Literaturgefluester

2020-06-20

Maskenlos

Ich bin ja, meine Leser wissen es wahrscheinlich, eine absolute Maskenphobikerin und habe, weil der Alfred ja so gerne, so viel und so begeistert einkaufen geht, auch noch keine aufgesetzt. Habe weil ich gelegentlich auf die Bank muß, um dort Zahlscheine einzuwerfen und den Kontostand zu beheben, zwar irgendwann einen Schal in die Tasche gesteckt, den lila Schal, den auch die Roswitha Herweg in ihrer hat und dann im Museum liegen läßt und eine Maske hat mir auch eine Hilfsorganisation samt einen Zahlschein zugeschickt, aber aufgesetzt habe ich sie, weil ich mir damit lächerlich vorkäme und mir auch das mit den Virenschleudern und den Atembeschwerden, was ja die Gegenargumente sind, sehr nachvollziehbar vorkam, nicht und dann war ich zum Glück so priveligiert, daß ich mich bisher auch leicht davor drücken konnte, weil ohnehin eine Fußgängerin und Stadtflaneurin, die die Öffis ohnehin nur selten benützt.

Ich arbeite auch daheim in meiner Praxis, auf die Bank und zu den Briefkästen konnte ich maskenlos gehen und irgenwann war dann auch klar, daß man sie im Freien nicht braucht.

Das ganze Coronageschehen ist ja höchst widersprüchig, denn so bin ich als am ersten Mai die Coronamaßnahmen gelockert wurden, als erstes auf eine oder sogar mehrer Demonstrationen gegangen und da war es auch widersprüchig, ob man die dort braucht?

Ich habe mich aber immer an den Rand gestellt und als dann die Lokale aufsperrten, bin ich mit dem Alfred und einmal auch mit der Cornelia Stahl in verschiedene Gastgärten gegangen und habe mich auf den fünfzehnten Juni gefreut, weil man da ja ohne Maske in die Geschäfte oder wenn man in den Gastgärten sitzt, hinein aufs Klo gehen kann.

Zum Friseur kann man noch immer nicht maskenlos gehen, obwohl mir eine meiner Klientinnen hat, daß man die nur beim Hineingehen braucht, und ich das eigenlich schon sollte und am Samstag, als ich mich nach dem „Bachmann-Hören“, wieder auf den Weg ins Traisencenter machte, dort auch die Kunden unsmaskiert gesehen habe.

Muß auch noch nicht sein, in meinem Corona-Text bietet, die Heimhelferin der Roswitha an, ihr den Pagenkopf zu kürzen. Ich müßte mich da noch umhören oder die Haare wachsen lassen und habe, das werden meine Leser wohl ebenfalls wissen, unter den Corona-Maßnahmen eigentlich nicht gelitten, sondern gelesen und geschrieben, nur, weil ich bis Ostern nicht in Harland war, mir gedacht, daß es schade ist, wenn ich die ersten Schritte der Lia versäume.

Die hatte am Montag ihren ersten Geburtstag und da muß man ja ein Geschenk haben und ich habe da ganz konventionell an eine Puppe gedacht und auch gehört, daß sie noch keine hat.

In meinem Praxisspielzimmer habe ich ja einige Sachen, die ich der Anna einmal kaufte, darunter auch ein sehr schönes Holzpuzzle, mit dem eigentlich selten wer spielte, weil ich so kleine Kinder eigentlich kaum habe, das habe ich der Lia schon gebracht.

Aber auf den ersten Besuch nach drei Monaten in einem Einkaufszentrum habe ich mich schon gefreut, habe das auch mit Harland und dem Radfahren verbunden. Das heißt, sobald ich mit dem Korrigieren des „Frühlingserwachen“ fertig bin, werde ich durch die Stadt laufen und mit einem einmal gefundenen Notizbuch auf Corona- oder neuen Romanrecherche gehen und das hätte ich schon vorigen Freitag, als man noch nicht maskenlos in die Geschäfte durfte, gemacht. Da hätte ich dann mehr die Parks und die Schanigärten benutzt.

Ich wurde aber nicht fertig, die Fehlerteufelchen sind ja hartnäckig und lassen sich nicht so leicht zu vertreiben. So habe ich gedacht, daß ich am Freitag ins Traisencenter fahren werde, dann fiel mir aber ein, da ist ja das Bachmannlesen, aber das ist ja um halb vier aus, also bin ich da losgefahren, um der Lia eine <puppe zu besorgen.

Das letzte Mal war ich zu Weihnachten im Traisencenter und habe da in einem Geschäft ein Püppchen gesehen, das ich fast gekauft habe, aber da war die Lia ja noch sehr klein und einen Weihnachtsmann mit einem Bilderbuch hatte ich schon, der war noch aus der Buchhahndlung aus Edith Broczas Haus, also habe ich es liegenlassen.

Aber am Freitag kaufe ich es, habe ich gedacht und außer zum Friseur, sollte ich mir auch Jeans kaufen, denn die, die habe, werden langsam kaputt habe ich gedacht. Im sommer trage ich die zwar eher nicht, aber jetzt habe ich sie meistens an und weil man in den letzten Tagen, weil sich die Leute nicht mehr an die Coronamaßnahmen halten, ja öfter hören konnte, daß die Maskenpflicht, wenn die Zahlen steigen, wieder in den Geschäften eingeführt werden kann, habe ich mir auch gedacht, daß ich nicht zu lange zuwarten sollte und bin losgefahren.

Es war ein bißchen ein seltsames Gefühl nach drei Monaten wieder in ein Geschäft zu gehen. Auf den Markt in St. Pölten bin ich schon zweimal gewesen und bei zwei Veranstaltungen auch, aber dann war alles normal und ich habe nur vor der Kasse des „H&M“ mit einer zwanzig Euro Jean, die ich schnell gefunden habe, etwas gewartet, weil vor mir zwei junge Frauen mit drei kleinen Kinder waren, die einen ganzen Berg Kleidungsstücke hatten, die von der jungen Kopftuchtragenden Verkäuferin sorgfältig zusammenglegt wurden und einen Betrag von vierhundertEuro ausmachten, standen.

Das Püppchen habe ich dann in dem bewußten Geschäft nicht gefunden, eigentlich überhaupt keine, die mir gefallen hätten. So ist es ein Schaf geworden und einen Eisbecher habe ich mir auch gegönnt. Da habe ich auch schon einige gegessen, den schon erwähnten am Margaretenplatz, dann zwei in St. Pölten und bei der Seedosen-Bücherzelle bin ich auch gewesen.

Aber da war ich schon zu Ostern und dann zwei Wochen später noch einmal. Das Wetter war nicht so besonders, so ist das Einkaufserlebnis auch nicht so aufregend gewesen und ich habe mich mit den heißen Himbeeren auf dem Vanilleeis begnügt und bin nicht in die Seedose auf einen Kaiserspitzer eingekehrt und am Samstag werde ich auf den Markt auch nicht mitgehen, obwohl ich wieder Bücher für die Doris Kloimstein hätte, daber morgen ist ja noch „Bachmannlesen“.

Das kann man zwar nachhören, ich weiß, würde mich aber doch hinausreißen, so habe ich beschloßen, zu Hause zu bleiben und erst nach den Lesungen vielleicht nach Wilhelmsburg radeln, denn da gibt es ja auch ein Einkaufszentrum, wo ich das Konsumieren nachholen könnte und bei der Radlerschenke muß man jetzt auch auch nicht mehr mit Maske bestellen.

