Jesu Mutter und Brüder glauben, er sei von Sinnen. Zusammenstöße mit Schriftgelehrten und Farisäern

Jesu Mutter und Brüder glauben, er sei von Sinnen

Zusammenstöße mit Schriftgelehrten und Farisäern

(Mk VI 53) Jesus aber fuhr mit seinen Jüngern wieder übers Meer und landete in Gennesaret[1]. (54) Kaum hatten sie das Boot verlassen, da erkannten ihn die Leute (55) und holten von überall her die Kranken auf Bahren herbei. (56) Und wo er nur ein Dorf, eine Stadt oder ein Gehöft betrat, da trugen sie die Kranken auf die Straße und baten ihn, sie wenigstens den Saum seines Mantels berühren zu lassen; und wer daran rührte wurde gesund.

(III 20) Als er dann nach Hause kam, lief wieder eine solche Menge zusammen, daß sie nicht einmal essen konnten. (21) Da machten sich seine Angehörigen auf[2], um ihn festzunehmen; denn sie meinten er hätte den Verstand verloren.

(22) Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: (Mt XII 24) „Durch Beelzebub den Obersten der Dämonen[3] treibt er die Dämonen aus.“ (MK III 23) Da rief Jesus sie zu sich und sprach: „Wie kann ein Satan den anderen austreiben? (24.25) Wenn ein Reich oder Haus sich entzweit, so hat es keinen Bestand. (26) So auch der Satan, wenn er gegen sich selbst aufsteht und sich entzweit, kann er nicht bestehn, sondern es ist aus mit ihm. (Mt III 27) Im übrigen, wenn ich mit Beelzebub die Dämonen austreibe, mit wem treiben sie dann eure Leute aus? So werden sie eure Richter sein.[4] (28) Wenn aber ich durch den Geist Gottes die Dämonen austreibe, so ist ja das Reich Gottes schon zu euch gekommen. (29) Oder wie kann jemand in eines Starken Haus einbrechen und seinen Hausrat rauben, ohne ihn vorher gefesselt zu haben? (43) Wenn aber der unreine Geist einen Menschen verlassen hat, so durchschweift er wasserlose Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht. (44) Dann sagt er: Ich will in mein früheres Haus zurück! Und wenn er hinkommt, findet ers leer gefegt und geschmückt. (45) Nun holt er sieben andre böse Geister, schlimmer als er selbst; und sie ziehen ein und wohnen darin. Und so geht es dem Menschen hinterher schlechter als zuvor.“[5]

(Lk XI 27) Als er so redete, rief eine Frau aus dem Volke: „Selig der Schoß der dich getragen und die Brüste die du gesogen!“ (28) Er aber sagte: „Selig sind die Gottes Wort hören und befolgen!“

(Mk III 31) Jetzt kamen seine Mutter und seine Brüder, blieben aber draußen stehn und ließen ihn herausrufen; (32) denn es saß eine große Menschenmenge um ihn herum. Doch als man ihm sagte: „Deine Mutter und deine Brüder stehn draußen und möchten dich sprechen.“ (33) erwiderte er: „Wer sind meine Mutter und meine Brüder?“ (34) Und er sah die rings um ihn saßen an und sprach: „Das sind meine Mutter und meine Brüder. (35) Jeder, der den Willen Gottes tut, ist mein Bruder, meine Schwester, meine Mutter.“

(II 15) Als Jesus dann mit seinen Jüngern und vielen Zöllnern und Sündern zu Tische saß, denn viele hatten sich ihm angeschlossen, (16) und die farisäischen Schriftgelehrten ihn mit den Sündern und Zöllnern essen sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: „Wie kann er mit den Zöllnern und Sündern essen?“ (17) Das hörte Jesus und sprach: „Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken; ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“

(Lk XV 3) Und er sagte ihnen dies Gleichnis: (4) „Wer unter euch, der hundert Schafe hat und eins davon verliert, läßt nicht die neunundneunzig auf der Trift und geht dem verlorenen nach, bis ers findet? (5) Und wenn ers gefunden, legt ers voll Freude auf seine Schulter, (6) geht nach Hause, ruft seine Freunde und Nachbarn und spricht: „Freut euch mit mir! ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.“ (7) Ich sage euch: So wird auch im Himmel Freude sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

