Jetzt kommt das zweite Schweizer Buchpreisbuch „Der Sprung“, der 1985 in Arau geborenen Simone Lappert, die auch als Lyrikerin tätig ist, das ich nach Basel mitgenommen habe und an dem ich infolgedessen fast eine Woche gelesen habe.
Eine junge Frau steht am Dach eines Hauses und springt hinunter oder nicht. Die Polizei wird gerufen, die Feuerwehr stellt Sprungbretter auf und um den Platz herum lagern sich, die Schaulustigen, um das Ganze zu beobachten. Jemand schreit „Spring doch endlich!“, eine andere „Die müßte man erschießen!“
So etwa hat es Sinone Lappert in den Frankfurt-Videos erzählt, die ich gesehen habe, beschrieben und dann noch hinzugefügt, daß das Buch nach einem identen Fall geschrieben wurde, wo all das oben Beschriebene passiert ist.
Simone Lappert hat einen spannenden Roman daraus gemacht, wo in drei Tagen, die Geschehenisse und die einige der dabei Gewesenen beschrieben wird.
Dazwischen wird der Sprung geschildert und man bekommt heraus, daß es eigentlich kein Selbstmordattentat war, aber doch einiges ungewöhnlich war, denn Manu, die Frau am Dach, eine Gärtnerin wurde ausgesperrt, schmeißt aber dann mit Dachziegeln, um sich herum und Psychiatrieerfahrungen werden auch geschildert.
Und auch die Geschichten, der darum handelnden Personen werden zum Teil liebevoll erzählt, zum Teil erscheint das Ganze dann wieder zu übertrieben und viel zu viel.
Da gibt es die Schwester Astrid, die eigentlich Bürgermeisterin werden will und nun nicht weiß, ob sie sich zu Manu bekennen soll oder nicht? Es gibt den Freund Finn, der von der Polizei nicht zu ihr gelassen wird. Dann gibt es die Geschichte eines Polizisten, der während er Manu zum Aufgeben bringen soll, eine Retraumatisierung erlebt. Es gibt die Geschichte eines Hutmachers, der eine demente oder nicht demente Mutter hat, die im Altersheim, um sich schießt und dann die berührende Geschichte von der Geschäftsfrau, deren Laden schon längst nicht mehr geht, weil sie den Zug der Zeit verpasst hat, aber weil alle sich an Manu delegieren wollen und daher auf dem Platz ein großes Picknick machen, geht das Geschäft plötzlich wie nie und die Figuren aus den Überraschungseiern sammelt Theres auch, eines deroriginellsten Details, was aber eigentlich mit der Handlung nicht so viel zu tun hat.
Es gibt ein dickes gemobbtes Mädchen, das während der drei Tage einen unerwarteten Aufchwung nimmt. Es gibt die Frau, die „Man sollte sie erschießen!“, schreit und die sich dann als traumatisierte Lokführerin entpuppt, der das Ganze selbst einmal passiert ist.
Es gibt noch viel viel mehr und das Ganze schwankt meiner Meinung nach zwischen sehr spannend und sehr übertrieben.
Der Stil, wie das Ganze aufgebaut ist, ähnelt, glaube ichd, meinem Schreiben und man kann sich auch die Frage stellen, ob das wirklich so ist, daß die Leute auf Badetüchern vor dem Haus liegen und mit dem Handy das Geschehen filmen und „Spring doch endlich!“, schreien.
Ein interessantes Buch, das nicht den Schweizer Buchpreis gewonnen hat, ich habe aber ein Autogramm von Simone Lappert drinnen und war auch sehr beeindruckt davon.
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