Literaturgefluester

2021-02-11

Mittagessen bei Ruth, Donnerstag-Demo und verpasste Mahnwache

In Zeiten wie diesen kann man ja leicht depressiv werden, wenn man wie beispielsweise ich, in Wien mehr oder weniger zu Hause sitzt, jetzt vielleicht auch nicht mehr auf Demonstrationen kann, die Literaturveranstaltungen nur mehr bei Livestream miterlebt, wenn man da nicht Intiativen setzt.

Meine Initiative ist ja das „Literaturgeflüster“, mein Fenster zur Welt, wie ich immer schreibe, in dem ich meine Gedanken zu Stuation formuliere, mein drittes Corona-Buch korrigieren, OE24TV höre, um die Lage der Situaion zu erfassen, wo ich beispielsweise hörte, daß es bei Finanzminister Blümel eine Hausdurchsuchung gegeben hat, die Ruth ist da vielleicht initiativer, hat sie mir doch letzte Woche einen Brief geschickt und mich zu einem „Freiluftprivatissimus für Freudinnen und Freunde“ eingeladen, wo sie in den nächsten drei Monaten auf Grillparzers Spuren vor dem Grillparzer Denkmal Griechenland, Bratislava und Istanbul erkunden will.

Nächste Woche ist sie auch in der „Alten Schmiede“ und stellt da ihre und Brigtitte Kronauers Gedanken über James Ensor vor und zum Mittagessen hat sie uns jetzt auch eingeladen, wo man ja in Zeiten, wie diesen jetzt schon zwei Haushalte treffen kann.

Also hat sie bei dem Chinesen in ihrem Haus „sweet sour tiger prawns“ bestellt und einen Eierlikörguegelhupf gekauft. Der Alfred hat eine Flasche Champagner mitgebracht und fertig war das ideale Mittagessen und ein gesprächiger Nachmittag mit Erika Brunngraber, der Tochter des „Zucker aus Cuba-Dichters“, hätte ich nicht eine Stunde um fünf gehabt und dann gibt es da ja jetzt ab sechs wieder Donnerstag Demonstrationen.

Da war ich ja vor drei Wochen, habe ein interessantes Gespräch mit einer Sängerin geführt und mir ein paar „gerettete Lebensmittel“ darunter tolle Okras, die ich mir am näcsten Tag kochte, mitgebracht. Die Woche darauf sind wir nach Harland gefahren und vorige Woche wa rich nicht sicher ob ich wieder hingehen sollte, weil ein bißchen niedergeschlagen, da den ganzen Tag mit meinen Text allein zu Hause und dann hat es wieder einen Livestream gegeben. Am nächsten Tag sah ich dann ein „Standard-Video“ darüber und habe mich ein bißchen geärgert, also diese Woche mit dem Alfred hingehen.

Aber der wollte zuerst die Pressekonferenz über den eventuellen Blümel-Rücktritt hören und dann zur Mahnwache bezüglich der Schließung der ÖGB-Buchhandlung gehen. Also sind wir zuerst beide auf den Platz der Menschenrechte marschiert, wo ich ein paar Champignon und ein paar Fru-Frus für das morgendliche Mittagessen gerettet und mich mit einem Julius über die linken Demos-Initiativen, er war da sehr zuversichtlich, unterhalten habe. Der Alfred ist inzwischen schon zur Rathausstraße marschiert, ich bin etwas später nachgekommen, da zwar die Buchhandlung, aber keine Mahnwache gefunden und später im „Auge-Newsletter“ gelesen, daß der Weiterbestand der Buchhandlung bereits gesichert ist und Minister Blümel ist, wie ich höre, auch noch nicht zurückgetreten, kann mich aber erinnern, daß ich ihn einmal im Belvedere bei der Verleihung des „Europäischen und dann noch bei dem des österreichischen Buchpreis“ getroffen hat, als er noch Kanzleramtsminister war.

Und heute wäre der Opernball gewesen.

2021-02-10

Ricardi

Den 1958 in Wels geborenen Dietmar Füssel habe ich, glaube ich, 1987 kennengelernt, als ich in die Schreibwerkstatt der AK im Römerhof in Linz eingeladen wurde, kennengelernt oder habe da von ihm gehört, denn er hat, im Gegensatz zu mir, glaube ich, den „Max von der Grün-Preis“ gewonnen, ich bin laut einem Juror mit meinem „Slavica-Text“ nur in die engere Auswahl gekommen und bin , als ich schon bloggte auf seine Website gestoßen, wo es immer Gewinnspiele gab oder noch gibt.

Ich habe auf diese Artund Weise ein paar seiner Bücher gewonnen und bin mit ihm, weil er auch GAV-Mitglied ist mit ihm dann auch in Kontakt gekommen, so daß er mir jetzt seine Bücher schickt, die ich nicht alle, aber sehr viele gelesen habe und ich kann nur wieder sagen, daß der ehemalige oder noch Bibliothekar der im Ried am Innkreis mit seiner Moni wohnt ein sehr rühriger Autor ist, ich würde ihn einen bemühten „Mittleren“ nennen, also einen, den, wie mir die große Karriere nicht gelungen ist, aber trotzdem unermüdlich schreibt, sich von einem kleinen Preis zum nächsten hantelt, einer meiner Leserinnen hat ihn, glaube ich einmal skurril oder schräg genannt, das ist er nicht wirklich oder doch vielleicht, wahrscheinlich schreibt er so in seinen Lyrik, Prosa, Krimi, Roman und Kinderbuchprojekten.

Und das mit dem Humor und der Ironie ist etwas, was mir nicht so liegt. Ich mag es ja ernsthafter pschologisch, realistischer. Kunststück bin ich ja Psychologin vom Brotberuf, aber die Skurrilität ist sicher auch etwas mit dem man schreiben kann und jetzt nach dem Gedichtband vom letzten Jahr ein Roman, „Ricardi“ genannt und da würde ich mir immer noch etwas schwer mit der Zuordnung tun.

Das Buch ist im letzten Herbst erschienen, spät zu mir gekommen und weil ich da noch Buchpreis las, habe ich es erst jetzt gelesen. Der „Sisyphus-Verlag“, wo es erschienen ist, hat es im Oktober in der Amerlinghaus vorgestellt. Da hat mich Dietmar Füssel zu der Lesung eingeladen und da war ich ja noch zweimal bei den „Wilden Worten“, natürlich ohne Maske, weil das Richard Weihs offenbar egal war und man sich gleich nach Eintritt ohnehin auf einen Sessel setzen und damals noch die damals noch erlaubte, gewöhnliche Maske abnehmen konnte, aber weil ich nicht sicher war, ob nicht beim Eingang jemand steht, der meine Daten haben wollte. Ein Tisch mit Masken, Regeln und Desifektionsmittel stand da ja davor, bin ich nicht hingegangen. Inzwischen hat Richard Weihs seine „Wilden Worte“ für das erste Halbjahr abgesagt, weil er offenbar auch keine Masken will und ich habe „Ricardi“ gelesen und ich muß sagen, es gefällt mir sehr, weil man es wahrscheinlich weniger klamaukhaft, als andere Füssel-Bücher interpretieren kann, um die Gattung mache ich mir noch immer Gedanken. Was sind sie bloß die Jugenderinnerung des Protagonisten, der in den Siebzigerjahren, wie ich studierte, da in einer Künstler-WG lebte, ein berühmter Autor werden wollte und es dann doch nur zu einem Sportjournalisten in einer mittelmäßigen Kleinstadt gebracht hat?

