal bezüglich „April in Stein“ gibt, gesetzt und mein aktuelles Buch gelesen, bis der Bus kam, der mich nach Göttweig brachte.

Der Alfred ist diesmal erst um acht gekommen, weil er in Wien bei einer Besprechung wegen seiner Kuba-Reise war, die ja bald stattfindet und in Göttweig hat es mit Hans Platzgumer, von dem ich ja „Am Rand“ gelesen habe angefangen.

Jetzt hat er ein neues Buch, das „Drei Sekunden jetzt“ heißt und von zwei Findelkindern handelt. Dann kam Barbara Frischmuth und von der wurde ja nicht nur ihr altes „Macht nix“ aufgelegt, sie hat auch ein Erinnerungsbuch, das „Verschüttete Milch“ heißt und von einem Kind handelt, das im Ausseerland in einem Hotel aufwächst und weil niemand Zeit hat, sich mit ihm zu beschäftigten mit Geistern und mit Elfen spricht, bis es dann in die Klosterschule kommt.

Sehr bekannt also, während mir der Schweizer Schriftsteller Klaus März dessen Buch „fima“ heißt, höchstens vom namen bekannt war. Karl Markus Gauss habe ich dagegen gekannt und er hat etwas gemacht, was, glaube ich, sowohl Ilse Kilic, als auch ich selber schon machte. Er hat sich mit den ganz banalen Gegenständen in seinem Zimmer beschäftigt und die beschrieben. Das heißt er hat von seiner Wohnung und seinen Büchern gelesen, er hat auch ungefähr zehntausend Stück und gibt sie wie ich nicht mehr her und dann davon, daß er aus den Hotels in denen er logiert immer die Duschhauben mitnimmt und sie sammelt.

Sehr interessant, dann kam Ernst Molden mit seinerm „Frauenorchester“ und danach wäre Natascha Wodin gekommen, die ja im vorigen Jahr den „Leipziger- Buchpreis“ bekommen hat. Der Alfred war auch schon da und so sind wir noch in der Pause und nach einem Glas Wein, es bleiben uns diesmal die Gutscheine über, zurückgefahren, weil das Ganze nach vier Wochen Abstinenz doch sehr anstrend ist und ich auch noch bloggen mußte.

Am Sonntag ging es  aber gleich weiter mit der berühmten Sektmatinee im Literaturhaus, diesmal mit einem jungen und mir bisher unbekannten Musikduo „Wiener Blond“, das heißt Verena Doublier und Sebastian Radon, die moderne frische Wiener-Lieder gesungen haben und sich mit dem Publikum darum duellierten, ob die schönste Stadt an der Donau nach Krems nun Linz oder Wien wäre?

Darüber kann man sicher streiten und die Wiener sehen, das wahrscheinlich anders, als es die Linzer sehen, es gab aber auch einen Literaturblock, beziehungwweise außer den „Wo Lyrik zu Hause ist-Hefterln“, die Sonderpublikation „Herbst in der Nußschale“, mit Texten von Barbara Frischmuth und Julian Schutting, die diese verlesen haben.

Danach ist wieder der „Priessnitzpreisträger“ Antonio Fian auf die Bühne gekommen und hat sich durch Werner Koflers Werkauswahl, die neu herausgegeben wird, gelesen und an den 2011 verstorbenen Kärntner Dichter Werner Kofler erinnert, mit dem er früher gemeinsam aufgetreten ist, beziehungsweise, wie er es bezeichnet, als sein Sekretär tätig war.

Danach drang wieder Sylvia Treudls Stimme aus dem Off, die allen „Schöne Ostern!“, wünschte, sowie das einundzwanzigste „Literatur und Wein Festival“ für beendet erklärte und wir sind wieder in das NÖ-Kunsthaus-Beisl gegangen, wo ich feststellen mußte, daß es trotz anderslautender Versicherung im schönen Weinland Krems doch keinen roten Gspritzen, sondern nur ein Achtel Rot, um vier Euro achtzig gab, was aber  nicht wirklich etwas machte, haben sich Verena Doubler und Sebastian Radon in ihrer Zugabe doch ohnehin über die Winer Marotte, sich den guten Wein mit Soda oder Mineralwasser zu verdünnen, lustig gemacht, mich aber zu einem Text veranlaßen wird, den man demnächst hier lesen kann.

