In der „Alten Schmiede“ gibt es jetzt ein dreitägiges Symposium unter dem „Unter die Wolken fallen fast aus den Wolken“, das sich mit den Kindern- und Jugendbüchern Barbara Frischmuths, die im vorigen Juli achtzig wurde, beschäftigt.
Peter Clar, Anna Babka, Silvana Cimenti und Heidi Lexe haben es in Zusammenarbeit mit der „Alten Schmiede“ organisiert und ich kenne mich bei Barbara Frischmuths Kinderbüchern nicht so aus, beziehungsweise hatte ich keine Ahnung, daß sie so viele solche beschrieben hat, obwohl ich mich ja seit den Siebzigerjahren sehr mit ihr beschäftigte und auch schon viel von ihr gelesen habe oder mir früher die frühen „Residenz-Bücher“ regelmäßig kaufte.
Als ich mich für Literatur zu interessieren begonnen habe, nach meiner Matura, hat sie gerade die „Sternwieser-Trilogie“ geschrieben, den zweiten Band habe ich mir nach meiner Promotion in einer Buchhandlung auf der Ringstraße gekauft, die es längst nicht mehr gibt und bin damit, die Promotionsrolle in einem großen Sack ins Burgtheater gegangen und habe die Rolle an der Garderobe abgegeben.
Später hat sich Barbara Frischmuth die Türkisch und Ungarisch studierte auch mit der türkischen oder arabischen Kultur beschäftigt und noch später einige Gartenbücher geschrieben.
Die Kinder und Jugendbücher also, daß die „Klosterschule“ ihr erstes veröffentliches Buch, dazu gezählt wird, hat mich erstaunt, die „Ferienfamilie“ hätte ich eigentlich auch nicht dazu gerechnet. Die „Feenromane“ vielleicht schon, es gibt aber noch vieles anderes das bisher an mir vorbeigegangen scheint.
„Die amoralische Kinderklapper“ ist aber schon 1969 erschienen, dann gibts die „Philomena Muckenschnabel“, „Die Prinzessin auf der Zwirnspule“, „Grizzly Dickbauch und Frau Nuff“, „Ida und Ob“, „Machtnix oder der Lauf den die Welt nahm“, etcetera, darüber haben Heidi Lexe und Elisabeth Steinkellner nach der Begrüßung mit „Fragen, Antworten, Einordnungen und Fortschreibungen“ referiert und einen Einblick in die Bücher gegeben.
Barbara Frischmuth ist in der ersten Reihe gesessen und hat den nächsten Referenten, Ernst Seibert, der ein Doyen der Kinderliteratur zu sein scheint, auch Auskunft auf seine Fragen gegeben, der über die „Variationen des Themas Kindheit“ bei ihr referierte und hat einiges, wie das wohl so üblich ist, überinterpretiert.
Dann kamen Paulus Hochgatterer mit Gabriele Kögl und Cornelius Hell, der ein Selbstportrait mit Barbara Frischmuth“ gab, aber das habe ich versäumt, denn um fünf eine Stunde, die sich nicht verschieben ließ, so bin ich in die Praxiswohnung und dann noch einmal in die „AS“ gegangen. Ich habe da ja ohnehin noch Bewegungsnachholbedarf„, denn da hat Barbara Frischmuth aus ihren Buch „Machtnix“ glesen. Das ist 1993 erschienen und wurde 2018 vom neuen „Residenz“ wieder aufgelegt und auch in der „AS“ präsentiert, wo ich bei der Lesung war.
Das Buch war, glaube ich, ihre Reaktion auf den Jugoslawienkrieg und da flüchtet ein traumatisiertes Mädchen, das nicht mehr an ihr Haus und an ihre Familie denken will und zu allen nur noch „machtnix“ sagt, dann eine Kröte trifft und schließlich einem toten Soldaten das Brot aus dem Tornister zieht, wo zuerst eine Maus herauskommt.
Diese Stelle hat Barbara Frischmuth, glaube ich, auch 2018 gelesen und diesmal gab es vorher ein Gespräch zwischen Barbara Frischmuth und Klaus Reichert, der glaube ich, Lektor bei „Suhrkamp“ war und das erste Mal 1964 in Wien bei einer Romantagtung wahrscheinlich in der „Gesellschaft für Literatur“ wo er Ernst Jandl, Friederike Mayröcker und eine junge Studentin kennenlernte. Da hat ihn Barbara Frischmuth widersprochen und gemeint, sie hat das anderes im Gedächtnis und ihn, wie sie glaubt, beim literarischen Colloquium kennengelernt.