So geht es vielen und wenn man sich, wie ich für das Schreiben interessiert, kann man in dem Buch auch eine Schreibanleitung entnehmen und weiß inzwischen auch, daß das die Literaturwissenschaftler und Rezensenten wahrscheinlich am wenigsten interessiert. Die ebenfalls Schreibenden wahrscheinlich schon und ob man aus der Erzählung eine Allegorie für das Leben mitnehmen kann, wie am Buchrücken steht, würde zumindest ich bezweifen oder sagen mir das wäre mir nicht aufgefallen, weil ich alles, meiner Professionen nach, eher von der schrebtechnischen oder psychogischen Seite interpretiere und da wäre die Frage, wie das jetzt mit dem Zusammenhang Drogen und Psychose ist, interessant und da kann man durchaus Schlüße daraus ziehen. Was mir ebenfalls noch aufgefallen ist, ist der lakonische Stil, den man wahrscheinlichin vielen oder allen Füssel-Bücher finden kann und auch, daß er seinen Helden oft sehr große Schwächen oder Tolpatschigkeit unterstellt, die mir dann meistens nicht so gefallen, aber diesmal ist das nicht einmal so arg.

Da gibt es den Ich-Erzähler Franz Pospischil, der, der in den Siebzigerjahren wahrscheinlich, nach der Matura nach Wehrstadt zog, das ist offenbar eine österreichische Provinzstadt, die es wahrscheinlich nicht gibt, um dort Germanistik zu studieren und nicht nach Wien oder Graz und die Realistin merkt in mir an, daß es dort wahrscheinlich weder eine Uni noch eine Kunstakademie gibt. Es gibt dort aber ein Studentenheim und das hat nur Zweibettzimmer. So zieht er mit Baccu oder Martin Bachmüller zusammen, der Maler werden will. Der war in Wien an der Kunstakademie zur Aufnahmsprüfung, wurde aber abgelehnt. So zieht er nach Wehrstadt, um dort Soziologie zu studieren, was wahrscheinlich wieder eine der Ironien Dietmar Füssels ist. Sie lernen bei einem Fest Marie kennen, die eigentlich Eduarda nach ihrem Vater heißt und ziehen mit ihr in eine Künstler-WG, die befindet sich in einem geheimnivvollen Haus, mit einer Dachstube, die gleich Baccu bezieht. Einen geheimnisvollen Keller gibt es auch. Aber das erst später.

Zu Beginn ist Pospischil ein mehr oder weniger erfolgreicher Sportreporter und räumt seinen Keller auf. Da findet er eine Schachtel mit seinen schriftstellerischen Ergüßen, fängt zu blättern an und stolpert über die „Ricardi-Notizen“, denn das Haus hat sich in der Ricardigasse befunden und das war ein italienischer Maler des siebzehnten Jahrhunderts, der eine Zeitlang in der Stadt lebte und drei Bilder malte, die im Schloßmuseum zu besichtigten sind. Das bringt den angehenden Schriftsteller auf die Idee einen Roman darüber zu schreiben, geht in das Museum schaut sich die Bilder an. Überlegt, wie er einen Roman über den geheimnisvollen Maler, wie in dem Führer, den er im Museum kauft, steht, anfangen kann und überredet dann sowohl Marie, als auch Baccu mit ihm in das Museum zu gehen, um sich die drei Bilder anzusehen, beziehungsweise eines von ihnen, das geheimnvsolle Blaue, das drei Herzogtöchter zeigt, die etwas später gestorben sind.

Franz erkennt in der Mittleren Marie. Die ist empört darüber. Bei Baccu löst der Anblick aber einen Anfall aus, der ihn etwas später in die Psychiatrie und zu einer Schizophrenie-Diagnose bringt. Bei Franz löst sie Alpträume aus und die WG wird aufgelöst. Franz kehrt in seine Vaterstadt zurück, wird Sportjournalist und findet dreißig Jahre später die Mappe, um all das zu erzählen und wir haben einen spannenden Roman gelesen, den ich empfehlen kann, wieder einmal bedaure, das das wahrscheinlich nur sehr wenige tun werden, weil wahrscheinlich nur mehr sehr wenig Leute lesen, die sich dann wieder wahrscheinlich auf die Mainstreamliteratur stürzen, die auf den Buchpreislisten steht, wenn sie überhaupt Belletritik und nicht nur Sachbücher lesen und das ist schade, denn es gibt ja, wie Dietmar Füssel beweist, einige Autoren, die bemüht jenseits des Mainstreams schreiben und die zumindestens mir interessanten Aufschluß über die österreichische Gegenwartsliteratur geben.

2021-02-09

Daniel Kehlmanns Zukunftsrede

Ich habe es mir angewöhnt, immer wenn ich die Literaturprogramme des Literarhauses, der „AS“, der „Gesellschaft“, etcetera, bekomme, sie mir durchzusehen und sie dann in meinen Kalender einzutragen, um zu wissen, wo ich wann hingehen kann?

Seit ich blogge ist dann auch ein Vorausbloggen dazugekommen. Das heißt, ich habe die Bücher, die ich gelesen habe, erst später eingetragen. Mit Corona ist dann alles anders geworden, weil ja keine Livestreamveranstaltungen mehr. Die Programme sind aber trotzdem gekommen und ich habe im Jänner, als ich von Harland zurückgekommen bin, trotzdem eingetragen, habe aber in der letzten Zeit erfahren, daß verschiedene Veranstaltungen, weil die eingeladenen Autoren offenbar nicht kommen konnte, verschoben oder abesagt wurden, was bedeutet, daß ich dann Lücken in meinen Blog hätte, was auch den heutigen Tag betraf. Denn die „AS-Veranstaltung“ mit Zsofia Ban abgesagt und soll ich jetzt ein Buch vorreihen oder nach einem anderen Livestream suchen?

Und da gab es auch etwas, nämlich um sechs in der „Gesellschaft“, die Präsentation von Barabara Riegers „Reigen reloaded“ Das begann zwar schon um sechs und da hatte ich noch eine Stunde, was nichts gemacht hätte, weil man die „Gesellschaft-Stream“ zurückspulen kann. Aber ich gehe ja nicht so gern zu Veranstaltungen, wo ich die Bücher schon in den Regalen habe, um vielseitig berichten zu können und das Buch hat mir „Kremayr und Scheriau“ ja schon geschickt. Dann bin ich darauf gekommen im Grazer Literaturhaus gibt es einen Stream über Angst. Ein aktuelles Thema in Zeiten, wie diesen und eines, das mich derzeit ja auch brennend interessiert, um herauszubekommen, wie in Corona-Zeiten das logische Denken durch Angst vielleicht wirklich reduziert wird, wollte dann aber auch nicht wirklich über eine Diskussion mit Irmgard Gris, Constanze Dennig, Franz Voves, etcetera , also eigentlich zu wenig literarisch für den Blog, dann bin ich daraufgekommen im „Aktionsradius“ gabs noch ein Interview mit Melisa Erkurt, deren Buch „Generation Haram“ auch schon auf meinen Büchersapel liegt. Passt also auch nicht richtig und dann dann fand ich im „Literaturcafe“ den Tip mich in die Stuttgarter Zukunftsrede über künstliche Intelligenz von Daniel Kehlmann hineinzustreamen und das war es dann habe ich geglaubt, denn wenn ich auch, wie mich meine Leser schon gemahnt habe, kein wirklicher Daniel Kehlmann Fan bin, ihm einmal in der „Alten Schmiede“ auch ein wenig verlegen erlebte. Da ging es, um eines seiner frühen Bücher, als er noch nicht so berühmt war.

