Literaturgefluester

2022-07-21

Ruth Tannenbaum

Was nehme ich mit in der Lesetasche, wenn ich nach Kroatien fahre, habe ich mich schon ein paar Wochen früher gefragt und da in meine Leselisten nachgeschaut und da gibts ein Buch, das ich eigentlich erst im nächsten Jahr lesen wollte. Ich habe es mir aber schon vor ein paar Jahren von dem Gutschein gekauft, den ich von der Anna zum Geburtstag geschenkt bekommen habe und den Namen beziehungsweise den Autor selbst habe ich einmal bei der „Literatur und Wein“ kennengelern.t Da hat er aus seinem „Vater“ gelesen. Das Buch habe ich im Vorjahr beim Solo-Osterspaziergang im Seedosen-Schrank gefunden und nach „Ruth Tannenbaum“ habe ich gegriffen, weil es beim „Thalia“ auf dem Bücherstapel gelegen ist und der1966 in Sarajewo geborene und in Zagreb lebende Miljenko Jergoich hat den Roman zwischen August 2005 und Juni 2006 sowohl in Sarajevo, Konavle und Zagreb geschrieben und hat auch angemerkt, warum es da tat. Denn da hat es in Zagreb eine Kinderschauspielerin namens Lea Deutsch gegeben, die 1927 geboren wurde und 1943 auf den Transport nach Auschwitz umgekommen ist.

Sie wurde die kroatische Shirley Temple genannt. Miljenko Jergowic nennt sie Ruth Tannebaum und das die Aufarbeitung, der, wie am Buchrücken steht „Finsteren Kapitel der jugoslawischen Geschichte“ auf eine sehr satirische Art, die man vielleicht fast zuviel empfinden könnte.

Denn da gibt es den Salomon Tannenbaum, Ruths Vater, Moni genannt, der Zeit seines Lebens leugnet, ein Jude zu sein und als die Monarchie abgeschafft wurde mit dem Ausruf „Moni kommt zum österreichischen Kaiser!“,sein Stammlokal betrat, worauf er verprügelt wurde. Er heiratet spät eine Ivka Singer, weil deren Vater Abraham sie zuerst keinen Freier geben wollte. In dem Haus, wo die Tannenbaum leben, wohnt auch eine Amalija Morinj, deren Sohn Antun stirbt, was sie nicht verkraftet, sondern einen Wahn entwickelt, wo sie den ganzen Tag Babyfläschen bereitet und wickelt, so daß ihrem Mann Radoslav, einen Weichensteller, nichts anderes überbleibt, als die Tannenbaum zu bitten, Amalija doch auf die kleine Ruth aufpassen zu lassen. Die tun das auch widerwilig und so verabschiedet sich Ivka zweimal in der Woche von ihren Liebling mit den Worten „Ruth verträgt Gerschl mit Bohnen nicht. Kochen Sie ihr auf keinen Fall Gerschl mit Bohnen. In Novi Sad bekam Riki, die Tochter von Rabbi Baruch Alkalai eine Darmverschlingung von Gerstl mit Bohnen. Der Vater beging Selbstmord, die Mutter verschied, und das wegen Gerschl, Bitten Sie für uns bei Ihrem Gott, Amalija, füttern Sie Ruth nicht mit Gerschl und schinpfen Sie ruhig mit Tuth, wenn sie patizg wird.“

Es gibt noch ein Zitat, das regelmäßig vorkommt „Gott hat dir soviel Verstand in die Birne gegeben, wie dem Bettler Safran in den Brei! und so geht es durch das Buch, beziehungsweise durch den kroatischen Faschismus.

Ruth, deren schauspierlischen Talent sehr bald von Amalija entdeckt wurde, wurde bei einem Casting ausgewählt und Wien war damals das große Vorbild des Zagreber Theaers. Ale wollen dorthin und ans Burgtheater und als Adolf Hitler schon an die Macht gekommen ist, wollen die dortiigen Autorinnen und Schauspierinnen zu ihm und so kommt es von einer grotesken Situation zur anderen und nur nebenbei merkt man was da in der Welt passierte.

Österreich wurde angeschlossen und so konnte das geplante Gastspiel nicht oder nur mit Schwierigkeiten stattfinden und die kleine Ruth mit den großen Augen wird durchaus als arrogant und negativ dargesgellt.

So wird vom Theater weil sie ja minderjährig ist, ein jüdisches Fräjulein beauftragt sie immer nach Hause zu begleiten. Der Vater Moni ärgert sich darüber und einmal bringt sie Ruth erst sehr spät nach Haus, weil die partout nicht weggehen wollte und da wird Klara Diamantstein von Moni georfeigt und mißhandelt.

Der wird das dann nochmals, als die Ustasta kommt, um ihn abzuholen und begibt sich singend auf seine letzten Weg. Die Mutter Ivka bleibt verstört zurück. Ihr Vater ist inzwischen auch schon gestorben und hat es schwer, die Tochter abzuhalten ohne Stern, was sie damals mußte, aus dem Haus zu gehen und dann kommt es wie es kommen muß. Die kleine Ruth geht doch hinaus und spielt sich in die Rolle einer Amerikanerin, die Hitler besucht, um die Welt zu retten. Wird dabei von ihren Schergen beobachtet und kommt, wie es auch der echten Lea Deutsch, die vermutlich eine angenehmere Zeitgnossin war, auf dem Weg nach Auschwitz um oder kommt nicht einmal soweit.

2022-07-20

Johanne Amundsen macht einen Fund

Filed under: Reisebericht,Textbeispiel — jancak @ 08:58
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„Uff!“, dachte Johanne Amundsen und strich sich mit der Hand über die Stirn. Ihr Blick fiel über das Meer das vor ihr lag. Darauf und auf dem schmalen Strich auf dem der Campingbus ihrer Tante Frieda und ihres Onkels Gustav stand, aus dem eigentlich und genaugenommen der gesamte Campingplatz bestand, auf dem sie die nächsten drei Wochen verbringen würde.

Warum war sie so dumm gewesen und was hatte sie bewogen, die nächsten drei Wochen auf dem kiesbestreuten Parkplatz direkt unter der Ausfahrtsstraße auf der Tag und Nachts die Autos vorüberrasten zu verbringen und dort ihren wohlverdienten Sommerurlaub zu verleben.

