„Aufzeichnungen im weltweiten Ausnahmezustand 2020“
Corona-Texte interessieren mich ja, wie meine Leser wissen werden, sehr und ich rümpfe auch nicht die Nase oder fürchte mich vor denen, die vielleicht im Herbst in den Buchhandlungen liegen werden, wie ich Petra Hartlieb, glaube ich, kürzlich sagen höre, schreibe beziehungsweise korrigiere ja selber an einem solchen, habe sogar ein Corona-Gedicht für das Literaturcafe geschrieben, drucke mir immer die neuen Episoden von Marlene Streeruwitz „Pandemie-Roman“ aus, etcetera und leide vielleicht doch ein bißchen an dem Veranstaltungsmangel, der mich momentan umgibt.
Das ist ambivalent, das habe ich schon beschrieben, weil ich schon vorher ein wenig frustriert darüber war, immer zu den Veranstaltungen der anderen zu gehen, so schreibe und lese ich derzeit zwischen meinen Stunden besonders viel und bin auch gleich wieder zu den „Wilden Worten“ gegangen, als es sie gegeben hat, google immer ob es schon ein Programm der O-Töne gibt, „Folgt bald!“, steht da noch immer, geh nicht in die „Alte Schmiede“ weil ich mir ja keine Maske umbinden will, freue mich aber scon auf die „Sittl-Sommerlesung“, die nächste Woche beginnt, hoffentlich bekomme ich da einen Platz.
Im „Republikanischen Club“ habe ich mich für eine Veranstaltung an und dann wieder abgemeldet und war die letzten beiden Montage bei einer Veranstaltung, hätte auch diesen Montag zu einer ins Cafe Kreuzberg gehen können, wo Roswitha Springschitz ihre Corona-Aufzeichnungen vorstellte, aber leider hat mir der Alfred die Einladung dazu erst geschickt, als ich mit einem Klienten schon eine sechs Uhr Stunde ausgemacht hat.
So ist er allein gegangen, hat mir aber das Buch gebracht, das in der „Edition Morawa“ erschienen ist und Roswitha Springschitz ist eine offenbar esoterisch veranlagte ehemalige Yoglehrerin, die schon viel bei „Morawa“ publiziert hat und ich habe das Büchlein, obwohl ich ja eine strenge Leseliste habe, sofort gelesen, denn sonst würde ich das wahrscheinlich nie und außerdem interessiere ich mich ja auch schon aus Recherchezwcken für Coronatexte und da ist interessant, wie unterschiedlich die Zugänge sein können.
Roswitha Springschitz bezeichnet die Ausgangsperre und den Lockdown als „Unverhoffte Reise“ auf die sie sich mit ihrem Mann Christian offenbar in ein Haus in NÖ zurückzieht, da bedauert, daß sie nun ihre Kinder, Enkelkinder und auch ihre Patentante, der das Buch gewidmet ist, nicht sehen kann.
Es gibt aber Bärlauch zu pflücken und lange Spaziergänge im Wald, selbstgebackenes Brot und rationalisierte Einkäufe, vor allem ab dann, wo man eine Maske braucht. Dann werden die offenbar Online bestellt und die Verwandten und die Kinder nur vor oder hinter den Türen gesehen.
Es gibt auch einen unerwarteten Todesfall und ein Enkelkind, das im Spital behandelt werden muß. Es gibt auch eine Krankheit oder ein sich Schlechtfühlen der Autorin, die von der Ärztin nur per Telefon behandelt wird.
Es gibt Ostereier für die Nachbarn, für die man die Einkäufe macht, die kochen dafür Suppen oder Kuchen und es werden auch die bedauert, die durch die weltweiten unverhofften Reisen ihre Jobs verloren.
Interessant, wie man den Lockdown empfinden und beschreiben kann und ich denke, was ich mir auch beim „Frühlingserwachen“ denke, das ich ja als dystopischen Roman empfinde, beziehungsweise einen solchen in ihn hineinverpacken wollte, auch bei diesem Buch, was man sich wohl in zehn fünzehn Jahren denken wird, wenn man das Buch in die Hand bekommt?
Da wird man das, was ohnehin sehr distanziert beschrieben wird, wahrscheinlich sehr unverständlich finden und ich habe mir schon gedacht, daß ich das „Frühlingserwachen“ wenn es fertig ist, der Lia, die ja auch mit Maske am Cover zu sehen sein wird, schenken werde, damit sie in zehm fünzehn Jahren nachlesen kann, was damals 2020 weltweit passierte und mir immer noch ein wenig seltsam erscheint, obwohl der Knockout ja schon vorüber ist und man schon wieder wirkliche Reisen machen kann und soll.
Andere Corona Texte habe ich auch gelesen, meine Auswahl gibt es hier.
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