Corona-Zeit ist Krimizeit, habe ich, glaube ich, einmal geschrieben. Das ist sicher Zufall, obwohl ich bis jetzt ja hauptsächlich Neuerscheinungen gelesen habe und erst jetzt allmählich zu meiner Backlist, das heißt zur Nummer eins der 2020-Leseliste komme.
Martin Caparros „Väterland“ kann ich gleich vorgreifen, ist auch ein argentinischer Krimi,obwohl es ja angeblich dort keine diesbezügliche Autoren gibt.
Auf Platz eins der 2020-Liste, steht ein Fund aus dem Bücherschrank, beziehungsweise „Ihr Leseexemplar aus dem Unionsverlag – bitte nicht vor dem 27. Februar 2013 zu besprechen“, darauf, das ist lang vorbei und wer das Buch in welchen Schrank gelegt hat und, ob es gelesen wurde, weiß ich nicht.
Das sind so die kleinen Geheimnisse, die es auch in den digitalen Überwachungszeiten so gibt und ich kann jedenfalls flüstern, daß mir der Name, der 1960 in Buenos Aires geborenen Claudia Pineiro nicht so ganz unbekannt ist, denn ich habe ja früher, als ich selber noch nicht soviele Leseexemplare bekommen habe, mich auf die, in den Schränken intensiver gestürzt, das heißt früher und regelmäßiger gelesen und da war auch „Ganz die Deine“ dabei, das Buch habe ich 2013 gelesen und kann hier outen, daß ich mich an den Inhalt eigentlich nicht mehr so gut erinnern kann, wohl aber, daß ich von der Autorin noch „Ein Kommunist in Unterhosen“ gefunden, aber noch nicht gelesen habe.
„Betifu“ habe ich wohl im Vorvorjahr gefunden und ganz zuoberbst auf meine Leseliste gepackt und ich kann wieder gestehen, daß ich gezögert habe, ob ich es jetzt hinunterlesen oder nicht nach Prominenteren, beispielsweise dem „Pianisten“ oder „Vergoogelt“ von Julia. K. Stein weitermachen soll? Und kann gleich weiterschreiben, daß ich froh bin, das nicht getan zu haben, denn das Buch ist wohl im Gegensatz zu „Ganz die Deine“ ein Hit, beziehungsweise wieder eines, das sehr sehr langsam und bedächtig einen ganz anderen Krimi schreibt, man kann darüber diskutieren, ob es überhaupt einer ist und es steht auch irgendwo in dem Buch, daß es obwohl ein paar Morde passieren, eigentlich um das Dahinter geht.
Und die sind in Zeiten, wie diesen höchst beeidruckend, geht es da ja um eine dieser Privatsiedlungen, wo sich die Reichen hinter Mauern Luxushäuser bauen. Vorne stehen Wachleute und kontrollieren jeden der hineinwill und schikanieren ihn mit sinnlosen Vorschriften. Erinnert das an etwas?
Hätte ich das Buch schon früher gelesen, wahrscheinlich nicht, jetzt aber schon, denn man muß sich inzwischen, wenn man in ein Restaurant oder in ein Cafehaus gehen will, auch anmelden, muß sich auch eine Maske aufsetzen und geht man in einen Baumarkt, wird man getrackt, etcetera.
Eine Maske braucht man nicht, wenn man nach „La Maravillosa“, möchte, damals noch nicht, füge ich hinzu, wurde das Buch ja wahrscheinlich 2012 geschrieben und spielt, wenn ich mich nicht irre, um 2010. Es gibt einen Hausangestellten und einen Besuchereingang. Vor dem steht Gladys Varela am Anfang des Buches und wartet auf das sich Kontrollieren lassen. Sie muß ihre Handynummer angeben und den Inhalt ihrer Handtasche, damit sie nichts hinausschmuggeln kann, dann darf sie zu ihrem Arbeitgeber Senor Chazarreta gehen und den findet sie erstochen auf einem Sessel und bekommt einen Schreikrampf.
Das ist einer der Morde, die in dem Buch passieren, um das Dahinter deutlicher zu machen. Dann geht es nach Buenes Aires in eine Zeitungsredaktion und da wird es satirisch, denn da muß der ehemalige Polizeireporte Jaime Brena, der degradiert wurde, weil er in einem Interview sagte, daß er alle Zeitungen außer, die bei der er arbeitet,liest, degratiert und muß jetzt über Statistiken berichten, wie, die, ob mehr Frauen als Männer in der Rückenlage schlafen, etcetera.
Dann gibt es noch eine ehemals erfolgreiche Krimiautorin, die heißt Nurit Iscar, wurde aber vom Chef der Zeitung und auch von Brena „Betibu“ nach einer bekannten Comicfigur, getauft und hat aufgehört zu schreiben, nachdem sie einmal eine schlechte Rezension bekommen hat.
Jetzt ist sie Ghostschreiberin, bekommt aber vom Chef der Zeitung, ihrem ehemaligen Liebhaber, der sich aber schon bald als Arschloch entpuppte, den Auftrag, in diese Siedlung zu fahren, um über den Tod, Mord oder Selbstmord ist die Frage, einen literarischen Bericht zu schreiben.
Den Journlistischen soll ein sogenannter, namenloser „Junge“ , der jetzt der Polizeireporter der Zeitung schreiben, der nimmt, weil er noch sehr viel lernen muß, Brena mit und wir erfahren dann, daß vor drei Jahren, die Frau des Toten auch schon in diesem Stuhl ermordet wurde und, daß ein Foto gestohlen wurde, auf diesen sind sechs Jungen abgebildet, die alle die selbe Schule besuchten und fast alle von ihnen sind inzwischen eines mehr oder weniger gewaltsamen Todes umgekommen.
Das ist im Wesentlichen die Krimihandlung und macht ungefähr ein Zehntel des Buches aus. Dazwischen wird viel über die Regeln in dieser Siedlung geschrieben, wo man parken darf und, wo nicht und welche Absurditäten, die Wachposten jeden Tag von Neuem ausführen müßen.
Erinnert das wieder an etwas? Wenn ich jetzt schreiben würde, unsere Regierung oder die aller Staaten, hätten dieses Buch gelesen und es sich zum Vorbild für ihre Überwachungsmaßnahmen genommen, ist das mit Sicherheit Fake News, denn die Wirklichkeit inzwischen wahrscheinlich weiter fortgestritten, als es sich George Orwell oder Claudia Pineiro träumen ließen.
Es geht auch viel, um das Schreiben und um Literatur. Um den Unterschied zwischen dem journalisten und literarischen Schreiben und wahrscheinlich ist vieles auch wieder autobiografisch, weil Claudia Pineiro ja auch Journaistin war oder ist und am Schluß beschließt Nurit Iscar oder Betibu wieder Romae zu schreiben, der Junge verlßtä die Zeitung und gründet eine Internetnachrichtenplattform nur Jaime Brena bleibt, denn er kann ohne den Redaktionsgeruch, obwohl sich der inzwischen sehr verändert hat, nicht leben und ich habe ein interessantes Buch gelesen und kann jetzt nur wieder schreiben, daß ich auf den „Kommunisten in Unterhosen“ schon sehr gespannt bin, aber keine Ahnung habe, wann er an die Reihe kommt?
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