Warum nur? Denn eigentlich und genau genommen gab es in Stockholm auch ein Meer und außerdem war sie gar keine so besondere Schwimmerin und hielt auch nicht soviel vom Segeln, Surfen, Tauchen. Richtig, einen Tauchkurs wollte sie eigentlich auch nicht absolvieren, sondern sich stattdessen mit der Literatur beschäftigen, denn das war ihr Beruf, war sie doch Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Dozentin an der Uni. Seit kurzem auch Mitglied der schwedischen Akademie, ein Job, um den sie alle auch beneideten.

Ihre Freundin Svantje, ebenfalls Literaturwissenschaftlerin und Lektorin in einem nicht so unbekannten Stockholmer-Verlag, tat das jedenfalls und sie war es eigentlich auch, die sie dazu bewogen hatte, den Vorschlag ihrer Tante anzunehmen doch mit an die Adria zu kommen und den Sommer oder wenigstens drei Wochen davon auf dem kleinen Campingplatz in dem kleinen dalmatischen Städtchen Senj zu verbringen.

„Da hast du alles was du brauchst, Johanne, dein Onkel und ich machen das schon seit fünf Jahren und und jetzt, wo wir uns den neuen Camper angeschafft haben, laden wir dich gerne ein, mit uns zu kommen! Du bist doch eine hervorragende Schwimmerin und hast Erholung verdient! Was sagst du zu meinen Vorschlag? Überleg es dir! Das kleine dalmatische Städtchen hat viel zu bieten! Gibt es da doch eine berühmte Festung, die sich besichtigen läßt! Haben da doch die Uskoken, die Türken im sechzehnten Jahrhundert besiegt und ein Hauptsitz der berüchtigten Ustata soll es auch einmal gewesen sein!“, hatte die Tante, eine Juristin, die vor kurzem in Pension gegangen war, geschwärmt und sie mit diesen Tatsachen zu überreden versucht.

Da war sie noch standhaft gewesen und hatte den Kopf geschüttelt, denn was interessierte sie die Festung der Uskoken und auch auch der ultranationale faschistische Freieitsbund Kroatien war ihr eigentlich egal und das war es auch für Svantje, der sie unvorsichtigerweise von Tantes Vorschlag erzählt hatte.

Die Faschisten waren es und auch die christlichen Uskoken, aber sonst hatte sie einen Begeistungsschrei nach dem anderen ausgestoßen und „Das ist doch großartig, Johanne! Weißt du was, ich und der Jan schließen uns dir an! Denn du weißt doch, Jan ist ein begeisteter Segler und ich möchte auch schon lange einen Tauchkurs machen!“

Und als sich dann noch ihre andere Freundin Tove diesem Begeisterungssturm angeschloßen hatte, war es entschieden gewesen und Johanne war mit ihrer Tante und dem Onkel, der auch ein begeisteter Segler war, in das kleine adriatische Städtchen „Jadran heißt die Adria, Johanne, das weißt du doch? Soviel kroatisch muß sein und, daß „Doar dan!“, „Guten Tag!“, bedeutet, ist dir ebenfalls bekannt?“, gefahren. Stand da jetzt schon seit zwei Tage auf dem Kiestreifen, blickte auf das Meer und überlegte, ob das wirklich eine gute Idee gewesen war, die nächsten zwanzig Tage auf einen kiesbestreuten Parkplatz zu verbringen.

Gut, es war alles da, wie ihr der Onkel, ein pensionierter Bankbeamter, der ihre Enttäuschung bemerkt zu haben schien, versicherte.

Ein Klo mit zwei Duschen am Beginn des Camps, wo sich auch ein Restaurant befand, daß so berühmt war, daß es in sämtlichen Führern vermerkt stand. Aber das war eigentlich egal und hatte nichts zu bedeuten, denn der Onkel war außer ein begnadeter Segler auch ein begeisteter Grillmeister und so standen zwei Kugelgrills neben seinem neuen weißen Campingbus und kaum, daß er von seinem Turn zurückgekommen war, verwandelte er sich in denselben. Band eine grüne Schürze über seine meist schwarze oder blaue Badehose und fing zu grillen an. Dann saßen den Rest des Abends auf zwei Tischen auf dem schmalen Kiesstreifen, die die Tante unter Sventjes und Toves tatkräftiger Mithilfe aufstellte und die übrigen Campinplatzbenützer behinderte ihre Zelte oder Busse auzusuchen, was gestern zu einem heftigen Streit geführt hatte.

Sventje und Tove waren sowohl von den Seglturns und des Onkels Kochkunst begeistert und Günthi oder Günther, der Überraschungsgast aus Österreich, den Tove, die ebenfalls mit ihr vor fünfzehn Jahren Literatur studiert hatte, angeschleppt hatte, tat das auch, beziehungsweise stand er, während der Onkel begeistert grillte und die Tante Tisch und Sessel aus den Bus räumte oder die Salate zubereitete, unbeweglich neben der Arbeitsplatte, um mit stoischer Ruhe, die Gläser zu polieren aus denen später dann, der Wein und das Wasser getrunken wurde, das die Freundinnen aus dem naheliegenden „Konzum-Markt anschleppten.

„Großartig, Johanne, das ist doch eine gute Idee, daß uns deine Tante eingeladen hat, den Sommerurlaub mit ihr zu verbringen!“, schwärmten sie begeistert. Sie fand, sie konnte es nicht verhehlen, eigentlich langweilig. War gestern mit dem Onkel und den Freundinnen auf der Burg gewesen und hatte die Kanonen bewundert, die überall in dem Städtchen aufgestellt waren. Am Morgen liefen sie dorthin in die „Pekaria“, die schon um sechs geöffnet hatte, um Schokoladecroissants zu besorgen und die dann mit dem Nescafe zu verzehren, die die Tante ihnen zubereitete.

