Literaturgefluester

2020-06-10

Drei wertlose Visa und ein toter Reisepaß

Filed under: Bücher — jancak @ 00:57
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Jetzt kommt etwas Chinesische, beziehungsweuse der Bericht über „Meine lange Flucht aus China“, des 1958 in Siuchan geborenen Liau Yiwu, der 2012 den „Friedenspreis des deutschen Buchhandels“ bekommen hat. Ich kenne mich in der chinesischen Literatur wirklich nicht aus, habe aber aus meinen Bücherschrankfunden eine kleine Bibliothek gesammelt und einige der Bücher als kleinen China Schwerpunkt, wild durcheinander gelesen, die DDR Anthologie „Das gesprengte Grab“ herausgegeben von dem Sinologen Ernst Schwarz, dem ich später ein Kapitel in meinen „Dreizehn Kapitel“ gewidmet habe, ist eines davon, das „Eine Stadt- Ein Buch- Aktion- Buch“ von 2010, „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“, von Dai Sijie, ein anderes und, als Liao Yiwu 2012 den „Friedenspreis des deutschen Buchhandels“ bekommen hat, habe ich bezüglich meines Buchmessenssurfing sehr viel darüber gebloggt.

Das Buch ist in einige Teile gegliedert und erzählt in einer Art Rahmenhandlung und wiederum sehr poetisch von der langen Flucht aus China, die damit begann oder endete, daß es Liao Yiwu am zweiten juli 2011 gelang, den Grenzfluß von China nach Vietnam zu überqueren.

Das ist der Beginn des Buches und das Ende der langen Flucht, denn der nächste Teil handelt schon davon, daß er versucht in verschiedenen chinesischen Proinzen zu einem Paß beziehungsweise zu Visen nach Deutschland zu kommen, die ihm auch gewehrt werden.

Die Geheimpolizei nimmt sie ihm aber ab oder holt ihn aus dem Flugzeug, in dem er schon drinnen sitzt. Da gibt es den dicken Li mit dem er was für uns auch ein wenig seltsam ist, Tee trinkt, einige seiner Ehen wurden durch seine Gefängnisaufenthalte zerstört, in Rückblenden erzählt er davon und auch davon, daß er durch seine Bücher „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser“ oder „Für ein Lied und hundert Lieder“, das in Deutschland verlegt wurde, zum Buchmessenschwerpunkt China 2009 nach Frankfurt eingeladen wurde, er bekam aber keine Aureiseerlaubnis, er wurde dann auch zur Litcologne eingeladen, da wurde er, glaube ich, aus dem Flugzeug geholt.

Mit Hilfe der deutschen Botschaft und eines deutschen Kulturredeaktuer gelang ihm dann die Ausreise 2010, da war der dann in Deutschland und auch in Paris wo er Dai Sijie kennenlernte, in Deutschland hat er auch Herta Müller und Günter Grass, der seiner Meinung nach, auch ein eher antiquiertes Bild von der chineschischen Literatur hatte, kennengelernt.

Bei der Rückkehr nach China erwartete ihn gleich die Polizei und konfiszierte die deutschen Zeitungen in den Artikeln über ihn enthalten sind.

Er besucht dann seine Famiie, bringt ihr deutsche Schokolade und geht mit ihr Feuertopf essen, was glaube ich auch von der Polizei gestört wurde, schließlich gelingt ihm, wie schon erwähnt, 2011 die Flucht.

Da kommt es noch zu einer grotesken Szene am Flughafen von Hanoi, wo er sich um tausend in Dollar umgewechselte Euro ein Rückflugticket kaufen muß, obwohl er den ja gar nicht vorhatte, bis die Flucht gelang. Er 2012, wo ein eher angepassterer Chinese, den Nobelpreis bekam, den „Friedenspreis des deutschen Buchhandels“ bekam.

Das Buch ist, wie geschrieben, sehr poetisch aber für eine Nichtsinologin nicht so leicht zu lesen, es gibt auch immer wieder Anspielungen auf die deutsche Literatur und interessant ist dabei auch, daß Kafka als ein „österreich-ungarischer Versicherungsangestellter“ bezeichnet wird, ein Fehler, der dem Lektor oder deutschen Übersetzer wohl entgangen ist, vielleicht wurde er aber auch absichtlich eingeschmuggelt, denn Humor und Ironie traue ich dem Autor durchaus zu und bin gespannt, ob ich noch etwas in dem Schrank von ihm finden werde?

Yu Huas “ Brüder“, die 2009, in Frankfurt vorgestellt wurden, habe ich inzwischen auch gefunden aber noch nicht gelenen, von Mo Yan, dem Nobelpreisträger, habe ich auch etwas in meinen Regalen und dann habe ich natürlich einiges von Pearl S. Buck gelesen, aber die gehört wahrscheinlich nicht wirklich zur chinesischen Literatur.

2020-06-09

Ein schrecklicher Verdacht

Während das Leben ringsherum immer normaler wird, wieder ein Stück aus meinem Corona-Roman „Kein Frühlingserwachen mehr?“, wo es um die ersten Wochen des Lockdowns geht.

Die fünfundsechzigjährige Kuratorin Roswitha Horwath sitzt im Homeoffice zu Hause, wo ihr an Alzheimer erkrankter Mann Egon von der Slowakin Janina betreut wird und bereitet mit ihrem Assistenten Viktor eine Ausstellung über das „Rote Wien“ vor.

Ein Text den ich gerade korrigiere und vielleicht noch ein bißchen was daran verändern muß. Die Szene 5, 7, 14, 15 und 19 und gibt es schon hier zu finden.

Jetzt geht zu Szene 16 und Albert Herweg, Roswithas Sohn, der mit der Volksschullehrerin Valera verheiratet ist:

„Du machst dir unnötige Sorgen, Bea!“, sagte Albert Herweg zu seiner Schwester und legte das Handy auf den Schreibtisch.

Dumme Gans!“, dachte er dabei.

„Laß doch die Mama in Ruhe und sie mit ihren fünfundsechzig Jahen in ihr Museum gehen, wenn sie das braucht und wenn sie sich ein bißchen in ihren Assistenten verliebt haben sollte, kann man ihr das gönnen! Hat sie es doch mit dem Papa und seiner Krankheit nicht so leicht und außerdem bin ich sicher, daß sie weiß, wie weit sie gehen kann! Dumme Gans, die eine Mücke zum Elefanten macht und sich in Sachen mischt, die sie nichts angehen, während ich mir um Val Sorgen machen sollte!“, dachte er verärgert und merkte, daß er froh war, daß er das zu sich selber und nicht der Schwester gesagt hatte, die sich in ihrer Helferrolle auf ihn gestürzt hätte, was er nicht wollte und sie nichts anging, dachte er und kam in Gedanken zu Valera zurück, die sich vorhin in der Küche übergeben und erschrocken den Kopf geschüttelt hatte, als er wissen wollte, ob sie auch Fieber hätte? Über Kopfweh hatte sie in den letzten Tagen öfter geklagt. Da hatte er sich noch keine Sorgen gemacht und gedacht, daß die Überforderung mit dem Homeschooling, das nicht leicht war und sie erst lernen mußten, Schuld daran trug. Dann war ihm eingefallen, daß sie in letzter Zeit öfter gehustet hatte und hatte erschrocken „Sie wird sich doch nicht dieses Virus eingefangen haben?“, gedacht.

„Mach dir keine Sorgen, Albert!“, hatte sie ihn zwar beruhigt und ihn auf den Mund geküßt. Dann hatte sie ihre Jacke genommen und gemeint, daß sie für alle Fälle doch in die Apotheke gehen wolle.

„Um mich zu vergewissern, Albert, damit ich mich in nichts verrenne, was nichts wird! Mach dir keine Sorgen und kein solches Gesicht! Mir geht es gut und ich habe mir vielleicht nur den Magen verdorben!“

Als er ihr erschrocken folgen wollte, hatte sein Handy angeschlagen. Bea war in der Leitung gewesen und hatte ihm mit besorgter Stimme mitgeteilt, daß die Mutter im Museum gewesen war, obwohl sie zur Risikogruppe hzählte und daher das Haus nicht verlassen sollte. Dann hatte sie noch etwas von ihrem Assistenten hinzugefügt, von dem sie nicht sicher war, ob sich die Mama nicht mit ihm im Museum traf und den Papa mit ihm betrog?

