Leserbriefe zur Rezension
Komparatistik für Anfänger?
Die neue Auflage von Angelika Corbineau-Hoffmanns „Einführung in die Komparatistik“ wurde trotz zunehmender Didaktisierung in den Geisteswissenschaften nur geringfügig verändert – ein kleines Aufbegehren gegen den Vereinfachungstrend?
Von Regina Roßbach
Tobias Schmidt schrieb uns am 10.04.2014 Ich möchte Regina Roßbach dahingehend zustimmen, dass das Buch von Corbineau-Hoffmann als Einführung für Erstsemester durchaus geeignet ist. Die Frage ist nur: Für welche Erstsemester ist diese Einführung wirklich geeignet? Allgemein von Interesse ist der überaus wichtige Nachvollzug der Fachgeschichte. Das spricht eindeutig für das Buch. Und dennoch ist es unbestritten, dass in Leipzig, wo Angelika Corbineau-Hoffmann lehrt, eine andere Komparatistik betrieben wird (wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann) als beispielsweise in Erfurt (wo ich in AVL promoviere), oder auch in Konstanz, München oder Berlin. Nicht überall wo AVL gelehrt wird, spielen Konzepte wie Imagologie, Thematologie oder der Künstevergleich jene Rolle, die Corbineau-Hoffmann diesen zuweist. Dafür spricht etwa die von Regina Roßbach kritisierte Marginalisierung der Intertextualität oder auch das Schweigen über ganz aktuelle Forschungsansätze etwa an der Schnittstelle von Literaturwissenschaft und Medien- bzw. Filmwissenschaft. Und wie steht es mit den nicht-klassischen Literaturformen wie Comics oder Mangas? Auch hierzu bezieht Corbineau-Hoffmann keine Stellung. Das lässt zurecht daran zweifeln, ob Angelika Corbineau-Hoffmann die von ihr für das Fach Komparatistik/AVL in Anschlag gebrachte Offenheit selbst einlöst und praktiziert. Sprechendes Zeugnis darüber geben die stellenweise sehr ironischen Bemerkungen Corbineau-Hoffmanns zu Entwicklungen, die offenbar ihrer Vorstellung von Komparatistik widerstreben. Mit allem Recht kann man sagen, dass Angelika Corbineau-Hoffmann eine von ihr präferierte konservative Komparatistik gegen allzu grelle Einflüsterungen aus Nachbarwissenschaften verteidigen möchte. Offenheit wäre das nicht. Und ob das dem Fach wirklich hilft, weiterhin kreativ und innovativ zu sein wie in seinen Anfängen, bleibt fraglich. |