Am Sonntag gehen wir mit der Anna, dem Andreas und der Lia essen, weil wir Annas Geburtstag ja in keinen Restaurant feiern konnte und dann werde ich weiterkorrigieren und hoffen bald damit fertig zu werden.

So daß ich vielleicht am nächsten Donnerstag oder Freitag die geplanten Recherchetage machen kann und am dritten Juli, dem Tag, wo es zwölf Jahre „Literaturgeflüster“ zu feiern gilt, werde ich wieder in Harland sein, das Traisencenter besuchen und dann vielleicht in der Seedose einen Kaiserspritzer oder Hugo trinken.

2020-06-19

Preisgeschehen

Filed under: Literaturpreise — jancak @ 00:20
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Während in Klagenfurt, vor den Fernsehapparaten oder den Laptops alle gespannt auf den diesjährigen Bachmannpreisträger – Preisträgerin warten, tut sich auch sonst, da der Kulturbetrieb langsam, langsam hochgefahren wird, einiges und die ersten Gewinner der heurigen Literaturpreise werden bekanntgegeben.

Regelmäßige Leser meines Blogs werden ja wahrscheinlich wissen, daß ich mir da auch gerne einen wünsche, habe aber seit 2005, glaube ich keinen solchen mehr bekommen und damals war es der Literaturbewerb der städtischen Büchereifiliale in der Pannaschgasse, da war, glaube ich, Mozart-Jahr und es wurde ein Text über diesen gesucht und nach der Lesung, wo über den Gewinner beraten wurde, gab es, glaube ich, eine Einlage einer jungen Musikgruppe, die sehr schöne Lieder gesungen haben, aber nicht und nicht damit aufhören wollten, so daß ich sich die Bekanntgabe der Gewinner verzögert hat.

Da habe icheinen „Thalia-Büchergutschein“ gewonnen, den ich mit der Anna geteilt habe.

Ich weiß schon, ein Preiserl, werden meine kritischen Leser jetzt sagen und nicht relevant für den Literaturbetrieb. Ja natürlich, aber mehr, als die Preiserln waren nicht darin, obwohl einmal habe ich den „Theodor Körner Preis, zwanzigtausend Schilling, eine Urkunde und keine Feier, glaube ich, bekommen, aber den bekommt wahrscheinlich auch jeder einmal, wenn er mehr oder weniger regelmäßig schreibt und dann habe ich natürlich in den Achtzigerjahren, diese Ausschreibung für das nicht rollenspezifische Kinderbuch, das später einen Teil des „Wiener Kinderbuchpreises“ bekommen hat.

Das ist lange her. Dann war noch ein „Hörbuch-Preis“, der fand in der „Thalia-Filiale“ in der Mariahilferstraße statt.

Man mußte seinen Text auf eine Cassette aufsprechen und einschicken. Das war schon mal sehr schwierig jemanden zu finden, der ein Aufnahmegerät hatte. Dann waren da auch eher die nicht so professionellen Autoren angetreten. Es war eine Liveabstimmung, wie damals in der Pannaschgasse und ich hatte offenbar genug Fans mit, so daß ich den dritten Preis, ein Buch und einen Gutschein für Hörbücher bekommen habe und das Publikum hat, glaube ich, auch je einen zehn Euro „Thalia-Gutschein“ bekommen.

Das war nicht sehr viel und nicht sehr löblich und so male ich mir noch immer gelegentlich aus, wie es wäre, wenn ich einmal den „Veza Canetti- Preis“, den „Erich Fried-Preis“, den „Wildgans-Preis“, für den ich, wie mir Barbara Neuwirth aber einmal verlautete, schon zu alt wäre bekomme, früher hat es immer geheißen, ich wäre noch zu jung und müßte oder sollte geduldiger sein, aber natürlich wenn man so, wie ich so außerhalb des Literurbetriebs steht, hat man wohl keine Chance vorgeschlagen zu werden und bei der Selfpublisher-Szene passt es auch nicht so richtig, denn dazu habe ich wohl Erstens wahrscheinlich nicht das richtige Genre und Zweitens stelle ich meine Bücher ja nicht bei „Amazon“ ein, sondern lasse sie mir ohne ISBN-Nummer fünfzigmal drucken und dann passt es auch wieder nicht, als professionell zu gelten und bevor ich jetzt die ersten Preisträger, die heuer den Preis bekommen werden, den ich auch gern haben würde, bekanntgebe, kann ich noch vermelden, daß ich es auch zwei oder dreimal versucht habe, bei dem hehren „Bachmannpreis“ einzureichen, für den ich mich, gaube ich, schon interessiert habe, als die GAV und die IG noch geschrieen hat, daß man dort nicht lesen soll!

Aber da hieß es zuerst, da darf man nicht selber einreichen, sondern muß ausgesucht werden, dann habe ich zwei oder dreimal einen Text verschickt. Später hieß es dann, man braucht eine Empfehlung eines Verlages und die habe ich auch nicht und „Eigenverlag, natürlich, pfui, das wollen wir nicht“

So und nun genug der Jammerei, der Uli wird des mir danken und ich gebe bekannt, daß langsam, langsam die ersten Preisträger, der Preise, die diese dann im Herbst oder Winter bekommen werden, bekanntgegeben wurden und da kann ich vermelden, daß Gerhard Ruiss der langjährige Geschäftsführer der IG-Autoren, der aber auch ein unermüdlicher Lyriker ist und als Sänger auftritt, den „H.C. Artmann-Preis“ bekommen wird und das ist der, bei dessen Preisverleihung ich noch nicht so oft war weil da ja meistens zeitgleich der „Leo Perutz-Krimipreis“ vergeben wurde, aber Krimis schreibe ich genauso wenig oder zumindestens keine richtigen, wie Lyrik, obwohl es da ja schon ein Corona-Gedicht gibt und den „Erich Fried-Preis“, der mich ja sehr interessierten würde, bekommt heuer Esther Kinsky, die ich, glaube ich, von den diversen Buchpreislisten kenne, aber noch nicht wirklich was von ihr gelesen habe, die einzigeJurorin, ist Maja Haderlap und die hat ja auch einmal den „Bachmannpreis“ gewonnen und dann ist der „Wildgans-Preisträger“ auch schon bekanntgegeben worden, den wird heuer Reinhard Kaiser-Mühlecker bekommen, von dem ich schon einiges gelesen habe und auch bei einigen seiner Lesungen war.j

Jetzt warte ich nur auf die Bekanntgabe der heurigen „Veza Canetti Preisträgerin“, auf den Gewinner des Büchnerpreises und dann ist natürlich noch die Frage offen, wie das mit den Veranstaltungsbesuchen, ab Herbst werden wird?

Da spricht man ja jetzt schon von einer zweiten Welle, weil die Leute nicht alle, den Babyelefantenabstand einhalten und sich zu fünfhzigtausend oder zu ein paar hunderten dicht gedrängt am Victor Adler Markt zu einer FPÖ- Wahlveranstaltung einfinden oder sich am Donaukanal vergnügen.

Da wird es vielleicht schwierig sein für den „Alpha“ oder den „Österreichen Buchpreis“ eine Einladung zu bekommen, aber wieder mal sehen, ich bin schon sehr gespannt und warte jetzt nur noch auf das O Töne-Programm und auf die Beantwortung der Frage, ob man dort ohne Maske und ohne Voranmeldung hingehen kann?