„Das darf nicht sein! Das müssen wir verhindern!“, hatte die Schnatterliese, die schon als Kind so überkorrekt war und die anderen vernadert hatte, wenn sie beim Spielen geschummelt oder keine Hausaufgaben machten, doziert und er hatte gedacht, daß ihn das nicht interessiere, sondern zu Val müsse, die vielleicht dieses Corona-Virus, zumindest aber einige der geschilderten Symptome hatte. Trotzdem hatte es eine Weile gebraucht, bis er so höflich er konnte „Das interessiert mich nicht, Bea! Ich mische mich da nicht ein und glaube, du solltest es auch nicht tun, weil die Mama erwachsen ist!“, zu ihr sagte und das Gespräch unterbrach. Das war nun passiert. Jetzt konnte er ebenfalls zur Jacke greifen und Val in die Apotheke folgen. Wußte er doch, wo sich die Nächste befand. Konnte sie also nicht verfehlen und atmete auf, als er das Geräusch des Schlüßels hörte und er seine Frau verschwitzt und mit zerzausten Haaren auftauchen sah.

„Da bin ich wieder, Albert!“, sagte sie erstaunlich fröhlich und zog eine Medikamentenschachtel aus ihrem Apothekensäckchen.

„Wenn du willst können wir den Test gleich machen, dann wissen wir es genau!“

„Den Covid-19 Test? Wo hast du den so schnell bekommen? Ich dachte, man müßte da eine bestimmte Nummer anrufen, dann kommen sie im Schutzanzug zu dir machen den Abstrich!“, sagte er und wunderte sich, daß sie zu lachen begann.

„Aber nein, Albert, hast du das gedacht? Das ist es nicht! Das Kopfweh ist verschwunden und der Husten, glaube ich, chronisch! Aber meine Periode ist in der letzten Zeit ausgeblieben und da mir seit ein paar Tagen schon schlecht wird, wenn ich die Küche betrete und das Essen rieche, habe ich gedacht-!“, sagte sie und drückte ihm einen Kuß auf den Mund.

„Daß ich vielleicht Vater werde, meine Eltern Großmama und Großpapa und meine Schwester Tante, die sich dann um ihren kleinen Neffen oder Nichte kümmert und die Mama in Ruhe läßt, wenn sie sich nicht so genau an die Risikogruppenvorschriften hält!“, sagte er und zog Valera an sich.

„Das wäre wunderschön, Val, obwohl eine Schwangerschaft in Covid-Zeiten und eine Geburt mit Maske höchstwahrscheinlichlich auch ein Risiko werden könnte!“

2020-06-08

Wieder zu den Wilden Worten

Eva Schörkhuber

Eva Schörkhuber

Corona Regelungen

Corona Regelungen

„Zusperren ist einfacher als aufsperren!“, hat Kanzler Kurz schon mehrmals gesagt und das scheint bezüglich der Veranstaltungen ganz besonders zuzutreffen, denn seit Ende Mai sind diese wieder möglich, das Programm geht aber nur ganz zögernd an.

Die „Alte Schmiede hat im Juni drei literarische Veranstaltungen, Eintritt nur mit Maske und mit Zählkarten, obwohl die Maskenpflicht ja mit nächster Woche weitgehend fällt, der „Republikanische Club“ beginnt, glaube ich, nächste Woche und Richard Weihs, der beharrliche hat pünktlich zum zweiten montag im Monat wieder mit seinem Programm begonnen und Eva Schörkhuber dazu eingeladen und erfreulich, Zutritt auch ohne Maske.

„Nur die Sessel rücken wir ein wenig weiter auseinander!“, hat er mir auf meine Anfrage gemailt. Die Claudia vom Amerlinghaus hat aber auf einem Tisch Masken, Desinfektionsmittel und ein Info blatt mit den Veranstaltungsregeln aufgelegt und laut Richard Weihs, die Sesseln in einem Schachbrettmuster aufgelgt, vier oder fünf Reihen mit je vier Stühlen und ich habe mich auch bemüht, rechtzeitig da zu sein.

Denn keine Ahnung, wie groß oder klein der Andrang sein wird. Denn normalerweise Platz genug, aber da stehen die Sessel dichter beieinander und jetzt gab es zwei Monate keine Veranstaltungen.

Wenn also alle, die gerne hinkommen kommen und Eva Schörkhuber noch ihren Fankreis mitbringt? Dann war es nicht so arg, denn Platz genug, aber die Ruth war da, die Silvia Bartl, die früher das Programm vom Literaturhaus organisierte, der habe ich gleich mein neues Buch entgegengestreckt, den Richard Weihs nicht, obwohl seine Wunschgedichte ja darin enthalten sind, Eva Geber ist später gekommen und der Alfred auch, denn der mußte noch in den kubanischen Club schauen, der ja jetzt auch geöffnet hat.

Richard Weihs begrüßte und Eva Schörkhuber, die ich ja von den Volksstimmefestlesungen kenne und deren erstes Buch ich einmal gefunden habe, hat passend zur Lage zwei Texte ausgewählt, die sich mit dem Thema Altern, bezüglich der Risikogruppen, wie sie erwähnte und Angst, bezüglich Corona ausgewählt.

Publikum beim Abstandhalten

Publikum beim Abstandhalten

Der Essay über das Altern ist in der PS-Politsch schreiben, deren Redaktionsmitglied sie ja ist, enthalten und da war ich ja im Jänner im Literaturhaus, wo sie einem Text gelesen hat, der in einer anderen Nummer enthalten ist und der Text zum Thema Angst stammt aus dem dystopischen beziehungsweise hypnotischen Roman, wie Richard Weihs in seiner ausschreibung ankündigte „Nachricht an den großen Bären“, der schon 2017 bei „Atelier“ erschienen ist und der offenbar komplett an mir vorbeigegangen ist.

Dystopoische Romane sind ja in Zeiten wie diesen besonders passend, so steht im Beschreibungstext auch etwas von der nahen Zukunft, wo die Rechtspopulisten die Macht übernommen haben und Eva Schörkhuber, die ein Stück vom Ende gelesen hat, erklärte anschließend, daß der Roman eigentlich aus einer Erzählsammlung entstanden ist und es in dem ganzen Buch im eine Zugfahrt geht, wo eine Rebellin die Papiere über die Grenze bringen will, immer wieder verschiedene Personen trifft und das Hypnotische besteht aus Entspannungsformeln, die sich die Heldin offenbar immer wieder suggeriert, die Eva Schörkhuber auch vorgelesen hat.

Interessant eine Veranstaltungsreihe in Corona-Zeiten damit zu beginnen, die Diskussion begann auch mit dem Thema Riskogruppe und den Einkastelungen, die wir in der letzten Zeit erlebten, dann folgte, wie Rihard Weihs erwähnte eine Menge Wunschgedichte, offenbar waren bei der letzten Märzveranstaltung, wo ich ja bei der Frauenlesung im Literaturhaus war, besonders viele Leute und einge haben sich da schon das Thema Corona gewünscht und das habe ich auch auf mein Wunschzettelformular geschrieben, nämlich als Thema, dann als Beginn glaube ich „Es kann nicht sein“ und dann noch „Maskenpflicht“, „Überwachungsapp“ und „Ausgangssperre“, eher banal habe ich gedacht, aber vielleicht passt das Resultat zum „Frühlingserwachen“.

Mal sehen, was Richard Weihs daraus machen wird, die nächste Veranstaltung hat er ja schon angekündigt, wird vielleicht schon im Juli sein, beziehungsweise im September, da wird er dann auch Gitarre spielen und dann wird der Alfred wahrscheinlich mit dem Korrigieren noch nicht fertig sein, so daß es sich ausgehen wird, dem Text, wenn es passt, auch noch das Gedicht anzufügen.

2020-06-07

Vorsichtiger Veranstaltungsbeginn

Rückkehr zur Normalität ist angesagt, ob zur gewohnten alten oder der neuen mit Überwachungsapp, Impfzwang und Polizeieinsatz bei Covidverdacht, bleibt noch abzuwarten, ich versuche meine alte mit meinetwegen Sicherheitsabstand und ohne Händeschütteln beizubehalten, obwohl ich ja geschrieben habe, daß ich höchstwahrscheinlich schon etwas verändert wird.

Der Rückzug ist vielleicht angesagt oder hat schon stattgefunden, denn höchstwahrscheinlich wieder keine Rückmeldungen bezüglich meiner Buchaussendung und die einzigen Rückmeldungen auf meinen Blog bestehen oft nur aus Ulis Meldung, daß ich nicht schreiben kann, was ich wieder kommentiere, daß das nicht stimmte, denn ich schreibe ja schon sehr viel und sehr lang und ob wirklich so schlecht, bleibt dahingestellt.