(8) Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet nicht ein Licht an, fegt das Haus und sucht eifrig, bis sie sie findet? (9) Und wenn sie sie gefunden, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: „Freut euch mit mir! ich habe meine Drachme gefunden, die ich verloren hatte.“ (10) Ich sage euch: So ist auch bei den Engeln Gottes Freude über einen Sünder, der Buße tut.“

(11) Und noch ein andres Gleichnis sagte er ihnen: „Ein Mann hatte zwei Söhne. (12) Und der jüngste sagte zu seinem Vater: „Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir gebührt!“ Da teilte der Vater seine Habe unter sie. (13) Nicht lange danach nahm der Jüngste all sein Hab und Gut zu Geld und zog in ein fernes Land. Dort brachte er sein Vermögen mit Ausschweifungen durch. (14) Als er nun alles ausgegeben hatte, kam eine schwere Hungersnot über das Land, und er begann zu darben. (15) Da hängte er sich an einen Bürger des Landes; der schickte ihn auf seine Felder, die Schweine zu hüten. (16) Gern hätte er sich den Bauch gefüllt mit den Schoten, die die Schweine fraßen; aber niemand gab sie ihm. (17) Jetzt ging er in sich und dachte: „Wieviel Tagelöhner hat mein Vater, die Brot die Fülle haben, und ich komme hier vor Hunger um! (18) Ich will wieder zu meinem Vater gehn und ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen Gott und gegen dich; (19) ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mach mich zu einem deiner Tagelöhner!“ (20) Und er machte sich auf zu seinem Vater. Als der ihn von weitem kommen sah, lief er ihm voll Mitleid entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. (21) Der Sohn aber sagte: „Vater, ich habe gesündigt gegen Gott und gegen dich; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.“ (22) Doch der Vater befahl seinen Knechten: „Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, gebt ihm auch einen Ring an die Hand und Schuh an die Füße (23) und schlachtet das gemästete Kalb! Wir wollen essen und fröhlich sein; (24) denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist wiedergefunden.“ Und sie fingen an, fröhlich zu sein. (25) Der älteste Sohn aber war auf dem Felde. Als er nun nach Hause kam und Musik und Tanz hörte, (26) rief er einen der Knechte und fragte ihn, was das bedeute. (27) Der antwortete: „Dein Bruder ist da; und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder hat.“ (28) Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehn. Der Vater kam heraus und bat ihn; (29) doch er erwiderte: „So viele Jahre schon diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten; und doch hast du mir nie auch nur ein Böckchen gegeben, um mit meinen Freunden fröhlich zu sein. (30) Nun aber dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Geld mit Huren verpraßt hat, hast du für ihn das gemästete Kalb geschlachtet.“ (31) Der Vater erwiderte: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles was mein ist ist dein. (32) Wir mußten doch feiern und fröhlich sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist wiedergefunden.“[6]

(Mk X 2) Als einmal die Farisäer, um Jesus eine Falle zu stellen, ihn fragten, ob ein Mann seine Frau entlassen dürfe, (3) fragte sie Jesus: „Was hat euch Mose geboten?“ (4) Sie antworteten: „Mose hat erlaubt, sie zu entlassen; man muß ihr aber einen Scheidebrief[7] ausstellen.“ (5) Jesus erwiderte: „Nur wegen eurer Hartherzigkeit hat er euch dies Gebot gegeben (6) bei der Schöpfung aber schreibt er: ‚Gott schuf sie einen Mann und ein Weib; (7) darum verläßt der Mann Vater und Mutter, (8) und werden die beiden ein Leib.’ (9) Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“