2020-06-18

Eine unerlaubte Demonstration

Und jetzt wieder ein Stück aus meinem Corona-Text, ein paar davon gibt es ja schon, wie man hier, samt den Schreibprozeßartikel nachlesen kann. Inzwischen hat sich ja schon einiges geändert und die Demonstrationen haben eine fünfzigtausend Teilnehmer Dimension erreicht und ich bin immer noch am Korrigieren, hoffe wieder bald damit fertig zu werden, damit der Text zur Buchproduktion an den Alfred gehen kann.

Das Coverbild ein Foto von der Anna und der Lia, beide mit selbstgemachten Masken ausgerüstet gibt es schon, das für das „Fräulein No“ müßen wir noch machen, was aber, da man ja jetzt wieder hinausgehen kann, kein Problem darstellen wird.

Die Szene zweiundzwanzig, die jetzt folgt, steht ziemlich am Schluß des Textes, der ja aus fünfundzwanzig Szenen besteht, aber wenn man die anderen Texte und die Schreibprozeßartikel liest, sowie das was ich hier immer wieder über Corona geschrieben habe, wird man gut folgen können.

„Beate Herweg saß vor ihrem Computer und fluchte ebenfalls vor sich hin. „Verdammte Scheiße!“, schimpfte sie, strich sich über ihre, wie sie vermutete, im Moment sehr zerzausten Haare. Fürchtete, daß sie einen aufgelösten Eindruck machte und nicht, wie eine kompetente Psychotherapeutin wirkte. Das brauchte sie auch nicht, denn die Helpsprechstunde war vorüber, beziehungsweise hatte sie sie unterbrochen, als der Anruf der Mutter kam, daß der Vater ins Meidlinger-Unfallkrankenhaus eingeliefert worden war. So hatte sie der Zentrale ihren Notfall bekanntgegeben und war, obwohl sie sich ein bißchen dafür genierte, maskiert ins Krankenhaus gefahren, hatte dort die Mutter und eine ebenfalls sehr aufgelöste Janina getroffen, die immer wieder beteuerte, daß sie nicht Schuld daran sei, sondern sehr gut auf den Professor aufgepasst hatte, der ihr, als sie auf der Toilette gewesen war, entwischt sein mußte. Albert und Valera waren auch gekommen. So waren sie zu fünft, was eigentlich noch nicht als Versammlung galt, vor dem Unfallkrankenhaus gestanden und hatten, was sie ebenfalls, als ein bißchen seltsam empfand, telefonisch von der Aufnahmestation erfahren, daß der Vater gerade versorgt und verbunden wurde.

„Er hat einen Bluterguß am Auge und einen geprellten kleinen Finger, ist aber sonst sehr munter und erzählte, wie mir die Aufnahmeschwester erklärte, aufgeregt ewas von einer feindlichen Invasion, der er auf der Spur sei, weshalb er angefahren und niedergestoßen wurde und wird wahrscheinlich nach einem abschließenden Röntgen in den nächsten Stunden entlassen und mit der Rattung nach Hause gebracht! Wir sollen uns auch dorthin begeben!“, hatte ihnen die Mutter mitgeteilt und so hatten sie sich wieder auf den Weg in ihre Wohnungen gemacht. Albert und Valera nach Neuwaldegg, die Mutter und Janina in die Albertgasse. Sie war in die Schanzstraße gefahren und hatte sich gewundert, Esther nicht angetroffen zu haben. Die Freundin und Lebensmenschin, die vor zwei Wochen illegal bei ihr eingezogen war, damit sie nicht so einsam waren, war nicht anwesend, hatte aber eine Nachricht hinterlassen.

„Ich hoffe, deinem Vater geht es gut! Um mich brauchst du dir keine Sorgen machen, Bea, falls ich noch nicht da sein sollte, wenn du nach Hause kommst! Ich bin ein bißchen luftschnappen! Denn das soll man tun, um fit zu bleiben und nach dem Rechten muß man auch sehen!“, hatte sie in ihrer krakeligen Schrift wieder etwas kryptisch hingekritzelt. Beate hatte „Typisch, Esther!“, gedacht und darber nachgegrübelt, was sie mit ihren letzten Satz gemeint haben könnte.

„Sie ist wirklich eine aufmüpfige Person! Man braucht sich aber keine Sorgen machen!“, hatte sie noch festgestelt. Was sie allerdings sofort revidierte, als sie den Computer hochgefahren hatte und die Nachrichten sah.

„Vor dem Parlament gibt es eine Demonstration!“, berichtete da die Sprecherin, eine junge Frau mit langen blonden Haaren und einem tiefausgeschnittenen roten <kleid mit aufgeregter Stimme.

„Eine illegale Demonstration! Denn Versammlungen sind jetzt verboten! Sie wurde zwar angemeldet, aber untersagt, weil befürchtet wurde, daß mehr, als die erlaubten fünf Personen daran teilnehmen könnten und jetzt haben wir erfahren, daß sich über hundert Menschen vor das Parlament begeben haben, um, wie sie betonen, für ihre Freiheit zu demonstrieren, die sie in den Maßnahmen nicht gewahrt sahen!“, erklärte die junge Frau empört.

„So ist es!“, dachte Beate.

„Wenn man nur mit Mund-Nasenschutz aus dem Haus und da nur einzukaufen und zur Arbeit gehen darf, kann es auch keine Demonstrationen geben!“

Dann erstarrte sie, als sie vor einer Schar aufgereihter Polizisten, die den Sicherheitsabstand auch nicht ganz einhielten, eine junge Frau mit einem weißen T-Shirt auf dem „Genug ist genug!“, aufgesprayt war, entdeckte, was Beate noch einmal „Shit, das kann doch nicht sein!“, denken ließ. Kannte sie doch sowohl, die junge Frau, als auch das T-Shirt, denn Esther hatte den gestrigen Nachmittag mit geheimnisvoller Miene an einem solchen gebastelt und dabei mehrmals diesen Satz vor sich hingemurmelt, den sie, sie gab es zu, nicht ganz verstanden und auch nicht so ernst genommen hatte, kannte sie doch Esthers Temperament, die sich jetzt vor den Polizisten aufbäumte und genau diesen Satz mit aufgeregter Stimme wiederholte.

„Genug ist genug, Polizisten, habt ihr kein Herz? Ich bin eine mündige Bürgerin und eine erwachsene Frau, die schon auf sich aufpassen kann und weiß, was sie will! Ich möchte nicht entmündigt werden und mir auch nicht vorschreiben lassen, was ich tun darf und was nicht! Habt ihr kein Einsehen, Polizisten mit den vielen Leuten, die ihren Job verloren haben und ihren Firmen, die nicht wissen, wie es weitergeht? Mit den Kindern, die nicht in die Schule und auch nicht auf den Spielplatz dürfen und deshalb reihenweise aus den Fenstern fallen? Mit den Frauen, die von ihren entnervten und alkoholisierten Männern braun und blau geprügelt werden? Ihr habt doch selber Familien, Polizisten! Findet ihr das nicht auch pervers?“

„Jawohl!“, dröhnte es im Hintergrund von den anderen Demonstranten, die „Bravo!“, schrieen und in die Hände klatschten, die, wie die rotgekleidete Nachrichtensprecherin gerade kommentierte, den Sicherheitsabstand nicht einhielten und von ihrem Kollegen, der ihr mit entsprechenden Abstand im Studio gegenüber saß, darin verstärkt wurde, daß die Zustände auf der Straße skandalös wären und sich auf dieser unerlaubten Demonstration, wie er betonte, die sonderbarsten Personen zusammengefunden hätten.

