Literaturgefluester

2020-08-01

Der Pianist

Filed under: Bücher — jancak @ 00:50
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Jetzt kommt das Buch auf dessen Lesen ich schon lang gewartet habe, nämlich das 1946 nach dem Krieg geschriebene Buch „Mein wunderbares Überleben des 1911 geborenen und 2000 verstorbenen Pianisten, des Warschauer Rundfunks Wladyslaw Szpilman.

Das Buch wurde von Roman Polanski verfilmt und 2002 mit der goldenen Palme in Canne ausgezeichnet. Irgendwann habe ich den Film mit dem Alfred gesehen und mir später auch öfter die englische Fassung in You tube angeschaut und das vom Sohn mit einem Nachwort von Wolf Biermann und mit Bildern sowohl der Familie Szpilman, als auch Bilder vom Film versehene Buch, vorigen Juni im Bücherschrank gefunden.

Bei Buch Verfilmungen ist es ja immer die Frage, ob das Buch oder der Film besser ist, mit Ausnahme eines Donna Leon-Krimis würde ich sagen immer das Buch.

Hier würde ich meines beides ist gleich stark, obwohl ich in das Buch vielleicht am Anfang schwer hineingekommen bin, denn es beginnt nicht mit der Kindheit des Erzählers, sondern mit dem Krieg, als Polen von den Deutschen besetzt wurde. Da ist das erste Kapitel, vor allem für eine, die den Inhalt schon sehr genau kannte, ein wenig langweilig und spannend ist auch, daß Polanski offenbar nicht sehr von der Vorlage abgewichen ist.

Der 1911 Geborene der, in Berlin studierte, dann nach Warschau zurück ging, dort im polnischen Rundfunk Klavier spielte und mit seinen Eltern, seinen zwei Schwestern und einem Brudern lebte, beschreibt die Veränderungen, die der Krieg mit sich bringt.

Es werden zuerst Verordnungen erlassen, dann das Warschauer Ghetto errichtet, die Familie Szpilman lebt schon in dem Teil der Stadt, muß also nicht ihre Wohnung wechseln. Dann werden die Juden in den Osten verschickt. Wladyslaw Szpilmann wird von einem jüdischen Polizisten am Abtransport gehindert. Seine gesamte Familie kommt um. Er verbleibt im Ghetto flüchtet, dann als dort niemand mehr ist, auf die andere Seite, versteckt sich in mehreren Wohnungen, bis er, als schon ganz Warschau zerstört und er halb verhungert auf der Suche nach Nachrung von einem deutschen Offizier entdeckt wird, der ihm eine Zeitlang mit Nahrung versorgt, bis er aus der Stadt abgezogen wird und dann bald die Sowets kommen.

Inzwischen weiß man, Wladyslaw Szpilman wußte es nicht, obwohl er von einem Kollegen hörte, daß ihn ein Kriegsgefanger nach Szpilman fragen hörte, daß es sich um den 1895 geborenen Lehrer und Hauptman Wilm Hosenfeld handelte, der mehreren Juden das Leben rettete und 1952 in einem sowetischen Lager in Stalingrad verstorben ist.

Es gibt in dem Buch Auszüge aus seinem Tagebuch, das auch extra veröffentlicht wurde, ich habe, glaube ich, auch in Leipzig einmal eine Leseprobe davon gefunden.

Sehr interessant in Zeiten, wie diesen, das Buch zu lesen, das unmittelbar nach dem Krieg geschrieben, durch seine starke Sprache sehr beeindruckend ist.

Irgendwo steht auch der Satz, daß Wilm Hosenfeld sich schämte, ein Deutscher zu sein, jetzt höre ich oft von den jungen Patrioten, daß sie sich dafür nicht schämen wollen.

Brauchen sie auch nicht, wenn in den neunzehnhundertneunziger Jahren oder noch viel später geboren wurden, vielleicht sollten sie aber das Buch lesen, um sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und sie zu verstehen. Das kann nie schaden, auch wenn der Groß- oder vielleicht schon Urgroßvater ein Wehrmachtssoldat war.

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