Ich nehme es mit der Rechtschreibung nicht so genau, stimmt, versuche auch eher im realistischen Bereich zu bleiben und vor allem und das ist, glaube ich, das Hauptproblem, scheine ich es nicht zu schaffen, das Interesse der anderen zu wecken.

Finde ich schade, werde es aber höchstwahrscheinlich in den zwanzig Jahren, die mir noch bleiben auch nicht ändern können, also zurück zum Rat des Pastors B., den er mir, glaube ich, in den Siebzigerjahren gab, nur für mich selbst zu schreiben, damals habe ich das als unnötigen Rückzug empfunden und habe empört abgewinkt.

Die Bruni hat mir, glaube ich, auch einmal den Vorschlag gemacht, um ein Stipendium einzureichen, wo man kein Geld bekommt. Das war es auch nicht, was ich wollte, denn das wäre ja die zwei Klassengesellschaft und dann hat sie mir einmal gemailt, ich wäre distanzlos, weil sich Susanne A. beklagt hat, daß ich sie gleich geduzt hätte und gefragt habe, ob ich vom „Siemens-Literatupreis“ mit ihr zurückfahren kann?

Das habe ich lange nicht verstanden. Distanzlos ich doch nicht? Jetzt verstehe ich, was sie meinte, denn als mir der Alfred Kollertisch, der jetzt ja gestorben ist meine Texte an die „Mansukripte“ immer wieder zurückschickte und nicht nahm, habe ich ihm einmal trotzig naiv geschrieben „Aber einmal werden sie das tun!“

“ Welch ein Irrtum würde Ernst Jandl, der demnächt seinen zwanzigsten Todestag begeht, reimen und dabei die „r“ und die „l“ vertauschen, was ich nicht tue, weil mir das zu mühsam ist.

Das mit dem „Nobelpreis“ ist auch ein Irrtum, ich weiß, würde ihn aber trodem gerne haben, keiner wird mich vorschlagen, lieber Uli, das weiß ich auch, aber trotzdem habe ich ab, den Siebzigerjahren meine Texte unentwegt trotzig überall weiterverschickt und habe nicht gesagt „Ich bin eine Hobbyautorin!„, sondern war erstaunt, als das die kleine Anna einmal meinte.

Nein, bin ich nicht, noch immer nicht, weil die, die mich so nennen, damit die Unprofessionalität ausdrücken wollen. Was den monetären Erfolg betrifft, bin ich es wohl, aber da bin ich nicht allein, das trifft wahrscheinlich auch auf die zu, die hin und wieder einen Preis oder ein Stipendium bekommen oder ihre Bücher in Klein oder sogar Mittelverlagen haben.

Das habe ich nicht, sondern zum Glück immer von meinem Brotberuf leben können, so habe ich kaum literarische Einnahmen, jetzt daher auch keine Ausfälle und meine Bücher, was ja leider immer noch das große Fettnäpfchen ist, seit 2000 selbst verlege oder drucken lasse und seit 2008 über mein Schreiben, sehr im verborgenen blogge.

Zum Herumschicken und Bewerben habe ich irgendwann aufgehört und das war es ja auch, was, glaube ich, die meinen, die mich distanzlos nennen, das war einmal die Anna und der Uli, JuSophie hat es auch getan.

Gerhard Jaschke hat mir einmal gesagt, daß mich Kollegen „penetrant, widerlich und possesiv!“, nennen würden. Da war er böse auf mich, später ist er viel freundlicher geworden und hat mein „Literaturgeflüsterbuch“ sogar in höchsten Tönen gelobt.

Aber gut, ich interpretiere mir das so und bin ja Jahrzehnte lange jede Woche mehrmals zu literarischen Veranstaltungen gegangen und habe und tue das immer noch, auch die Bücher der Kollegen gelesen und denke, daß man das, als „distanzlos aufdringlich und posessiv“ bezeichnen kann, das immer wieder probieren im Literaturbetrieb, obwohl man mir ja eh schon so oft gesagt hat, daß ich da nicht lesen kann oder nein, gesagt hat man mir das nicht wirklich, sondern mich eher ignoriert und in den letzten Jahren wurde ich von den Veranstaltern im Literaturhaus, „Alte Schmiede“, „Gesellschaft“ uauch immer freundlich gegrüßt, wenn auch nicht umarmt, aber das darf man jetzt sowieso nicht, was aber nicht heißt, daß ich da vielleicht mit Ausnahme der „Textvorstellungen“ lesen kann, daß mich das in der lezten Zeit etwas deprmierte und mir dachte, wozu gehe ich da hin, wenn die dort auch nicht zu meinen Lesungen kommen oder meine Bücher lesen?

Dabei habe ich mir meisten, wenn ich mir das dachte, schon die Schuhe angezogen und die Tasche genommen, denn was sollte ich denn sonst tun und interessant ist es ja irgendwie schon sich in der Literatur auszukennen und man kann auch darüber bloggen und für sich ein enormes literarisches Archiv schaffen.

Der Ulihat das, glaube ich, einmal „Sinnlosen Content“ genannt. Das glaube ich nicht, daß es das ist, aber man muß sich wahrscheinlich schon dafür interessieren, um sich mit den Wiener Literaturbetreib auszukennen.

Das hat sich jetzt auch erübrigt, zweimal sogar. Im Vorjahr war es der Knöchelbruch der mich sechs Wochen von der Szene wegbrachte, jetzt das Corona-Virus, aber seit einer Woche sind Veranstaltungen bis hundert Personen ja wieder erlaubt und fangen auch ganz vorläufig wieder an sich zu bilden, obwohl da ja noch nicht klar ist, ob man mit Maske kommen, sich vorher anmelden muß, etcetera?

Cornelia Stahl, die sich in der letzten Zeit sehr lieb um mich kümmert, hat mir das Probgramm der „Frauenhetz“ geschickt, zwölf Personen, Anmeldung, Maske, also her nicht, der „Republikanische Club“ fängt auch wieder am 24. an und ersucht um Ameldungen, da ja dieMaskenpflicht ab Fünfzehnten mit Ausnahme der Apothken, Friseure und Öffis fällt, habe ich mich da angemeldet, bin aber draufgekommen, daß mir die gebotene Buchpräsentation doch zu politisch ist, dafür fängt Richard Weihs am Montag wieder mit seinen „Wilden Worten“ an und wird Eva Schörkhuber präsentieren.

„Braucht man eine Maske, sonst komme ich?“, habe ich geschrieben.

„Nein, wir rücken nur die Sesseln weiter auseinander!“, hat er mir geantwortet und normalerweise kommen dort ohnehin nicht so viele Leute hin.

Die „Alte Schmiede“ fängt Mitte Juni auch wieder an und ersucht um Eintritt mit der Maske nachher darf man sie herunternehmen. Aber ich kann nach dem Fünzehnten ja noch einmal anfragen und so geht es weiter mit der Normalität, die ja für mich wahrscheinlich, weil ich mich schrittweise doch in meine Pension verabschieden werde, die ich ja schon lang beziehe, doch eine neue wird, eine mit weniger Veranstaltungen vielleicht und vielleicht auch, um ein weniger distanzloses Bemühen um eine Einladung zum „Alpha“, zum „Österreichischen Buchpreis“ und wie das mit der „Buch-Wien“, die stattfinden wird und schon eifrig wirbt, ist mir auch noch nicht klar, denn mit Maske sicher nicht.

Aber mal sehen, bis November ist es ja noch Zeit und da käme auch mein Geburtstagsfest, wozu ich ja schon die Schweizer Dame, die ich im letzten November in Basel getroffen habe, eingeladen habe und Peter Cak hat mich auch schon danach gefragt.

Aber ich könnte ja zehn bis fünfzehn Leute einladen, sonst staut es sich in der Küche und lesen lassen, wer das mag. Mal sehen und es ist auch spannend, wie das mit dem Corona-Virus, das ja eigenlich gar nicht, trotz geöffneter Grenzen, öffener Hotels, etcetera, weiter ansteigt, weitergehen wird?

„Wir müssen vorsichtig sein!“, sagen der Gesundheitsminister und der Bundeskanzler.

Ja, natürlich, aber mit Kanonen auf Spatzen schießen und dabei alles andere rundherum niederdonnern, ist vielleicht auch nicht das Wahre und so können wir nur auf die zweite Welle oder den nächsten Grippevirus warten und dazwischen vielleicht auch Hans Christian Andersens „Des Kaisers neue Kleider“, denken.