„Bei der Dame, die wir gerade gesehen haben, dürfte er sich, um eine Menschenrjechtsaktivistin handeltn, während wir gehört haben, daß sich auch einige Impfgegner und Verschwörungstheoretiker, die sich weigern an den Virus zu glauben, bei der unerlaubten Demo eingefunden haben und damit ihre un die Sicherheit der anderen sehr gefährden! Das kann teuer werden, wenn es zur Anzeige kommt! Die Polizei nimmt gerade, wie zu sehen ist, die Identität der Übeltäter auf, um sie dafür haftbar zu machen!“, sagte er mit drohender Stimme und die Kamera schwenkte wieder zu Esther hin, die immer noch auf die Polizisten einsprach, wo jetzt ein Sprecher sein Megaphon erhob und die Demonstranten aufforderte, den Platz zu verlassen und nach Hause zu gehen, weil sie sonst einschreiten würden, was sie aber von Esther angefangen, nur zu einem „Wir sind das Volk und bleiben bis ihr geht! Denn genug ist genug!“, zu skandieren veranlaßte. Was die blonde Nachrichtensprecherin und ihren Kollegen wieder zu einem „Skandalös!“, bewogten und Bea ebenfalls „Genug ist genug!“, murmelnd, den Computer ausschaltete und beschloß, die Mutter anzurufen, um sich zu erkundigen, ob der Papa schon zu Hause angekommen war?“

2020-06-17

Verwortungen

Filed under: Bücher — jancak @ 00:37
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Ein bißchen Lyrik vor dem „Bachmann-Preis“, ein dünnes weißes Bändchen, der „Edition Art&Science“ von Raimund Bahr, der früher Kremlicka geheißen hat, herausgegeben von Erika Kronabitter, glaube ich, die „Verwortungen“, meiner Arbeitskreis Freundin oder Kollegin, wir hatten, glaube ich, ein eher schwieriges Verhältnis, Hilde oder Bruni Langthaler, die im Jänner letztes Jahres an ihrem Krebs verstorben ist.

Seither ist viel geschehen, ich habe mir den Knöchel gebrochen, das Ibiza- Video hat die Regierung gesprengt, das Corona Virus hat eine „Zombie-Apokalypse“ ausgerufen und von Hilde Langthaler sind posthum zwei dünne Bändchen herausgegeben worden, bei deren Präsentation ich auf der Unfallchirurgie in St. Pölten lag.

Ein Band der „Podium-Portrait-Reihe“, den hat mir der Alfred, der bei der Präsentation war, noch ins Spital mitgebracht. Das kleine weiße Bändchen hat mir Richard, ihr Mann zusammen mit einem Portrait-Heftchen, zugeschickt und auf die beiliegende Karte geschrieben, daß Hilde, Bruni oft meine Bücher nach Hause brachte, die hat sie mir getreulich und wahrscheinlich etwas zögernd abgekauft, als in meinem Portrait in der „Autorensoldarität“ zwei Bilder von ihr erschienen sind, haben wir uns darüber zerstritten, ich habe das ein bißchen im „Wilden Rosenwuchs“ verarbeitet, sie ist dann nicht mehr zu meinen Geburtstagsfesten gekommen, weil sie auch da sehr zögerlich war, wir haben uns aber bis zuletzt gesehen und haben gelernt miteinander auszukommen oder manches, was vielleicht zum Konflikt führen hätten können, nicht mehr anzusprechen.

Die zögerliche Art hat mich vielleicht etwas gestört, beziehungsweise bin ich wohl schlecht damit ausgekommen.

Hilde Langthaler eine langsame, aber sehr beharrliche Schreiberin die sich oft bei ihren Lesungen entschuldigt hat, oft dasselbe gelesen und ihre Texte wahrscheinlich auch mehrmals überarbeitet hat, trotzdem ein starker unverwechselbarer Ton, den man in der leisen Art, wie er geschrieben ist, wohl erst herausfinden muß.

Sehr viel Skepsis, Zweifel, aber auch große Philosophie und Nachdenken über diese Welt und, die immer wiederkommende Frage, ob ein Leben auf dieser nicht überhaupt sinnlos ist? Aber trotzdem macht man, schleppt man sich weiter, bis es ans Ende geht.

Daß ihr 1942 geborener Mann, Richard, den ich als ihren stillen Begleiter auf den Veranstaltungen, wo ich sie getroffen habe, erlebte, sich schon lange mit Holzschnitten beschäftigte, habe ich auch erst spät erfahren.

In dem kleinen weißen Bändchen gibt es kürzere und längere Texte von der Bruni, in ihrer, wie hier wieder zu merken ist, doch sehr starken Sprache und viele Holzschnitte von Richard Langthaler, der sich, wie seiner Biografie zu entnehmen ist,vorwiegend mit sozialen Themen beschäftigt.

Franz Kafka ist in den Texte, glaube ich, ein wenig zu spüren, aber auch Ingeborg Bachmann wenn in „Rhapsodie of Purple“ ihr berühmtes Zitat wiedergegeben wird, daß die Wahrheit den Menschen zumutbar wäre. Sie ist aber auch eine Tochter der Zeit, schreibt Hilde Langthaler und zitiert Camus, später auch Jaques Derrida und da erinnern mich ihre Texte stark an Friederike Mayröcker, die grande dame, der Literatur und ich wußte gar nicht, daß die Bruni so philosophisch war und der Tod, ist wie schon erwähnt, eine Frage, die sich durch das ganze Büchlein zieht, ich aber auch schon von ihren früheren Texten kenne.

So heißt es in „Jenseits von Eden“: „verschwunden, verdrängt, sublimiert, ins meer des vergessen gestoßen, nur aus verworrenen träumen blüht es noch manchmal hervor.

Dann kommt es zu einem Traum, wo die Erzählerstimme mit einem Georg tanzen geht, der ihr von einer Tänzerin entführt wird, die sie dann weinend wieder trifft, aber auf ihre Fragen, weil der Traum zu Ende ist, keine Antwort bekommt.

Sie geht mit ihrer Mutter und ihrer Leiche unterm Arm spazieren, skuril, makaber und doch philosophisch hintergründig, könnte man so sagen und dann wieder die Skepsis, die ich schon zu kennen glaube, „wir produzieren mit immer gleichen maschinen immer mehr produkte in immer kürzerer zeit“ und in „Wer kennt die Gesetze“ heißt es „auch wir sind getrieben, für immer im kreis, es gibt keine gnade, uns hilft nur der tod“ und in „selbstverständlich“ werden die Männer angeprangert, die nach dem Tod ihrer Frauen, schnell wieder eine solche finden, von denen sie getröstet werden uns sie dann wieder austauschen, und so weiter und so fort.

Bruni Langthaler, die Zweilferin und Skeptikerin, deren zögernde Haltung ich nur schwer ausgehalten habe, die mir aber, höchstwahrscheinlich länger im Gedächtnis bleiben wird, als Erinnerung an den „Arbeitskreis schreibender Frauen“, in den Neunzehnhundertsiebzigerjahren, wo die junge Psychologiestudentin, die damas noch als Ärztin tätig war, kennenlernte. Später haben wir uns noch lange mit Elfriede Haslehner vorwiegend bei der Valerie Szabo-Lorenz in deren Grinzinger Gemeindebau neben dem Grinzinger Friedhof getroffen.