„Tyll“und „F“ habe ich dann gelesen und vorher auch noch „Ruhm“ und „Unter der Sonne“ Er ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller und künstliche Intelligenz klingt auch interessant, obwohl ich nicht davon verstehe und mich mit den literarischen Zusammenhängen auch nicht wirklich bescähftigt habe. Also auf nach Stuttgart, das Internet machts möglich, habe ich gedacht. War dann aber nicht so leicht, denn ich bin in den Stream nicht hineingekommen. Hätte irgendwas hochladen und istallieren müssen, also doch in die „Gesellschaft“ und ein bißchen Barbara Rieger zuhören, weil mich die Diskussion über Angst doch nicht so vom Sessel riß und die Veranstaltung im Aktionsradius“ erst um halb acht begann. Da habe ich ein bißchen zugehört. Auch nicht so literarisch und es dann noch einmal mit dem Stream versucht und sieh da, es klappte fast eine Stunde zu spät und daher, wie ich fürchtete, wieder einmal wie damals im Belvedere, wo mich auch einige Leser rügten, nicht so viel verstanden von den englischen Sätze und der Diskussion zwischen „Control“ und dem Autor bzw einem Brian und einem Christian, der von einer Zombie-Apokalypse sprach, was mich in Zeiten, wie diesen auch sehr interessiert.

Es gab aber eine Diskussion zwischen Daniel Kehlmann und Michael Resch, dem Direktor des Höchsleistungsrechenzetntrums Stuttgarts über künstliche Intelligenz. Das war interessant, vielseitig und ist auch ein bißchen vom Thema abgewichen. Hatte aber inzwischen herausbekommen, daß man den Stream noch zweiundsiebzig Stunden später abrufen kann. Also abwarten, bis ich an den Beginn des Vortrags „Mein Algorithmus und ich“ kommen konnte und da gab es erstmal zwei Begrüßungsrunden und morgen wird es noch eine Diskussion mit Daniel Kehlmann auf der Stuttgarter Uni geben. Dann kam der Meister und sein Vortrag würde ich meinen, entpuppte sich als interessante Erzählung über den Flug den Daniel Kehlmann am vierzehnten Februar 2020 von New York, wo er ja abwechselnd mit Berlin lebt, nach San Fransisco machte. Das Virus war schon am Bord hat er geschrieben. Es hat ihn aber nicht erwischt. Dann kam er an und wurde von einem digitaeln Institut empfangen, wo er mit einem Algorithmus namens „Control“ in einen Wettbewerb mit dem Geschichtenschreiben treten sollte. Es gab noch ein Abendessen mit digitaler Unterweisung und dann begann der Wettstreit. Daniel Kehlmann schrieb einen englischen Satz. Das Programm antwortete, stürzte aber nach einigen Absätzen immer wieder ab und wenn er es auf Deutsch versuchte, stürzte es schon eher nämlich nach dem Wort AfD ab. Dann kam Daniel Kehlmann in Lockdown- Zeiten nach Berlin zurück, schrieb weiter, erkannte, daß auf diese Art und Weise nie oder noch nicht ein literarischer Text entstehen kann.

Jörg Piringer versucht es, glaube ich, auch und hat, etwas davon ja schon beim letzten „Bachmannpreis“ vorgelesen und die Geschichte endet auch auf die Frage „is this the moment to say goodbuye “ mit „To all my hopes and fears, I am a man of many years, At yet i feel as young, As when i was first born.“

Was fast ein bißchen nach Shakespeare klingt. Dann gings wieder in die Diskussion und im Mai kann man die Rede, glaube ich, auch als Buch kaufen, womit das Digitale wieder in die Buchform zurückkehrt.

2021-02-08

Erwin Einzinger liest Hans Eichhorn

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 21:32
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Am neunundzwanzigsten Februar 2020 ist der am dreizehnen Februar 1956 in Völklabruck geborene Lyriker, Maler und Berufsfischer gestorben, der am zweiundzwanzigsten Jänner vor einem Jahr in der „Alten Schmiede“ sein vorletztes Buch „FAST das große Haus“ vorstellte. Da war ich nicht bei der Lesung, sonder bin nach dem Centrope-Workshop ins Literaturhaus zur Studentenlesung gegangen, habe Hans Eichhorn aber wahrscheinlich durch die GAV kennengelernt, war bei einigen seiner Lesungen und jetzt erinnerte der 1953 in Kirchdorf an der Krems, den ich in sowohl einmal bei der „Literatur und Wein“ als auch bei dem „H.C Artmann-Festival“ bei den Breitenseer Festspielen und in der „Alten Schmiede“ hörte und mir auch einmal ein Buch von ihm kaufte, an seinen Freund in dem er in der Reihe „DICHTER LESEN DICHTER“, der „AS“, an seinen Freund erinnerte, den er, wie er sagte, vor siebenunddreißig Jahren bei den Rauriser Literaturtagen kennenlernte.

Hans Eichhorn hatte viele Förderer, hat viele Bücher geschrieben und viele Preise gewonnen. Erwin Einzinger wies auch auf einen Aufenthalt in Wolfenbüttel im dortigen „Lessing-Haus“ hin. Da ist der Fischer offenbar 1994 mit einem Buch von Gottfried Ephraim Lessing hingereist und Erwin Einzinger las auch aus einem Text, der, glaube ich, in den „Manuskripten“ erschienen ist, Hans Eichhorn war auch mit Alfred Kolleritsch, der ebenfalls im letzten Jahr gestorben ist, befreundet, wo es um ein Buch von Friederike Mayröcker ging, das Eichhorn auch auf seine Reisen mitgenommen hat.

In Linz gibt es einen Textautormaten, da kann man Geld einwerfen und bekommt einen literarischen Text heraus. Ein solches Büchlein war im letzten Jahr Hans Eichhorn gewidmet. Aus dem hat hat Erwin Einzinger gelesen und dann aus dem 2013 bei Residenz erschienen “ Und alle Leben leben“ und das war das Buch, das Hans Eichhorn in der „Alten Schmiede“ vorstellte, als ich 2013 in der Lesung war. Es ist Peter Handke gewidmet oder der Titel ist ein Zitat von ihm und Peter Handke gehörte auch zu den Vorbildern Eichhorns und in dem Buch ist es auch schon um die Krebserkrankung gegangen, die Hans Eichhorn offenbar lange quälte.

