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In Anthropopolis
Götz Aly öffnet das Schloss zu Siegfried Lichtenstaedters Vermächtnis
Von Galina Hristeva
Ausgabe 07-2019
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Klappentext des Verlages
Wie ein bayerisch-jüdischer Beamter den Holocaust vorhersagte: Scharf beobachtend und mit jüdischem Witz schrieb Siegfried Lichtenstaedter (1865-1942) Satiren und Prognosen, die so verblüffend hellsichtig sind, dass der Historiker Götz Aly sie ausgegraben und neu zusammengestellt hat. In drei begleitenden Essays schildert Götz Aly außerdem Lichtenstaedters Leben und zeigt, wie aktuell diese Texte über Antisemitismus, Völkermord und Hass heute wieder sind.
1923 hielt Siegfried Lichtenstaedter für möglich, was 1933 begann: Dass die Juden in Deutschland ‚totgeschlagen und ihre Güter den ›Ariern‹ gegeben‘ würden. 1926 beobachtete er, wie – ‚heimlich ersehnt und schmunzelnd erwähnt‘ – Vernichtungswünsche gegen die Juden immer populärer wurden. Damals erschien auch die Satire über die München sehr ähnliche Stadt Anthropopolis: Als hier die Stelle des Gerichtsvollziehers mit einem Juden besetzt wird, gerät ‚dieses Amt zu 100 Prozent in jüdische Hand‘! Daraus entspinnt sich eine sich langsam radikalisierende Kampagne, die in der Forderung endet, ‚das ganze Volk Israels unschädlich zu machen‘.
‚Als aktiver Beamter, noch dazu Jude‘ veröffentlichte Lichtenstaedter seine mit jüdischem Witz verfeinerten Geschichten und Prognosen unter Pseudonymen. Früh erkannte er die Gefahren des leisen, jedoch hinterhältigen deutschen Antisemitismus und des allgemeinen, oft unvermutet hervorbrechenden Minderheitenhasses.
Heute drängen lange verdeckte ethnische und religiöse Konflikte wieder auf die politische Tagesordnung. Auch das motivierte Götz Aly, die wichtigsten Texte Lichtenstaedters auszuwählen. Sie lesen sich, als seien sie gestern für uns Heutige geschrieben – eine echte Entdeckung.
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