Literaturgefluester

2020-06-24

der fänger im roggen

Filed under: Bücher — jancak @ 14:03
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Nach Vea Kaisers Debutklassiker und Christoph Ransmayrs Sprachkunstwerk kommt jetzt ein echter Klassiker, eine Schulpflichtlektüre, glaube ich und ein Buch das ich schon 1973 oder 74 lesen hätte können, denn da hat es mir einer im Westpark Hospital wo ich mein Workcamp machte in die Hand gedrückt, auf Englsich natürlich und ich habe es abglehnt, weil ich dachte, viel zu experimentell.

Bei Pastor B. in Hamburg 1976 habe ich das mit Peter Handkes „Wunschloses Unglück“ auch so gemacht“.

„Welch ein irrtum!“, könnte ich wieder jandeln, denn J. D. Salinger, der von 1919 bis 2010 lebte, hat nach dem „fänger“ glaube ich nie mehr einen Roman veröffentlicht, wohl aber anderes geschrieben und die „Balken“ habe ich früher im Schrank gefunden und gelesen und diese Coming of age Geschichte, dieses unsympathischen oder höchstwahrscheinlich nur unsicheren Sechzehnjährigen mit der großen Schnauze ist sehr interessant, auch weil ich ja schon andere Coming of age Geschichten von schnodderichen Jungautoren oder Autorinnen inzwischen gelesen habe und interessant ist auch, daß dieser Sechzehnjährige säuft und qualmt wie ein Schlot, gut das Buch wurde 1951 geschrieben und da ist Holden Caulfield, der Ich-Erzähler, er befindet sich zu Anfang des Buches in der Psychiatrie oder einem Sanatorium, wie man das vornehm nannte und der erzählt das, was da zu Weihnachten, 1949 wahrscheinlich, geschah.

Er ist der Sohn wohlhabender New Yorker, besucht das Pencey College, vorher ist er schon von einigen anderen Schulen geflogen, jetzt von dieser, weil er sich so gar keine Mühe machte, sondern in einem aufsatz über die Ägypter beispielsweise irgendeinen Unsinn schrieb. Jetzt besucht er den alten Geschichtslehrer, um sich zu verabschieden.

Es ist ein paar Tage vor Weihnachten. Er soll Mittwoch nach Hause fahren, weil er sich aber mit seinen Zimmerkameraden anlegt, fährt er schon früher und bummelt ein paar Tage lang in New York herum. Trifft eine Freundin, um mit ihr ins Theater zu gehen, kauft für seine kleine Schwester eine Schallplatte, die gleich zerbricht, nervt die Taxisfahrer mit der Fragen was die Enten im Central Park im Winter machen, geht in ein Hotel, wo ihm der Portier eine Nutte für fünf Dollar aufs Zimmer schickt. Er läßt sie kommen, bekommt, weil noch Jungmann Bammel und schickt sie heim. Der Portier kommt aber wieder und will jetzt zehn statt der fünf Dollar haben. Schlägt ihm zusammen, so daß er das Hotel verläßt. Er geht dann schon Sonntag, glaube ich, nach Hause. Die Eltern sind nicht da. So besucht er nur die kleine Schwester, geht dann zu einem anderen Lehrer, um dort zu übernachten. Flüchtet dann verschreckt, als er in der Nacht erwacht, weil ihm der über die Haare streichelt, dann dreht er offenbar vollends durch oder gleitet in eine Psychose.

Das finde ich grandios beschrieben, weil es das war, was ich Anfang der Achtzigerjahre bei meiner Freundin Elfi ähnlich erlebte. Er will New York verlassen und irgendwo, als Tankwart arbeiten und sich als taubstummer Einsiedler fortan in einer Hütte verstecken, schreibt aber seiner Schwester, um sich von ihr zu verabschieden.

Sie kommt mit einem Koffer zum Treffpunkt, denn sie will mit ihm gehen. Das will er nicht, so landen sie in einem Zoo, bezeihungsweise vor einem Karusell mit dem sie ihre Runden dreht. Es regnet in Strömen. Er bleibt auf der Bank sitzen, schaut ihr zu und ist glücklich wie noch nie.

Im letzten Kapitel ist er dann im Sanatorium, schreibt, er hat nichts mehr zu sagen oder doch von der Schule in die er demnächst gehen wird und von dem Psychoanalytiker, der ihm gut zuredet, sich das nächste Mal doch mehr anzustrengen, aber wie kann man das versprechen oder vorausagen?

Grandios denke ich. Im Internet gibt es einge Inhaltsangaben des Buches. Es ist Schullektüre, wenn vielleicht auch nur amerikanische, sogar eine, die mit Playmobils nachgestellt wird, also kein Spoileralarm. Also kann auch ich das ruhig tun, ohne anzuecken und das Buch denen, die es noch nicht gelesen haben sollten, nur empfehlen. Vielleicht statt des „Ullyes“, an den es mich sogar erinnerte, denn der Bloomesday ist ja für heuer vorbei.

Ich habe das Buch, das mich sowohl an Updikes „Hasenherz“, als auch an Silvia Plaths „Glasglocke“ erinnert, in einer alten Ausgabe, die der Alfred mit Widmung eines Schulfreundes aus dem Jahr 1981 in Harland stehen hatte, gelesen, es aber im Vorjahr, als ich mit dem Alfred bei dem Fest der kubanischen Gesellschaft war, gemeinsam mit Karen Köhlers „Wir angeln Raketen“ im Schrank gefunden, es aber zurückgestellt und es in Harland dann auch nicht gleich gefunden, so daß ich den „Cox vorgezogen habe.

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