Das letzte Buch, das von Hans Eichhorn erschienen ist, heißt „Ungeboren“ und ist, glaube, ich wenige Tage vor seinen Tod erschienen. Erwin Einzinger las auch daraus und erzählte zwischendurch viel von seiner Beziehung zu seinen Freund, den er, weil dessen Frau Lehrerin in demselben Gmnasium war, in dem auch Erwin Einzinger unterrichtete, immer wieder traf. Sie haben auch an gemeinsamen Textprojekten geschrieben. Erwin Einzinger las daraus und erwähnte auch Alexandra Millner, die ich ja durch die Anna kennengelernt habe und die mich einmal zu einer Lesung in die Rahlgasse eingeladen hat. Die hat ein Portrait über Hans Eichhorn geschrieben und ist offenbar auch in dem Theater tätig gewesen für das Hans Eichhorn Stücke geschrieben hat.

Ein sehr produktives Leben eines das, wie Erwin Einzinger betonte, es zwar kein Bestsellerautor brachte, der aber trotzdem von vielen Autoren und anderen Persönlichkeiten gefördert wurde. Erwin Einzinger zählte am Schluß eine Reihe solcher Namen auf. Viele habe ich schon erwähnt und forderte wahrscheinlich auch zum Wiederlesen und Weiterbeschäftigen mit dem Schriftsteller auf, der ja auch im November in der „In Memorian-Lesung“ im Literaturhaus gewürdigt wurde und ich habe mich jetzt auch an den Autor erinnert, von dem ich, glaube ich, noch nichts gelesen habe und auch nichts in meinen Regalen habe,aber vielleicht kommt das noch.

In meinen Archivrecherchen bin ich jetzt aber draufgekommen, daß ich ihn einmal bei einer Lesung angesprochen habe und er sehr freundlich zu mir war und die „Manuskripte-Hefte“ in denen offenbar öfter von ihm Gedichte enthalten sind, habe ich wahrscheinlich auch in Harland oder Wien liegen, habe ich die ja sehr lange bekommen.

2021-02-07

Licht und Schatten

Filed under: Bücher — jancak @ 00:19
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Victors Klemperers Kinotagebuch, das der 1881 geborene Rabbinersohn, der 1960 gestorben ist und durch sein LTI berühmt wurde, zwischen 1929-1945 gschrieben hat. Von seiner lingua tertii imperii, dem Notizbuch eines Philologen, das in der der DDR. von Reclam herausgegeben, zum Kultbuch geboren ist, habe ich von der Ute erfahren, es nicht gelesen, wohl aber einen anderen Band des Philologen, der, lese ich erstaunt, offenbar ein änlicher Kinoenthusiant, wie Joseph Roth war, mehrmals in der Woche mit seiner Frau Eva oder auch allein ins Kino gegangen ist und darüber Buch führte.

„Aufbau“ hat jetzt diesen Tagebuchband herausgebracht, der von Nele Holdack und Christian Löser herausgtegeben wurde, das Vorwort hat Knut Elstermann geschrieben, der eben Klemperers Kinoleidenschaft erklärte und hinzufügte, daß der 1929 in den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm hineingekommen ist, den er wegen der schlechten Qualität und der schrillen Stimmen anfangs ablehnte. Im ersten Teil „Eine gemordete Kunst, der Tonfilm! 1929 – 1932“, schreibt Klemperer auch von einem Protestplakat, daß man diese Filme bekämpfen soll, weil sie den Klavierspielern die Arbeit nehmen würde, etwas das scharf an die heutige Zeit erinnert und uns daran mahnen kann, daß die Ablehnung des Fortschrittes zwar bekämpft, aber wohl nicht wirklich verhindert werden kann und in den Tagebücher listet Klemperer zum Teil sehr genau die Filme auf, die er gesehen hat.

Da gibt es die Berühmten, die uns in Gedächtnis geblieben sind, der „Blaue Engel“ mit Marlene dietrich, den „Hauptmann von Köpenick“, „Im Westen nichts Neues“ und viele andere und noch mehr heute völlig unbekannte und Klemperer notiert auch sehr genau, den belanglosen Inhalt, den Kitsch der Handlung, armes Mädel sucht und bekommt reichen Mann, Verwechslungen, etcetera.

Mit dem Tonfilm freundet er sich langsam an. Die Qualität wird besser und vor allem Richard Tauber, der dort seine Arien sang, konnte ihn begeistert. In anderen Tagebüchern beschreibt er seine Situation in dieser Zeit. So bezieht er 1929 mit seiner Frau in Dresden eine Dachkammer und scheint dort seinen Honeymoon wiederzuerleben. Seine Einkünfte, er ist Professor an der Technischen Hochschule, werden eingeschrumpft. So hat er große Schwierigkeiten mit seiner Frau nach Berlin zu fahren, die dort eine Ausstellung besuchen will und 1935, das ist dann schon der nächste Teil „Wir waren vom ersten bis zum letzten Bild und Ton entzückt, 1933-1938“, wurden die Nürnberger Gesetze verkündet, was bedeutete, daß Klemperer zwangsweise in den Ruhestand versetzt wurde. Er macht spät den Führerschein und geht bis es ihm dann verboten wurde, soviel wie möglich ins Kino, sieht sich die Filme der Wessely und Paul Hörbinger an, die Filme von Jan Kiepura und gleich 1933 die „Menschen im Hotel“ die Verfilmung des berühmten Vicki Baums Romans.

Im dritten Teil „Es ist nur mit den Augen wie mit den Hut: Der dazugehörige Kopf muß erhalten bleiben, 1939 -1945“ zieht Victor Klemperer mit seiner Frau in eine Judenwohnung und muß 1940 weil er auf das Verdunkeln vergißt eine Woche lang eine Gefängnisstrafe antreten, in der er sich, so wie ich in den letzten Monaten, wie im Kino fühlt. Es wurde ihm versprochen seine Bücher mitzunehmen und lesen zu können, was dann nicht so war. So hatte er große Mühe, die eine Woche hinter sich zu bringen und sich ohne intellektuelle Tätigkeit zu beschäftigen, Schachspielen und singen, kann er nicht, wie er schreibt und ist sehr froh, als ihm ein Wärter zum Rasieren bringt und ihm einen Bleistiftstummel gibt.

Victor Klemperer notiert 1942 genau all die Restriktionen denen dieJuden ausgesetzt waren. 1943 wird er zur Zwangsarbeit verurteilt und 1945, als Dresden zerstört wird, sucht er seine Frau Eva und darf im Mai wieder in seine Wohnung zurück. Da geht er dann wieder ins Kino und bemerkt erleichtert, daß seine Augen, wie er fürchtete, bei dem Angriff doch keinen Schaden genommen haben, worauf sich auch die Kapitelüberschrift bezieht.