Das war doch eher eintönig und auch das Schwimmen und das Segeln konnte sie nicht so begeistern, wie die Tante und die Freundnnen, aber auch Toves neuer Schwarm, der berühmte Günthi oder Günther, der in einem österreichischen Radiosender beschäftigt war, schien etwas skeptisch, stand er doch mit seiner blauen Badehose und der Goldkette, die er um seinen Hals geschlungen hatte und der großen Brille eher abwartend am Campingplatzrand und schaute genauso intensiv auf das Meer, wie er abends die Gläser polierte.

Es war eigentlich langweilig und auch der die Strandpromenade, die sie nach dem Grillevent machten, um in einer der vielen Beachbars einen Cocktail einzunehmen, konnte ihre Begeisterung nicht erwecken, noch dazu da der „Hugo“, den ihr die junge Kellnerin gestern abend serviert hatte, aus einem undefinierten grünen Saft bestanden hatte. Von einer Limettenspalte und einem Minzblättchen keine Spur. Nur die obligatorischen Eiswürfeln waren in dem Drink enthalten gewesen. Da hatte auch der berühmte Günthi erstaunt geschaut und glücklich an seinem Colafläschen genuckelt, das er sich, der wohl ein Antialkoholiker war, bestellt hatte.

Langweilig war es und eigentlich hatte sie auch keine Lust mit dem neuen Schwarm ihrer Freundin Tove über die österreichische Literatur zu diskutieren, wie diese ihr vorgeschlagen hatte, als sie wohl auch ihre Unlust bemerkt hatte.

Hatte sie ganz ehrlich und wiederum genau genommen, nicht, denn sie hatte mit ihrem Job in der schwedischen Akademie, wo sie ja den nächsten Nobelpreisträger mitbestimmen sollte, genug zu tun und auch besagter Günthi schien keine besondere Lust zu haben, das mit ihr zu tun.

„Da bin ich froh darüber!“, dachte Johanne und wandte ihren Blick von dem immer noch Gläser polierenden Günther ab, um sich in Richtung Toilette zu begeben, vor der immer ein älterer Herr mit einer schwarzen Badehose und einem großen Bauch saß, der die Toilettenbesucher mißtrauisch musterte und dessen Aufgabe es zu sein schien, die normalen Badegäste vom Besuch derselben abzuhalten, da diese nur, wie groß in mehren Sprachen am Eingang stand, den Campingplatzbenutzern vorbehalten war.

Sich vor dem Abendessen noch schnell die Haare zu richten, war sicher eine gute Idee und brachte sie vielleicht in eine bessere Stimmung und die Fische, die der Onkel briet, waren wirklich ausgezeichnet. Da gab es gar nichts zu meckern. Also tief durchatmen und dem Toilettenwächter freundlich zunicken, der sie schon als Campbenützer kannte und nichts gegen ihren Eintritt hatte und griff in ihren Hosentasche, um den Kamm herauszuziehen und sich vor einen der beiden Spiegel zu stellen.

Da lag vor ihr ein weißes Säckchen in das sie neugierig hineinschaute. Vielleicht kam sie dadurch in eine bessere Stimmung? Ihre Neugier war auf jeden Fall geweckt, hatte sie doch schon gesehen, daß sich drei Bücher in deutsche r Sprache, die sie recht gut beherrschte, so daß sie sich mit besagten Günthi unterhalten konnte, darin befanden.

Hatte er sie mitgenommen, um sich auf sein nächstes Radiofeature vorzubreiten, das er nach dem Urlaub machen sollte? Aber nein, das war nicht möglich, befand sie sich doch im Frauenabteil und Günthi würde seine Bücher, wenn überhaupt, auf der anderen Seite vergessen. Also hineingeschaut, um herausbekommen, um welche Bücher es sich handelte und wer sie wohl auf dem Campingplatz in dem kleinen adiratischen Stätchen in dem sie ihren Urlaub verbrachte, vergessen hatte?

Drei Bücher in deutscher Sprache befanden sich darin und eines hieß wie sie erkannte „Claire – Klara – Clarisse oder wilder Lavendl“ und zeige am Cover eine Radfahrerin, die in einem schwarzen Hosenanzug und einem beigen Schal den Adriastrand entlang zu fahren schien. Das andere „Das gestohlene Jahre“ und beiden waren von einer Eja Augustin geschrieben, von der sie noch nie etwas gehört hatte. Das Dritte war etwas dicker und stammte von dem ihr wohl bekannten Autor Helmut Krausser und hieß, was auch interessant schien „Wie das mit Jeanne begann“, was vielleicht mit ihr zu tun haben könnte, mutmaßte sie und beschloß, das weiße Plastiksäckchen dem Tolettenwächter zu übergeben. Vielleicht konnte er damit etwas anfangen und den Besitzer oder die Besitzerin ausfindig machen. Den umschwärmten Günthi konnte sie beim anschließenden Abendessen auf der Campingstraße auch befragen, ob er die Bücher am Damenklo vergessen hatte?

2022-07-19

Die Ewigkeit ist ein guter Ort

Jetzt kommt, glaube ich, ein Debut, nämlich ein Buch für dessen Auszug, die 1976 in Göttingen geborene Tamar Noort 2019, den Hamburger Literaturpreis gewonnen hat und es ist eines, das eine atheistische Verhaltenstherapeutisch ein wenig ratlos macht.

Ist es jetzt ein gutes Buch oder nicht und ist da nicht die Dramatik oder die Traumatisierung von hinten aufgebäumt und, wie weit man dazu theologisches Wissen braucht, um es zu verstehen ist auch nicht so klar. Ist es also Klamauk oder eine theologische Bewältigungsphantasie, ein wenig von dem Ersteren ist wahrscheinlich schon dabei und damit habe ich ja meine Schwierigkeiten.

Da ist jedenfalls Elke oder Ellie, so ungefähr um die Dreißig, wenn ich richtig gelesen habe und sie ist studierte Theologin. Hat jedenfalls ihr Studium abgeschlossen und soll die Kirche ihres Vaters übernehmen. Sie fühlt sich aber noch nicht so weit und so betreut sie ehrenamtlich ein Altersheim und soll da mit einer sterbenden Frau beten und wum, es fällt ihr das „Vater unser“ nicht mehr ein. Hat sie jetzt ein eine „Gottesdemenz“ wie sie das nennt?

