Jetzt kommt ein Backlistbuch aus dem Jahr 2018, das sich der Alfred bei einer Buchpräsentation kaufte und mir dann freundlicherweise überließ, auf der Bloggerdebutlonglist ist auch gestanden aber nicht auf die Shortlist gekommen, das erste Buch der Journalistin Llivia Klingl, von der ich „Biedermaiern“ gelesen habe und die auch be iLuis Stabauers Lesereihe lesen hötte sollen, im Jänner ist sie aber krank gewesen, der zweite Versuch ist, glaube ich, Corona wegen ausgefallen. Ein zwei Jahre altes Buch, das aber trotzdem, da sich die Ereignisse überschlagen, aktueller ist denn je oder eigentlich doch nicht so ganz, steht doch auf Seite neunundzwanzig „In Peking sieht man sowieso nichts wegen der Luftverschmutzung. Bei uns weht fast immer ein angenehmes Lüfterl und wir brauchen keinen Mundschutz.“
Da sieht man, was sich alles seit 2018 geändert hat, sonst erscheint einem vieles bekannt, obwohl der Dr. Karl Schmied, der Lügenpresser oder in den Chronikteil einer Boulvardzeitung abgeschobener zweiundsechzigjähriger Historiker, fast sympathische Züge hat und man bei seinem hundertachtzig Seiten Dahingeschimpfe fast verstehen kann, wieso die Leute halt so sind, wie sie sind, aber beim „richtigen“ Herrn Karl ist das wahrscheinlich auch nicht anders und am Schluß tut er einem fast leid, nachdem ihn seine Sonja verlassen hat, er sich in der leere Redaktion auskotzt und mit letzter Kraft seinen Rachefeldzug schmiedet.
Das Buch ist in fünf Tage gegliedert und spielt an verschienenen Orten. Zuerst „In der Früh, zu Hause im Bett“, da hat die Sonja ihren Karl gerade verlassen, denn, die eine sechsundvierzigjährige Moldawierin, die als Empfangsdame arbeitet, nimmt das sehr genau und so bleibt der Karl liegen und denkt über das Leben nach. Träumt sich aus, wie er mit seiner Sonja nach Grado fahren wird, denn da war er früher als Kind mit seiner alleinerziehenden Mutter öfter. Früher als alles noch viel besser war. Jetzt überlegt er, ob er seine Sonja nicht irgendwann heiraten will, dann wird sie ihm zu Jause die Bozena, die Putzfrau ersetzen und sonst kann sie es gut haben, kann zur Massage gehen und ihre Freundinnen treffen.
Wegen der Bozena, der Putzfrau steht er dann doch auf und wir finden ihm am Dienstag im Prater wieder, wo er weiter schwadroniert. Die Sonja hat ihn versetzt, weil keine Zeit. So muß er abends allein in den Schanigarten gehen und denkt, daß früher alles besser war, nur unter Kreisky konnte er studieren, auch viele Auslandsreisen machen. Mit einer Delegation ist er sogar nach Saudiarabien gekommen. Jetzt gibt es die Flüchtlingskrise, die Willkommenskultur, die Redaktion stellt sich auf Online um und hat ihn vom Außenressort abgeschoben, das habe ich auch vor kurzem auf meiner Backlist gelesen.
Die „Besserwisserin“ und der Onlineredakteur machen ihm Sorgen, nur die gendernde Sally gefällt ihm ein bißchen und so sitzt er d,a schwadronniert, trinkt seine acht Spritzten und wartet auf die Sonja, aber die hat ihm am „Donnerstag spätabends allein an der Theke“ wiederversetzt, beziehungsweise mitgeteilt, daß sie eigentlich Ekatherina heißt und leider nicht drei Tage nach Grado fahren kann, denn sie fährt Jetzt nach Hause, nach Moldawien zu ihrer Tochter, wird sich dort eine Weinhandlung aufmachen und das Geld hat sie sich natürlich in einem Escortservice, wie denn sonst, verdient, ihren Karl aber doch sehr gern gehabt.
Sehr betrunken schleppt sich der am nächsten Tag in die Redaktion und findet einen Geschenkkorb vor, glaubt zuerst, er wäre wieder auf das Außenressort zurückversetzt, findet dann aber sein Abschiedsschreiben, er kann mit Zweiundsechzig schon in die Korridorpension und eine nicht so kleine, wie er sich eingesteht, Abschlagzahlung bekommt er auch. So kotzt er seine Magenbitter, wie schon beschrieben am Klo heraus, packt dann die Kugelschreiber in den Korb und setzt an zum Abschiedscoup, wo, der Zeitunartikel ist abgedruckt , der Boulvard einen „Unfaßbaren skandal“ aufdeckt.
Sehr berührend irgendwie, wo wir ja schon zwei Jahre drüber stehen, sich die Willkommenskultur sehr verwandelt hat, der Rechtsruck noch mehr vollzogen ist, die FPÖ und die Identitären sich für Freiheit und die Menschenrechte ohne Maskenpflicht mit einem Babyelefanten Abstand einsetzen.
Ein sehr beeindruckendes Buch, das obwohl bei „Kremair & Scheriau“ erschienen fast an mir vorübergegangen wäre. Der Alfred hat es verhindert und ich kann das Lesen daher sehr empfehlen.
Das Journalistinnen zu schreiben beginnen, wenn sie in Pension gehen, ist übrigens nicht so selten, Susanne Scholl hat es gemacht und Cornelia Vospernik, die das vielleicht noch nicht ist, hat ja auch ein Buch geschrieben, das ich bei „Rund um die Burg neu“ kennenlernte und später mal im Schrank gefunden habe. Da könnte man fast neidisch werden, aber stimmt ja nicht, ich schreibe ja auch und sehr viel und mir hat Bruno Kreisky höchstwahrscheinlich auch das Studium ermöglicht und ich halte dieSiebzigerjahre ebenfalls für die besten meines Lebens, wie es vielleicht auch bei der 1956 geborenen Kriegs und Krisenberichterstatterin Livia Klingl so war.
Am Schluß steht übrigens noch „Alle handelnde Personen sind erfunden. Nur die Besserwisserin – das bin ich“