Ich werde natürlich weiterschreiben, beziehungsweise korrigieren, weiterlesen und in den Blog auch die eine oder andere weitere Szene meines Corona-Textes stellen, obwohl ich die Stellen mit dem dystoposchen Roman, die Egon Herweg an seine Studenten schreibt, vielleicht noch ein bißchen auffüllen und präzisieren muß und wenn ich damit fertig bin schnappe ich das Notizbuch, das ich einmal in der „Seedosenzelle“ fand und dem schon ein bißchen was eingetragen war und werde mir rund herum Recherchenotizen machen, weil ich mich dann ja wieder auf Recherchetouren und zwischen durch auch einen Kaiserpritzer trinken oder vielleicht auch wieder zum McDonalds gehen kann.

2020-06-06

Pandemische Zeiten

Filed under: Bücher — jancak @ 00:01
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Jetzt kommt eine Neuerscheinung, die Büchersendungen aus Deutschland kommen wieder an, hipp hurrah, da ist ja offenbar einiges verlorengegangen und wurde über PDFs oder österreischische Auslieferer nachgeholt und die „Pandemische Zeiten – Corona, Kapitalismus, Krise und was wir dagegen tun können“, aus dem marxistischen „Manifest-Verlag“, ist ein brandaktuelles Buch, denn wahrscheinlich nicht nur Ende Mai erschienen, sondern in diesem wahrscheinlich auch geschrieben und hergestellt und das Thema „Corona“, meine Leser wissen es, interessiert mich sehr.

Eine Linke bin ich auch, aber nicht unbedingt eine Theoretikerin, so war ich mir gar nicht so sicher, ob ich marxistische Analysen, die ja oft nur schwer verständlich sind, wirklich lesen möchte?

Vielleicht hat mich auch der Name eines der Herausgegeber,, Sascha Stanicic, veranlaßt das Buch zu bestellen, ich glaube, zwar nicht nur, das Thema war schon das ausschlaggebende und über allzu Theoretisches kann man ja wie bei Arno Schmidt auch schnell darüber gelesen. Dann kam das Buch und ich wurde wieder an den Sascha Stanisic erinnert, dachte, wußte gar nicht, daß der so politisch ist, aber schreibt sich der nicht zweimal nur mit „s“, statt mit „sch“ und „c“? Tut er auch, denn der Sascha Stanicic ist ein linker Gewerkschafter und das Buch ist viel viel interessanter, als erwartet und offenbar auch nicht so schwer zu lesen, stellt es ja schon im Vorwort die Frage, die ich mir bei meinem Corona-Text immer noch stelle, kann man mitten in der Krise darüber schreiben?

Kann man natürlich nicht, wissen auch die Herausgeber, nur eine aktuelle Bestandaufnahe geben und das Ganze dann später, wenn alles vorbei ist, beurteilen.

Es ist eine Antholigie in fünf Teile gegliedert und der erste beschäftigt sich mit den Veränderungen, die sei Ende Februar oder Anfang März in Deutschland oder auch in Österreich passierten und da ist ja interessant, daß Österreich ein wenig strenger und viel restriktiver, als die Deutschen war, so haben sie, glaube ich, eine viel größere Arbeitslosikeit als die Deutschen und die deutschen Infektionszahlen sind, glaube ich, sogar ein bißchen besser, aber das nur am Rande.

In den vier Artikeln des ersten Teiles, wo der erste von dem jetzt schon zweimal zitierten Sascha Stanicic ist, werden die Veränderungen, die Maßnahmen und Lockdowns diskutiert.

Winfried Wolf beschäftigt sich in „Eine Erschütterung des Weltkapitalismus mit offenem Ausgang“ mit den Börsen und der Autoindustrie, Inge Höger mit dem „Demokratieabbau in Krisenzeiten“.

Da muß man aufpassen, daß der Entzug der Freiheitsrechte, die angeblich nötig waren, nicht nachher bleiben, weil man damit ja viel bequemer alle überwachen kann.

Aber wie kann man das, wenn man nicht demonstrieren darf? Das ist zwar seit Anfang Mai ohnehin vorbei und in Deutschland sind die Leute ja noch früher als in Österreich auf die Straße gegangen, das sind zum Teil aber keine Linken, sondern die sogeannten Verschwörungstheoretiker und in Österreich auch die FPÖ und die Identitärren, als auch nicht das, was man sich vielleicht wünschen sollte und dann wird es besonders interessant, denn ein Andreas Pittler vergleicht die Krise mit Sarajewo, da war ich schon auf den falschen Stanicic draufgekommen und dachte, ich schau mir an, was das für ein linker Gewerkschaftler ist?

War aber schon der österreichische Historiker und Krimischreiber, der ja auch eine Gusenbauer-Biografie geschrieben hat, die ich mal gefunden habe und der zeichnet ein sehr scharfes Bild über die Regierungsbeteiligung der Grünen und meint, was ich eigentlich nicht so scharf gesehen habe, daß das ja eigentlich immer eine eher bürgerliche Partei war, wenn er schreibt: „Der neue Parteichef, (gemeint ist der Herr Kogler) hatte eine Clique machtgeiler, prinzipienloser Spießer um sich geschaft, deren Loyalität er sich zu huntert Prozent sicher sein konnte“, Seite 61 und damit schließt „Und wenn es in Österreich gelingt, ein breites und tragfähiges Bündnis zu schmieden, das dem kapitalistischen Raubzug einen ernsten Kampf ansagen kann, dann hat die „Corona-Krise“ wenigstens einen positiven Aspekt gehabt“. Da wäre ich zwar ein wenig skeptisch, war aber im Jänner bei der Grünung einer neuen Linkspartei, die ich allerdings auch nicht auf den Demos bei denen ich war, gesehen habe.

Der zweite Teil ist den „Folgen von Pandemie und Wirtschaftskrise“ gewidmet und da werden so ziemlich alle Bereiche behandelt, die mich auch schon beschäftigten, beziehungsweise in den Medien zu hören waren.

Die Spitäler wurden jahrelang kaputt gespart und hatten jetzt zu wenig Schutzausrüstung, zuwenig Personal und dieses zu wenig Gehalt. Eine Ärztin beklagt in einem Brief diese Zustände genauer.

Es geht um die Probleme der Sexarbeiterinnen, die jetzt das ja nicht tun können und meistens nicht sozial abgesichert ist. Schwierigkeiten beim Schwangerschaftsabbruch werden befürchtet und füge ich hinzu, die Schwiergikeit mit Maske gebären zu müßen, daß hat Stadtrat Hacker zwar betont, muß man in den Wiener Spitälern nicht, ich habe aber ein Video gehört, wo das anders beschrieben wurde.

In den Schulen gibt es Probleme, die Obdachlosen haben sie und die Gewalt in den Familien hat wahrscheinlich auch zugenommen. Vor Ostern sind, glaube ich, in einer Woche bei uns erstaunlich viele kleine Mädchen aus den Fenstern gefallen und Ostdeutschland ist von der schlechten Wirtschaftslage und der steigenden Arbeitslosigkeit durch den Lockdown wahrscheinlich besonders stark betroffen, da nimmt dann natürlich der Einfluß der AFD zu und der Rechtsruck verstärkt sich, was man ja auch bei uns in Österreich sehr stark merken kann.

Der nächste Teil beschäftigt sich mit den Kämpfen in den Betrieben und der Rolle der Gewerkschaften, denen ja in Pandemischen Zeiten und wahrscheinlich auch danach ein großes Gewicht zukommt, ein österreichisches Beispiel kann ich auch gleich geben. Da sollte das Personal einer Fluggesellschaft ja zu Dumpingprisen unter dem Mindesteinkommen arbeiten. Die wollten das zum Teil auch, die Gewerkschaft war dagegen und es kam zu einer Demo gegen die Gewerkschaften. Ja, in Zeiten, wie diesen ist vieles äußerst seltsam und auf den Kopf gestellt.

Im vierten Teil werden dann die einzelnen Länder aufgeschlüßelt, aber wahrscheinlich kann man auch das verallgemeinern, das überall das Gesundheitswesen kaputt gespart wurde, es keine Schutzmasken und Ausrüstungen gab und in den Ländern, wo das krasser, als in anderen war, hat sich das dann auch besonders stark ausgeprägt, wie ja auch herauskommt, daß Corona eine Kranheit der Armen ist, die in Massenquartieren, wie Flüchtlingsheimen oder Schlachthöfen oder Postverteilerzentren besonders sich stark verbreitet, wo die Leute in ihren Quartieren wenig Platz haben und auch wenn sie krank sind, arbeiten müßen, weil es keine Krankenversicherung und keine <lohnweiterzahlung bei den Scheinselbständigen gibt.