Es hat im vorigen Jahr einige posthume Veranstaltungen gebeben, bei der Lesetheateraufführung ihr zu Ehren bin ich gewesen. Da konnte ich mir auch ihr berühmtes Theaterstück „Nur keine Tochter“ nehmen, das ich noch lesen müßte und jetzt mit den starken stillen leisen Texten, das ist bei der Bruni wahrscheinlich kein Widerspruch, noch einmal von ihr Abschied nehmen.

Mal sehen, ob und was ich noch von ihr noch lesen werde. Ihren Mann Richard habe ich bei den Widerstandslesungen und auch auf dem Volksstimmefest, glaube ich, im letzten Jahr öfter getroffen.

Jetzt haben wir ja noch immer das Socialdistanciering und den Veranstaltungsstop, so daß ich schon länger nichts mehr von ihm gehört habe, vom „Arbeitskreis schreibender Frauen“ habe ich der Cornelia Stahl als sie mich interviewte, aber erzählt und der hat sie, wie sie mir erzählte, stark beeindruckt, so kann ich an das Interview erinnern, daß nächste Woche in Radio Orange gesendet wird und mit der Bruni und anderen Arbeitskreisfrauen, beziehungsweise denen von der „Frauen lesen Frauen Lesetheatergruppe“, habe ich vor Jahren, ja, glaube ich, auch einmal im Radio Orange gelesen.

Und hier ist noch das Interview

2020-06-16

Wer dann noch lachen kann

Filed under: Bücher — jancak @ 00:51
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Jetzt kommt der zweite Teil von Birigt Vanderbekes Romantrilogie oder Familiensaga, „Wer dann noch lachen kann“, 2017 erschienen.

Den dritten Teil, „Alle die vor uns waren“, habe ich vor einem Jahr gelesen. Der erste der drei Bände „Ich freue mich, dass ich geboren bin“ muß noch zu mir kommen.

Eine ungewöhnliche Lesereihefolge für eine Trilogie und ich denke, daß sich das beim Lesen gerächt hat, bin ich nach dem Buch, wo es um Gewalt, Kindesmißbrauch und eine aufgeweckte Kleine geht, die sich in die Phantasie flüchtet und als erwachsene Frau, die nach einer alternativen Physiotherapie zu entscheidenden Erkenntnissen kommt, ein wenig ratlos gegenübergestanden und war von Birgit Vanderbekes stark ironischen Ton, in dem sie eine Kindheit beschreibt, die vielleicht autobiografisch ist, sowohl ein wenig abgeschreckt, als auch überfordert.

Dabei habe ich von der 1956 in Dahme geborenen Autoren, die seit langen schon in Frankreich lebt, schon einiges gelesen und war wohl auch bei einigen ihrer dicht geschriebenen Bücher ähnlich ratlos, weil sie, da sie sehr abstrahiert, nicht so leicht zu verstehen sind.

Das Buch habe ich beim Literaturquiz der „Buch-Wien“ gewonnen und lange nicht gelesen, dann hat mir „Piper“ im vorigen Jahr, den dritten Teil geschickt, wo es um das Alter geht.

Hier geht es im ersten Teil des hundertfünfzig Seiten Buches, um eine sehr aufgeweckte Ich-Erzählerin, die von ihrem Vater, einem Pharmareferenten grün und blau geschlagen wird und von der Mutter, die sich selber sehr mit Medikamenten vollstopfte und sehr viel zu Ärzten geht, wozu sie das Kind mitschleppte und ihnen erklärt, daß es zu phantasievoll ist, verrückt wäre und in die in die „Klapse“ gehöre. Das Kind flüchtet sich in die Phantasie, hat einen imaginären „Mikrochinesen“ zum Freund und spricht sich selber Mut zu, was ich sehr eindrucksvoll geschildert empfand, wie sie beispielsweise, die verschiedenen Pharmafirmen gegeneinander auspielt

Dann kommt es zum Bruch im Text, denn es geht ins erwachsene Ich und nach Südfrankreich. Die Erzählerin ist schon Mutter oder Großmutter, hat einen Autounfall und infolgedessen Schmerzen, wo die Physiotherapie nichts hilft.

Da wird sie einem alten Mann, einem Monsieur Mounier empfohlen, der vierzig Euro für die Stunde verlangt und seine Frau bei der Anmeldung empfiehlt, nicht allein zu kommen und genug zu Trinken mitzunehmen. Der tastet sie ab, spricht dann von einer Vergiftung und sagt ihr, daß sie selber wissen würde, was das bedeutet, sagt ihr zum Abschied, daß Sie „die kleine Karline“, so wie sie sich als Kind immer selber nannte, „grüßen soll“ und ihr Mann Gianni, nennt ihn dann den „Mikrochinesen“, weil auf seinem Praxisschild „Mikrokinesitherapie“, steht, das führt zu einem Deja-vue und der entscheidenden Wendung.

Sie schläft sie zwei Tage, die Schmerzen sind weg und sie erzählt ihrem Mann Gianni, daß ihre Mutter, als sie zwölf war und ihre erste Regel hatte, zu einem Gynäkologen schleppte und ihr die Pille verschreiben ließ und ihm auch andeutete, die Tochter wäre auf die schiefe Bahn gekommen, obwohl das nicht stimmte, eine Verquickung, die mir von der Schreibdramaturgie nicht ganz nachvollziehbar war, im Klappentext aber sehr gelobt wird.

Ein Buch, das man nicht vergißt, habe ich irgendwo gelesen, dem kann ich zustimmen und bleibe durch die sehr starke Erzählweise, die ich mir wohl ein wenig unmittelbarer wünschte, fast verstört zurück, obwohl einer Psychologin und Psychotherapeuten Traumatisierungen und Kindesmißbrauch nicht fremd sein sollten, ich sie aber meistens einfacher erzählt bekomme.

2020-06-15

Im Havanna-Club

Ruth Aspöck

Ruth Aspöck

Langsam langsam beginnen die Veranstaltungen wieder und während es bei den „Wilden Worten“ letzte Woche im Amerlinghaus relativ normal von statten ging, scheint es beim Filmfestival am Rathausplatz trotz der großspurigen Ankündigung des Bürgermeisters wesentlich komplizierter vor sich zu gehen, nämlich Anmeldung, Zählkarten, Logensystem und damit ganz selbstverständlich ein Contacttracing und wenn man sich für den Restaurantbereich entscheidet, wird man von einer jungen Dame oder einen jungen Herrn an seinen Platz geleitet.

Dabei gibt es ab heute in den Restaurant und den Geschäften keine Maskenpflicht mehr und es gibt auch keine Beschränkung auf den Tischen und der Havanna-Club, der österreichischen kubanischen Gesellschaft in der Seisgasse wurde auch schon letzte Woche eröffnet.

Dort finden ja jeden Montag Filmvorführungen, Vorträge, etcetera, statt, die allesamt der Revolution, Kuba, etcetera, gewidmet sind und da der Alfred mit dem Karl ja im letzten Jahr auf große Kubareise ging, ist er er dort Mitglied.

Da war ich mit ihm im letzten Juni, glaube ich, auf einem Sommerfest und habe dort die Ruth getroffen, die ja einige Jahre in Kuba lebte und auch einige Zeit Sekretärin der Gesellschaft war, die im April 1969 gegründet wurde.

