Den 1958 in Wels geborenen und in Ried im Innkreis als Bibliothekar, Schriftsteller und politischer Aktivist lebendern Dietmar Füssel kenne ich schon lang. Kennengelernt habe ich ihn, glaube ich, 1987 als ich in Linz bei diesem „Max von der Grün-Preis“, den er, nicht ich, gewonnen hat, zu einer Art Schreibwerkstatt eingeladen wurde und dann als ich bloggte bin ich auf seine Website mit den monatlichen Gewinnspielen seiner Bücher bekommen, habe mich, wie es meiner Art entspricht, eifrig beteiligt und einiges gewonnen, so daß ich nicht alle, aber viele seiner zahlreichen Bücher gelesen habe und mich wenn man so will, als Dietmar Füssel Spezialistin bezeichnen kann.
„Einen schrägen Vogel“!“, hat ihn, glaube ich, einer meiner Leserinnen die mich eine Zeit sehr wohlwollend verfolgte, genannt und das ist er sicher auch in sehr vielfältigen Genres.
Die Satire ist sicher eine davon, Dietmar Füssel, der schräge Typ, der auch immer Videos zur politischen Situation ins Netz stellt. Es gibt Krimis, historische Romane, Kinderbücher, aber auch Lyrik und als er mir im Oktober während der GAV-GV seinen neuesten Lyrikband „Mondgezeiten“ in die Hand drückte, habe ich mir auch schränges erwartet und wurde, wie das halt so ist und es sich daher immer wieder lohnt, genau hinzuschauen, überrascht, denn es ist zwar nicht so besonders rhythmisch und musikalisch, sondern wahrscheinlich eher monoton wiederholend, dafür aber besonders eindringlich, was da auf den achtzig Seiten des kleinen Büchleins aus dem „Mitgift-Verlag“, den ich im Dezember im „Buchquartier“ kennenlernte und auch Dietmar Füssels-Lyrikband bewundern konnte, steht.
Eindringlich und nachdenklich und sehr zu emepfehlen, sich in diese Seite des Füsselschen Schaffens einzulesen. Ich weiß gar nicht, ob es diese Gewinnspiele noch gibt, wenn kann ich aber sehr empfehlen, sich zu beteiligen oder sich das Büchlein anderwertig zu besorgen.
„Während um uns alles kühler wird, ziehen wir schwermütig westwärts“, heißt es auch gleich melancholisch im ersten Gedicht.
Und „Haus und Seele“ ist scheinbar widersprüchig und regt zum Nachdenken an:
„Die Tür trägt die Inschrift: „Dies ist keine Tür“ Und alle Wände sind Spiegel in denen keine Seele sich spiegelt.“
In diesem Sinne geht es gleich weiter im „Feuer frißt Schatten“:
„Feuer frisst Schatten, Wo viel Schatten, da kein Feuer, Wo viel Feuer da kein Schatten.“
Die Angst vor dem Sterben, das Älterwerden, die Sinnlosigkeit des Lebens, sind ständige Themen, die immer wieder auftaucht und das Politische wird, wenn auch kurz, auch gestreift:
„Der siebte Staat heißt Österreich und Österreich ist wüstengleich“, wie immer man sich das deuten mag.
„Die Weisheit des Alters“ ist ein Thema und wie schon erwähnt „Die Vergänglichkeit“
„Bemessen ist unsere Zeit: Nur junge, sehr junge Menschen bauen an mehreren Türmen“ oder
„Im Winter meines Lebens“
„Im Winter meines Lebens – denn auf den Sommer folgt kein Herbst – ist jeder Schritt mit Schmerz verbunden, wie bei der kleinen Meerjungfrau.“
Bei dem „Demenzgedicht“
„Die nutzlosen Alten, gefangen im Ein-Zimmer-Layrinth ihrer Demenz – Leben in Pflegeheimen gewickelt, gefüttert, bewacht – Ein Leben ohne Erinnerung ein Leben ohne Leben“ – würde ich ihn widersprechen und meinen, daß ein Leben in der Vergangenheit und ein sich mit dem Damals und den damals Lebenden beschäftigten, auch sinnvoll sein kann, auch wenn es von außen betrachtet, vielleicht nicht so aussieht und dann würde ich noch gerne wissen, was mit dem „Psychopomp, der den Weg von diesem Seits in Jenes weist“, gemeint ist.
Sehr beeindruckend das Gedicht „Information“
Buchstaben fallen aus Büchern und werden durch Bilder ersethzt.
Bücher fallen von Regalen und werden durch Bildschirme ersetzt.
Bildung fällt bodentief und wird durch Information ersetzt.
Etwas über Ausländer gibt es es natürlich auch:
„Unerwünschte Menschen aus unerwünschten Ländern mit unerwünschten Sitten und unerwünschten Glauben“, das vielleicht der FPÖ sehr zu emfpehlen ist und am Schluß wird es dann doch versöhnlich und wieder hoffnungsvoll:
„Das Leben jedoch ist geduldig. Alles beginnt. Alles begann. Alles wird beginnen.“
In diesem Sinn, auf ins neue Jahr mit hoffentlich viel Lyrik und neuen oder auch alten Lesestoff und ich bin sehr neugierig, was ich von Dietmar Füssels lyrischen oder auch satirischen Schaffen noch alles hören und lesen werde.
Psychopompen sind Seelengeleiter, die Verstorbenen den Weg ins Jenseits weisen. Hermes, von dem das Gedicht handelt, war einer. Im Christentum haben Engel diese Funktion übernommen. Bei den Germanen waren es die Walküren. Und in Chile gilt La Llorona als Seelengeleiterin. Bei mir werden es wahrscheinlich Sperlinge sein, denn auch sie gelten als Psychopompen.
Kommentar von Füssel — 2020-02-04 @ 14:40 |
Aha, vielen Dank für die Erläuterung, liebe Grüße nach OÖ!
Kommentar von jancak — 2020-02-04 @ 14:44 |