„Ich vergeße auch sehr viel!“, sagt ihr Freund Jan, der sehr gut kocht und nebenbei noch Programmierer ist. Aber als ein alter blinder Herr sie bittet ihm aus der Bibel vorzulesen, hat sie auch ein Blackout. Das kommt ihrem Chef zu Ohren, der sie daraufhin auffordert, am Sonntag den Gottesdienst zu halten. Geht auch nicht. Sie verläßt die Kapelle und ist ihren ehrenamtlichen Job los und sandelt die nächste Zeit dahin oder benimmt sich seltsam, so daß man an eine Psychose denken könnte.

Sie hört Stimmen oder seltsame Geräusche und bewahrt eine tote Maus solange in der Wohnung auf, bis sich die Fliegen, um sie scharen. Da ist sie aber wieder in ihrem Elternhaus. Denn da hat die Mutter sie heimgerufen, denn Röschen, das ist eine über neunzigjährige Richterin und Nachbarin, hat sich die Hüfte gebrochen, muß ins Altersheim und kann ihren alten Papagei Gertrude dorthin nicht mitnehmen. Elke soll ihn übernehmen und auch die Krche ihres Vaters, der einen Schlaganfall hat.

Se will nicht und allmählich kommt heraus, daß vor fünfzehn Jahren ihr damals siebzehnjähriger Bruder bei einem Bootsunfall ums Leben kam. Und seine damalige Freundin Eva ist schwanger und will das Kind nahm ihm Chris nennen.

Da denkt die Verhaltenstherapeutin da ist einiges unlogisch, denn warum tritt die „Gottesdemenz“ erst jetzt auf und warum hat sie überhaupt Theologie studiert und was hat das mit Chris zu tun?

Sie fährt jedenfalls mit dem Papagei zurück nach Köln und ihr Superfreund Jan, der alles weiß und alle bekocht, hat mit ihm große Schwierigkeiten, denn Gertrude stört beim Kochen und hackt nach ihm und im hof trifft sie Lukas mit seinem Motorrad, das ist ein Steilbahnfahrer und nimmt sie zu dem Rennen mit. Sie soll dort moderieren und tut das im Talar und mit Gertrude auf der Schulter. Das will sie tun, der Vogel stört aber die Vorstellung und Kari, das ist Lukas Freundin, verunfallt mit mehreren gebrochene Rippen und Elke ist schuld daran, so daß jan, der inzwischen Lukas Schwester tröstet, sie aus der Wohnung schmeißt.

Sie fährt also zurück ins Elternhaus und stimmt zu, den Vater zu vertreten, der auf Reha muß. Die Mutter fährt auf Erholunsurlaub ans Meer und Elke stiehlt des Vaters Predigen, was die Gemeinde sofort erkennt. Die „Gottesdemenz“ ist zwar vorbei, die seltsamen Erscheinungen gehen aber weiter. Die Kirche senkt sich, es kommt zu Rissen, die Orgel pfeift und Elke fühlt sich schuld daran und erst als der Wasserrohrbruch entdeckt wurde, die Krche getrocknet ist und die Orgel wieder funktioniert, ist Elke mit einer eigenen Predigt bereit, den kleinen Chris zu taufen und wird wahrscheinlich des Vaters Fußstapfen folgen und zu Jans hat sie vermutlich auch zurückgefunden.

Ein interessantes Buch, das man wahrscheilich so oder so deuten kann. Man kann es auch ein wenig kitschig oder unglaubwürdig finden. Interessant ist es aber schon Elkes Erwachsenwerden und ins Lebenfinden zu beobachten und sie wird wahrscheinlich eine großartige Pastorin werden.

Interessant ist auch, daß ich vor kurzen ein Buch gelesen habe, in dem auch eine Pastorin eine Rolle spielt.

2022-07-18

Der Aufstand der Ungenießbaren

Filed under: Bücher — jancak @ 02:26
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Als ich das letzte Mal in Kroatien war habe ich mir ein paar Gedanken über die kroatische Literatur gemacht, mir Bücher von Jagoda Marinic, Marica Bodrozic, Bora Cosic und Stanko Andric mitgenommen und vom Alfred auch zwei Gebrauchsanweisungsbücher bzw eine Lesereise für Kroatien bekommen. In dem wurde ein Kultroman des 1957 in Zagreb geborenen Edo Popovic empfohlen und dann habe ich etwas später bei einem Literaturhausflohmarkt seinen „Aufstand der <ungenießbaren“ gefunden.

Ob es das schon erwähnte Kultbuch ist, weiß ich gar nicht, hat Edo Popvic schon einige andere Bücher geschrieben. Ich habe es mir jedenfalls auf meine heurige Kroatienreise mitgenommen und noch am Campingplatz in Leibnitz an unseren ersten Reisetag zu lesen begonnen.

Schon die Beschreibung „Sie nennen sich die Ungenießbaren. Sie wollen nicht mitmachen. Sie wollen sich raushalten aus der allgegenwärtigen Gier nach Macht und Reichtum und Ressourcen. Sie wollen ein anderes, ein besseres Leben führen. Doch dann eskaliert der Kampf mit der herrschenden Ordnung. Und immer mehr sehen sich die Ungenießbaren gezwungen selbst Gewalt anzuwenden und mit den Mitteln derer zu kämpfen, die sie verachten“, klingt interessant und Edo Popovic scheint ein sehr ungewöhnlicher Autor zu sein, der mit einer sehr eigenen Sprache von einem Thema zum anderen springt und nicht so ganz chronologisch schreibt, was das Lesen und das Verstehen nicht so einfach machte.

Da gibt es jedenfalls eine Gruppe von Menschen, die alles besser machen will, mit dem Krieg und den neoliberalen Verhältnissen nicht einverstanden sind und daher wieder zu Mördern und Verbrecher werden, in dem sie die Kapitalisten enfführen und dann quälen oder ermorden, was man auch schon hundertmal gelesen hat und daher doch nicht so neu ist.

Da gibt eine „Fraktalfrau“ und einen „Gärtner“ und dann noch einen, der aus dem Gefängnis kommt und dann, das ist interessant, nach Wien kommt und im Cafe Hummel einkehrt.