In Indien und Afrika wirkt sich das noch viel krasser aus, weil man dort oft nicht einmal das Wasser hat, um sich die Hände zu waschen und nein es ist vielleicht doch nicht nur eine Krankheit der armen, wie das Beispiel Ischgl, das natürlich auch vorkommt, beweist. Da wurde um dem Profitausgall zu entgehen von den ÖVP Politikern vertuscht und dem Personal auch verboten sich testen zu lassen, damit ja nichts aufkommt und nichts vorzeitig geschlossen werden muß.

Ein Forderungskatalog der Gewerkschaft und der Linken, wie man in Zukunft solche Zustände verhindert, gibt es auch, ob der dann aber verwirklicht wird und ob Corona den Kapitalismus sinnvoll bekämpfen kann, würde ich aber sehr bezweifeln.

2020-06-05

Der Tag als meine Frau einen Mann fand

Filed under: Bücher — jancak @ 00:31
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Wieder ein Buch von meiner Backlistleseliste, ein Buch aus dem Bücherschrank, nämlich Sibylle Bergs „Der Tag an dem meine Frau einen Mann fand“, 2015 erschienen und nicht auf der dBp stehend, aber wieder einmal Skurrilität der letzten Schweizer Buchpreisträgerin, deren „GRM:Brainfuck“ ja eine starke Dystopie war und spannend, daß wir jetzt ja, wenn auch in einer anderen Weise inzwischen in einer solchen leben, allerdings noch nicht so ganz gechipt sind.

Von der 1962 in Weimar geborenen und in Zürich lebenden Autorin, die ich letzten Winter, sowohl in Wien als auch in Basel erlebte, habe ich das erste Mal etwas gehört, als ich den Schreibratgeber las, den ich einmal über die Cornelia von Goethe-Akademie bekommen habe.

Da wurde ihr „Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“ sehr gelobt und ich habe mir ihren Namen wahrscheinlich schon wegen des skurrilen Titels gemerkt.

Dann habe ich im Schrank ihr Kolumnenbuch „Gold“gefunden, als ich „Paul und Paula“ geschrieben habe, hat mir Klaus Khittl „Vielen Dank für das Leben“ geborgt, von dem er sehr begeisgtert war und richtig, 2009 als ich ja auf der Jagd nach dem Buchpreisbüchlein war, ist sie mit „Ein Mann schläft“ auf der deutschen Longlist gestanden.

Das Buch habe ich noch nicht gelesen, wohl aber „GMR“, das wie schon beschrieben sehr steil und übertrieben ist und „Der Tag als meine Frau einen Mann fand“ kann ich gleich anfügen, ist es auch und es ist wohl typisch Sibyille Berg, die ich ja schon in Leipzig daraus lesen hörte, die wohl wirklich eine außergewöhnliche spitze Schreiberin ist, daß man während des Lesens ständig hin und herschwankt, denn einiges an dieser Midlifegeschichte ist sehr berührend und total nachvollziebar, anderes wieder so abgehoben, daß man nur den Kopf schütteln kann, aber das ist ja angeblich das, was die Leser haben wollen und für Literatur halten.

Es geht um ein Paar, Intellektuelle, Mittelschicht, so zwischen vierzig und fünzig, er mittelmäßiger Regissuer, sie Ehefrau aber auch in einem Antiquariat tätig, Rasmus und Chloe, zwanzig Jahre verheiratet und wie das so ist, total auseinandergelebt.

Das Buch ist in kurze Kapitel aufgeteilt, die alle fast Geschichten als Titel haben, wie „Rasmus entfernt Körperflüßigkeit aus seiner klösterlich kargen Wohnung“ oder „Ein Jahr später—- Cloe liegt schlaflos“.

Man sieht also aus zwei Perspektiven erzählt und es beginnt irgendwo in einem Entwickungsland, der Name wird nicht genannt, es könnte aber vielleicht Thailand sein, weil es in dem Buch ja um viel Sex und auch um einen Massagesalon geht.

Rasmus, der einmal ein begnadeter Regisseur werden hätte können, die Kurve aber nicht gekratzt hat, daher in eher mittelmäßigen Theatern tätig ist, ist mit Chloe dorthin gezogen, um mit Jugendlichen ein Theaterprojekt aufzuziehen. Diese stelle finde ich grandios und kann sie, die ich ja auch unterrichtet habe, gut nachvollziehen. Er will mit den Jugendlichen diskutieren, ihnen Kapitalismuskritik beibringen und sie wollen nur Bier trinken.

Er geht dann mit Chloe in einen Massagesalon, dort rauchen sie etwas und Chloe verliebt sich unsterblich in den Masseur mit den roten Haaren. Das Paar fliegt wieder in ihre Eigentumswohnung nach Deutschland zurück, die eigentlich Rasmus Mutter, einer feministischen Finnin gehört, Chloe holt Benny, das ist ihre Liebe und außerdem ein rumänischer oder bulgarischer Roma nach, legt ihn sozusagen in Rasmus Ehebett. Es gibt dann auch wilde Sadomaso-Orgien, Rasmus Mutter taucht auf und spielt zuerst mit, dann verkauft sie die Wohnung, um nach Rumänien zuziehen, Rasmus erlebt einen Herzinfakt und am Ende reist Benny wieder ab und das Paar findet sich für die nächste Runde ihres Lebens in einer kleinenren Wohnung ein.

Midlekrisis einmal total rasant erzählt, das ist wohl Sibylle Bergs Stärke, mir war manches zu stark. Manches konnte ich, wie geschrieben gut nachvollziehen und irgendwie auch auf mein Leben anwenden, obwohl ich ja mit den Sexorigien nicht so mitbieten kann und habe inzwischen noch ein Berg Buch, nämlich „Ende gut“, 2004 erschienen, gefunden. Mal sehen, wann ich es lesen werde.

2020-06-04

Lauter Vernaderer

Jetzt gehts gleich weiter mit dem Corona-Roman „Kein Frühlingserwachen mehr“, nämlich zur Szene 15:

„Als Viktor Neumann seine Wohnungstür aufsperrte, fühlte er sich befreit, wie schon lange nicht und war so guter Laune, daß sie nicht einmal seine Nachbarin, eine immer grantige, aber auf süßlich tuende Frau, wegwischen konnte, die prompt ihren Kopf aus dem Türspalt streckte und scheinbar freundlich „Schönen, guten Abend, Herr Magister! Haben Sie sich die Füße ein wenig vertreten? Denn von der Arbeit können Sie nicht kommen, da Sie sich, wie Sie mir erzählten, in Heimarbeit befinden!“

Viktor Neumann atmete durch, dann schaute er die Nachbarin an und schüttelte den Kopf.

„Doch, Frau Günther!“ und konnte das „Frau Karl!“, gerade noch unterdrücken, weil er nicht sicher war, daß die alte Dame, eine sogenannte Hofratswitwe oder gewesene Zahnarztgattin, die Anspielung verstehen würde.

„Von der Arbeit nicht vom Spaziergang, aber den, keine Sorge, habe ich auch gemacht! vom Museum bin ich nach Hause gegangen und systemrelevante Artbeit ist, wie Sie wissen, erlaubt und das ist es, wenn man vor Ort etwas vermessen muß und auch spazierengehen ist wichtig, damit man keine Thrombose bekommt! Und wie ist das bei Ihnen, Frau Günther? Auch draußen die Seele ausgelüftet? Das rate ich für die Zeit, wo Sie Ihre Enkel nicht sehen können!“

„So ist es!“, seufzte die und fügte ein wenig freundlicher hinzu, daß sie die Enkelkinder sehr vermisse.

„Obwohl sie sehr brav sind und für mich einkaufen, damit ich nicht nach draußen muß!“

„Sehr schön!“, antwortete er.

„Dann will ich mich wieder in meine Quarantänenhöhle begeben und falls die Enkel einmal nicht kommen und Sie etwas brauchen sollten, melden Sie sich bei mir!“, bot er an und machte die Türe hinter sich zu.

„So ist es alter Drachen!“, dachte er bei sich und setzte hinzu, daß es sehr interessant war, schon im eigenen Wohnhaus das Denunizantentum beobachten zu können.

