Schlimme Finger. Gudrun Schury und Rolf-Bernhard Essig haben eine Kriminalgeschichte der Künste von Villon bis Beltracchi geschrieben
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDieselben Finger, die wundervolle Kunstwerke schufen, setzten nicht selten ebenso geschickt Pistole, Schwert oder Gift ein. Das Schöne und das Grausame, sie trafen in der Geschichte der Künste so oft zusammen, dass es zu einer Art Klischee werden konnte, das die Autoren des anzuzeigenden Buchs nach dem Juwelier in E. T. A. Hoffmanns Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“ das „Prinzip Cardillac“ nennen.
Der Bildhauer Veit Stoß fälschte Urkunden. Carlo Gesualdo, der Schöpfer frommer Motetten, schlachtete seine Frau und ihren Geliebten ab. Karl May saß über acht Jahre im Gefängnis wegen Amtsanmaßung, Betrugs und Diebstahls. Bestseller-Autor und Drehbuchschreiber Ernst von Salomon war maßgeblich am Rathenau-Attentat beteiligt. Krimi-Autorin Anne Perry ermordete als Jugendliche mit einer Freundin deren Mutter. Und der Zeichner Arno Funke alias Dagobert entwarf kunstvolle Übergabeapparate für erpresstes Geld.
Davon erzählen die Bamberger Autoren Gudrun Schury und Rolf-Bernhard Essig in ihrem neuen Buch Schlimme Finger. Es geht in den 16 biographischen Essays und den drei Überblickskapiteln um Maler, Komponisten, Autoren und Musiker, die Verbrechen begingen oder aber vom Straftäter zum bewunderten Künstler wurden – vom 15. Jahrhundert bis heute. Die Autoren stellen in dem Buch besonders erstaunliche und berüchtigte Künstlerverbrecher vor und räumen dabei mit allerlei biographischen Märchen auf.
INHALT
Das Prinzip Cardillac oder: Warum das Thema „Verbrechen und Kunst“ seit Neros Zeiten fasziniert. Ein Vorwort
Der Verschollene. Leben und Verschwinden des gesetzlosen Dichters François Villon
Die Wangen des Bildschnitzers. Veit Stoß und die Nürnberger Gerichtsbarkeit
Mord? Das kann schon mal vorkommen. Oder öfters. Der Fall Benvenuto Cellini
Liebeszauber und Doppelmord. Das außergewöhnliche Leben des musikalischen Extremisten Carlo Gesualdo
Blutige Signaturen. Die Extravaganzen des Malers Michelangelo Merisi da Caravaggio
Der Dandy mit dem Strychnin: Thomas Griffiths Wainewright
Die Akte Karl May. Eine Kriminalgeschichte mit beinahe weltpolitischen Dimensionen
Wer einmal aus dem Blechnapf frisst … Rudolf Ditzen alias Hans Fallada
„Ein guter Attentäter und ein guter Schriftsteller“: Ernst von Salomon
Zwischenruf: „Der soll doch ein ganz schlimmer Finger gewesen sein …“ Was man Künstlern so alles zutraut
Albertine Sarrazin und das gebrochene Sprungbein
Der gefangene Schmetterling: Henri Charrière
Tagebuch eines Diebes. Der Kultdichter Jean Genet
Gar keine himmlische Kreatur. Wie die Autorin Anne Perry ihren Mord überlebte
„Tränen der Unwissenheit“. Der Mörder und Autor Norio Nagayama
Von Dagobert zum Eulenspiegel: Arno Funke
Gewaltexzesse, brennende Kirchen, Drive-by-Shootings: Punk-, Metal-, Rap- und Hip-Hop-Musiker
„Mein Beitrag zur Kunst“. Der Fälscher Wolfgang Beltracchi
Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeitern der Zeitschrift sowie Angehörigen der eigenen Universität. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.
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