Es gibt einen ausführlichen Bildteil, wo man Bilder und Plakate zu den Filmen sieht, die werden auch im Anhang angeführt und einen Artikel vom 1912-, Victor Klemperer hat, wie ich dem Anhang entnehme, 1905 sein Studium in Berlin abgebrochen und versucht als freier Schriftsteller zu leben, sein Studium aber auf Drängen seinr Familie wieder aufgenommen, -„DasLichtspiel“ und man hat wieder ein spannendes Buch über die Zeit von 1929-1945 gelesen.

Vergleiche zu heute, wo man, wenn auch anderen Gründen, vieles nicht mehr darf, drängen sich auf. Manche der alten Filme habe ich gesehen, bin ich ja früher sehr oft ins Bellaria-Kino gegangen, wo es solche Filme gab und jetzt war ich schon fast ein Jahr mehr in keinen Kino, dafür lesen, lesen, was man ja darf und soll und ich auch ohne „Amazon“ über Büchermangel nicht klagen kann.

2021-02-06

Virale Cartoons

Filed under: Bücher — jancak @ 00:41
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Das Buch zur Pandemie, da habe ich ja schon einiges gelesen un“d geschrieben. Marlene Streeruwitz „Covid-Roman“ beispielsweise, „Pandemische Zeiten“, „Lockdown 2020“, den „Corona-Fehlalarm“, die Bewältigungsstrategien der Roswitha Springschitz, die „Betrachtungen“ der Zadie Smith, die „Zeiten der Ansteckung“ von Paolo Giordano und meine zwei CoronaBücher.

„Was fehlt?“, werden meine Leser nun vielleicht fragen? Nun die Cartoons aus dem „Holzbaum-Verlag“, das gab es ja schon die über „Hunde“, „Fußball“, „Weihnachten“,„Katzen“, „Kunst“, „Wien“, etcetera, etcetera, und nun „Virale Cartoons“ weil mit Witz und Ironie erträgt man das Leben ja wahrscheinlich leichter und hält die pandemische Zeiten leichter aus.

Was das Bloggen diesmal etwas schwer macht ist, daß wahrscheinlich in Zeiten, wie diesen „Holzbaum“ seine Cartoons auch digital verschickt und wie schreibe ich dann darüber, wenn ich die Bilder nicht während des Schreibens sehen kann?

Also ein virtueller Streifzug durch die virale Welt, den viralen Cartoons und dem Buch zur Pandemie mit Bildern von Daniel Jokesch, Greser & Lenz, Katharina Greve, Martin Zak, Miriam Wurster, Uwe Krummbiegel und vielen mehr, wie auf derletzten Seite steht und auf der ersten ersten ist gleich das Virus selbst zu sehen. Zwei Viren, um genau zu sein, die sich darüber unterhalten, wie man wenn „Bars und Restaurants geschlossen sind, da noch seinen Wirt finden kann?“

Eine spannende Frage, die sich wahrscheinlich auch schon andere stellten und das „Kontaktlose Händewaschen hat man in diesem Jahr wohl auch lernen müßen.

Daniel Jokesch hat auch seinen Senf dazu gegeben und erklärt und beispielsweise, daß „Die Kriminalität früher cooler war“, als die Polizisten noch nicht „Abstand halten!“, schreien und die Kinder vom Ostereier suchen abhalten mußte.

Elisabeth Semrad läßt Kanzler Kurz auf dem berühmten Babyelefanten reiten und erklärt uns das „Los des Maturajahrgangs 2020“, wo die Maturanten in Laa an der Thaya statt in Antalya auf Maturareise gehen mußten. Und Katzi hat uns schöne Graphiken zum Thema Corona gezeichnet und erklärt uns beispielsweise den „Nervenkitzen im März 2020“: „Was war spannender? Post holen, Müll runtertragen, zum Billa oder spazieren gehen“, also die berühmten vier Gründe und erklärt uns auch, was passiert, wenn man bei der Corona Hotline anruft?, während Klaus Puth ein maskiertes Rotkäppchen mit dem Korb den Wolf fragen läßt: „Lust auf Kuchen und Wein? Ich darf meine kranke Großmutter nicht besuchen?“ und das berühmte Klopapier wird natürlich mehrmals karikuiert.

Einen Corona – Hilfe- Fragebogen gibt es auch und Ischgl wird auch Cartoon-Gegenstand.

Michael Dufek hat den „Urlaub 2020“ durchanalysiert und Michi Brezel läßt Vater und Sohn Homeschooling beziehungsweise Homeoffice machen und dort kann man auch, wie Teresa Habild und Thomas Plassmann meinen, den neuen Impfstoff kreieren odeer für den Nobelpreis fürMedizin experimentieren und Uwe Krummbiegel führt uns die Aufgaben der Genderbeauftragten in Zeiten der Pandemie vor.

Ein spannendes Buch, das in Zeiten, wie diesen, wo einem Corona vielleicht schon den Kopf verdreht, traumatisiert oder hypochondrisch gemacht hat und man das FFP2-Maskentragen satt hat, einen ein wenig Trost und Ablenkung bringen kann, denn lachen und sich darüber lustig macht hilft vielleicht, wenn man mit der Maske in der Gondel oder U-Bahn sitzt und der Babyelefant den fehlenden Abstand meldet.

2021-02-05

Der Traum

Filed under: Textbeispiel — jancak @ 18:33
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„Uje, uje!“, dachte Ursula und schaute vorsichtig vor sich hin. Genau genommen schielte sie um die Ecke, ihr Herz klopfte verdächtig, sie war aufgeregt und außer Atem, die Haare waren zerzaust.

„Verdammt, verdammt, großer Schit und Ungewitter!“

Sie konnte schon die Stimme ihrer Mutter und ihres Freundes Uli hören, die sie mahnten und „Benimm dich, Uschi, du sollst nicht fluchen, weißt du das nicht? Hast du das nicht in der Schule gelernt, daß man das nicht soll?“

Die Mutter würde sie streng mustern und „Zum Friseur solltest du auch einmal gehen, Kindchen, deine Haare sind viel zu lang! Das schaut nicht gut aus und macht einen schlechten Eindruck wenn du so ungepflegt mit wilden Zotteln durch die Gegend rennst!“

Noch einmal „Verdammt, verdammt!“, vor sich hindenken, tief durchatmen und versuchen nicht zu sehr zu hyperventilieren. Denn das war es, ganz genau!

„Stimmt, lieber Uli, du hast ganz recht!“, könnte sie denken.

„Ich schaue wirklich fürchterlich aus und genau das ist das Problem, wo ich auch fluchen darf! Denn du tust das ja auch! Äußerst deinen Unmut auch nicht mit schönen höflichen Worten, wenn du dich wieder einmal über die blöden Genderfrauen ärgerst, die partout „Heimat bist du großer Töchter!“, singen wollen und die nicht verstehen können, wenn sich Andreas Gabalier darüber ärgert! Über die „Hirnverbrannten Idioten!“, äußerst du dich ja auch nicht gerade vornehm, wenn die wieder einmal verlauten, daß sie eine „Pippi Langstumpf-Ausgabe“ verbrennen wollen, weil da das böse Wort „Negerkönig“ enthalten ist! Dann schüttelst du den Kopf und fluchst und schimpfst noch viel lauter als ich! Aber du hast recht! Ich bin schon still, denn das ist jetzt nicht das Thema und auch nicht das Problem! Das ist ein ganz anderes, liebe Mama, denn du hast ebenfalls recht, ich sehe fürchterlich aus und sollte schleunigst zum Friseur, weil ich da schon seit letzten Juli nicht mehr war und jetzt haben wir Februar! Du hast ganz recht, es wäre schon längst an der Zeit!“

„Warum tust du es dann nicht, liebes Urselchen?“, höre ich dich von deiner Wolke sieben oder fünfundvierzig fragen, wo du dich, wenn man den Mythen glauben kann, momentan befindest.