2019-04-13

Herrschaft der Niedertracht

Filed under: Bücher — jancak @ 00:52
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Jetzt kommt wieder was Politisches, bin ich ja auch, wenn das der liebe Uli nicht so gerne haben will, sehr gesellschaftlich engagiert, war das schon immer oder als Tochter eines sozialistischen Parteifunktiönärs, die in einem der typischen alten Gemeindebauten aufgewachsen ist, eigentlich schon sehr lang, obwohl das erste Mal, als ich wählen durfte, habe ich das aus Prostest gegen meinen Vater mit der ÖVP getan, ja mit neunzehn oder über zwanzig, ist man noch jung und dumm und dann war ich auch kurz SPÖ-Mitglied, weil ich da genauso kurz bei den „Kinderfreunden“ gearbeitet habe und da mußte man das, wenn man angemeldet werden wollte, sein.

Danach bin ich wieder ausgetreten,  habe begonnen beim „Volkssstimmefest“ beim „Linken Wort“ zu lesen und berichte auch hier, obwohl das ja vorwiegend ein literarischer Blog ist, gelegentlich über gesellschaftspolitisch Relevantes und gebe hier auch meine politischen Glossen ab.

Literarisch schreibe ich auch sehr politisch, so habe ich in der „Vier Tagebuch-Frau“ die ersten hundert Tage von schwarz blau,  im Jahr 2000 beschrieben, im „Bibliotheksgespenst“, liest meine Heldin dann das Buch in der Hauptbibliothek, während draußen schon für schwarz- blau gerüstet wird und das habe ich dann auch in der „Unsichtbaren Frau“ beschrieben.

So lese ich neben dem Literarischen auch immer gerne was Politisches, mein Lesegeschmack ist ja ohnehin sehr breit und immer über den Tellerrand hinausgehend und da ist ja auch in der letzten Zeit sehr viel erschienen, von wo mir wahrscheinlich nur ein Bruchteil zu lesen gelingen wird.

Aber kaum war ich aus dem Spital wieder draußen und habe „Morgenjournal“ oder „Leporello“ gehört, wurde dort RobertMisiks neues Buch besprochen und die Videos des 1966 geborenen Journalisten sind mir auch schon lang bekannt.

Gelesen habe ich, glaube ich, noch nicht sehr viel von ihm, wohl aber damals im Ulm als dort „Thalia“ abverkaufte, dem Alfred eines seiner Bücher um einen Euro gekauft und im Herbst war ich auch im „Kreisky-Forum“ bei einer Veranstaltung, die sich „Die rohe  Bürgerlichkeit“ nannte, die von ihm moderiert wurde und dieser Ausdruck wird auch in dem eher dünnen schwarz gecoverten Büchlein gebraucht.

„Herrschaft der Niedertracht“ oder auch die „Sprache der Gewalt“, sind Themen, die mich sehr interessieren, denn ich habe mich ja auch für den „Van der Bellen- Hofer- Wahlkampf“ sehr interessiert und da angefangen, die diesbezüglichen Facebookseiten zu lesen und bin da auf die ersten Haßkommentare meines Lebens gekommen.

Später kamen die dann  auch der Uli zu mir und ich habe angefangen, mich auch dafür zu interessieren, um herauszufinden, was jetzt ein „Troll“ und was ein „Glaubenskrieger“ ist?

Ich lese den Blog des Ulis, seit es ihm gibt und kommentiere ihm auch regelmäßig, weil, ich glaube, daß es sehr wichtig, ist, daß man das, was die Rechten posten, um die Welt auf ihre Seite zu ziehen nicht unwidersprochen stehen lassen darf und Robert Misik setzt sich in seinem neuen Buch, einer „Streitschrift“, wie er es nennt und die den Untertitel „Warum wir so nicht reagiert werden wollen“, gibt, auch damit auseinander oder eigentlich tut er das, wie der Untertitel schon verrät mehr mit der neuen österreichischen Regierung und versucht das nach der  Einleitung in sieben Kapitel, von denen das Erste bezeichnenterweise den Titel „Klimakatastrophe“ trägt und da geht es, um nicht mißberstanden zu werden, nicht um Greta Thunberg und den Widerstand, den sie mit ihren Schulstreiks auslöst, sondern eigentlich, was mich anfangs etwas erstaunte, um Gemeinplätze, werden da doch Zitate an Zitate gereimt, die mir, der politischen Aktivistin, die bis vor kurzem zu den Donnerstagsdemonstrationen gegangen ist und das nach Ostern wieder tun will, schon bekannt erschienen.

