Nun kommt schon Buch drei der österreichischen Buchpreisliste, obwohl ich noch zwei der deutschen zu lesen habe, aber die“Chronik eines Abschieds“ der in Karpfenberg geborenen Melitta Breznik, die vom Beruf Ärztin ist und wenn ich mich nicht irre auch einmal die Partnerin Norbert Gstreins war, der ein Buch über sie geschrieben hat, ist ein Printbuch und da ich gelegentlich auch mal in die Badewanne gehen will, ahabe ich es zwischen den Netgalley Exemplare, die jetzt auf mich warten, schnell eingeschoben.
Abschiede, Tod der Mutter, des Vater, Bücher über das Sterben der eigenen Eltern werden ja ofter von Schriftstellern geschrieben, die damit die Trauerarbeit bewältigen, ich habe mich nach dem Tod meines Vaters, den ich ja auch einige Jahre nach dem Tod meiner Mutter betreut habe, schreibend damit beschäfigt. Elfriede Haslehner hat über den Tod ihrer Mutter geschrieben und mir das Manuskript, glaube ich, zu einem meiner Geburtstage gebracht, Julian Schutting und und- glaube ich, daß es auch sehr wichtig ist, sich mit dem Tod und dem Abschiednehmen, das ja jeden einmal betrifft, vor allem in Zeiten, wie diesen, wo alles so durcheinadergeht, Operationen aufgeschoben werden um Covid 19- Betten freizuhalten und man seine Anghörigen in der Sterbphase oft nicht besuchen darf, zu beschäftigen.
Ich habe, das, glaube ich, auch sehr intesiv gemacht, habe ich ja auch in der Zeit, wo ich meinen Vater betreute im Geratriezuentrum am Wienerwald Pflegehelferinnen in Pschologie unterrichtet, wo auch Sterbeseminare enthalten waren.
Melitta Breznik von der ich schon „Figuren“ gelesen habe, tut das sehr knapp in vierzig Kapitel mit einem Vor- und einem Nachwort, die oft mit dem Wort „Mutter“ beginnen. Im Oktober ruft die an, sagt, es geht ihr nicht gut, sie ist vor kurzem in eine seniorengerechte Wohnung gezogen, Melitta Breznik recherchiert gerade an einem Buch, hat ein freies Jahr will sich aber um eine Stelle in der Psychiatrie in der Schweiz, wo sie lebt, bewerben, so ruft sie den Bruder an, der in der Nähe der Mutter lebt, weil sie aus Erfahrung weiß, daß es der Mutter nach Anfällen oft schnell wieder besser geht.
Diesmal aber nicht, der Bauch ist geschwollen, dieMutter erbricht, kann nichts mehr essen, ein Krebs wird diagnostiziert.Bei meiner Mutter war das, als ich zu Oster 1991 von einer Japanreise zurückgekommen bin, ebenso.
Bei Melttta Brezniks Mutter dauert das Sterben länger, die Tochter übernimmt die Pflege. Die Mutter verlangt das auch von ihr, will niemanden anderen, als sie für die Körperpflege haben, Melitta Breznik fühlt sich oft überfordert dabei, berät sich mit befreundeten Ärzten ist erstaunt, daß die Mutter zu den Kirchenglocken, die zu hören sind, das „Vater unser“ betet, sie ist im Alter wieder zur Religiositöt zurückgekommen, bei meiner Nutter war das ebenso.
Der junge Pfarrer besucht die Mutter, läßt für sie extra die Kirchenglocken läuten, Weihnachten naht allmählich, Melitta Breznik ist es jedoch gelungen, eine Pflegehelferin zur Unterstüzung zu engagieren. Sie geht in ihre Kindheit zurück, denkt an den trinkenden Vater von dem sich die Mutter scheiden ließ, einen Selbstmordversuch gab es auch und als Melitta Breznik noch zu Schule ging, hat die Mutter sie zur Abtreibung gezwungen.