„Warum tust du das nicht? Ruf doch den Herrn Erich an, das ist ein Könner seines Faches und so teuer ist er auch nicht, daß du ihn dir nicht leisten kannst! Dann sparst du eben an anderer Stelle etwas ein, weil es wichtig ist, immer adrett auszusehen, um einen guten Eindruck zu machen! Habe ich dir das nicht beigebracht?“

„Hast du, Mama, keine Frage! Aber du hast, leider, leider, das letzte Jahr nicht erlebt! Der Brustkrebs hat dich dahingerafft, so daß du nicht weißt, daß das heuzutage nicht so einfach, sondern ganz und gar verboten ist!“, dachte Ursula und seufzte nochmals auf.

„Ha, ha, verboten, das stimmt ja nicht! Da hast du jetzt etwas verwechselt und bist dabei die Wirklichkeit zu verdrehen, weil sie dir nicht passt!“, würde wohl jetzt der Uli sagen oder nein, der nicht. Der war in diesem Punkt wohl ihrer Meinung und ließ sich wahrscheinlich gerade selber einen Bart wachsen, fuhr sich mit einer Haarschneidemaschine übers Haar oder setzte sich das berühmte Häferl auf, um rundherum darum zu schneiden, so wie man das angeblich beim Militär oder in der Kadettenausbildung früher mal so machte.

Ihrer Freundin Edeltraud könnte sie diesen Sager schon eher in den Mund legen und die war vor Weihnachten, als man das gerade noch zwei Wochen durfte, dort gewesen. Hatte sich waschen, schneiden, föhnen, Strähnchen legen und sich auch ein bißchen färben lassen, sowie ihr das Resultat dann stolz gezeigt und gerade vorhin hatte sie die Traude auch angerufen und ihr versichert, daß sie mit ihrem Starfigaro schon einen Termin für nächste Woche, wo die Friseure wieder öffnen durften, vereinbart hatte.

„Und das war gar nicht so einfach, einen Termin zu bekommen, Ursulchen! Da mußte ich meinen ganzen Charme verwenden, um den Figaro zu überzeugen und richtig bei der Apotheke muß ich auch anrufen, um mich für den vorgeschriebenen Schnelltest anzumelden! Ich rate dir das auch zu tun oder hast du vor in eine dieser Teststraßen zu gehen?“, hatte sie wissen wollen und hätte sie, wenn das Gespräch nicht per Telefon passiert wäre, sicher genauso schräg, wie die liebe Mama gemustert und „Du hast es auch schon nötig, dir einen Termin zu sichern, denn du siehst wirklich sehr zerzupft aus!“

Richtig, das tat sie wohl! Die Haare waren gewachsen und langten schon beinah bis zu ihren Schultern und weil sie sehr dünne Haare hatte, die sich ringelten und kringelten, sah das wirklich nicht schön aus, waren eigentlich noch nie so lang gewesen und die Stirnfransen total verschnitten. Denn da war sie seit letzten Juli selber zwei drei Mal mit der Schere drüber gefahren und weil sie keine Friseurin war, sah es auch entsprechend aus und die Kollegen würden, wenn sie wieder ins Büro kam, sicher ebenfalls „Hast du schon einen Friseurtermin? Du hast es wirklich nötig! Denn du siehst schon fürchterlich aus!“, mahnen.

Hatte sie nicht. Keinen beim Friseur und keinen in der Apotheke, um sich vorher Freitesten zu lassen, wie das jetzt hieß und was man mußte, um bei einem Figaro zugelassen zu werden. Eine FFP2-Maske hatte man auch anzulegen und, wie der Figaro dann rundherum ihre Haare schnitt war auch nicht so klar und sie eine Maskenverweigerin. Sie mußte, sollte aber zum Friseur, denn ihre Haare waren im letzten halben Jahr sehr gewachsen, so daß eine Rundherumerneuerung dringend nötig war und sie Edeltraud nicht wirklich etwas entgegnen konnte, als sie vorhin mahnte, sich doch einen Termin auszumachen.

„Du hast das, glaube ich, dringend nötig! Hast du schon gebucht?“

„Habe ich nicht!“, hatte sie kleinlaut geantwortet und nicht verhindern können, daß sie rot geworden war. Rot und verlegen und keine Antwort auf Edeltraudes Frage, ob sie vielleicht vor hatte, sich illegal bei einem Friseur ohne Test und Maske einzuschleichen und den und sich damit zu gefährden?

„Hast du das etwa vor, Urselchen und weißt du nicht, daß das dem seine Konzession kosten und auch du bis zu tausend Euro Strafe zahlen kannst, wenn man dich dabei erwischt? Sag, Ursula, ich merke es dir an, du hast das vor! Nenn mir den Namen dieses Figaros damit ich ihn, um die Allgemeinheit zu schützen, als gesetzeskonforme Bürgerin anzeigen und sein Handwerk legen kann!“

„Habe ich nicht!“, hatte sie wiederholt und Edeltraud weggedrückt. Dann nach ihrem Rucksack und der Jacke gegriffen und war losmarschiert. Denn sie hatte tatsächlich vor solches zu versuchen. Eine Adresse und einen Tip zugesteckt bekommen, wo man sich am Abend in einen Keller schleichen, an einer verschloßenen Türe klopfen, ein Codewort murmeln und dann nach einem genauen Klopfsignal, wenn man Glück hatte, in die heiligen Halle eingelassen wurde.

„Klopf, klopf!“, machten Ursulas Finger. Sie zitterte, ihre Haare waren naß vor Schweiß und die Türe öffnete sich, obwohl sie immer lauter klopfte, nicht und nicht.

„Nein, das war kein Klopfen, das war ein Schrillen, das war das Weckersignal!“, dachte Ursula verschlafen, öffnete die Augen und schüttelte den Kopf. Es war der Wecker und sie hatte einen schlechten Traum gehabt. Ein Alptraum war es, der sie angsterfüllt und schweißbedeckt aufwachen ließ. Nur ein dummer Traum und weiter nichts!

„Dumme Ursel!“, würde ihre Mutter schimpfen.

„Das hast du davon, daß du soviel liest! Das hast du von deinen dystopischen Romanen, von deinem „1984“, der „Schönen neuen Welt“, „Mathilde im Coronaland“ und wie sie alle heißen! Laß das das doch! Davon wirst du nur verrückt!“

Ursula war aufgestanden und mit nackten Füßen ins Badezimmer getappt, um sich den Schweiß von der Stirn zu waschen.

