Lust und Frust des Promovierens

Ein "Promotionsratgeber" leistet allerlei Hilfestellung

Von Carolin BiewerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Carolin Biewer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Angeregt durch Diskussionen im "Interdisziplinären Doktorandenkolloquium der Philosophischen Fakultät" der Uni Düsseldorf, bei denen der allgemein große Bedarf der Doktoranden nach Orientierung deutlich wurde, hat Sabine Brenner sich um die Herausgabe eines Promotionsführers besonderer Art bemüht. Neun Fragen rund ums Promovieren wurden ausgewählt und von Fachleuten beantwortet, angefangen von Problemen zu Beginn der Promotion wie Themenfindung, Exposé, Stipendien, über Fragen der gründlichen Literaturrecherche während des Verfassens der Arbeit, bis hin zu den Problemen, die sich mit Abgabe der Arbeit stellen, wie Rigorosum, Publikation, Zukunftsaussichten. Damit ist ein Promotionsratgeber erschienen, der die Orientierung gibt, die für ein systematisches und zügiges Promovieren nötig ist und mehr Spaß als Frust beim Promovieren garantiert.

Im ersten Artikel gibt Gertrude Cepl-Kaufmann Hilfestellung bei der Themenfindung. Sie bespricht die Vor- und Nachteile, die sich einstellen, sollte man sich dafür entscheiden, eine Magister- oder Staatsexamensarbeit auszubauen statt ein völlig neues Thema zu wählen. Sie weist darauf hin, dass man bei der Themenentscheidung berücksichtigen muss, welcher Forschungsbedarf in den infrage kommenden Gebieten vorhanden ist, welche Forschungslandschaft an der ausgewählten Universität vorzufinden ist und wie es im Vergleich dazu mit eigenen Interessen aussieht. Sie gibt eine Reihe von guten Kriterien an, deren Berücksichtigung bei der Themenwahl helfen kann.

Ein guter Plan ist bei jeder wissenschaftlichen Arbeit nötig, nicht nur, um sich selbst Sicherheit zu geben, sondern auch, so Ulrich von Alemann im zweiten Artikel über das Exposé, um Betreuer und Stiftungen vom eigenem Forschungsvorhaben zu überzeugen. Im Folgenden werden die Punkte besprochen, die ein Exposé beinhalten sollte. Es wird beschrieben, wie lang ein Exposé sein muss und wie viel Zeit man dafür investieren sollte. Dann werden zu jedem einzelnen Teil des Exposés Tipps gegeben, die nicht nur dazu befähigen, ein vernünftiges Exposé zu schreiben sondern auch zu einem optimalen Einstieg in eine Promotion verhelfen.

Ariane Neuhaus-Koch stellt in ihrem Artikel die verschiedenen Stipendien vor, für die sich Doktoranden bewerben können. Sie unterscheidet zwischen Stipendien, die leistungsorientiert sind und Stipendien, bei denen sozial-politisches oder kirchliches Engagement ein wichtiges Auswahlkriterium ist. Dann stellt sie die einzelnen Stiftungen in ihren Zielsetzungen, Auswahlvoraussetzungen und Auswahlverfahren vor und gibt die Adressen an, an die man sich zur Bewerbung oder weiteren Information wenden kann. Man erhält eine Fülle an Material und die Möglichkeit, einen Weg durch die Masse der Angebote zu finden. Auf neuere Entwicklungen bei den Stiftungen, die z. T. aus finanziellen Gründen die Zahl der Stipendien im letzen Jahr verringert haben, kann die Autorin leider nicht eingehen.

Carola Spies führt in die umfassende Recherche ein. Sie stellt die einzelnen Kataloge und Bibliographien vor, die zu konsultieren sind, um für die Doktorarbeit relevante Forschungsliteratur vollständig abzudecken und nennt wichtige Internetadressen, die den Zugang zu den genannten Katalogen eröffnen bzw. bei der Suche der Bibliographien behilflich sind. Ebenso informiert sie über Möglichkeiten der Literaturbeschaffung, durch Fernleihe über die Universität oder elektronische Dokumentenliefersysteme wie SUBITO. Manche Internetadressen sind nur für Doktoranden der Uni Düsseldorf oder des Landes Nordrhein-Westfalen von Interesse. Insgesamt wird aber eine sehr gute Einführung in die Recherchemöglichkeiten gegeben.