Jetzt wäre das Kind schon erwachsen, Melitta Breznik hat keine Kinder, ihr Bruder, der sie bei der Pflege unterstützt, glaube ich, schon, die Haushaltshilfe kommt und verabschiedet sich von der Mutter und einer der letzten Sätze laute „Aufgewacht um halb vier am 1. Dezember – Mutter ist fortgereist für immer.“
Ein sehr eindrückliches Buch, das helfen kann mit den eigenen Schmerzerfahrungen fertig zu werden, aber auch anderen sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, ob es der Mutter wirklich recht wäre, daß andere Leute über ihre Intimitäten lesen, darüber läßt sich diskutieren und auch über die Frage, wieviel man bei solchen Bücher verfremden muß und ob das, was dann herausskommt, noch authentisch sein kann.
Auch darüber, ob es ein Roman ist, wie es natürlich bezeichnet wird, „Chronik deines Abschiedes“ der Untertitel passt natürlich besser. Ich würde es wieder als Memoir bezeichnen und auf der Orf oder Ö1- Bestenliste ist es im Frühjahr, glaube ich, auch gestanden. Auf die Shortlist des Öst ist nicht gekommen und jetzt geht es wieder zurück nach Deutschland, aber da, glaube ich, auch um das Abschiednehmen, bevor es mit der Öst weiter geht, wo der Preis ja am neunten November, meinem siebenundsechzigsten Geburtstag, verliehen wird.
Lieber Frau Eva Jancak-Nagl!
hiermit übermittle ich Ihnen folgenden Text über meine Mutter! Erna Maria Lagler, unsere Mutter
Meine Mutter starb vor nun 4 Jahren am 15.08.2016 im Pensionistenheim in Melk (sie wurde am 16.12.1943 in Matzleinsdorf geboren). Ich möchte den Schmerz, die Wut, die Trauer, den Zorn über den Tod meiner Mutter so beschreiben, als wäre eine Weltraumrakete am Start ins Weltall hinaus unterwegs. Der Verlust unserer Mutter schmerzt uns alle Menschen, die sie kannten, weil sie so geschickt, so viele schwere harte Hausarbeit in ihrem kurzen Leben leisten musste. Ihre Eltern, unsere Großeltern haben sie wie einen Buben für ihre Arbeit zuhause von klein auf erzogen; sie musste als Kind schwere Arbeit verrichten, und sie musste heimlich Bücher lesen, weil ihre Mutter das nicht erlaubte! Eines dieser Bücher fand ich eines Tages bei uns im alten Haus am Dachboden; es hieß, „Jakob, der Letzte“ ein Roman von Peter Rosegger.
Meine Sprache ist außerstande dieses Gefühl zu beschreiben oder zu erklären, weil ihr, also meiner Mutter, immer wieder viel Leid zugefügt wurde. Wir haben sie vielfach auch in der Hausarbeit oft auch allein gelassen, worunter sie dann besonders litt, und besonders dann, wenn wir ihre Lieblings-Arbeit im Garten zu wenig schätzten! Das tat ihr am meisten weh!
Kurz und bündig ist dieser Aufarbeitungstext zum Tod unserer Mutter!
Ich bitte um Verständnis, dass ich ihren Blog dazu benutzte, aber ich bedanke mich hiermit für ihr Verständnis!
Liebe Grüße!
Ihr
Manfred Lagler – regall
Kommentar von Manfred - Lagler — 2020-10-30 @ 17:11 |
Haben Sie das Buch gelesen? ich kann es Ihnen sehr empfehlen und auch das, das ich gerade lese,nämlich Frank Witzels „Inniger Schiffbruch“, weil man da den Unterschied zwischen dem männlichen und dem weiblichen Schreiben genau beobachten kann.
Auch Frank Witzels, der Buchpreisträger von 2015, Eltern sind gestorben und während Melitta Breznik ihr Sabbatical benütut, um die Mutter zu pflegen, liest er Adorno und versucht sich analytisch mit seiner Kindheit und dem Aufwachsen in den Neunzehnhundertsechzigerjahren auseinanderzusetzen.
„Jakob der Letzte“, habe ich auch einmal gelesen,es hat mich sehr beeindruckt.
Alles Liebe, bleiben Sie, wie das so schön heißt, gesund und mir treu!
Das literarische Geburtstagsfest fällt ja, wie gerade zu hören ist, ins Wasser, man könnte es höchstens digital veranstalten und das Martinigansl zu Hause essen oder es sich bis zwanzig Uhr liefern lassen!
Kommentar von jancak — 2020-10-30 @ 17:51 |