„Stimmt, Mama! Das war wirklich nur ein Unsinn, was ich da träumte und Gott sei Dank weit entfernt von jeder Realität! Ich werde mich bessern und keine Horrorgeschichten vor dem Einschlafen mehr lesen! Aber Herrn Erich sollte ich wirklich anmelden, da hast du schon recht!“

Diskrete Zeugen

„Rowohlt“ betziehungsweise „Wunderlich“ hat die Kriminalromane der1893 geborenen Dorothy L. Sayers neu herausgegeben und so habe ich in Zeiten in denen der hundertste Geburtstag einer anderen berühmten Krimiautorin, nämlich Patricia Highsmith, gefeiert wurde, mich in den zweiten Band der Lord Peter Wimsey-Reihe eingelesen und dabei interessante Erfahrungen gemacht.

Ich mag, wie meine Leser wissen, ja gerne Krimis, obwohl ich wegen der Gewalt, die darin ja vorkommen muß, nicht so gerne welche schreibe oder mich um die Morde herumschummle. Von Dorothy Sayers habe ich noch nichts gelesen und das Erstaunliche an dem Buch ist wohl auch die diskrete Ironie mit der sich die Autorin über die damaligen Gesellschaft lustig macht.

Denn das Buch ist, wie ja schon der Reihentitel verrät, im Hochadel angesiedelt und für heutigen Krimileser wird der Stil auch erstaunlich einfach und unraffiniert erscheinen, was kein Wunder ist, sind inzwischen ja eine Unzahl Krimis entstanden. Hier erstaunt, daß die Spannung oft von Zeitungsberichten oder Dialogstellen, was heute wohl nicht mehr so gehen wird, ersetzt wird. Spannend ist es aber trotzdem, wenn es vielleicht auch als ein wenig langmatig empfunden werden kann und die Handlung ist eigentlich auch ganz banal, liest sich aber, füge ich wieder hinzu, durchaus spannend.

Was ist also geschehen? Da man das auch bei „Wikipedia“ nachlesen kann, darf ich also spoilern. Es beginnt banal, in einem gemieteten Landhaus wird ein Toter aufgefunden und der herzog vonDenver, der als ein wenig dümmlich aber durchaus korrekt, wie englischen Adeligen eben sind, wird von seiner Schwester dabei ertappt, wie er sich über denToten beugt, der ist ihr Verlobter und wieder interessant, die Geschichte beginnt schon früher, nämlich im Hotel Meurice, in Paris, glaube ich, denn da ist der Bruder des Herzogs, eben jener Lord Peter, der Held der Krimireihe, der schon einen Fall aufgeklärt hat, auf der Rücksreise von Korsika, wo er einen dreimoatlichen Urlaub verbrachet, abgestiegen, duscht oder badet gerade, als ihm sein Diener, die Zeitung vorliest und auch erklärt, daß er schon das Flugzeug für die schnellereRückkehr gebucht hat.

Die Geschichte spielt in den Neunzehnhundertzwanzigerjahren. Der erste Weltkrieg ist vorbei und erstaunlich ist das amicale Verhältnis zwischen Herr und diener, der manchmal etwas schneller als Lord Peter ist und einen Kriminalinspektor mit dem der Lord aufklärt, gibt es auch.

Aber zurück zum Fall, Peters <Bruder ist verhaftet worden und weigert sich auszusagen. Das heißt, er sagt aus, er hätte einen Brief bekommen, wo der Verlobte als Falschspieler entlarvt wurde, worauf er ihn, weil die Engländer ja viel moralischer als die Franzosen sind, mit denen der Verlobte aufgewachsen ist und auch in paris lebte, zur Rede stellt.

Die Schwester Lady Mary, die zuerst „Du hast ihn umgebracht!“, ausgerufen hat, wird oder stellt sich krank um nicht aussagen zu müssen. Der zurückgekommene Peter oder sein Diener entdecken einen Koffer und Blutspuren an ihren Kleidern und auch Spuren, die auf einen Motorradfahrer hinweisen. Lord Peter wankt dann durch das Moor zu einem Bauern, der ihn sehr brutal anfaßt. Seine Frau scheint ihn mit seinen Bruder zu verwechseln und bittet ihn zu verschwinden und wir bekommen heraus, daß Lady Mary gar nicht so dümmlich ist, wie sie scheint. Sie war im Krieg sogar Krankenschwester und hat mit einem Kommunisten im Sowetclub verkehrt und mit diesen stellt sich heraus, wollte sie abdampfen und der Herzog war, was ich ein wenig unglaubhaft finde, bei einem Tete at tete bei der Frau des Bauern und will ihre Ehre nicht preisgeben und der Verlobte, der eigentlich eine andere Geliebte hatte, aber kein Geld mehr, um sie weiter auszuhalten hat sich schließlich doch selbst umgebracht, was in den schon erwähnten Dialogpassagen der Gerichtsverhandlung ein wenig ungewöhnlich, aber doch sehr spannend aufgeklärt wird und so kann ich das Buch trotz der manchmal etwas unrealistischen Passagen, was wohl die diskrete Gesellschaftskritik sein soll, sehr empfehlen oder wenn ich nicht so eine lange Leseliste hätte, auch die zehn weiteren Bände lesen.

2021-02-04

Roma-Abend, Slamer-Session und Diogenes-Bloggertreffen

Literaturlivestreams sind zwar nur ein coronabedingter Veranstaltungsersatz, haben aber, wie ich manchmal, nicht immer ausprobiere, den Vorteil, daß man beliebig hin-und herspringen kann und heute war ohnehin ein besonderer Tag. Ich hatte keine Stunden, habe mehr oder minder an meinem dritten Corona-Buch, das inzwischen schon sehr überholt ist, herumkorrigiert und dazwischen sehr intensiv die Nationalratsitzung mit dem Mißtrauensantrag, die Herbergt Kickl bezüglich der verbotenen Demos und der Abschiebung der drei gut integrierten Mädchen, die vorige Woche die Gemüter erregte, einberufen hat, dann habe ich überlegt, ob ich trotz Lockdown mit zwei Meter Abstand es noch einmal mit der Donnerstag Demo versuchen und mir da vielleicht wieder gerettete Lebensmittel holen soll, dann hatte ich aber wieder ein intensives Literaturprogramm, bin daheimgeblieben und hin und hergeswitscht, da, weil es ja kein wirkliches Frankfurt gab und die Leipziger Buchmesse 2021 wurde ja auch schon abgesagt, hat „Diogenes“ wieder zu einem Bloggertreffen eingeladen und dabei Benedikt Wells und seinen neuen Roman „Hard Land“ vorgestellt.