Er kommt dann noch in ein anderes Land und arbeitet dort bei einem Schneider und der Krieg spielt in dem Buch, das von Alida Bremer die ich schon in der „Literatur im Herbst“ und in der „Alten Schmiede“ hörte und jetzt, glaube ich, selbst einen Roman, geschrieben hat, übersetzt wurde.

Ein interessanter Autor kann ich nur wiederholen und auf ein anderes Buch hinweisen, das ich, glaube ich, einmal bei einem „Thalia-Abverkauf“ gefunden habe und ebenfalls nach Kroatien mitgenommen habe, der diesmal, neben Miljenko Jergovic, den in Zabreb lebenden Autor gewidmet war, obwohl ich noch nie in dieser Stadt war, weil sich meine Reisen immer auf den Campingplätzen am Meer und in den kleinen Städten abspielen.

2022-07-17

Die Rentnergang aus Liberec

Filed under: Reisebericht,Textbeispiel — jancak @ 01:16

Lebhaft ging es zu auf dem kleinen Campingplatz, der neben dem Stadtbad lag. Einige Kinder liefen herum und spielten Fangen. Wohnmobile waren zu sehen und am Ende des Platzes hatten drei Motorradfahrer ihre Zelte aufgestellt. Drei ältere weißhaarige Männer mit Schnauzbärten, die kurze Hosen und T-Shirts trugen und jeder vor sich einen kleinen Kocher aufgestellt hatte, wo sie Würstel brieten oder eine Suppe kochten.

„Edo, Stanek und Jaroslav aus Liberec“, stellte sich einer dem Ehepaar vor, das gerade angekommen war und ihr Zelt aufstellte.

„Einundsiebzig, fünfundsechzig und siebenundsechzig Jahre sind wir alt! Wir waren Busfahrer in Licerec und jetzt fahren wir mit unseren Maschinen um die Welt, um fit und jung zu bleiben und nicht an einer Demenzen zu erkranken!“

„Stop, Edo, das ist übertrieben und stimmt nicht ganz!“, korrigierte nun sein Kollege, der sich als Stanek vorstellte.

„Wir waren gerade drei Wochen in Kroatien und sind jetzt auf der Rückfahrt! Heute machen wir uns noch einen schönen Abend und haben gerade am Hauptplatz ein paar Gläser Wein getrunken! Morgen geht es mit unseren Freunden wieder nach Hause!“, sagte er und wies mit der Hand auf die Motorräder hin.

„Edo, Stanek und Jaroslav, die Rentnergang aus Liberec, die Österreich und Kroatien unsicher macht oder vielleicht auch sicherer!“, sagte jetzt der Dritte, der siebenundsechzigjährige Jaroslav, der sich über seinen Bart strich, der etwas kürzer, als der, der beiden anderen war. Er hatte in sich in seinem Topf eine Suppe gekocht, die er jetzt in einen Teller groß und mit einem Löffel zu essen begann.

„Das ist ein schöner Campingplatz! Sehr groß und sauber und morgen, um halb acht kommt ein Bäckerwagen, wo wir uns Kolatschen kaufen können! Löskaffee haben wir dabei und dann setzen wir uns wieder zu den Lederjacken unsere Sturzhelme auf! Dann geht es nach Hause und da wird im Winter Trübsal geblasen! Im nächsten Sommer geht es wieder auf Fahrt! Nach Italien oder Frankreich vielleicht! Das haben wir uns noch nicht ausgeschnapst! Das müßen wir noch disktuieren! Aber erst nach Hause und der Rosica und den Kindern ihre Geschenke mitbringen, damit sie mir nicht böse sind, daß ich sie für drei Wochen verlassen habe! Eine schöne Kette habe ich der Frau aus Split mitgebracht und jetzt trinken wir drei Hübschen noch ein Abschiedsbier zusammen, bevor wir uns in unsere Zelte verkriechen, um morgen wieder frisch und munter zu sein!“, sagte Jaroslav und zog eine Dose aus seinem Rucksack.

„Prost!“,sagte er zu seinen Freunden, die ebenfalls Bierdosen geöffnet hatte und nickte dem Ehepaar zu, das das Zelt inzwischen aufgestellt hatte und jetzt in Richtung der Waschräume verschwanden.

„Prost, Edo und Stanek, auf unseren letzten Abend! Auf den kroatischen Insel war es schön und das werde ich auch der Rosica erzählen und ihr die Fotos zeigen, die ich auf der Fahrt geschossen habe! Die meisten habe ich ihr schon geschickt, damit sie sich eine Vorstellung von unserer Reise machen kann und du hast ja auch ein schönes Geschenk für deine Jana, Edo und der Stanek, der ja schon verwitwet ist, hat sich ein paar Flaschen Wein mitgebracht, um an der Erinnerung zu zehren!“, sagte er grinsend und stieß noch einmal mit seinen Kollegen an, bevor er seinen Teller und den Topf zusammenpackte, und damit zur Geschirrabwaschstelle ging.

2022-07-16

Wütende Bärin

Filed under: Bücher — jancak @ 00:46
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Daß mir die skandinavische Literatur sehr gefällt und ich da schon einige Entdeckungen gemacht habe, habe ich in diesem und im letzten Jahr beim „Preis der Leipziger Messe“ herausgefunden und so habe ich trotz meiner überlangen Leseliste zugesagt, als mir Ingebjorg Berg Holms „Wütende Bärin“, angeboten wurde und hätte das Buch, das erste, der norwegischen Autorin, das in Deutsch und dazu auch auf Französisch und Italienisch erschienen ist, eigentlich für einen Krimi gehalten, geht es da im Prolog schon um eine Leiche, die da in Spitzbergen, das auf Norwegisch, Svalbard heißt, gefunden wird.

Es ist aber eine Beziehungsgeschichte, ein Jugendamtroman könnte man so sagen, wenn es diese Bezeichnung gibt. Eine Dreiecksgeschichte zwischen Nina, Sol und Njal, die von April bis November 2019 spielt und Ingebjorg Berg Holm spart da nicht mit den Körperflüßigkeiten und geht ähnlich, wie Charlotte Roche mit den „Feuchtgebieten“ damit um, denn da wird sehr offen gevögelt, masturbiert oder sich erleichtert und die kleine Lotta, Ninas Tochter, um die es in dem Buch geht, hängt auch sehr an ihrer Schmusedecke.

