Über eine Meisterin der kleinen Form
Aufsätze und Streitschriften" von Silvia Bovenschen
Von Christine Kanz
Ihr Aufsatz über die Frage, ob es eine "weibliche Ästhetik" gebe, machte sie auf einen Schlag bekannt. Ihre Studie über "Die imaginierte Weiblichkeit", die sich den spezifischen literarischen Produktionsbedingungen von Frauen im 18. Jahrhundert widmete, erhob sie zu einer der führenden Literaturwissenschaftlerinnen der achtziger Jahre in Deutschland. Studien wie die über Weiblichkeitsstereotype in den Köpfen männlicher Schriftsteller Anfang dieses Jahrhunderts haben das Bild der 'Vorbildprofessorin' abgerundet. Die Rede ist von Silvia Bovenschen.
In der Öffentlichkeit distanzierte sich die streitbare Frankfurter Literaturwissenschaftlerin und Publizistin immer wieder von dem Etikett "Feministin". Ihre neue Essaysammlung aber zeigt: Sie ist sich treu geblieben. Das ganze Buch dreht sich um Stereotype - seien sie in Männer- oder Frauenköpfen verankert - und ein Drittel etwa thematisiert explizit den "Unterschied der Geschlechter".
Klug und ironisch schreibt Silvia Bovenschen über Freundschaft und Gefühle, über Körper und Mode, über Pornographie und über den Tod. Der vorliegende Band versammelt zahlreiche ihrer Texte aus den vergangenen fünfzehn Jahren und vermittelt damit nicht nur einen Eindruck ihres gesamten wissenschaftlichen Schaffens, sondern zeigt zugleich, daß Wissenschaft und Witz sich nicht ausschließen müssen.
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