Es geht um den Sozialabbau, den Köchinnen die gekündigt werden, weil sie nicht zwölf Stunden arbeiten wollen oder können, weil die Kindergärtnerin dann vieleicht schon nach Hause gegangen ist und die Kinder alleine vor der Kindergartentüre stehen würden. Es geht um die abgebauten NGOs und, daß das Geld zwar den Mindestsicherungsbeziehern weggenommen, dafür aber den Schönheitschirurgen zugesprochen werden soll, etcetera.

War also vielleicht ein klein wenig enttäuscht vom erstten Kapitel und habe gedacht, das weiß ich doch schon alles und habe das längst mit dem Uli durchdiskutiert, aber der glaubt mir das sowieso nicht und hält, glaube ich, die ÖVP für rechtsradikal, zumindestens wenn ich ihm ein Video schicke, wo auf Krone-TV halbwegs objektiv duskutiert wird.

Dann gehts aber gleich zu Kapitel zwei und seiner Einschätzung über Sebastian Kurz und das ist interessant, weil er ihn für eine Kunstfigur hält, heißt es doch da gleich in der Überschrift. „Der Kunstfigur Sebastian Kurz kann man nichts vorwerfen, seine Werte verraten zu haben, denn er hatte ja nie welche“.

Das habe ich so vielleicht nicht ganz so gesehen, würde Herrn Kurz für eher machthungrig halten und offenbar für genial begabt, daß er das mit so jungen Jahren so erfolgreich durchsetzen konnte. Daß man dafür seine Emotionen beherrschen muß, ist klar und einige Sager, wie die von den „Kindern, die in manchen Familien die einzigen sind, die morgens früh aufstehen müßen!“, halte ich für arg.

Denke, daß er wahrscheinlich sehr früh aufstehen wird, um zu seinen Terminen zu recht zu kommen. Das ist aber der Preis für seinen Erfolg und wenn ich keine Arbeit habe, ist es wenigstens ein Luxus, Zeit zu haben. Aber schlafen werde ich dann wahrscheinlich auch nicht gut, weil ich ja angsichts der Neiddebatten, um mich herum, schon längst Schlafstörungen haben werden.

Da sind wir dann schon beim nächsten Kapitel, wie denn der Rechtspopulistmus funktioniert?

Nur so, daß die Armen auf die, die noch ärmer sind, hinuntersehen. Die ÖVP- FPÖ war bei der letzten Wahl offenbar deshalb so erfolgreich, weil sie den Leuten, die vorm Abstieg Angst hatten, einredete, man müßte die bösen Ausländer ausweisen, damit sie einem nicht die Arbeit und die Sozialleistungen wegnehmen. Fakt war dann, daß dann schon in der ersten Woche nach der Wahl, die ersten Klientien zu mir kamen und mir von ihrer Angst erzählten, daß ihnen nun ihre Wohnung, ihr Auto und ihr Sparbuch, durch die neue Form der Mindessicherung weggenommen werden würde.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich also mit dem „Neuen Autoritarismus an der Macht“ und über den wundere ich mich schon länger, wenn ich beispielsweise in der Früh „Morgenjournal“ und zu Mittag beim Kochen das „Mittagsjournal“ höre.

Die Angst ist ein guter Ratgeber und treibt die Wähler in den Wahlkabinen dazu, die radikalen Parteien zu wählen, auch wenn sie dann, wie sich später herausstellen wird, die ersten Verlierer sind.

Dieses Thema wird auch in den anderen Kapitel, die sich mitden „Radikalen Rechten“, beschäftigen, erläutert und am Schluß  heißt es wieder: „Warum wir nicht so regiert werden wollen!“

Das ist vielleicht eine links-sozialistische Verallgemeinerung, denn einige wollen, das, wie mir ja der Uli immer schreibt, noch immer.

