30 panische Jahre
Das Udo Lindenberg Foto-Buch "Zeitreise"
Von Olaf Reins
Der Mann hat mehr für die Wiedervereinigung getan als Helmut Kohl: Er bestieg mit seinem Panik-Orchester den Sonderzug nach Pankow, überreichte Erich Honecker eine Lederjacke mit schönem Gruß von den Hell´s Angels und demonstrierte den Bürgern der DDR auf diese Weise, dass auch ihre Politiker sterblich sind. Der Rest ist Geschichte. Heute zählt Udo neben Marius Müller-Westernhagen und Herbert Grönemeyer zu den wichtigsten populären Musikern Deutschlands, und seine Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten hat alle Aussichten auf Erfolg, seit Politik Pop geworden ist und Pop Politik.
"Zeitreise" ist ein assoziatives Bilderbuch in 94 schwarzweiß-Fotografien für Nostalgiker ab Ende 30, die sich für ein Stündchen oder mehr mit "ihrem Lindi", ihren Udo auf eine Sentimental Journey durch die letzten drei Jahrzehnte des Panik-Rockers (und womöglich ihrer eigenen Jugend) begeben wollen.
Aber das war es dann auch schon.
Abgesehen von einem von Udo Lindenberg verfassten Vorwort und collagenhaft in die Fotografien eingestreuten Songtexten, bzw. Songtextexzerpten gibt es keinerlei Informationen zu den Bildern. Und nicht nur das Glossar fehlt: selbst die Chronologie der Fotos präsentiert sich auf eine durchgestylte Weise abwinkend nachlässig.
So ist "Zeitreise" ein melancholisch stimmendes Bilderbuch für eingefleischte Lindenberg-Fans geworden, die ohnedies schon alles wissen. Die allerdings dürfen sich über ein opulentes Werk freuen, in dem sie so richtig satt in Lindenberg schwelgen können.
Einen ersten Eindruck von der Güte der Fotos kann man sich übrigens im Internet machen. Unter http://gimbut.bei.t-online.de/ ist eine kleine Auswahl der Fotos vorgestellt.