Zum Tag der kubanischen Revolution im Jänner war ich mit dem Alfred auch und der ist letzten Montag bei der Eröffnung gewesen und dann ins Amerlinghaus gefahren und dort hat mir die Ruth erzählt, daß sie heute in der Seisgasse ein Stück aus ihrem Buch „Die alte Dichterin, die Literatur und die Kunst“ lesen wird, denn am 14. Juni 1928 wurde Ernesto Guevara de la Serna in Rosaria, Argentienien, bekannt als Che Guevara geboren und der ist ja eine bekannte Kultfigur, der gestern seinen zweiundneunzigsten Geburtstag, also gar kein so besonders rundes Datum, hatte.

Trotzdem wurde er in der IKG entsprechende gefeiert und Michael Wögerer, der relativ junge Vorsitzende, hielt die Einleitung in einem entsprechenen T-Shirt, wobei er das erzählte, was er auch im Jänner erzählt hat, nämlich, daß er als Schüler ein T-Shirt mit dem bekannten Portrait gefunden hat und keine Ahnung hatte, wem es darstellte, die Englischlehrerin hat ihm aber zu einem Referat über Che vergattert und so ist er offenbar sein Fan geworden und wiederholte seinen Vortrag, der sehr interessant war, denn ich muß gestehen, sehr viel habe ich über den Revolutionär, der in einem bürgerlichen Haushalt Argentiniens aufgewachsen ist, nicht gewußt.

Er hat Medizin studiert und 1953 sein Studium abgeschloßen, vorher ist er aber mit einem Freund mit dem Motorrad durch Südamerika gefahren, diese Stelle, die in Ruths Buch enthalten ist, hat sie gelesen und dabei die Hypothese aufgestellt, daß Che Guevara außer Revolutionär auch Dichter und sogar Nobelpreisträger werden hätte können, wenn er sich nicht der Revolution gewidmet hätte und mit Fidel Castro Kuba erobert hätte.

Dann war er dort Industrieminister, hat Kuba aber verlassen, um die Revolution weiter in die Welt zu tragen, hat in Angola und in Bolivien gekämpft, wo er dann 1967 gefangen genommen und hingerichtet wurde.

Das berühmte Foto, das sämtliche T-Shirts ziert, wurde auch projeziert. Nachher gab es noch eine kleine Diskussion und das normale Veranstaltungsprogramm hat somit angefangen und die Ruth hat, glaube ich, auch einmal am Volksstimmefest und in Krems über Che Guevara gelesen und nächste Woche wird in der IGK, glaube ich, auch noch ein Film gezeigt und ein Sommerfest gibt es, glaube ich, auch noch und weil wir schon bei den Geburtstagen sind, kann ich gleich vermelden, daß heute auch noch die Lia Geburtstag hat und ein Jahr geworden ist.

2020-06-14

Autofahren in leiwanden Grafiken

Filed under: Bücher — jancak @ 00:56
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Jetzt kommt wieder etwas vom „Holzbaum-Verlag“, der mir ja seit 2012 so getreulich seine Bücher schickt und mir daher den Humor und die Ironie ein wenig näherbrachte, der aber auch eine eigene Grafik-Reihe hat, wo er die verschiedensten Themen mit Kugeln und Statistiken humorvoll aufzuarbeiten suchtl

Da habe ich nur ausgewählte Büchlein und nicht alles durchgeblättert, bei den Katzen bin ich, glaube ich, ausgestiegen, aber in Choronazeiten und den ernsthaften Büchern, die sie behandeln, kann ein wenig Leichtigkeit nicht schaden.

Also habe ich mir das „Autobüchlein“ von Clemens Ettenauer, Katja Ettenauer und Hanna Jungwirth herausgegen bestellt, auf dem am gelben Cover schon eine rot grüne Kugel mit der Frage „Was ich mache, nachdem ich an der Radarkontrolle vorbeigefahren bin?“, zu sehen ist.

„Aufs Gas steigen!“, haben da angeblich die meisten Befragten geantwortet. Also steigen wir auch und rasen durch das Buch, das uns verrät, ob „Autofahrer in Wien beim Abbiegen“ blinken oder nicht und auch behauptet, daß der ÖBB, die besagte Werbung für die Autoindustrie ist.

Ja, wenn man nur mit Maske in den Zügen fahren darf, füge ich aktuell hinzu und, die Bundesbahn angeblich sehr verspätet ist. Also weiter mit dem Kugelreihen.

„Wann steht ein Polizeiauto im Halteverbot?“, lautet da eine Frage. Dann gehts ein bißchen von den Autos weg, wenn die Grafikkugel darüber Ausschluß gibt, welche Jobs sich „Michi Häupl“, der ehemaligen Bürgermeister „gut vorstellen kann“?

Taxifahren ist dabei, spoilere ich mal, obwohl ich mir ihn eigentlich eher als Fiaker vorstelle und so weiter und so fort, verraten uns die sechsundfünzig Seiten und im beigelegten Beschreibungskärtchen steht noch zu lesen „Autofahren in leiwanden Grafiken“ thematisiert humorvoll und ziemlich ehrlich den Alltag auf vier Rädern zwischen Hupkonzert und Schimpftiraden.“

Neugierig geworden? Die Nichtautofahrerin kann das Buch allen solchen und auch allen Verweigerern, Fahradfahren oder Fußflaneuren sehr empfehlen und eine Ausstellung im „Shop der komischen Künste“ im Museumsquartier gibt es seit dem 23. Mai bis zum 11. Juli auch, wo man sich die Grafiken wahrscheinlich ansehen und das Bchlein besorgen kann.

2020-06-13

Berliner Briefe

Jetzt kommt wieder ein Buch einer mir bisher unbekannten Autorin, die sich in den Neunzehnfünfzigerjahren das Leben genommen hat, sich vorher aber scharf und pointiert mit dem Holocaust auseinandersetzte.

Die 1918 in Berlin geborene Susanne Kerckhoff hat es in Deutschland getan, die 1904 in Wien geborene Friederike Manner, deren „Lesen- Aber was?“, ich einmal im Schrank gefunden habe, die sich 1956 das Leben nahm, tat es in den „Dunklen Jahren“, 1948 erschienen, 2019 wieder aufgelegt.

Ich war bei der Präsentation in der „Gesellschaft“ und bevor ich zu Susanne Kerckhoff und ihrem eigentlich sehr dünnen Buch komme, möchte ich vielleicht noch Irene Harand erwähnen 1900 in Wien geboren, 1975 in New York gestorben, die sich mit „Sein Kampf“ schon 1935 mit Adolf Hitler auseinandergesetzt hat.

Und das kleine dünne Büchlein, die „Berliner Briefe“, 1948 in Berlin erschienen, jetzt von dem kleinen feinen Verlag „Das kulturelle Gedächtnis“ herausgegeben wurde, von dem ich schon „Die Wunderkammerder deutschen Sprache“ gelesen habe, ist insofern ein Novum, da es am vorigen Freitag im „Literarischen Quartett“ vorgestellt wurde, da lag das Buch schon am Harlander Küchenschreibtisch, denn der Verlag hat mich angeschrieben, mich von der Vorstellung informiert und es mir dann noch rechtzeitig zugeschickt, so daß ich das „Literarische Quartett“ einmal schon sehen konnte, noch bevor mich Wolfgnag Tischer, wie es sonst der Fall ist, in seinem „Literaturcafe“ darauf aufmerksam machte, denn ich habe ja keinen Fernseher und bin auch nicht in Deutschland zu Hause.