Ich beispielsweise aber nicht und so ist die Frage, was man dagegen machen kann, wahrscheinlich besonders wichtig und die wäre, denke ich, sich zu währen, das Richtige wählen, damit die „Herrschaft der Niedertracht“ bald überwunden wird und wir wieder zu einem menschlicheren Migteinander kommen und, ich glaube auch, daß es sehr wichtig ist, mit den anderen zu reden und das ist auch der Grund, warum ich das immer noch und sehr regelmäßig mit dem Uli tue und ihm dieses Buch auch schon empfohlen habe und das auch weiterhin tun werde!

Livia Klingl „Biedermeiern“ und wahrscheinlich auch „No more Bullshit“ von Sorority ist aber ebenfalls sehr zu empfehlen.

2019-04-12

Lidschlag

Filed under: Bücher — jancak @ 00:04
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Noch ein Buch der kleinen feinen „Wagenbach-Salto-Reihe“ mit wieder einer mir bisher unbekannten Autorin, nämlich  der 1975 in Buenos Aires geborenen Kunstkritikerin und Kuratorin Maria Gainza, deren Debut  „Lidschlag“, gleich in  zehn Sprachen übersetzt wurde und  der Band „Lidschlag“ beinhaltet elf Skizzen, würde ich sagen, die alle von einer Kunsthistorikerin namens Maria handeln, die in Buenos Aires mit prekären Jobs lebt und da beispielsweise interessierte Touristen durch Privatsammlungen führt, wie man in dem ersten Text „Dreuz Hirsch“ erfahren kann.

Und Alfred Hirsch ist ein 1810 in Paris geborener und 1860 dort verstorbener Maler, mir ebenfalls bisher unbekannt und so gleite ich wieder durch ein Buch in dem es um Bilder und Museeumsbesuche geht.

Da hat ja Hanno Millesi kürzlich durch das kunsthistorische Museum geführt und durch Roberts Gabe, die er mir ins Landesklinikum St. Pölten brachte, bin ich ja vor kurzen auch durch die Kunst des Malers Velasques und seine Prinzessisnnenbilder gewandert.

Der zweite Text ist dem 1902 verstorbenen Fotografen und Maler Candido Lopez gewidmet, der im Paragayischen Krieg einen Arm verloren hat. Die schwangere Erzählerin fährt, um der Hitze der Stadt zu entgehen, in das Museum, das seine Bilder ausstellt, um dort zu erfahren, daß die immer noch restauriert werden. Eine Rahmenhandlung, um den Bruder der ersten Frau ihres Mannes, Charly, der im Urwald eine Farm bewirtschaften will, gibt es auch.

In „Ruinenromantik“ geht es um den 1808 verstorbenen Maler Hubert Robert, während Maria Gainza in „Die schöne Zuflucht“, die Erinnerung an ihre Freundin Alexa, die in Angola als Journalistin arbeitet, sowie einen Roman schreibt, mit der sie als Kind mit ihrem Vater einen Tiermaler besuchte,  dem der Vater  ein Katzenbild abkaufte, mit der Biografie des  1968 in Zürich verstorbenen  japanisch-französischen Maler Tsuguharu Foujita, der sich mit einer Katze portraitierte, verknüpft.

In der nächsten Geschichte fährt sie mit Freunden ans Meer, bleibt dort im Auto sitzen, passt auf das Gepäck und die Musikanlage auf. Hört die „Doors“, dreht sich piniennadeldünne Joints und denkt an das  Bild „Stürmische See“ oder  „Mer orageuse“ von Gustave Courbet.

Dann kommt Maria Gainza von einer japanischen Keramikkugel, die sie im Bücherregal ihrer Freundin Amalia entdeckt zu Henri Toulouse Lautrec und erzählt auch ein bißchen von ihrer unglücklichen Kindheit und der schlechten Beziehung, die sie zu ihrer Familie hatte.

Danach begibt sie sich wegen zuckender Augenlider zum Arzt und blickt während sie im Wartezimmer sitzt auf ein Poster des lettischen Farbfeldmalers Mark Rothko und macht hier ihre kunstgeschichtlichen Verknüpfungen, bis ihr der Arzt verkündet, daß sie eine harmlose Augenentzündung hat.