(Joh VIII 3) Da brachten die Schriftgelehrten und Farisäer eine Frau zu Jesus (4) und sagten: „Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. (5) Nun hat Mose im Gesetz geboten, eine solche zu steinigen. Was sagst du dazu?“ (6) Jesus aber bückte sich und zeichnete etwas mit dem Finger in den Staub. (7) Als sie nun hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie!“ (8) Dann bückte er sich wieder und fuhr fort zu zeichnen. (9) Sie aber schlichen, als sie dies vernahmen, einer nach dem andern davon, die ältesten voran, bis Jesus allein mit der Frau zurückblieb. (10) Jetzt richtete Jesus sich wieder auf und fragte die Frau: „Wo sind sie? hat dich keiner verurteilt?“ (11) Sie antwortete: „Keiner, Herr.“ Da sagte Jesus: „Dann verurteile ich dich auch nicht. Geh, aber sündige fortan nicht mehr!“[8]

(Lk VII 36.37) Als einmal eine Frau, die eine Sünderin war, erfuhr daß Jesus von einem Farisäer eingeladen bei ihm zu Tische lag, (38) ging sie mit einem Fläschchen Nardenöl dorthin, netzte seine Füße mit ihren Tränen und trocknete sie mit ihrem Haar; dann küßte sie seine Füße und salbte sie mit dem Öl. (39) Als der Farisäer das sah, dachte er: „Wenn dieser ein Profet wäre, würde er wissen, was für ein Weib die ist, die ihn anrührt.“ (40) Da sprach Jesus zu ihm: „Simon, ich habe dir etwas zu sagen.“ Er antwortete: „Meister, sprich!“ (41) Da sagte Jesus: „Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine schuldete ihm fünfhundert Denare, der andere fünfzig. (42) Da sie nicht bezahlen konnten, schenkte ers beiden. Wer von ihnen wird ihn nun wohl am meisten lieben?“ (43) Simon antwortete: „Ich glaube der, dem er am meisten geschenkt hat.“ (44) Jesus sagte: „Ganz richtig!“ Und zu der Frau sich umwendend, fuhr er fort: „Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, und du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; sie aber hat meine Füße mit ihren Tränen genetzt und mit ihren Haaren getrocknet. (45) Du hast mir keinen Kuß gegeben; sie aber hat unaufhörlich mir die Füße geküßt. (46) Du hast mir das Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat mir die Füße mit Narde gesalbt. (47) Darum sage ich dir: „Ihre vielen Sünden sind ihr vergeben, denn ihre Liebe war groß (während der, dem wenig erlassen ist, auch wenig liebt).“[9]

(XIV 1) Als Jesus einmal von einem Obersten der Farisäer zum Essen geladen war (7) und sah wie die Gäste zu den ersten Plätzen drängten, sagte er: (8) „Wenn dich jemand zu einem Fest einlädt, so setz dich nicht auf den ersten Platz! Es könnte ein Vornehmerer als du geladen sein; (9) und der Gastgeber würde dann zu dir sagen: Mach diesem Platz! und du müßtest beschämt den letzten Platz einnehmen. (10) Setz dich vielmehr auf den letzten Platz! Dann wird der Gastgeber zu dir sagen: Rück herauf, Freund! und das wird dir eine Ehre sein vor den anderen Gästen. (11) Wer sich selbst erhöht wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt erhöht.“ (12) Zu dem Gastgeber aber sagte er: „Wenn du ein Mittag- oder Abendessen gibst, so lade nicht deine Freunde Brüder Verwandte oder reiche Nachbarn ein, die dich wieder einladen würden, um dirs zu vergelten! (13) Sondern lade dazu Arme Krüppel Lahme und Blinde ein! (14) Heil dir, wenn du das tust! Sie können dirs zwar nicht vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“