Das Buch ist ein Briefroman, besteht also aus fiktiven Briefen von einer Helene an einen Hans, in denen sie sich mit dem Holocaust oder dem was in Deutschland, in dem Helene und auch Susanne Kerckhoff während des Krieges geblieben ist, geschah, auseinandersetzt. Es sind dreizehn Briefe und hundert Seiten, mit einem Vorwort der Autorin und einem Nachwort des Herausgebers Peter Graf und das Buch wurde sowohl von Dennis Scheck, als auch im „Literarischen Quartett“ sehr gelobt.

Peter Graf meint in seinem Nachwort, daß Susanne Kerckhoff, die Philosophie studierte, einen Buchhändler geheriatet hat, von dem sie sich scheiden ließ und auch sehr viele Unterhaltungsliteratur, sowie Lyrik geschrieben hat, bevor sie politisch wurde, keinesweg so unbekannt ist, sondern seit 1989 langsam wieder entdeckt wurde. In der DDR in der sie die letzten Lebensjahren verbrachte, wurde sie aber totgeschwiegen und das Buch ist wirklich sehr interessant und ich empfehle es zu lesen.

In den dreizehn Briefen, an den Hans, den jüdischen Jugendfreund, setzt sich Irene mit ihrer Beziehung zu den Nazis und dem was sie oder man gewußt hat oder nicht auseinander.

Ihre Vorbemerkung ist mit Dezember 1947 datiert, also eine ganz frühe Phase der Auseinandersetzung, sie erwähnt in den ersten Briefen eine Begegnung mit Hans Vater, der ihr aus Rücksicht ausweichen will, sie bleibt stehen und spricht ihn an, da versteckt er seinen gelben Stern unter seinen Hut und sie berichtet auch von einer Bemerkung ihres Großvaters, als sie ihm als Kind von einer jüdischen Freundin erzählt. Dann fragt sie sich, was man gewußt haben könnte und warum man den Führer folgte. Sie meinte, daß das wohl aus Armut geschehen sei und man wohl froh war, daß es einem dann besser geht. Nachher stand man da mit seinen Schuldgefühlen und hat das alles nicht gewußt und sie meint auch, daß die einfachen und ungebildeten Menschen auch nicht die geistigen Möglichkeiten hatten, sich mit all dem auseinanderzusetzen. Sie rechnet auch mit der Kirche und ihrer Rolle ab, erklärt was sie von der SPD und der SED hält, in die sie nicht eingetreten ist und bezeichnet sich selbst als eine aktive Mitläuferin, die den Krieg nur überleben konnte, daß sie halt der „Winterhilfe“ ein paar Mark mehr spendete, um so den Verdacht zu entgehen, vielleicht feindsender zu hören.

Interessant und schade, daß das Buch so unbekannt geblieben ist, schade auch, daß es in einem eher kleinen Verlag erschienen ist und fein, daß es im „Literarischen Quartett“, so prominent, wenn auch sehr spät am Abend und da wahrscheinlich wieder im Verborgenen vorgestellt wurde und ich finde auch, die hier erwähnten Frauen, die sich schon sehr früh mit dem Thema Holocaust auseinandersetzten, sehr interessant.

Irene Harand war eine sehr konservative bürgerliche Frau, da wurde ihr Buch wohl von den Linken abgelehnt und die DDR hat auch mit der Auseinandersetzung der jungen Susanne Kerckhoff, die sich 1950 das Leben nahm, auch keine große Freude gehabt. Es sind aber in Zeiten, wie diesen, wo die Patrioten erwachen, ihren patriotischen Widerstand leisten und von der Auseinandersetzung mit der Geschichte, nichts hören wollen, vielleicht besonders wichtig auch diese feinen leisen Stimmen zu hören, so danke ich dem Verlag sehr mich auf das Buch aufmerksam gemacht zu haben, das sonst vielleicht an mir vorbeigegangen wäre, obwohl ich mir die „Literarischen Quartett-Folgen“ eigentlich sehr regelmäßig und interessiert anhöre.

2020-06-12

Middle England

Filed under: Bücher — jancak @ 00:48
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Jetzt kommt ein Buch auf das ich aufmeksam wurde, weil es auf Platz zwei der der Juni Orf- Bestenliste steht, Jonathan Coes Brexit-Roman „Middle England“ und das Thema Brexit interessiert mich ja sehr.

Zwei BrexitBücher habe ich auch schon gelesen und von dem 1961 in Birmingham geborenen Jonathan Coe, habe ich 2009, glaube ich, zum ersten Mal gehört, als sein Buch „Der Regen bevor er fällt“ in „Ex Libris“ vorgestellt wurde.

Damals habe ich gerade am „Haus“ geschrieben“ und, ich glaube, ich habe mir eine Idee aus dem Buch für mein Schreiben mitgenommen.

Das Buch habe ich übrigens vor kurzem in einem der Schränke gefunden und bin jetzt auf das Llesen gespannt und mit Jonathan Coes Brexit-Roman habe ich mir etwas schwer getan, da er der dritte Teil von zwei vorher erschienenen Bücher ist und sozusagen, das Leben der dort vorkommenden Personen von 2010 bis 2018 fortführt und dabei das soziale Lebens England vor während und nach dem Austritt Englands aus der EU schildert.

Das habe ich sehr interessant gefunden. Das Buch aber, vielleicht auch weil ich die zwei anderen Bücher nicht gelesen habe, etwas hzusammenhanglos gefunden, war aber an den sozialen Zuständen in England, in dem ich glaube ich, in den Siebzigern zuletzt gewesen bin, sehr interessiert und die Hauptfiguren des Buches haben ihren Höhepunkt wahrscheinlich auch in den Siebzigern erlebt.

Es beginnt gleich ein bißchen zusammenhanglos, im April 2010, als Benjamins Trotters Mutter gestorben ist ist und er mit seinem Vater vom Begräbnis kommt. Benjamin Trotter, ein erfolgloser Schriftsteller sozusagen, ist eine der Hauptpersonen, er hat dreißig Jahre an einem Roman geschrieben, in dem er seine verflossene Liebe schildert. Jetzt lebt er in einer Mühle. Es gibt eine Schwester namens Lois und deren Tochter Sophie ist eine andere Hauptperson.

Sie ist Kunst- oder Literaturdozentin und fährt am Beginn des Buches ein bißchen zu schnell. So muß sie eine Fahrnachschulung machen, verliebt sich in den Fahrlehrer Ian und heiratet ihn. Der ist nicht so intellektuell und gebildet, wie sie und auch ein bißchen rechts und diese Andeutungen, so wird ihm bei einer Bewerbung seine asiatische Kollegin vorgezogen und eine litauische Putzfrau seiner Mutter namens Grete gibt es ebenfalls, machen auch ein bißchen den Reiz des Buches aus.

Benjamin ist der Sohn eines Industriearbeiters, hat aber trotzdem ein Elitecollege besucht und sogar eines, in dem er einige Monate lang am selben Gang, wie Boris Johnson wohnte und ihm auf Klo gehen sah.

Das macht auch einen Reiz des Buches aus, denn im Laufe des Romanes gelingt es Benjamin seinen Roman zu Ende zu schreiben. Er wird sogar verlegt und er kommt damit auf die Longlist des „Man Booker-Preises“ wird interviewt, da erwähnt er das, was von der Interviewerin in ihrem Artikel aber ein bißchen entstellt wird.

Ein berühmter Autor namens Lionel Hampshire, der nicht auf der Longlist stand, kommt in dem Buch auch immer wieder vor und der hat offenbar auch in den vorigen Büchern eine Rolle gespielt.

