Literaturgefluester

2022-07-02

Die Jagd

Filed under: Bücher — jancak @ 00:03
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Nach den „Roten Kreuzen“ und den „Ehemaligen Sohn“ kommt jetzt der dritte Roman, den ich von den 1984 in Minsk geborenen Sasha Filipenko gelesen habe, der sein Buch beim „Fried Festival“ im Literaturhaus vorstellte und mich da verwirrte, geht es in dem Buch doch darum, wie ein Journalist in Moskau, glaube ich, von der russischen Mafia fertig gemacht wird und die Textstellen die projeziert wurden, waren ,wie ein Musikstück aufgebaut. Da gibt es eine „Einleitung“, eine „Exposition“ und so weiter, zwischendurch immer wieder „Pausen“ und der Autor erzählte im Gespräch von Masha Dabic gedolmetscht, glaube ich, daß er das bewußt machte, um den Leser zu verwirren und ihn so auf die Handlung neugierig zu machen.

„Wui!“, habe ich gedacht und, daß ich mir nicht vorstellen kann, wie das gehen könnte. Jetzt weiß ich es und kann sagen, Sasha Filpenko versucht auf ungewöhnliche Art, die Mißstände, die in Russland herrschen, hinüberzubringen. Er versucht es sanft, in ein Musikstück gekleidet und kommt erst langsam in die Handlung und es dauerte lange, bis ich mich auskannte.

Es geht um eine russische Oligarchenfamilie, die in Frankreich Urlaub macht und dort auch wohl Häuser besitzt, den Sohn zum Fußballspieler aufbaut und, um den Journalisten Anton Quint, wieso hat der einen nicht russischen Namen, der die Machenschaften des Oligarchen aufdecken will. Der hat eine kleine Tochter, versucht sich auch als Schriftsteller und da gibt es eine Stelle, wo einer einen leeren Text ins Internet stellt und dafür vom Fernsehpublikum und überhaupt verurteilt wird. Da kann man abstimmen, aber wenn man für einen Freispruch plädiert, muß man dafür zahlen, während Verurteilungen gratis sind oder wer schweigt sowieso schon zugestimmt hat.

Das ist offenbar eine Geschichte von diesem Quint und dann geht es nach Lugnano, wo ein Musiker sich auf ein Konzert vorbereitet. Der wird von seinem Bruder besucht, der ihm seine Geschichte erzählt.

Ende Achtzig hat die Familie ihr Geld verloren, musste in eine kleinere Wohnung, die Markenkleidung wurde im Discounter gekauft, der Sohn in der Schule und auf der Uni gemobbt. Der ist auch Journalist und in eine Alissa verliebt. Die lädt er auf teure Reisen ein, sonst passiert dort nichts. Gesponsert wird das alles von seiner reichen Frau und die geht in ihren Massagesalon und wird dort von Managerin Alissa in alles informiert. Sie schmeißt ihn hinaus und der Bruder wird von Onkel Wolodja und einem Freund angeheuert, Quint fertig zu machen. Sie machen, das auf subtile Art, heuern zwei Schauspieler an, die in der Nebenwohnung Dauerlärm machen, Quint schlägt die Warnungen in den Wind, glaubt auch nicht, daß der Oligarch dahinter steckt. Es wird aber immer ärger. Quint wird von einer Prostituierten ins Hotel geschleppt und dort gefilmt. Seine Frau wird vergewaltigt. Er wird als Pädophiler geoutet und Demonstraten schreien vor seiner Wohnung „An das Kreuz mit ihm!“ und machen ihn solcherart zum psychischen Wrrack, so daß er seine kleine Tochter aus dem Fenster wirft.

Das alles wird dem Musiker von dem Bruder erzählt, der daraufhin sein Konzert versaut, während der Bruder Alissa wieder in die Schweiz mitgenommen hat und sie dort offensichtlich doch ins Bett bekommen hat.

Sehr ungewöhnlich und verwirrend, die Tatsache, daß Misstände, die auf diese Art und Weise erzählt werden. Aber das Leben geht weiter und während Menschen fertiggemacht werden und sich bekriegen, werden Konzerte gespielt, man vergnügt sich und versucht sein Leben zu genießen. Mir geht es in den Kriegs- und Coronazeiten auch nicht viel anders, denn was kann man wirklich gegen das Böse tun, als es aufzuzeigen? Und wenn man das literarisch tut, hilft das wahrscheinlich auch nicht viel weiter.

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