„Die Rosi fühlt sich auch von ihrer Tochter überwacht!“, fiel ihm ein und da waren wieder die Erinnerungen an den schönen Nachmittag von dem er Elfriede Günther am besten nichts erzählte, damit sie ihn nicht bei seinem ehemaligen Universitätsprofessor vernadern konnte. Der bekam zwar nicht mehr viel mit, wie ihm die Rosi zu erzählen wußte. Dafür beobachtete ihre Tochter Beate sehr genau. Denn die hatte vorhin ein wenig gestört, obwohl sie im Museum nicht anwesend war. Aber Rosi hatte sie behindert. Das hatte er gespürt, obwohl der Nachmittag sehr schön gewesen war und seine Stimmung, die schon am Boden gelegen war, stark verbessert hatte. Die Decke war ihm auf den Kopf gefallen, dem ein erlaubter Spaziergang, wo die Polizisten angeblich mit Maßstöcken an einem vorübergingen und jeden, der fünf Zentimeter zu wenig Abstand hielt, einen Strafzettel von fünfhundert Euro verpasste, nicht abhelfen hatte können. Das brauchte er nicht, mit Elfi Günther am Donaukanal spazieren zu gehen. Als er die letzte Bierflasche in den Abfalleimer geworfen hatte und überlegte, ob er schon wieder in den „Spar“ hinuntergehen sollte, um sich ein neuerlicher Sixpack zu holen, das letzte hatte er gestern gekauft, allmählich fiel er damit sicher auf, warihm eingefallen, daß Rosi bei ihrem letzten Meeting davon gesprochen hatte, daß sie ins Museum gehen wolle, um den Ausstellungssaal noch einmal zu vermessen und er hatte aufgeatmet. Das war die Lösung. Das Museum war die Rettung und beim Vermessen konnte Rosi sicher seine Hilfe brauchen. Und da sie dabei mit dem Maßband hantierten, konnte auch der Sicherheitsabstand kein Problem darstellen. So war aus dem Sixpack Bier eine Flasche Prosecco und ein Säckchen Erdnüße daraus geworden und er war erwartungsvoll in Richtung Felderstraße marschiert. War dort eine halbe Stunde trübselig in seinem Büro gesessen, hatte schon „Operation mißlungen!“, gedacht, als er es am Eingang rascheln hörte und Rosi ihn erschrocken ansah, als würde sie Einbrecher im Büro vermuten.

„Ich bin es Chefin, keine Sorge!“, hatte er beruhigt und der Nachmittag war schön geworden. Viel schöner, als erwartet, denn er und Roswitha waren sich erstaunlich nah gekommen. Viel näher als zwischen Chefin und Assistent erlaubt und der Altersabstand vermuten würde und da hörte er schon die Stimme seiner Großmutter, die ihn „War das wirklich nötig Viktor? Sie ist eine alte Frau und außerdem mit deinem ehemaligen Universitätsprofessor verheiratet von dem sie zwei Kinder hat!“, mahnte.

Sie erinnert mich ein bißchen an dich, Oma!“, verteidigte er sich gegen die imaginäre Stimme in seinem Kopf.

„Sie ist genauso mütterlich und liebevoll, wie du und, daß wir das Verhältnis zwischen Chefin und Assistenten ein wenig überschritten haben, Oma? Die Quarantäne, diese blödsinnigen Zwangsbeschränkungen sind schuld, daß mich der Lagerkoller packte und Roswitha hat mir gestanden, daß sie sich ein wenig in mich verliebt hat! Daß ich sie an ihren Sohn Albert erinnere, hat sie nicht gesagt, wie ich selbstverständlich auch nicht erwähnte, daß du das bei ihr tust! Sie hat nur beteuert, daß sie ihren Egon noch nie betrogen hat und ihn sehr lieben würde!“

„Aber-?“, hat sie dann mit schuldbewußten Lächeln hinzugefügt und ihm übers Haar gestrichen „-da er jetzt nicht mehr der Alte ist und ich mich eigentlich sehr jugendlich fühlte!“, hatte sie sagen wollen und dann mit einem Blick in sein Gesicht, das natürlich jünger war, erschrocken innegehalten.

„Bea meint, daß ich das nicht mehr bin, sondern aufpassen soll, weil ich zur Risikogeruppe gehöre! Sie hat sicher auch etwas gegen meinen Museumsbesuch! Da ich mich aber wirklich jung fühle-? Was soll es, Vik? Ich freue mich dich getroffen zu haben! Denn ich mag dich sehr und da wir in einer Ausnahmesituation sind, ist-„

„Einmal keinmal und erlaubt! Wir werden es auch niemanden verraten!“, hatte er unbekümmert geantwortet und ihren Mund mit einem Kuß verschloßen. Das war es gewesen. Ein langes Gespräch, eine Flasche Prosecco lag dazwischen und zum Vermessen der Ausstellungsräume waren sie dann nicht gekommen, wie Roswitha nach einer Weile erschrocken feststellte.

„Ich muß nach Hause, Janina und Egon werden sich schon wundern, wo ich geblieben bin! Ich fürchte, das Vermessen müssen wir auf ein anderes Mal verschieben!“

Er hatte strahlend genickt und „Natürlich, Chefin! Es hat mich sehr gefreut und stehe gerne zur Verfügung, wenn du mich wieder brauchst! Es war ein wunderschöner Nachmittag!“, geantwortet. Hatte nachdem sie nach einem hastigen Kuß verschwunden war, die Erdnußpackung und die Proseccoflasche entsorgt, damit niemand etwas von ihrer nicht so ganz erlaubten Sitzung merken konnte und war beschwingt nach Hause gegangen. Hatte genauso beschwingt in Frau Günthers grantiges Gesicht geschaut und lächelte auf diese Art und Weise jetzt auch Christines Foto an, das immer noch auf seinem Schreibtisch stand.

„Was sagst du dazu, Christine?“, fragte er die entschwundene Freundin.

„Meinst du auch, daß das ungehörig ist? Der Altersunterschied zu groß und es sich nicht gehört, seinen ehemaligen Professor mit seiner Chefin zu betrügen? Das gehört sich vielleicht wirklich nicht! Da hast du schon recht, was soll ich aber machen? Ist sie doch eine wunderbare Frau, der man es bestimmt nicht ansieht, daß sie zur Risikogruppe zählt“ – Wie geht es dir, Christinchen? Bist du immer noch in New York auf deiner University? Von dieser Stadt hört man ja Schlimmes, wenn man die Nachrichten sieht! Wie geht es dir? Paß auf dich auf, auch wenn du nicht zur Risikogruppe zählst, sondern gesund und viel jünger bist! Schick mir doch ein Mail, damit ich weiß, wie es dir geht!“, hörte er sich denken, schüttelte dann über sich erschrocken den Kopf und dachte wieder an die Großmutter.

„Du hast schon recht, Oma!“, sagte er zu ihrem imaginären Geist.

„Wenn du wissen willst, ob mich die Covid 19 -Krise zum Überschnappen brachte! Vielleicht ist es so! Es war aber ein wirklich wunderschöner Nachmittag mit meiner Chefin, auch wenn sie fünfunddreißig Jahre älter und mit meinem ehemaligen Doktorvater verheiratet ist, war es das und ein bißchen Freude gehört in Zeiten, wie diesen ja dazu und darf vielleicht auch sein!“

2020-06-03

Die letzte Partie

Filed under: Bücher — jancak @ 00:02
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Das nächste Backlistbuch habe ich einmal im Schrank gefunden und mir genommen, weil es von „müry salzman“ war, dem kleinen feinen Verlag, in dem Laura Freudenthaler, die ja heuer beim Bachmann-Digital liest, ihr ersten Buch herausgebracht hat, Malte Borsdorf „Flutgebiet“ ist dort erschienen und noch ein paar Bücher aufstrebender Jungautoren.

Den Namen Regine Koth Afzelius, habe ich glaube ich nicht gekannt oder habe ich gewußt, daß sie ein GAV-Mitglied ist? Kennengelernt habe ich sie bei dem einzigen GAV-Jour fix bei dem ich war, da bin ich neben ihr gesessen, mit ihr ins Gesoräch gekommen und wurde an das Buch erinnert.

Inzwischen gibt es von der 1962 geborenen Autorin, noch ein zweites von mir im Schrank gefundes Buch , „Der Kunstliebhaber“ das in der Edition Roesner“ erschienen ist, wo Anita C. Schaub ihr Frauenbuch, wo auch ein Portrait von mir enthalten ist herausgab und auch die Bruni einiges verlegte.