Das Gespräch drehte sich um englische Kinderliteratur und den Humor den es in Deutschland in der Literatur nicht gibt. Barbara Frischmuth, die den ersten Feenromane geschrieben hat, betonte, daß sie aus der Tradition von Raimund her,kommt, der ja auch Zauberspiele hat und Barbara Frischmuth hat im Gründungsjahr 1975 das erste Mal und dann noch sehr oft in der „AS“ gelesen.
Am Donnerstag ging es dann um die geschlechterspezifischen Fragen bei „Ida und Ob“, denn das wird ein Kind namens Olivia zur Erholung aufs Land zu Onkel Ferri geschickt, der früher Pferderennfahrer war. Jetzt hat er ein Gestüt. So heißt die spätere Auflage auch „Ida, die Pferde und Ob“, denn das Mädchen hat sich selbstbewußt in eine Ida umbenannt, bringt dem rumänischen Hilfarbeiter, der dort in einem Wohnwagen lebt, schreiben und lesen bei und freundet sich mit der Hausfrau Wanda an.
Das kann man alles gendermäßig aufbereiten, denn inzwischen gibt es ja Genderstudies und die Vortragenden scheinen von dort zu kommen. Das Bilderbuch „Der Pluderich“ wurde auch besprochen. Julia Rabinowich, hätte über „Die Sächsin meines Gartens“, sprechen solle, hatte aber offenbar auch Corona oder eine andere Verhinderung. Am Nachmittag hatte ich wieder Stunden, so daß ich Oliver Ruf, Stefan Slupetzky, Peter Clar und Heinz Janisch sowie Annalena Stabauer und Andreas Jungwirth, die über das „Kindsein in Barbara Frischmuths Hörspiele“ referieren, nicht hören konnte. Das ja ein Schwerpunkt der „Schmiede-Symposien, daß sie die Literatur mit der Wissenschaft verbinden.
Am Freitag ging es dann im Debut in der Breitegasse weiter. Da gab es auch Kaffee und Kuchen und Lena Brandauer, die ich von der „AS“ kenne, referierte über die Kind-Erwachsenen-Beziehungen in Barbara Frischmuths Büchern. Dann kam Elias Hirschl, der Jungstar der Literatur, „Priessnitz-Preisträger“ und Slammeister, der etwa zehn Minuten lang einen Text über das Absurde am Beispiel der „Philomena Muckenschnabel“ , die er gleich in Mückstein umbenannte, worauf alle lachte, einen eigenen Text vortrug und Silvana Cimenti, die, glaube ich, die Idee zu diesem Symposium hatte, sprach über die realen Räumen in den Bilderbüchern.
Da gibt es ja „Donna und Dario“, wo Katzen aus den Fenstern springen und dann eine Art Kanalgang bilden und da scheint der Ort Wien und der Donaukanal zu sein. Ataussee kommt natürlich auch vor, etcetera. Es gibt die „Gutenachtgeschichte für Maria Carolina“ und das „Vom Mädchen, das übers Wasser ging“, darüber referierte, glaube ich, auch die Schweizerin Christine Lötscher und dazu wurde Andrea Grill, die ja auch Biologin ist, eingeladen, die ihren literarischen Text „Gutenachtgeschichte mit Fischotter, Maus und Kröte“ nannte.
Dann gabs eine Mittagpause, wo ich wieder zum McDonals ging und dann über die Mariahilferstraße marschierte, um endlich einmal Besorgungen zu machen, was ich fast zwei Jahre lang nicht konnte und danach wieder einen literarischen Text, diesmal von Verena Stauffer, die sowohl Lyrik als auch Prosa schreibt und, als Erstes erzählte, daß es ihr schwer gefallen ist, einen Text auf Barbara Frischmuths Texte zu schreiben. Dann ist ihr aber doch eine fantastische Geschichte eingefallen, die auch viel Applaus bekam und die Kinderbuchillustratorin Verena Hochleitner gab am Schluß noch mit Gittarrebegleitung eine Lifedemonstration zu „Einem Mann der Polsterer hieß“ Dann gabs Blumen für Barbara Frischmuth und ein Buffet mit Wein, Käse und Schinkenn und es war eine schöne Veranstaltung. Ich habe viel gelernt und mich auch ein bißchen mit Peter Clar unterhalten, der mich als eine sehr verläßliche Literaturveranstaltungsbesucherin lobte.
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