Nina und Njal sind Glatzologen, also Gletscherforscher und sie arbeiten auch am selben Projekt. Njal war, glaube ich, Ninas Lehrer und mit Sol, einer Pastorin, verheiratet, die hatte aber eine Fehlgeburt und, ich glaube, auch eine postnatale Depression, so daß sie lange in einer Klinik war. Sie wurde deshalb auch von Njal verlassen, der dann vielleicht, um ein Kind zu bekommen, Nina geschwängert und Löcher in die Präservatine bohrte, denn sie wollte eigentlich nicht schwanger werden.

Jetzt hat sie aber die kleine Lotta, sie ist, glaube ich, so zwischen drei und vier und streitet sich mit Njal um das Sorgerecht. Denn sie hatte auch eine postnatale Depression und Njal will das Kind umbedingt haben und hat sich wieder mit Sol ausgesöhnt, die sich auch um die kleine Lotta kümmert.

Es gehen also die Anschuldigungen hin und her. Hat sich Njal vielleicht an der kleinen Lotta vergriffen. Sie schläft im Bett zwischen Njal und Sol, wenn sie bei Njal ist und Njal ist nackt dabei und Nina, die Lotta öfter bei sich haben will, stellt dem Jugendamt dann diese Frage, entführt die Kleine aber am Freiheitstag und läßt sie dann am Balkon stehen, so daß Njal sie wieder retten muß.

So geht es hin und her. Nina geht zum Psychologen und reflektiert auch über ihre Mutter und Großmutter. Die Großmutter war auch einmal Metrologin in Spitzbergen. Jetzt streiten sich Nal und Nina darum dort ein Projekt durchzuführen und Sol geht zur Gynäkologin und erfährt erstaunt, sie ist wieder schwanger. Das Kind scheint aber behindert zu sein. Sol will es haben. Njal ist damit nicht einverstanden, hat er doch Angst, daß das Jugendamt dann Lotta nicht bei ihm lassen, sondern in Fremdbetreuung gegeben wird. Das habe ich bei einer meiner Klientinnen so erlebt und auch in den „Hundert Seiten“ so beschrieben und so geht Njal zu Nina, versöhnt sich bei ihr und bietet ihr an mit ihr gemeinsam nach Spitzbergen zu gehen, denn dort gibt es kein Jugendamt.

Sie tun das dann auch. Dort ist es sehr kalt und man muß, gaube ich, auch eine Bezugskarte vorweisen, wenn man Alkohol kaufen will. Trotzdem kommt Sol auf Besuch und Njal hat einen Ausflug auf eine einsame Hütte arrangiert. Er ist sehr autoritär und hat auch als Einziger das Recht eine Waffe zu tragen, um sich vor den Eisbären zu schützen, die dort herumlaufen. Nina hat nur ein Messer und es kommt dann, wie es kommen soll. Nina verwendet dieses, um die kleine Lotta vor Njal und den Bären zu schützen und ich habe ein sehr interessantes Buch gelesen, das von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann aus dem Norwegischen übersetzt wurde und da sind mir einige Druck oder Übersetzungsfehler aufgefallen, die eigentlich sehr ungewöhnlich sind.

2022-07-15

Stille Kometen

Filed under: Bücher — jancak @ 00:33
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Wieder ein bißchen Lyrik, da habe ich meine zwei letzten Wochenenden bei experimentellen Lyrikfestivals verbracht, denn die Lyrik in Österreich scheint sehr experimentell zu sein, in der „Gesellschaft“ bin ich auch vor kurzem bei einem Lyrik-Abend gewesen und vor zwei Wochen im Literaturhaus bei einer GAV-Veranstaltung, wo unter anderen Angelika Stallhofer ihren Gedichtband vorstellte, der von Andrea Zambori sehr schön illustriert wurde. Das blaue Buch ist in der „Edition ch“ erschienen und Günter Vallaster, der Herausgeber hat es mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt, Angelika Stallhofer, deren „Adrian“ , ich gelesen habe, wie auch bei den „Wilden Worten“ hörte, hat es mir auch für das „Literaturgeflüster“ signiert.

Das Buch ist in fünf Teile geglieder „Brennen – Wasserstellen-Surren-Schlingen-Schwebebahn“ und enthält meist sehr kurze Texte.

So finde ich bei „Brennen“ „Vorsichtig setze ich ein Wort vor das andere“ oder „Alle Lungen sind farbgleich alle Nieren alle Herzen und Hirne“, „Aus meinem Kopf wachsen Amseln aus meinem Mund fliegen Drosseln losgerissen singt der ewige Vogel“

Bei den „Wasserstellen“ finde ich „Was ich werden wollte Groß und nieniert (nicht klein und kariert“, das hat mir schon bei der Lesung sehr gut gefallen, sowie unter „Herkunft: Der Schlaf ist mein Vater -die Müdigkeit meine Mutter -vielleicht bin ich nur geträumt“ oder „Ich bin so müde ich bin ein Berg ihr könnt mich nicht versetzen ob ihr glaubt oder nicht“, sowie „Womöglich gibt es keinen roten Faden- vielleicht ist er grün oder gelb oder blau“

Bei „Surren“ gibt es „Fragen- Was sag was schreib ich über den Krieg- mit welchem Wort soll ich mich vor den Frieden stellen – und soll ich es laden“

Bei „Schlingen“ findet man die „Letzte Nacht: Ich habe letzte Nacht von Italien geträumt- es war schön aber ich habe mich darin verfahren“ und dann gibt es „Paliano“, wo sich glaube ich, eine österreichische Stipendiumswohnung befindet, wo Angelika Stallhofer, vielleicht einmal war „Auf der Terasse tummeln sich die Eidechsen- das Rasen und Rennen- bin zu lanngsam für ihren Tanz“.

In der „Schwebebahn“ gibt es die titelgebenden „Stillen Kometen: Wer liebt schon die stillen Kometen den glatten Stein die fahrige Bahn das Zickzack der Hände das Scherengeschlecht die Spitzen ungebundener Enden“.

