Coronabedingt sind ja im Frühling ab dem elften oder zwölften März, die meisten Literaturveranstaltungen bis mindestens Juni, wenn nicht überhaupt bis in die Herbstsaison ausgefallen, was vor allem, wie ich überall hörte, die Buchpräsenationen der im Frühjahr erscheinenen Bücher betrifft und das wird jetzt teilweise nachgeholt.
„Zweiter Frühling – Bücher währed länger“, heißt es beispielsweise im Literaturhaus und da waren für den Mittwoch zwei „Ritter-Neuerscheinungen“ angegekündigt.
Meine Leser wissen es vielleicht, ich habe ein eher ambivalentes Verhältnis zum „Ritter-„, dem österreichischen experimentellen Verlag, wie ich es bezeichnen würde, das heißt, ich gehe zu den Veranstaltungen, sammle die Bücher, wenn ich sie finde, mit dem Lesen hapert es dann meistens, das heißt ich komme nicht dazu, obwohl ich es eigentlich will.
Aber ich bin ja, wie ich immer schreibe eine realistische Autorin, der die Sprache nicht so wichtig, wie der Inhalt ist, aber dann zieht mich offenbar immer etwas an und öfter schüttle ich dann den Kopf, gehe aber immer wieder hin.
Das zur Einleitung und Erklärung. Im Literaturhaus waren jedenfalls die zwei im Frühjahr erschienenen Bücher von Franziska Füchsl und Christoph Szalay, beide mir bis dato unbekannte Autoren, angekündigt und als ich in den livestream kam, erklärte Robert Huez gerade, daß Christoph Szalay, ob coronabedingt oder nicht, das habe ich nicht ganz verstanden, ausgefallen sei, also die 1991 in Putzleinsdorf /OÖ geborene Franziska Füchsl, die Anglistik deutsche Philologie in Wien sowie Sprache und Gestalt in Kiel studierte, allein auftreten würde.
Moderiert wurde die Veranstaltung von dem ebenso experimentellen Autor und Literaturwissenschaftler Helmut Neundlinger und das Buch heißt „Tagwan“, was, wie später klar wurde, soviel wie „Tagwerk“ bedeutet.
Das hat Helmut Neundlinger in seiner Einleitung, glaube ich, nicht erklärt, nur daß das Buch aus drei Teilen besteht und die junge Autorin hat dann aus jedem ein Stück gelesen und beginnen tut es gleich mit einem sehr körperbezogenen Text, nämlich mit der Geburt einer Scheuche, sprachlich schön.
„Wo bleibt der Plot?“ fragt die nicht experimentelle Autorin, die solches aber natürlich nicht erwartete. Dann ging es im Teil zwei, Franziska Füchsl erklärte da noch, daß sie wilkürlich in den Text springen würde, zu einem „Woitsch, der wie ich nachgegoolet habe, ein Flicker ist. Wieder sprachlich schön und dann erklärte Franziska Füchsl, geht es natürlich zu der „Lumpensammerlin“, aber nicht nur, denn am Ende waren wir im Zug oder einer Straßenbahn und da nahm ein kleiner Mann Bücher aus seiner Tasche, legte sie auf seinen Schoß und begann dann mit einem Stift einen Text zu schreiben, bis der Zug hält.
Dann kam ein längeres Gespräch zwischen Noderator und Autorin, wo es um das Kneten, das Texterschaffen und das Abwesendsein von einem Körper, etcetera ging.
Helmut Neundlinger brachte dazu das Beispiel von Jan Philipp Reemtsma, der ja ineinem Keller gefangen war und darüber ein Buch geschrieben hat. Ein Zusammenhang, den ich nicht ganz erfaßte und als ich dann eher zufällig, beim ergooglen von Helmut Neundlingers Lebenslauf in das Stifterhaus gekommen bin, um nachzusehen, das war jetzt von mir nicht sehr konzentriert, wann die Ruth dort ihr neues Buch vorstellen wird, bin ich daraufgekommen, daß Franziska Füchsl dort am Montag moderiert vom „Ritter-Lektor“ Paul Pechmann aus ihrem Prosatext gelesen hat und Coronabedingt, konnte man auch dort die Veranstaltungen nachhören und so habe ich aus der sehr ausführlichen Einleitung von Paul Pechmann noch entnommen, daß Franziska Füchsl bei Oswald Egger studert hat, den „Heimrad Bäcker-Förderpreis“ und ein „Manuskripte-Nachwuchsstipendium“ bekommen hat, daß in der „Neuen Zürcher Zeitung“ Paul Jandl eine Rezension über das Buch geschrieben hat, hatte ich auch schon ergoogelt, also eine neue Sprachkünstlerin im Sinne der Andrea Winkler beispielsweise und Paul Pechmann erwähnte noch, daß sie eine „antiquierte“ Sprache verwendet. Das ist wahrscheinlich dem Studium der deutschen Philologie geschuldet,daß sie verschwundenenWörten nachspürt, also ein interessantes Buch und eine interessante Lesung, daß ich angesichts meiner überlangen Leseliste zwar höchstwahrscheinlich wieder nicht lesen werde, aber ich habe wieder viel gelernt und bin wieder gespannt, was ich von der jungen Sprachkünstlerin noch alles hören werde, wenn man vielleicht wieder maskenlos zu Lesungen gehen kann, inzwischen finde ich das Livestream hören, wo man zwischendurch googlen kann, auch sehr interessant.
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