Zu wenig Zeit für die Promotion zu haben, sei der alltägliche Seufzer fast aller Doktoranden, so Corinna Kaiser im darauf folgenden Artikel. Sie macht Vorschläge zu einem individuell verbesserten Zeitmanagement. Man sollte sich selbst eine Grenze setzen, bis wann die Arbeit fertig sein solle. Man sollte sich vor einem Hang zum Perfektionismus ebenso bewahren wie vor Chaos am Arbeitsplatz. Empfohlen werden Zeitpläne, bei denen aufgeschrieben wird, welche Arbeitsschritte wie viel Zeit verbrauchen, und "to do"-Listen für jeden Tag. Diese und weitere Tipps werden gegen Ende noch einmal übersichtlich zusammengefasst. Es wird klar, zügiges Promovieren ist neben Durchhaltevermögen eine Sache des Willens und der Organisation.

Bernd Kortländer klärt über Entstehung, Geschichte und typische Kennzeichen von Literaturarchiven auf und gibt Hilfestellung, wie man sich über den Bestand eines Archivs informieren kann und welche wichtigen Archive es in Deutschland gibt. Er widmet sich ausführlich der Frage, welchen Nutzen ein Literaturarchiv für die Forschung bringen kann. Das Kapitel ist speziell auf Germanisten zugeschnitten, gibt aber auch den Hinweis auf einen sich im Aufbau befindlichen Verbund europäischer Zentralkarteien, mit denen auch Archive andernorts anderer europäischer Autoren ausfindig zu machen sind.

Es folgt ein sehr informatives Kapitel zu Möglichkeiten der Publikation der Promotion. Christoph von der Horst spielt drei Fallbeispiele durch, um zu erklären, von welchen Faktoren man es abhängig machen sollte, ob man die Doktorarbeit in einem wissenschaftlichen Verlag unterzubringen versucht, eine Online-Publikation wagt oder den klassischen Weg geht, eine vorgeschriebene Anzahl von Kopien der Universitätsbibliothek zur Verfügung zu stellen. Entscheidungskriterien sind hier nicht nur die Note des Examens sondern auch die weiteren Berufsaussichten und die Frage der Kosten. Bei allen drei Möglichkeiten werden Vorzüge und Nachteile gegeneinander abgewogen. Die Ausführungen sind sehr anschaulich und geben eine gute Idee, welche Art der Publikation für einen selbst die richtige ist.

Bernd Witte klärt über die Möglichkeiten der Gestaltung einer mündlichen Doktorprüfung auf. Er erläutert die Unterschiede zwischen Disputation und Rigorosum und erklärt die speziellen Verfahren der Uni Düsseldorf. Somit erhält der Leser einen Eindruck, wie eine mündliche Doktorprüfung ablaufen kann.

Joseph A. Kruse versucht beim Thema "Promotion und was dann?" zu beschwichtigen, dass, egal welcher Werdegang auf die Promotion folge, die Promotion auf jeden Fall ein Gewinn sei. Dabei geht er allerdings leider mehr auf den eher nebensächlichen Glanz eines Titels ein als auf die Zukunftsperspektiven, die nicht unbedingt so rosig sein müssen wie der Artikel es glaubhaft machen will.

In der Auswahl, Reihenfolge und Vielseitigkeit der Artikel ist dieser Ratgeber ein wertvoller Begleiter durch die gesamte Promotionszeit. Und das nicht nur für Doktoranden der philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf, sondern für alle Doktoranden der Gesellschaftswissenschaften in Deutschland, die Tipps zum erfolgreichen und zügigen Promovieren suchen.

Sabine Brenner studierte Germanistik und Medienwissenschaften und ist seit 2001 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf. Als Sprecherin der Gruppe "Organisation" im "Interdisziplinären Doktorandenkolloquium der Philosophischen Fakultät" der Uni Düsseldorf hat sie den vorliegenden Promotionsratgeber zusammengestellt und zur Veröffentlichung gebracht und damit eine wertvolle Hilfestellung für die Nachwuchswissenschaftler der Geisteswissenschaften geliefert. Es sollte mehr solcher Ratgeber geben. Damit Promovieren noch mehr Spaß macht.

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Sabine Brenner (Hg.): Promotionsratgeber. für die Doktoranden der philosophischen Fakultät.
Grupello Verlag, Düsseldorf 2001.
127 Seiten, 14,80 EUR.
ISBN-10: 3933749484

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