Dann gibt es noch einige Schulfreunde Benjamins, den Journalisten Doug, der in einer elitegegend Londons lebt, eine reiche Frau hat, von der er sich aber trennt und eine Tochter namens Coriander, die sehr links und sehr kritisch ist, die gerät auch in Rassenunruhen und schafft es, daß Sophie auf ihren College Schwierigeiten bekommt und auch ein Jahr suspendiert wird, weil sie sie anzeigt, daß sie sich einer Transperson gegenüber nicht politisch korrekt äußerte. Solche Anspielungen machen, wie schon erwähnt, den Reiz des Buches aus.

Ein Clown, auch ein Schulfreund Benjamin spielt eine Rolle, der sich mit einem anderen Clown dauernd catcht und dann ein Buch darüber schreibt, das zuerst Benjamin schreiben soll.

Sophie trennt sich im Laufe des Buches von Ian, kehrt dann aber wieder zu ihm zurück und am Schluß, als der Brexit vollzogen ist, gehen Benjamin und Lois nach Frankreich.

Sie kaufen sich dort auch eine alte Mühle. Benjamin macht eine Schreibschule auf und alle treffen sich im Schlußkapitel dort, um sozusagen den Brexit für sich zu vollziehen und ein neues Leben zu beginnen.

Ein interessantes Buch finde ich, in dem man viel über die soziale Situation Englands erfahren kann, denn der Brexit ist ja ein wichtiges Thema, das uns die letzten Jahre ein bißchen bewegte, obwohl er derzeit wahrscheinlich von der Corona-Krise überdeckt wird, aber wenn die überwunden ist, ist es wahrscheinlich wichtig zu erfahren, wie es mit England und dem Austritt aus der EU weitergehen wird.

Das Buch ist in England 2018 erschienen, wurde jetzt von „Folio“ auf Deutsch herausgegeben und das Folio-Cover wo der Big Ben aus den Wolken hervorschaut, finde ich sehr eindrucksvoll.

2020-06-11

Aufruhr

Filed under: Bücher — jancak @ 00:03
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Jetzt kommt ein Buch, das auf der österreichischen, als auch auf der deutschen Buchpreisliste stehen könnte, das neue Buch des 1941 in Kapfenberg geborenen Michael Scharangs, von dem ich 1973, als ich mich nach meiner Matura für Literatur zu interessieren begann, etwas hörte, weil da gerade sein Roman „Charly Tractor“ erschienen ist.

Den habe ich nicht glesen, wohl aber das „Jüngste Gericht des Michelangelo Spatz“ und die „Komödie des Alters“. ein paar andere der Schrang-Bücher, der als ein sehr politischer Autor gilt, habe ich in meinen Regalen stehen und von dem neuen Buch, habe ich im Morgenjournal vor ein paar Wochen gehört und mir gedacht, daß es wahrscheinlich zu Zeiten wie diesen, wo alles ja auch nicht normal sondern in „Aufruhr“ ist, passen könnte und dazu passt auch schon der erste Satz, der eigentlich auch ein Aufruhr sein könnte, denn Miael Scharang spoilert hier, was ich ja inzwischen gerlernt habe, daß man das nicht darf, seinen Roman, lautet der doch „Diese Geschichte begann in New York, fand ihre Fortsetzung in Wien und endet damit, dass die österreichische Regierung ins Ausland flüchtet“

Das macht neugierig, weckt bestimmte Assoziationen, so habe ich, da ich ja in Zeiten, wie diesen auch ein wenig in Aufruhr bin und Klarheit brauchte, es bestellt und ich muß sagen, es hat mich eher verwirrt, denn Michael Scharang ist einer, der in seinem neuen Buch von hundersten wahrscheinlich in Millionste kommt und wahrscheinlich an seiner Farce, wie er die Welt beschreibt, großen Spaß hatte. Ich bin aber, fürchte ich, nicht ganz mitgekommen und wurde von den Buch, da ich ja alles immer ganz genau zusammenfassen will, auch überfordert.

Dabei beginnt es eigentlich ganz einfach in New York in Freddys Bar, das Maximilian Spatz, der Sohn jenes Michelangelo Spatz, dem Scharang ja auch ein Buch gewidmet hat, das ich vor 2008 gelesen, also hier noch nicht besprochen habe, aber, wie ich mich erinnen kann, vielleicht auch ein wenig verwirrt war, sich vor seinem Dienst, er ist Psychiater, besucht und dabei einen Mord beobachtet.

Das wird sehr ausführlich erzählt und stimmt eigentlich mit der Beschreibung des Klappentextes nicht überein, denn der setzt erst viel später ein, steht da doch etwas, daß der Psychiater ein Jahr bezahlten Urlaub bekommt und sich in diesem nach Wien begibt, aber vorher geht er noch zu der Familie einer Patientin und spricht mit ihren Kindern.

Er trinkt auch sehr viel, dann geht er zu einer Sitzung und erfährt dort, er wird für ein Jahr freigestellt und fliegt nach Wien. Seltsam auch, daß er dabei allen erzählt, er würde ganz andere Berufe haben. Er bekommt auch vom Zollbeamten gleich ein Jahresvisum und eine Arbeitserlaubniss, freundet sich dann mit dem Taxifahrer an, der ihn in die Grünangergasse bringt, wo er eine große und vornehme Wophnung hat, die von einer neunzigjährigen Haushälterin der Frau Ehrenreich in Stand gehalten wird. In deren Nichte, Anna Berg verliebt er sich, die ist Verkäuferin in einen Warenhaus auf der Mariahilferstraße und Betriebrätin.

Vorher macht er aber noch einige skurile Bekanntschaften in Wien, wo er sich neu einkleidet, sich zum Beispiel einen Mantel über tausend Euro kauft und die Farce beginnt.

Denn um Anna näher zu kommen, bewirbt er sich in deren Kaufhaus, als Schaufensterdekorateur, macht dann Schaufensterpuppen aus Elfantenknochen und redet dem Geschäftsführer ein, er müße alle Waren um neunzig Prozent verbilligt verkaufen. Der macht daraus, auch irgendwie skurill, ein großes Geschäft. Trotzdem will er den Angestellten den Lohn kürzen und den Streik verbieten. Spatz und sein Freund Montefiori, der Biologe, der ihm die Elefantenknochen besorgte, man sieht Scharang hat es auch mit den sprechenden Namen, führen dann im Schaufenster Stummfilmszenen auf, plant mit seinen anderen Freunden, den skurillen Gestalten, die er an seinem ersten Tag in Wien kennenlernte, aber die Revolution, die damit endet, daß die Streikbewegungen, in große Feiern übergehen, die Polizei greift nicht ein, aber wohl das Militär, angefeuert von einem Patientin Spatz, der auch anach Wien kommt, die Regierung geht dann wie beschreiben für drei Monate ins Ausland und Spatz mit seinen Freunden sowie mit seiner Exfrau, die auch noch eine Rolle spielt, nach New York gesagt, wie gsagt, eine Farce, gigatisch und überschwenglich, ich mußt gestehen, am Schluß bin ich nicht mehr mitgekommen, habe vieles überlesen und bleibe etwas ratlos zurück, denke aber, das Schreiben hat dem sehr politischen Michael Scharang großen Spaß gemacht und ein solches Buch ist in Zeiten, wie diesen, wo wir ja wieder zu unserer Normalität zurückfinden müßen und vor der größten Arbeitslosigkeit seit 1945 stehten, interessant, weiß aber nicht, wieviele Leute sich in Zeiten, wie diesen auch die Zeit nehmen werden, es zu lesen und, daß dann vielleicht auch noch lustig finden.

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