Glockenguss als kulturgeschichtliche Quelle
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseBereits in den 1970er Jahren wurde in unmittelbarer Nähe der Elisabethkirche in Marburg eine Glockengussanlage aus dem späten Mittelalter ausgegraben. Die gut erhaltene Anlage konnte damals nicht ausgewertet werden und wird im 1. Band der Forschungen des Instituts für Archäologie, Denkmalkunde und Kunstgeschichte erstmals umfassend vorgestellt.
Das Zusammenspiel der Disziplinen Glockenkunde, mittelalterliche Geschichte und Kunstgeschichte ermöglichte, Aussagen zu treffen, die weit über die Erkenntnisse der rein archäologischen Analysen hinausgehen. So konnte nachgewiesen werden, dass die in der Gussanlage hergestellte Glocke noch heute in der Elisabethkirche läutet. Es handelt sich dabei um die spätmittelalterliche Elisabethglocke. Dies ist als besonderer Glücksfall für die Forschung zu werten, da nur sehr selten sowohl die Glocke wie auch die dazugehörende Gussanlage erhalten geblieben sind.
Die Forschungsergebnisse lassen sich sehr gut mit den schriftlichen Überlieferungen zum Guss der berühmten Erfurter Gloriosa parallelisieren, dort fehlen allerdings die archäologischen Zeugnisse. Im Vergleich mit anderen archäologisch untersuchten Gussanlagen in Europa kommt dem Marburger Ensemble aus Glocke samt zugehöriger Gussgrube dadurch eine besondere Stellung im kulturellen Erbe des Mittelalters zu.
Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeitern der Zeitschrift sowie Angehörigen der eigenen Universität. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.
Ein Beitrag aus der Mittelalter-Redaktion der Universität Marburg
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