Eine Geschichte hadelt vom katalanischen Maler Josep Maria Sert von der sich ihr Onkel Marion das Boudoir seines Palais einrichten ließ.

In der nächsten Geschichte soll sie, da Jurymitglied, zu einer Sitzung nach Genf fliegen, was aber durch ihre Flugangst verhindert wird, die Verknüpfung zur bildenden Kunst passiert hier durch den autodidaktischen Maler Henri Rousseau, der offenbar auch einmal eine Ballonfahrt machte.

In den letzten beiden Geschichten geht es, um den argentinischen Maler Augusto Schiavoni und den Renaissancemaler El Greco und wieder verknüpft Maria Gainza, die Biografien- mit ihrer Familiengeschichte, was beim Lesen manchmal etwas anstrengend ist, den vielen Verknüpfungen  zu folgen und zu verstehen.

Aber sicher  interessant, die persönliche Geschichte  mit den verschiedenen Künstlerbiografien zu verknüpfen und so  sehr  literarisch eine neue Art der Kunstvermittlung zu kreieren.

„Ein verführerisch kluges Debut über eine Frau, die durch Bilder und fesselnde Künstlergeschichten auf ihr Leben, ihre Familie und Freunde schaut. Höchst originell, bestechend schön, ein Buch das man genießen soll“ hat der „Guardian“  geschrieben und am Buchrücken steht sogar:  „Blicke, Bilder und Geschichten: ein Buch in dem sich Kunst und Leben auf einzigartige Weise verweben – verführerisch gut erzählt von einer argentinischen Exzentrikerin.“

Das Letztere würde ich weglassen.

2019-04-11

Ins Schwarze

Weiter geht es mit „Wagenbach“ und der schönen roten „Salto-Reihe“, die mir ja immer wieder mir bis jetzt unbekannte Autoren aus anderen Ländern näherbringt.

In diesem Fall geht es um den 1978 in Avignon geborenen Vincent  Almendros, der mit „Ins Schwarze“ einen, wie im Buch steht, Sommerkrimi geschrieben hat.

Das stimmt, würde ich meinen, nicht ganz, wenn man jetzt an einen ganz  konventionellen Krimi denkt, denn dem Lehrer, der mit seinem ersten Buch den „Prix Francoise Sagan“ gewonnen hat, geht es mehr, um die Verdichtung, als um einen spannenden Plot.

So ist es, würde ich sagen, eine recht düstere Geschichte, die noch dazu ein Motto von JeanPaul Satre, aus den „Fliegen“ hat, was hier passiert.

Ein junger Mann kommt mit seiner Freundin, die von ihm schwanger ist, namens Constance nach Jahren in seinem Heimatort, weil hier seine Cousine Lucie heiratet.

Es beginnt sehr düster in der leeren Wohnung, wo tote Fliegen auf sie wartet, obwohl die Mutter, die inzwischen mit dem Onkel, dem Bruder seines verstorbenen Vaters lebt, aufgeräumt hat.

Der Onkel kommt auf Besuch und Laurent, das ist der Held, erzählt seiner Freundin, die er seltsamerweise Claire nennt, daß die Mutter ihm nach dem Tod des Vaters vergiften wollte, so daß er bei seinen Großeltern aufgewachsen ist.

Sie werden dann von der Mutter zum Mittagessen eingeladen, sie kredenzt Zunge, die Freundin wird darauf krank und Laurent muß von Lucie, die Tierärztin ist , Medikamente für sie holen.

Inzwischen wird er von einem Luc angerufen, der seine Schwester Catherine sucht, die verschwunden ist.

Laurent drückt ihm weg und nach und nach stellt sich heraus, daß er seine Freundin Catherine ermordet hat, so daß schließlich nichts aus einem fröhlichen Hochzeitsfest wird.

Eine kurze, das Büchlein hat nur etwa über hundert Seite, düstere, aber sehr eindringliche, sprachlich dichte Geschichte, die neugierig auf den Autor macht, so daß ich wieder gespannt bin, was ich von Vincent Almendros noch lesen oder hören werde.

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