Nun kommt schon Buch vier der Bloggerdebutshortlist, Ana Marwans „Der Kreis des Weberknechts“, die 1980 in Slowenien geboren wurde, nach Österreich kam, 2008 den Exil-Preis gewonnen hat und nun bei „Otto Müller“ ihr Debut vorlegte, das am Buchrücken als „Hervorrragender Debutroman der von übersättigten aber dennoch sinnsuchenden modernen Menschen erzählt“, gelobt wird und am Klappentext kann man noch etwas von „herrlicher Ironie“ lesen, in der die Autorin, ihr Spinnennetz gewebt hat.
Worum geht es in dem Buch?
Es geht um den Misanthropen Karl Lipitsch, der sich in ein Haus mit Garten zurückgezogen hat, um die Menschen zu meiden, in Büchern zu lesen und an einem allfassenden philosophischen Werk zu schreiben.
So weit so gut und fein ausgedacht. Dann fährt er aber zu einem Begräbnis und wird am Flughafen von seiner Nachbarin Mathilde angesprochen, die zehn Tage später mit Kaffee und Kuchen in der Hand, vor seiner Gartentür auftaucht und ein sich Umlauern, sich Umwerben, Zurückstoßen und immer Wiederkommen beginnt.
Ein bißchen könnte man da an Adalbert Stifter und seinen „Hagestolz“ denken und dabei beobachten, wie der Misantrop der schönen Frau verfällt. Es kommt zu einem Gegengeschenk, einem Honigglas von dem das „Spar-Ettikett“ durch ein Handgeschriebenes, ersetzt wurde, dann zu einer Einladung in den nachbarlichen Salon.
Schließlich bittet er sie jeden Freitag zum Kaffee, weist das „Du-Wort“ aber zunächst zurück, denn mit Distanz kann man sich besser ausdrücken, geht dann mit ihr in ein Konzert, gesteht ihr seine Liebe, bis sie schließlich mit Freunden auf Urlaub fährt und die Liebe zerbricht.
Am Anfang war, ich muß ich gestehen, von der schönen Sprache und der genauen Schilderung der Begegnung begeistert und habe gedacht „Uje, jetzt muß ich schon wieder würfeln!„, ironisch hab ich das Buch eigentlich nicht empfunden, sondern gedacht, daß sich der Hagestolz, der schüchterne junge Mann, es steht aber nirgends, wie alt dieser Karl eigentlich ist, in die schöne Frau verliebt und ich hatte schon einige schüchterne junge Männer in meiner Praxis und kenne mich da vielleicht ein bißchen aus.
Später habe ich das Buch und den Stil eher altmodisch empfunden und mit dem Schluß, der in einer philosphischen Wendung und bei Nietzsche endet, bin ich nicht ganz mitgekommen.
Wahrscheinlich mag ich auch keine Bücher, wo Menschen von den Stärkeren übern Tisch gezogen, ausgenützt und zerstört werden, was aber eigentlich nicht geschieht, denn Karl hat am Ende, nach zwei Jahren Einsamkeit, sein Buch fertiggeschrieben und auch beschloßen an den Anfang zurückzukehren und Anna Marwan hat ihre gut konstruierten Wendungen, um dieses Spinnennetztreiben, vielleicht nur etwas zu lange ausgedehnt.
Und hier noch zum Interview auf der Debutpreisseite.
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