Dieses Buch ist neuer als die 2016 erschienene „Letzte Partie“ denn es wäre, glaube ich, eine Woche nach dem Shutdown bei den Textvorstellungen“ glaube ich, vorgestellt worden. Das ist also entfallen, das Buch muß ich noch lesen, die „Letzte Partie“ stand aber schon auf meiner Leseliste und ich war sehr gespannt den Stil der mir literarisch noch unbekannten Kollegin kennenzulernen.

Im Klappentext ist es auch sehr schön beschrieben, vielleicht nicht gerade besonders neu und originell de Geschichte von der Eva, die in einem Restaurant ihren Adam kennenlernt. Da würden bei mir die Kritiker wahrscheinlich wieder wegen der sprechenden Namen den Kopf schütteln, sie sieht den Traummann in ihm. Er will aber nicht bei ihr bleiben, das stürzt sie in eine Krise aus der ihr eine Freundin und ein Therapeut heraushelfen. Am Ende beschließt sie sich selbst zu finden und droht Rache an.

So weit, so gut und auch sehr klar. Die folgenden zweihundert Seiten sind dann viel unübersichtlicher und man könnte meinen die Handlung verschwimmt in viele Nebensächlichkeiten und vieles kommt lange nicht so klar, wie in der Beschreibung heraus.

So passiert die geschilderte Begegnung mit Adam in den Restaurant, glaube ich, auf ein oder zwei Seiten, dann ist es schon vorbei und das Paar hetzt durch das Kapitel. Eine Freundin namens Judith gibt es auch. Dann trennt Eva sich und zieht zu einem skurillen Tierarzt, der wie ein Hund bellt, ins Konzert zu spät kommt oder ist das Eva, die das tut?

Wahrscheinlich, denn er schaut sich dort mit dem Operngugger, die schönen Damen im Orchester an. Er führt Eva auch zu einer Sadomasoparty und als der Fensehkontrolleur nachschauen kommt, versteckt er im fünf Minuten Tempo alle Fernseher und tritt dann naß aus der Dusche dem Kontrollor entgegen. Das klingt originell, ist aber, glaube ich, schon veraltet, weil jetzt kein Kontrolleur mehr kommt.

Das mit der krebskranken Freundin und dem Therapeuten Otto kommt dann wieder nur etwas verschwommen heraus, da dachte ich eher die Freundin Judith wäre die therapeutin. Einen Erwin, der sich von einem Robert trennte und wieder versöhnt, gibt es auch und ein Kuchenrezept auf Italienisch.

Das alles sehr hastig mit einer schönen Sprache und vielen literarischen und auch anderen Anspielungen erzählt.

Ich bin ein wenig ratlos und auch überfordertgewesen und jetzt auf das neue Buch grspannt, da ich es ja gerne strukturierter und realisitischer habe.

2020-06-02

Der Heimweg

Und wieder ein Schmankerl oder ein Preview-Stück aus meinem derzeitigen Work on Progress „Kein Frühlingserwachen mehr“, das derzeit im Rohtext fertig ist. Die Szene 14, wo die Roswitha das Wien-Museum verläßt in dem sie sich trotz Ausgangssperre und Homework mit ihrem Assistenten Viktor getroffen hat.

Ob mein Blog nun mein Schreiben ersetzt hat mich einmal meine Psychologenkollegin Irmgard G. gefragt, der ich auf die Sprachambulanz gefolgt bin.

„Nein!“, habe ich geantwortet.

„Natürlich nicht!“ und das ist und bleibt auch so.

Kommentierer schreiben mir manchmal, sie hätten noch nichts von mir gelesen. Nun man kann meine Bücher bei mir bestellen, sofern sie noch nicht vergriffen sind. man kann sich auf der Homepage in die Leseproben einlesen, es gibt inzwischen aber auch einiges im Blog zu finden.

Die beiden „LiteraturgeflüsterBücher“ etwa, die Szenen aus denen später „Besser spät als nie“ geworden ist und im Dezember gibt es immer wieder ein Adventekalenderfenster aus der „Nika, Weihnachtsfrau“.

Man sieht, ich versuche mein einsames Schreiben immer etwas aufzupäpplen und öffentlich sichtbar zu machen und weil es ja noch keine Veranstaltungen gibt und ich nicht sieben Bücher in der Woche lese, das Corona-Thema mich aber sehr interessiert, stelle ich, immer wenn es passt oder ich eine Lücke hätte, eine Szene aus meinem derzeitigen Work on Progess, den Corona-Roman, der eigentlich mehr eine Erzählung ist, hier hinein.

Vielleicht nicht ganz einfach, so leicht in einen Text hineinzuspringen. Es gibt aber im Blog einige Artikel, die über den Schreibprozeß berichten und die Szene 5, 7 und 19 gibt es schon. Die Szene 15 kann ich spoilern, wird wahrscheinlich bald folgen.

„Es war fünf vorbei, als Roswitha Herweg, das Museum wieder verließ. Ihre Haare waren ungeordnet und es fröstelte sie, als wäre im Museum die Heizung ausgefallen. Was auch so war. Die Heizung war seit zwei Wochen ausgeschaltet. Deshalb war ihr kalt, so daß sie froh war, daß sich in ihrer Handtasche, der lila Schal befand. Den band sie um ihren Hals, statt, um Mund und Nase. Denn das Gehen auf der Straße ohne das war erlaubt, auch wenn sie immer wieder besonders Vorsichtige mit Mundschutz an ihr vorüberlaufen sah. Sie hatte den Schal nur über ihre orange Jacke gewickelt und wunderte sich ein ein wenig, daß ihr kalt war, denn im Museum war es trotz abgeschalteter Heizung heiß zugegangen und genau das brachte sie durcheinander. In ihrem Kopf spielten ihre Gedanken Ping Pong. Dazu brauchte sie keine Beate, die aber, wie sie auf ihren Handy sah, dreimal angerufen hatte. Sie hatte eine sehr besorgte Tochter, aber während der Sitzung im Museum war sie nicht ans Telefon gegangen. das würde sie erst zu Hause tun, wenn sie Egon und Janina erklärte, warum sie, um elf das Haus verlassen hatte, um ihre Bankfiliale aufzusuchen und erst um halb sechs abends aufgelöst, mit einem Schal um den Hals gewickelt, widerkam. Das Zahlscheineinwerfen brauchte auch in Corona-Zeiten nicht so lang, wie sich sowohl Janina, als auch Bea denken würden und nur Egon, der, wenn er nicht wieder ausgebüchst war, um zu seinen Vorlesungen zu gelangen, in seinem Arbeitszimmer gesessen war, würde es egal sein. Gerade er hätte aber Grund sich zu empören, während es Janina und das Töchterlein nichts anging, warum sie trotz Ausgangsbeschränkung so lange nicht zu Hause war. Sie würde es ihnen aber erklären. Natürlich, keine Sorge, denn Arbeiten war erlaubt. Das erklärten sowohl der Bundeskanzler, als auch der gestrenge Innenminister, beinahe bei jedem Interview, auch wenn sie nicht beweisen konnte, daß eine Ausstellungsplanung über das“Rote Wien“ zu den systemrelevanten Arbeitsgängen zählte und sie außerdem, wie ihr brandheiß einfiel, auf das Abmessen der Räume vergessen hatten. Viktor war schuld daran. Ihr Assistent, Viktor Neumann, ebenfalls Historiker, wie Egon und dreißig Jahre alt, wie ihr Sohn. Sie wußte das und hatte es nicht vergessen. Viktor Neumann, der mutterlos und ohne Freundin in seiner Garconniere gesessen war, hatte die gleiche Idee, wie sie gehabt. Er hatte das Museum zwar nicht vermessen wollen. sich aber gemerkt, daß sie das wollte, um sicher zu sein, daß die Pläne stimmten, wenn vielleicht im Juni oder schlimmstenfalls im September, die Ausstellung eröffnet werden konnte und hatte sich, wie er ihr mit jungenhaften Grinsen eingestand, in Erwartung, sie zu treffen, aus seiner Quarantänenhähle geschlichen. In den „Spar“ war er gegangen, wie er ihr mit demselben jungenhaft verschämten Lächeln gestand. Hatte dort von einer maskierten jungen Damen einen Mundschutz überreicht bekommen und war von ihr aufgefordert worden, einen Einkaufswagen zu benützen. Mit diesem war er maskiert durch den Markt gefahren und hatte in ihm eine Flasche Prosecco und ein Säckchen Erdnüße gepackt.