(Mk VII 1) Eines Tages versammelten sich bei Jesus die Farisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren; (2) und als sie einige seiner Jünger mit unreinen, d. i. ungewaschenen Händen essen sahen, (5) fragten sie ihn: „Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten[10], sondern essen mit unreinen Händen?“ (3) Die Farisäer und die Juden überhaupt essen nämlich nur, wenn sie sich entsprechend der Überlieferung der Alten die Hände gewaschen haben; (4) und noch viele andere Überlieferungen beobachten sie, z. B. das Spülen von Bechern Krügen und Kupfergeschirr. (6) Jesus antwortete: „Treffend hat von euch Heuchlern Jesaja geweissagt: ‚Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist fern von mir; (7) doch vergebens ehren sie mich mit ihrem Lehren von Menschengeboten.’ (8) Gottes Gebot laßt ihr außer acht und beobachtet die Überlieferung von Menschen. (10) Mose hat gesagt: ‚Ehre Vater und Mutter!’ (11) Ihr aber, wenn jemand zu Vater oder Mutter gesagt hat: ‚Korban (d. i. Opfer[11]) sei, was dir von mir hätte zugute kommen können!’ (12) laßt ihn nichts mehr für Vater oder Mutter tun (13) und hebt so das Wort Gottes auf durch eure Überlieferung.“ (14) Und er rief die Menge herbei und sprach: „Habt acht! (15) Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn verunreinigen; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“ (17) Zu Hause befragten ihn seine Jünger über diesen Ausspruch. (18) Er antwortete: „Seid auch ihr so unverständig? Begreift ihr nicht, daß alles, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht verunreinigen kann? (19) Es kommt ja nicht in sein Herz sondern in seinen Bauch und geht dann in den Abort. (20) Was aber aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. (21) Denn aus dem Herzen des Menschen kommen die bösen Gedanken: Unzucht Diebstahl Mord (22) Ehebruch Habgier Bosheit Arglist Schwelgerei Neid Lästerung Hochmut Unvernunft. (23) All dies macht den Menschen unrein.“

(Mt XV 12) Die Jünger aber sagten: „Weißt du, dass die Farisäer, als sie das Wort hörten, Anstoß nahmen?“ (14) Er sprach: „Laßt sie! sie sind blinde Blindenführer; wenn aber ein Blinder einen anderen führt, fallen sie beide in die Grube.“

(Mk II 18) Einst fragte man Jesus: „Warum fasten die Jünger des Johannes und der Farisäer, deine aber nicht?“ (19) Jesus antwortete: „Können die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist?“[12]

(21) „Niemand näht einen Flicken ungewalkten Tuchs auf ein altes Kleid; denn der Flicken würde abreißen[13], der neue vom alten, und der Riß würde ärger. (22) Auch füllt niemand jungen Wein in alte Schläuche; denn er würde die Schläuche zerreißen[14], und Wein und Schläuche wären verloren.“

(23) Als Jesus einmal am Sabbat mit seinen Jüngern durch die Felder ging und seine Jünger im Vorübergehn Ähren abrupften, (24) sagten die Farisäer zu ihm: „Sieh, wie sie am Sabbat tun, was nicht erlaubt ist!“ (25) Jesus erwiderte: „Habt ihr nie gelesen was Dawid tat, als ihn hungerte? (26) wie er in das Haus Gottes trat und die Schaubrote aß, die nur die Priester essen dürfen, und auch seinen Gefährten davon gab?[15] (27) Der Sabbat ist um des Menschen willen da und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“

(III 1) Als Jesus wieder einmal in die Synagoge ging, war da ein Mann mit einer gelähmten Hand. (2) Und sie paßten auf, ob er ihn am Sabbat heilen würde, um ihn verklagen zu können. (3) Jesus aber sagte zu dem Manne: „Steh auf und tritt vor!“ (4) Dann fragte er sie: (Lk XIV 5)“Wer von euch zieht nicht einen Ochsen oder Esel, wenn er in den Brunnen gefallen ist, auch am Sabbat wieder heraus. (Mk III 4) Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses, ein Leben retten oder vernichten?“ Sie schwiegen. (5) Da sah er sie ringsum zornig an, betrübt über ihre Verstocktheit, und sprach zu dem Manne: „Streck deine Hand aus!“ Und als er sie ausstreckte, war sie wieder gesund. (6) Die Farisäer aber gingen hinaus und berieten mit den Herodianern[16], wie sie ihn umbringen könnten.

