Leserbriefe zur Rezension

Literarischer Kolonialismus

Eva Blomes Untersuchung der Konstruktion von „Rasse“ und Sexualität in deutschen Romanen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts

Von Rolf Löchel


Veit Feger schrieb uns am 28.11.2011
Thema: Rolf Löchel: Literarischer Kolonialismus

Sehr geehrter Herr Löchel,

als am 21. November 2011 die neue Rezensionenliste von “Literaturkritik” bei mir per e-Mail einlief, schaute ich rasch über alle 25 Titel drüber und entschied mich, EINEN, der mich vom Thema her am meisten interessierte,  auszudrucken, um ihn genau zu lesen.
Das war Ihre Besprechung von Eva Blomes Untersuchung....

Als ich nach der Lektüre die drei Din-A-4-Seiten auf meine seitlichen Anstreichungen durchschaute, sah ich, wie wenig das war, was ich meines Empfindens durch Ihre Rezension des Blome-Buchs über eben dieses Buch  erfahren hatte.

Ich dachte beispielsweise, ich würde  durch Ihre Rezension erfahren, zu welchen Zeiten besonders viel “rassistische” Romane erschienen; schließlich ist der Zeitraum “erstes Drittel des 20. Jahrhunderts”  lang  und ereignisreich genug, um die literarische Produktion in diesem Zeitraum zu differenzieren, wenigstens nach  Kaiserreich und  Zwanziger Jahre. Indes – nichts  dergleichen.
Ich dachte, ich erfahre etwas über die Anzahl der einschlägigen  Romane (und sonstiger Texte) zu dem genannten Thema oder über die Bedeutung, die diese Texte im jeweiligen Autoren-Oeuvre haben.... Fehlanzeige.

Mir wurden genau fünf literarische Texte mit “rassistischem” Inhalt “namentlich” genannt.
Inhaltliches zu diesen fünf  Romanen wird in gerade mal in zwei von zehn Abschnitten dieser Rezension vorgetragen.
Die wesentliche inhaltliche Aussage: Die Autoren warnen (absichtlich oder unabsichtlich) vor rassischer Vermischung. Flippig formuliert: Heirat keine Schwarze, das geht schlecht aus....!

Ein gewisser Unterschied, so erfahre ich, wird in den untersuchten Romanen gemacht zwischen den verschiedenen Paarungen  “farbig – weiß” und “Türke – Europäer”. Letztere Paarung wird wohl zumeist gar nicht als verschieden-RASSISCH, sondern nur als verschieden-ETHNISCH  angesehen.

Die gesamte Rezension  strotzt (wie wohl auch das rezensierte Buch)  von Fremdwörtern,  die es vor fünfzig Jahren in deutschen wissenschaftlichen Texten so gut wie nicht gab und deren Berechtigung ich in einer ganzen Reihe Fälle bezweifle.  - Man kommt sich vor, als ob man den bemühten Text eines gegenwärtigen Germanistik- oder Soziologie-Studenten liest, verfasst von jemand, der unbedingt zeigen muss, was er an derzeit  modischer Terminologie “drauf” hat.

Der Großteil der Rezension befasst sich mit Fragen der literarischen Untersuchungsmethode.
Es wär wirklich schön gewesen: “mehr Fleisch an die Knochen”, damit die bisher sicher schmerzliche Forschungslücke ein wenig deutlicher geschlossen wird........

Veit Feger. Veit.Feger@t-online.de