So ein Bloggertreffen hat es ja schon im Herbst gegeben, aber ich habe ja mit meinen alten Browser mit den „Zoom-Konferenzen“ Schwierigkeiten, weil keinen Ton, also nur ein Bildfernsehen. Vom letzten Treffen habe ich mir aber das Buch von Marco Balzano „IIch bleibe hier“ mitgenommen, beziehungsweise bestellt und werde es demnächst lesen und Benedikt Wells „Hard Land“, das am vierundzwanzigsten Ferbruar erscheinen wird, liegt auch schon neben mir und im Literaturhaus gab es wieder einen Exil- oder einen Roma-Abend, wie Barbara Zwiefelhofer in ihrer Einleitung erklärte, nämlich zwei Neuerscheinungen von Mircea Lacatus und Samuel Mago, die weil Christa Stippinger verhindert war, von Jessica Beer moderiert wurde und den ersten Gedichtband des 1962 in rumänischen Gherla habe ich gelesen, damit hat er ja 2007 den Lyrik-Preis der „Edition Exil“ gewonnen, der neue Band „Die geheime Geometrie der Seele“ ist jedenfalls zweisprachig und wurden von seinen Töchtern aufs Deutsch übersetzt, eine der Töchter Ioana Spataru, hat den Vater, der sich in den USA befindet, auch vertreten und vorher gab es einen Buchtrailer nämlich ein Gedicht und Bilder die auf das Buch aufmerksam machte, in dem es offenbar um Mircea Lacatus Famiie geht. Der Vater mit seinen Pferden, die Zigeunerlager, die Begegnung mit der Mutter im Himmel tauchen in den zehn Gedichten, die Ioana Spataru gelesen hat, auf und dann folgte der Erzählband „Bernsteyn und Rose“ des 1996 in Budapest geborenen Samuel Mago, der schon einige Exilpreise gewonnen hat und den ich auch einmal auf einer Demo hörte, der auch in einen Trailer vorgestellt wurde. Samuel Mago las die Geschichte, die von einem Goldhändler in der Wollzeile handelt. Er las sie nicht ganz, denn die Leute sollen sich die Bücher ja im stationären Buchhandel, der wenn alles gut geht, nächste woche wieder offen ist und nicht bei „Amazon“ kaufen, ich verweise da wieder auf den Bücherschrank in der Stiftgasse, wo viele „Exil-Bücher“ drinnen sind. Die Neuen wahrscheinlich nicht und da habe ich, weil derzeit ja keine Liveveranstaltungen, wo ich schnorren könnte, einen Nachholbedarf oder auch wieder nicht, denn ich habe ja ohnehin sehr viele Bücher auf meiner Leseliste und bin da die Veranstaltung sehr kurz war, dann wieder in die „Alte Schmiede“ gewitscht, wo Markus Köhle Elias Hirschl, den ich ja vor kurzem bei der „Priessnitz-Preisverleihung“ im Literaturhaus hörte und die junge Türkin Elif Duygu vorstellte, da bin ich ziemlich in den Schluß gekommen, wo Elif Duygu über Istanbul und Wien slamte und Elias Hirschl dann wieder seine „Amazon-Rezensionen, die er auch im Literaturhaus vorstellte, präsentierte, dann bin ich wieder ein bißchen in das „Diogenes Treffen“ gewitscht, habe mir den Chat durchgelesen und als ich dann wieder in die „Alte Schmiede“ kam, hatte ich plötzlich den Beginn der Veranstaltung, wo Markus Köhle, die Veranstaltung erklärte. Da stellt er immer zwei Slamer vor, gibt ihnen drei literarische Namen und sie slamen dann immer abwechselnd, so daß ich Elif Duygu noch einmal hörte, die einen Text vortrug, wo sie sich beklagte, daß man immer umsonst dichten soll, während man der Friseurin nachher ja auch kein Cola oder ein Lob gibt. Dann war es aus, das Video auf Privat gestellt und ich hatte trotz Corona-Lockdown einen sehr intensiven literarischen Abend, kann mich auf Benedikt Wells „Hard Land“ freuen und vielleicht kommen auch einmal die beiden „Exil-Bände“ zu mir, die versäumte letzte Preisverleihung soll jedenfalls, wie Barbara Zwiefelhofer sagte, im März im Literaturhaus nachgeholt werden.

2021-02-03

Die Rezepte meines Vaters

Filed under: Bücher — jancak @ 00:41
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Jetzt kommt das erste Buch des französischen Gastrokritikers Jacky Durand und es ist ein interessantes Debut, eine Vater-Sohn Geschichte in drei Teilengegliedert, die ob autobiografisch oder nicht, über den Autor ist im netz nicht sehr viel zu erfahren, einige Familiengeheimnisse eingebaut hat und aufdeckt, aber eigentlich sind die Stellen über das Kochen, die in das Buch eingebaut sind, die stärken des Romans. Die Stellen, wo Julien, der Erzähler über das <kochen schreibt, nicht der Rezeptteil am Schluß, die fand ich eigentlich banal. Es war auch nicht so ganz leicht in das Buch hineinzukommen und einiges an der Handlung, erschien mir auch nicht ganz logisch.

Da ist Julien, der Ich-Erzähler, dessen Vater zu Beginn des Buches im Sterben liegt, der Monsieur Henri genannt, ein Arbeiterkind, der auch im Algerien kämpfte, führte ein kleines, aber auch berühmtes Restaurant, in dem er von früh bis spät stand, dessen Finger weil öfter ins heiße Öl gegriffen, lauter Narben besteht.

Julien hat das Restaurant inzwischen übernommen und resumiert nun über sein Leben, in dem er mit dem Vater in der Du-Form kommuniziert. Über seine Kindheit, wo der Vater seine schöne Mutter, eine Französischlehrerin nicht in das Restaurant ließ, während der Sohn immer kochen und dem Vater helfen wollte.

Eines Tages ist die Mutter verschwunden, der Vater scheint verstört und das Kochbuch, wo die Mutter die Rezepte des Vaters aufschrieb, will er ins Feuer werfen, als der Sohn verkündet, daß er nicht studieren, sondern Koch werden will. Was er nicht darf, denn er soll ja aufsteigen, Ingenieur werden, mit dem Kopfberuf zu etwas bringen. Schließlich erfährt man, daß Helene gar nicht seine Mutter war, sondern die bei der Geburt verstorben ist und Julien wird in eine technische Schule gesteckt, die ihm gar nicht liegt, weil ihm da die Begabung feht.

Vvorher gab es noch zwei berührende Stellen, nämlich die, wo er in der Grundschule einen Aufsatz schreiben und vorlesen soll. Er liest das Kochrezept von Mousse au Chocolat aus dem Kochbuch vor und bekommt von der Lehrerin dafür einen Tadel, den er er vom Vater unterschreiben lassen soll und dann die, wo er die Ferien in einem Lager verbringt und dort für alle kocht.

Nach dem Abitur, für das er mit einem Freund der Familie lernt, zieht er in die Stadt, wo er erfahren hat, daß Helene dort inzwischen lebt, VictorHugo ist auch dort geboren und beginnt eigentlich überraschend Literaturwissenschaften zu studieren. Daneben verdingt er sich als Koch, nimmt schließlich, als bei Vater der Krebs diagnostiziert wird, doch Kontakt mit Helene auf, vorher hat er es nicht geschafft und ist immer wieder aus den den Telefonzellen geflüchtet, die ihm am Schluß auch das Kochbuch wiedergibt.

Ein interessantes Buch, wie schon geschrieben, mit einigen Unlogigkeiten und Widersprüchen und, wie ebenfalls beschrieben, schönen Stellen über das Kochen fand ich sehr berührend.

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