Leserbriefe zur Rezension

Ein Dichter wird kanonisch

Markus Mays, Peter Goßens’ und Jürgen Lehmanns Celan-Handbuch ist klar strukturiert und zeugt von der Heterogenität bisheriger Deutungsansätze

Von Carolina Kapraun


Markus Schneemann schrieb uns am 27.03.2010
Thema: Carolina Kapraun: Ein Dichter wird kanonisch

Carolina Kapraun erwähnt in ihrer Rezension korrekt die Herkunft Celans als "eines Autors aus der Bukowina". Zum Abschluss lässt sie sich allerdings zu einer Vereinnahmung in einen wie auch immer gearteten Kanon hinreissen, indem sie schreibt, das besprochene Celan-Handbuch demonstriere den Stellenwert "eines in seiner Bedeutung nicht zu überschätzenden deutschen Dichters." Celan ist kein deutscher Dichter. Er lebte nie in Deutschland, und war nie deutscher Staatsbürger. Er schrieb in seiner Muttersprache, die deutsch war. Dies war ja gerade das zentrale Thema seiner Existenz, schreiben zu müssen in der Sprache der Mörder seiner Familie und seiner Heimat. Weniger existentiell bedeutend, aber ebenso verfehlt wäre es wohl auch, Dürrenmatt und Bernhard als deutsche Dichter zu bezeichnen.