Literaturgefluester

2022-07-13

Tante Ernas letzter Tanz

Filed under: Bücher — jancak @ 00:33
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Jetzt kommt ein kleines gelbes Büchlein, das die Vielleserin wegen dem Genre oder auch wegen der leichten Sprache ein wenig ratlos machte.

Habe ich den 1969 Geborenen doch vor einigen Jahren, glaube ich, beim „Bachmannlesen“ kennengelernt. Da hat er aus dem „Zimmermädchen“ gelesen, das ich mir später bei „Wagenbachs-Hotelserie“ bestellen

hätte könne, es dann aber gelassen habe.

Die „Hirngespinste“ habe ich aber gelesen. Große Literatur also, dann ist das Büchlein aber sehr leicht geschrieben und auch dem Genre des Unterhaltungsroman zuzuordnen, obwohl das Thema ein sehr ernstes ist und eines das mich sehr interessiert, denn ich beschäftige mich ja sowohl in der Literatur als auch beruflich gern und viel mit dem Älterwerden und dem Sterben. ein Thema also für mich, obwohl es schief gehen hätte können, denn mit dem Humor und dem sich über ein ernstes Thema lustig machen, habe ich es nicht so sehr.

Aber keine Angst, Markus Orths ist nicht geschmacklos, obwohl manches vielleicht gewöhnungsbedürftig ist und die leichte Sprache habe ich eher der Buchbeschreibung entnommen, wenn da etwa steht „Markus Orths mag es nicht, wenn Lteratur und Leben verwechselt werden.“

Dann steht noch etwas, daß das Vorbild für die Irma seine Großmutter ist und bei „Amazon“ gibt es ein Interview, so man lesen kann, daß „Tante Ernas letzter Tanz“,der Auftakt einer Reihe ist, die in Niederkrüchten“ spielt und dorthin kommt der Ich-Erzähler, Benno, ein vierzigjähriger, um seine Eltern Irma und Paul zu besuchen. Die wohnen in einem Reihenhaus mit Tante Klärchen und deren Tante ist Tante Erna, schon neunundneunzig. Die liegt den ganzen Tag im Bett und Klärchen muß sie betreuen. Dann gibt es noch den Bestatter Magolei, den der Vater besucht um ihm seinen Regenschirm zu bringen und dann wieder mitnimmt ,weil es regnet. Es gibt den Pastor Kasper und zu Mittag werden Hefeknödel gegessen. Da kommt dann das Klärchen und beklagt sich, daß ihre Tochter Sibille, eine Lektorin, deren Chef Lendle heißt, nie auf Besuch kommt, weil sie Niderkrüchten nicht mag und da witzeln die Eltern „Zu deiner Beerdigung wird sie schon kommen!“ und die Idee ist geboren. Die Tante ruft die Tochter an und sagt, Tante Erna ist gestorben und sie soll bei der Beerdigung helfen. Dann wird ein Tisch in einem feinen Restaurant bestellt, wo Benno, Irma, Klärchen und Sibille essen wollen. Der Vater soll dazwischen die Tante hüten. Eine etwas groteske Szene ist, als die Mutter mit dem alten Auto ins Nachbardorf fährt, dabei von der Polizei aufgehalten wird, keine Papiere mithat und angeschnallt ist sie auch nicht und im Restaurant fallen sie auch beim Bestellen auf, während sich der Vater inzwischen mit Tante Erna Vampierfilme, seine Leidenschaft ansieht.

Dabei wird Wein getrunken, den der Pastor immer zu seinen Krankenbesuchen mitbringt und Benno klärt Sibille, als er sie abholt auf, daß die Tante noch lebt. Die flunkert dann von einem teuren Grabstein, den sie bestellt hat und die Mutter bestellt beim Kellner eine „Tote Tante“, das ist ein Kakao mit Rum und der Kellner serviert das mit einem Handie, denn Paul hat inzwischen angerufen und teilt mit,Tante Erna ist tot, ruft dann den Bestatter, den Pfarrer und den Arzt an. Die kommen dann auch, aber die Tante war nicht tot, sondern nur betrunken. Der Vater will sich endlich einmal in einen Sarg probelegen und alles ist grotesk und durcheinander, hat mir aber trotzdem gut gefallen, obwohl es dann plötzlich aus ist und nur noch „Mutter Irmas letzte Sätze“ kommen, die das schon Bekannte wiederholen und man weiß nicht recht, was ist jetzt passiert und wer ist jetzt gestorben und wie ist das mit dem letzten Tanz?

Ein leicht lesbares Buch, das zeigen kann, daß man speziell in Zeiten des „Bachmannlesens“ auch durchaus so schreiben kann, daß man es versteht, weil die großen Probleme, des Sterbens und des Todes werden damit auch angesprochen und auf diese Art und Weise kann man sie vielleicht auch besser verstehen.

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