„Denn weißt du, Chefin, schön Frau, daß ich das gerne mit dir verzehren möchte, um meine Einsamkeit zu vergessen! Wenn du dich traust, lade ich dich gerne dazu ein!“, hatte er gesagt und war dabei ihrem Mund und ihrem Körper unvorschriftsmäßig nah gekommen. Viel zu nah war das geschehen. Jeder Sicherheitsabstand wurde mißachtet, hatte sie noch gedacht. Als sie aber abwehren konnte, war sie von dem Duft seines Rasierwassers überwältigt worden, hatte die Nähe schließlich, sie konnte es nicht leugnen, gern zugelassen. Verbotenerweise war sie ihm sehr nah gekommen. Das könnte sie ihrer Tochter Beate, ihrem Sohn Albert, der Personenbetreuerin Janina und auch Egon, ihrem angetrauten Gatten, der einzige, der wirklich davon betroffen war, sagen. Würde es aber nicht, Egon vielleicht und der würde sie verstehen oder, wie eher anzunehmen war, würde es ihn, der nur seine Studenten und seine Vorlesungen im Kopf hatte und sie ,wenn sie ihm am Weggehen hindern wollte „Hexe!“, nannte, nicht interessieren. Den anderen würde sie ihr Fernbleiben mit einer unverschiebbaren Arbeitssitzung rechtfertigen. auch wenn sie über den Erdnüße und dem Prosecco, auf das Vermessen vergessen hatten. Denn es war keine Arbeitssitzung gewesen, die sich die letzten Stunden zwischen ihnen abtespielt hatte. Absolut nicht, sondern etwas, das ganz und gar verboten war, auch wenn diese Gesetzesübertretung wieder mit fünfzig und auch nicht mit fünfhundert Euro Verwaltungsstrafe zu begleichen war. Es hatte sie auch kein Polizist gesehen. Es war keiner mit einem Maßstab ins Museum gestürmt, um festzustellen, daß die Kuratorin Roswitha Herweg und ihr Assistent ViktorNeumann diesen nicht eingehalten hatten. Kein Geldbetrag würde tilgen, was geschehen war und Beate hatte recht, wenn sie sie rügen würde und da, während sie die Landesgerichtsstraße hinunterging, wieder ihr Handy summte, atmete sie durch und nannte ihren Namen.

„Hallo, Mama!“, hörte sie prompt Bea säuseln und hielt ihr Phone so weit wie möglich von ihrem Ohr entfernt, um ihre besorgte Stimme nicht zu intensiv zu hören, mit der sie ihr mitteilte, daß sie sich Sorgen mache.

„Wo warst du Mama? Ich konnte dich nicht erreichen! Janina, die ich das fragte, ist auch besorgt! Du bist, um elf auf die Bank gegangen, hat sie gesagt. Jetzt ist es halb sechs und du bist noch nicht zu Hause! Wo bist du gewesen? Ist etwas passiert?“, hörte sie ihre aufgeregte Stimme keuchen, matmete durch und überlegte, während sie Beate erklären hörte, daß sie ihre Bankgeschäfte bequem online erledigen konnte und das Haus, wie gerade im Rundfunk durchgegeben worden war, überhaupt nicht verlassen sollte!

„Älteren Personen und Risikogruppen wäre davon abzuraten und würden ersucht, sich ihre Einkäufe von anderen besorgen zu lassen!“, hörte sie sie kreischen und hinzufügen, daß dazu Janina da wäre, die, wie sie ihr versichert hatte, das auch gern täte!

„Wo warst du Mama? Ich mache mir große Sorgen! Albert ist ebenfalls besorgt!“, hörte sie sie weiter keuchen und unterbrach sie dann energisch „Im Museum, Kind! Das heißt bis ungefähr fünf war ich dort und habe-„, flunkerte sie und hoffte dabei nicht verlegen zu klingen „-die Räume vermessen und geschaut, ob die Planung passt! Das mußte sein und ist erlaubt! Das gehört, wenn du so willst, zur systemrelevanten Tätigkeit und ist wichtig, wenn die Ausstellung, wie geplant im Juni eröffnet wird und tun wir das erst später, kann es auch nicht schaden, wenn alles stimmt! Also habe ich getan, was nicht online zu erledigen ist! Du brauchst dich nicht aufregen! Im Museum ist mir, da es geschloßen ist, nichts passiert!“, sagte sie energisch und ließ bewußt Viktors Anwesenheit aus.

„Das habe ich auch Janina und deinem Vater mitgeteilt, daß ich nach der Bank in die Felderstraße schauen werde und dort hat es ein bißchen gedauert! So eine Ausstellung macht, wie du dir vorstellen kannst, viel Arbeit! Ich habe auch ein bißchen vorgeplant, damit ich nicht so schnell wieder hin muß!“, flunkerte sie mit roten Ohren, dabei verschweigend, daß sie mit Viktor vereinbart hatte, sich demnächst wieder zu treffen. Damit er nicht so einsam war, weil sie eine so mütterlich verständnisvolle Frau war, die ihn an seine Großmutter erinnere, wie er vor sich hingestammelt hatte und sich dabei so dicht an sie presste, wie es wahrscheinlich nie ein Enkelsohn bei seiner Großmutter tun würde.

„Jetzt habe ich das Museum ohnehin schon verlassen und biege in die Josefstädterstraße ein! In einer Viertelstunde bin ich zu Hause! Das kannst du Janina und dem Papa ausrichten, der aber, wenn er nicht wieder ausgebüchst ist und Janina nach ihm suchen muß, sicher viel ruhiger ist und sich keine Sorgen macht, was du auch nicht brauchst! Es ist alles in Ordnung und nichts geschehen! Ich traue mir zu, trotz meiner dreimonatlichen Überfälligkeit, die Josefstädterstraße entlangzugehen und der alteHerr, der mir gerade entgegenkommt und der wahrscheinlich zwanzig Jahre älter, als ich ist, hat kann ich dir versichern, offenbar auch keine Angst!

2020-06-01

Wovon Schwalben träumen

Jetzt kommt ein Buch von meiner Backlistleseliste, das der Alfred kaufte, als Daniela Meisel es bei den „Wilden Worten“ vorstellte.

Das weiß ich auch nach der Lektüre noch nicht wirklich, das Buch erzählt aber womöglich, die Geschichte der Großmutter der 1977 in Horn geborenen Daniela Meisel, die Biologin ist und schon weitere Romane und Kinderbücher geschrieben hat und die ich bei der Veranstaltung zum Frauentag im Literaturhaus hörte, der letzte Veranstaltung, bei der ich vor Ausbruch des Lockdowns bezüglich der Corona-Krise war.

Erzählt wird die Geschichte jedenfalls von einer Enkeltochter, die glaube ich, ebenfalls schreibt, Biologin ist und ein Verhältnis zu einem Fritz, dem Institutsvorstand oder Professor hat und aus einer guten Familie kommt und sie jetzt nicht recht weiß, ob sie ihn heiraten soll oder nicht.

Die Großmutter ist in einem Dorfgasthaus aufgewachsen, das in Horn sein könnte, Name wird nicht genannt, im Anhag steht aber unter der verwendeten Literatur, die „Geschichte des Horner Friedhofes“.

Freda ist ein uneheliches Kind, die Mutter eigentlich eine recht modebewußte Frau, schupft mit der Großmutter und dem Großvater, den „Jägerwirten“ und kocht dort Erdäpfelgulasch. Der Vater ist ein Grafensohn und Freda wird als „Bankert“ gehäselt.

Es kommt aber doch zu einer Hochzeit, der Vater ist offenbar der „Dirketor“ des Dorfpostamtes und hat ein Pantscherl mit einer der Angestellten dort. Mit der zieht er nach Wien, bekommt ein Kind von ihr, die Ehe wird geschieden, Freda noch mehr gehänselt und freundet sich mit Benjamin, dem Sohn des jüdischen Krämers an.

Das Ganze spielt in den Neunzehnhundertdreißigerjahren, der Anschluß kommt, Benjamin verschwindet. Dann kommt der Krieg, ein Paul erscheint, zieht in den Krieg wird später von Freda, die die Enkeltochter als fortschrittliche Frau schildert, geheiratet.

Broschen und Ketterln finden sich im Nachlaß der Großmutter und ein Ticket nach Aygpten kurz vor ihrem Tod ausgestellt und Freda beschließt dorthin zu fliegen, da sie das mit ihrem Fritz, der nur Dienstreisen mag, nicht könnte.

Nichts wirklich Neues, aber wohl ein Erinnerungsbuch von Daniela Meisel, wiede ein Buch, das das Leben der kleinen Leute im Krieg sehr poetisch und metaphernreich schildert.

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