Sehr schön ist auch das „Und vice versa- Einer hat das Salz -der andere die Wunde“. Die „Wildnis“ gibt es auch „Ich denke jeden Tag an die Füchse und Eulen in deinem Haus und setze mich zwischen sie wenn ich nicht mehr kann“. Zum Schluß kommen noch die „Zweifel: Es gibt Tage da will ich dir einen Bären aufbnden -und Tage da habe ich Angst es ist schon geschehen“

Ein schönes Buch sowohl von der Ästhetik, als auch inhaltlich jeden sehr zu empfehlen, der sich ein bißchen in die moderne und auch allzu experimentelle Larik einlesen will.

2022-07-14

Die Arena

Filed under: Bücher — jancak @ 00:01
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Paris ist damit gemeint, im zweiten Roman der 1969 im Iran geborenen Regisseurin Negar Djavardi, die schon mit ihrem Debut „Desorientale“ aufgefallen ist. Jetzt hat sie mit ihrem sehr filmlastiges Portrait, die Millionenstadt in eine Arena verwandelt, den Schmelztigel, in dem sich zahllose gestrandete Gestalten verschiedenster Nationen aufhalten, ihr Schicksal durchleben und die Stadt sehr verändert haben.

Am Beginn des Presseexemplars gibt es einige Interviews und dann geht es los mit dem rasant geschriebenen Buch, das durch die Pulvedrstadt hastet und die Schicksale ihrer Bewohner schildert.

Da gibt es Benjamin Grossmann, der glaubt es geschafft zu haben. Als Sohn einer alleinerziehenden Filmemacherin, war er immer schon vom Film Fasziniert, hat da auch einige Exemplare geklaut und unter seinem Bett versteckt. Jetzt ist er Europachef eines amerikanischen Streaminganbieters und gerade dabei, aus Steuergründen wahrscheinlich, von Paris nach Dublin zu ziehen. Er ist mit einer Schauspielerin verheiratet, die gerade einen Roman schreibt und ein Kind erwartet. Die Ehe scheint nicht sehr gut zu sein. Benjamin ist ein Getriebener von den vielen ungeschriebenen Vorschriften, ob er rauchen darf oder joggen soll, die ihn dorthin brachten, wo er gerade ist und kommt gerade vom Besuch bei seiner Mutter, die ihm eröffnete, daß sie einen afghanischen Jugendlichen namens Amir, in seinem Zimmer einquartiert hat. Dann wird ihm in einer Bar sein Handy mit George Cloonys <privatnummer gestohlen und die Katastrophe beginnt.

Denn der Junge, den er verdächtigt, wird tot aufgefunden und Camille Karvel, die sich im Netz @corky nennt, filmt wie die türkisch stämmige Polizistin Asya Bayda, Sam genannt, ihm einen Fußtritt versetzt und stellt das Video ins Netz. Das bringt Stephane Jahanguir Sharif, der die Vereinigung „Bürger zweiter Klasse“ gegründet hat auf den Plan. Er tritt im Fernsehen auf, während sein Sohn mit Camille und einigen Freunden, in die ehemalige Wohnung der Polizistin, die längst verhaftet ist, aufbrechen, um es ihr heimzuzahlen.

Es trifft eine Medizinstudentin, die gerade für eine Prüfung lernt, während es im Stadtviertel zu großen Unruhen kommt. Sams Kollege kommt dabei um. Ein Haus steht in Flammen und Ariane, Benjamins Frau, der inzwischen von Chinesen erpresst wurde, damit die ihre Schulden bezahlen können durchmacht und sich nur mit Psychopharmaka aufrechthalten kann, verliert ihr Kind.

Im Nachspann wird es dann ein wenig kryptisch.Benjamin ist eineinhalb Jahre später allein in Dublin und von Ariane getrennt, liest aber ihren Roman bei dem er Vorbild war und eine Serie, die das Geschehen von damals schildert, wird gerade ausgestrahlt.

Ein interessantes Buch, das einen Einblick in das brodelnde Paris von heute gibt. Interessant und aufsehenserregend und spannend eine neue starke literarische Stimme kennengelernt zu haben. Ich bin neugierig, was ich noch von Negar Djavadi hören werde und kann das Buch allen am sozialen Geschehen Interessierten sehr empfehlen.

2022-07-13

Tante Ernas letzter Tanz

Filed under: Bücher — jancak @ 00:33
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Jetzt kommt ein kleines gelbes Büchlein, das die Vielleserin wegen dem Genre oder auch wegen der leichten Sprache ein wenig ratlos machte.

Habe ich den 1969 Geborenen doch vor einigen Jahren, glaube ich, beim „Bachmannlesen“ kennengelernt. Da hat er aus dem „Zimmermädchen“ gelesen, das ich mir später bei „Wagenbachs-Hotelserie“ bestellen

hätte könne, es dann aber gelassen habe.

Die „Hirngespinste“ habe ich aber gelesen. Große Literatur also, dann ist das Büchlein aber sehr leicht geschrieben und auch dem Genre des Unterhaltungsroman zuzuordnen, obwohl das Thema ein sehr ernstes ist und eines das mich sehr interessiert, denn ich beschäftige mich ja sowohl in der Literatur als auch beruflich gern und viel mit dem Älterwerden und dem Sterben. ein Thema also für mich, obwohl es schief gehen hätte können, denn mit dem Humor und dem sich über ein ernstes Thema lustig machen, habe ich es nicht so sehr.