Erklärungen

[1] Fruchtbare Ebene südlich Kapernaum.

[2] Vgl. III 31 !

[3] Diese bilden ein Reich unter Beelzebub.

[4] Von unherziehenden jüdischen Teufelsbeschwörern erzählt schadenfroh Apg XIX 13-16.

[5] Die Verse 43-45 stehn im Widerspruch mit Mt XII 28; denn sie besagen: Die Teufelsaustreibungen „nützen nicht auf die Dauer, es treten immer wieder Rückfälle ein, die das Übel nur ärger machen.“ (W)

[6] Der zweite Teil der Geschichte wirft die Frage auf, wie sich die Vorliebe Gottes für die Sünder, die Buße tun, mit seiner Gerechtigkeit verträgt.

[7] Durch den die entlassene Frau das Recht erhielt, sich mit einem beliebigen andern zu verheiraten.

[8] Diese Geschichte, die ganz den Charakter synoptischer Jesusgeschichten trägt, ist merkwürdigerweise in das Johannesevangelium eingedrungen. Sie fehlt aber in den besten griechischen Handschriften, in einigen Übersetzungen und bei den ältesten Kirchenvätern. Einige Handschriften bringen sie nach Lk XXI.

[9] Diese Geschichte von der Salbung Jesu durch eine Hure gelegentlich einer Mahlzeit im Hause Simons des Farisäers hat Lk statt der von Mk XIV 3-9 und Mt XXVI 6-13 überlieferten Geschichte von der Salbung Jesu in Bethanien durch eine Jüngerin gelegentlich einer Mahlzeit im Hause Simons des Aussätzigen. Ob Lk den Mk-text von sich aus, seiner Vorliebe für reuige Sünder folgend, so umgebildet hat oder schon eine solche Umbildung vorfand, ist zweifelhaft. Der Sinn von Vers 47 b ist offenbar: Entsprechend 41-43 kann man an der Größe ihrer Liebe gegen mich erkennen, dass ihr schon zuvor alle Sündern vergeben waren. Das ist aber ein recht gekünstelter Gedanke. Läßt man die von mir in 41-44.47 eingeklammerten Worte weg, so ergibt sich derselbe Gedanke wie der der folgenden arabischen Geschichte: „Eine fahrende Hure kam vorbei an einem Hunde, der lechzend und verkommend am Rande eines Brunnens lag. Da zog sie ihren Schuh aus, band ihn an ihre Kopfbinde und schöpfte damit Wasser für den Hund. Darum sind ihr ihre Sünden vergeben.“

[10] Die Tradition der Schriftgelehrten, die sich von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzte und vermehrte.

[11] Für Gott.

[12] Unter dem Bräutigam konnten die Hörer kaum etwas anderes verstehn als den Messias; denn die Vorstellung der messianischen Zeit als einer Hochzeit war allen Vertraut (vgl. Mt XXV 1-12 !). Danach hätte also Jesus sich schon hier öffentlich Unmissverständlich als Messias kundgetan, was aber in völligem Widerspruch zu VIII 27 ff. steht. Nach Jesu Tode wurde das Fasten auch bei seinen Anhängern Sitte (vgl. Apg XIII 3 !). Das läßt Vers 20 Jesus voraussagen mit den Worten: „Es werden aber Tage kommen, wo der Bräutigam von ihnen genommen ist; dann werden sie fasten.“

[13] Beim ersten Waschen, weil er dann einlaufen würde.

[14] Weil er noch gärt. Die Verse 21.22 werden kaum von Jesus oder der Urgemeinde stammen; denn die Unverträglichkeit des Christentums mit dem Judentum hat doch wohl erst das Heidenchristentum erkannt.

[15] Auf der Flucht vor König Saul (1. Samuel XXI 1-7).

[16] Den Parteigängern des Landesherrn Herodes Antipas.

Israel und Juda. Sage und Geschichte, Weisheit und Hoffnung eines Volkes in Selbstzeugnissen. Hg. u. kommentiert von August Möhle (seit 2017 auch als E-Book)