Am Sonntag bin ich ja, ich habe es schon geschrieben, mit den „Gestohlenen Jahren“, das heißt mit dem dritten Text in diesem Jahr, ich höre schon meine Kritiker stöhnen, ist das nicht ein bißchen viel? Ja wahrscheinlich, aber das Schreiben ist mir sehr wichtig, das Thema Corona auch und so sind jetzt schon zehn Corona-Bücher und viele viele „Literaturgeflüster-Texte“ darüber entstanden. Fein und nur schade, daß ich damit so unbemerkt bleibe und jetzt die Frage, was kommt als nächstes?
Wieder keine Idee und ein paar Tage diesbezüglich ratlos gewesen. Aber macht ja nichts, habe ich doch einen Recherchenachholbedarf und bin außerdem, da der Alfred mit dem Karli noch in Kroatien ist, auch die Zeit dazu, also losmarschieren und recherchieren, um das Thema für das nächste Werk zu suchen.
Wie stelle ich mir das vor? Herummarschieren mit dem Notizbuch in der Hand oder in der Tasche und aufschreiben, was ich so erlebe. Geht nicht in der Praxis. Natürlich ja, denn meine Kondition ist noch nicht so gut und maskenlos Straßenbahnfahren kann man ja auch nächste Woche noch immer nicht. Wenn ich dann einkaufe oder Bücher finde, bin ich müde und gebe den Plan dann auf.
Aber trotzdem bin ich am Montag ein bißchen früher ins Volkskundemuseum zum „Tag der Lyrik“ der GAV gegangen und am Mittwoch nach meiner elf Uhr Stunde ins Schloßquadrat essen, dann in den KIK eine schwarze Leggin kaufen und dann die Bücher nach Hause tragen, die ich im „Wortschatz“ gefunden habe und vielleicht doch ein bißchen Mittagsschlaf. Da hat dann noch eine Klientin angerufen und um fünf gabs eine Ausstellungserföffnung der „Schule für Dichtung“. Da habe ich mich dann in die „Aida“ auf der Mariahilfserstraße gesetzt, wo ich schon jahrelang nicht war. Als Studentin aber öfter dort Kaffee und Kolatschen gefrühstückt. Das habe ich jetzt wieder gemacht. Die Uniformen der Serviererinnen waren anders, aber immer noch rosa und die Dame, die sich dann an den Nebentisch setzte, ein Petit four, einen Mocca und ein Mineral bestellte und mit der Servierin smalltalkte, die ich dann mit Maske im Nebengeschäft sah, heißt jetzt Steffi Schuster, ist fünfundsechzig und Psychologin und halt, liebe Eva, du wolltest doch nie mehr etwas über Corona schreiben, dafür aber über das soziale Kreditsystem oder die Ki. Aber ein utopischer Roman ist doch nicht so mein Genre? Nun wird doch was über Corona und das soziale Kreditsystem kommt auch hinein. Da habe ich mir jetzt ein paar Videos aus China angeschaut und wui, da ist die Utopie schon längst Wirklichkeit geworden und „1984“ harmlos dagegen, weil die neue Normalität, die auch zu uns kommen soll, denn Bologna und Wien probiert schon herum.
Also ein manchmal maskentragendes Alter Ego. Zu autobioografisch solle es ja nicht sein. Sie will einen Essay darüber schreiben und hat ein „Patenkind“ oder eine „Ziehtochter“, ein unerschwünschtes schwarzes Kind, das vor zwanzig Jahren in Peking gegen die Einkindpolitik verstieß und jetzt auch Psychologie studiert, im Austria-Center auf der Test und Impfstraße gearbeitet hat und jetzt bei Steffi Schuster putzt.
Wui das wäre schon etwas. Genaugenommen zwei Szenen, vier Seiten Text und eintausendneunhundert Wörter. Dann wirds schon wieder vage. Aber ich habe ja Zeit, kann die Geschichte entstehen lassen und muß nicht schon wieder in zwei Wochen mit dem Rohtext fertig sein, eh schon wissen, da ich mich damit ja wiederhole und noch etwas kann ich schreiben, bevor ich zu den zwei Szenen gekommen bin, habe ich die blaue Mappe durchgeblättert, in der ich meine alten Rezensionen bzw. Verlagsabsagebriefe aufgehoben habe. Da sind noch welche aus den Neunzehnachtigerjahren dabei und interessant ist, daß alle eigentlich das selbe schrieben:
Sprache ungenau, Grammatik- und Rechtschreibfehler, aber Thema interessant und als ich noch kein Thema hatte, habe ich gedacht, experimentiere ich ein bißchem mit der Sprache. Versuche mich im Experimentellen und in der Mappe habe ich noch einen Brief von Klaus Khittl gefunden, der mir genau das geraten hat, mal ein bißchen mit der Sprache experimentieren. Jetzt habe ich zwar schon ein Thema und zwei Szenen, aber das kann nicht schaden und lockerer, als bisher gehe ich es auch an, die Hemmung ist weg, bin ich doch schon eine alte Profi, wieder mal sehr gespannt, wie es weitergeht und werde es berichten.
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