Aber keine Angst, Markus Orths ist nicht geschmacklos, obwohl manches vielleicht gewöhnungsbedürftig ist und die leichte Sprache habe ich eher der Buchbeschreibung entnommen, wenn da etwa steht „Markus Orths mag es nicht, wenn Lteratur und Leben verwechselt werden.“

Dann steht noch etwas, daß das Vorbild für die Irma seine Großmutter ist und bei „Amazon“ gibt es ein Interview, so man lesen kann, daß „Tante Ernas letzter Tanz“,der Auftakt einer Reihe ist, die in Niederkrüchten“ spielt und dorthin kommt der Ich-Erzähler, Benno, ein vierzigjähriger, um seine Eltern Irma und Paul zu besuchen. Die wohnen in einem Reihenhaus mit Tante Klärchen und deren Tante ist Tante Erna, schon neunundneunzig. Die liegt den ganzen Tag im Bett und Klärchen muß sie betreuen. Dann gibt es noch den Bestatter Magolei, den der Vater besucht um ihm seinen Regenschirm zu bringen und dann wieder mitnimmt ,weil es regnet. Es gibt den Pastor Kasper und zu Mittag werden Hefeknödel gegessen. Da kommt dann das Klärchen und beklagt sich, daß ihre Tochter Sibille, eine Lektorin, deren Chef Lendle heißt, nie auf Besuch kommt, weil sie Niderkrüchten nicht mag und da witzeln die Eltern „Zu deiner Beerdigung wird sie schon kommen!“ und die Idee ist geboren. Die Tante ruft die Tochter an und sagt, Tante Erna ist gestorben und sie soll bei der Beerdigung helfen. Dann wird ein Tisch in einem feinen Restaurant bestellt, wo Benno, Irma, Klärchen und Sibille essen wollen. Der Vater soll dazwischen die Tante hüten. Eine etwas groteske Szene ist, als die Mutter mit dem alten Auto ins Nachbardorf fährt, dabei von der Polizei aufgehalten wird, keine Papiere mithat und angeschnallt ist sie auch nicht und im Restaurant fallen sie auch beim Bestellen auf, während sich der Vater inzwischen mit Tante Erna Vampierfilme, seine Leidenschaft ansieht.

Dabei wird Wein getrunken, den der Pastor immer zu seinen Krankenbesuchen mitbringt und Benno klärt Sibille, als er sie abholt auf, daß die Tante noch lebt. Die flunkert dann von einem teuren Grabstein, den sie bestellt hat und die Mutter bestellt beim Kellner eine „Tote Tante“, das ist ein Kakao mit Rum und der Kellner serviert das mit einem Handie, denn Paul hat inzwischen angerufen und teilt mit,Tante Erna ist tot, ruft dann den Bestatter, den Pfarrer und den Arzt an. Die kommen dann auch, aber die Tante war nicht tot, sondern nur betrunken. Der Vater will sich endlich einmal in einen Sarg probelegen und alles ist grotesk und durcheinander, hat mir aber trotzdem gut gefallen, obwohl es dann plötzlich aus ist und nur noch „Mutter Irmas letzte Sätze“ kommen, die das schon Bekannte wiederholen und man weiß nicht recht, was ist jetzt passiert und wer ist jetzt gestorben und wie ist das mit dem letzten Tanz?

Ein leicht lesbares Buch, das zeigen kann, daß man speziell in Zeiten des „Bachmannlesens“ auch durchaus so schreiben kann, daß man es versteht, weil die großen Probleme, des Sterbens und des Todes werden damit auch angesprochen und auf diese Art und Weise kann man sie vielleicht auch besser verstehen.

2022-07-12

Amsel-Strähnchen und der Killer

Filed under: Bücher — jancak @ 00:11
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Jetzt kommt für mich eigentlich ungewöhnlich ein Thriller, aber Georg Bruckmann hat mir freundlicherweise angeboten mich in seine neue Serie einzulesen, die mich vom Titel her, einmal verwirrte, denn „Amsel“ klingt nicht sehr thrillermäßig und was hat es mit dem „Strähnchen“ auf sich?

Das erfährt man oder habe ich erst am Ende des ersten Bandes begriffen, denn es beginnt für einen Thriller sehr bedächtig, in einen Zug. Da informiert ein Enthüllungsreporter mit seinem Chef über seine Enthüllung, die er über einen Reeder Sohn gemacht hat und brissante Daten enthellt und bemerkt dabei nicht, daß er beobachtet wird.

Für einen Enthüllungsreporter vielleicht etwas naiv. Dann kommen wir zu einem Robert Capou, einen Serienkiller, der eigentlich auch sehr bedächtig agiert und Fehler macht. Der hat zwei Wohnungen in einer und lebt eigentlich sehr gesundheitsbewußt und wird vom Chef von Jan Oppermann aus Kapitel eins, beauftragt nach dem Reporter zu suchen, denn der ist verschwunden. Wenn der Preis stimmt, macht er es und dann kommen wir zur zweiten Hauptperson, einer Jugendlichen namens Elli, die Probleme mit ihrer Mutter hat. Denn die säuft sich zu Tode und kümmert sich nicht um ihre Tochter. So wird Elli zu einer Streunerin und hängt mit ihren obdachlosen Freunden am Brunnen herum oder verbringt ihre Zeit in einem Abbruchhaus. Da wird sie von drei Burschen angegriffen und fast vergewaltigt, so daß sie Rache schwört und nach einigen Alpträumen sich zu bewaffnen beginnt.

Zwei Handlungsstränge, die auf dem ersten Blick gar nichts miteinander zu tun haben, der eine thrillermäßig, der andere sozialkritisch und die jetzt kann ich das Geheimnis der „Amsel“ auch verraten, denn, als Robert Capou klein war und mit seinem Bruder in einem Waisenhaus lebte, wollte er eine Amsel retten, wurde aber von einem Mitzögling daran gehindert, den trifft er, als er nach dem Reeder und dessen Sohn forscht, als Gegenauftragskiller wieder und entledigt sich ihm und, als alles erledigt ist, trifft er auf Elli und spricht sie mit „Sei nicht so aggressiv, Strähnchen!“ an, obwohl die sich längst die Haare abrasiert und am Ende des Teil 1, Fortsetzung folgt oder kann man sich schon bei „Amazon“ herunterladen, gibt es als Bonuspunkte noch zwei ältere Robert Capou-Geschichte, wo es in der ersten um einen illegalen Mülltransport, in der zweiten um einen Vergewaltiger und da fallen wieder die recht brutalen Methoden auf, die Superman Capou dabei verwendert. Dann gibt es noch einige Leseproben von Brückmann-Büchern, der schon einige von ihnen geschrieben hat, der Autor warnt, nicht weiterzulesen, wenn man es so brutal nicht will, so daß ich es unterlassen habe.

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