Leserbriefe zur Rezension

Vom Landvermessen in Seelenlandschaften

Gerald Murnane erkundet in seinem Roman „Die Ebenen“ mystisch-philosophisches Terrain fernab ausgetretener Pfade

Von Manfred Roth


Klaus Bonn schrieb uns am 26.12.2017
Thema: Manfred Roth: Vom Landvermessen in Seelenlandschaften

lieber Herr Roth,

eine treffende Besprechung der PLAINS, die ich im Original kenne und selbst dem einen und anderen Verlag zur Übersetzung vorgeschlagen hatte.

Woran ich beim Lesen öfter denken musste, war Wenders' DER STAND DER DINGE. Nicht, weil ich bei Murnane ein so genanntes filmisches Erzählen ausmachen wollte - was auch immer das sein möge. Es ist ein Vorantreiben des Erzählens, das sich aus einem Stand der Dinge im Sinne einer Stagnation generiert. Die Dinge kommen nicht voran, und das ist der Stand der Dinge... Das ist freilich nur ein kleiner Gedankensprenkel. -

Ja, schön wäre es, wenn man auch andere Prosa Murnanes, und auch seine Essays, in Augenschein nähme, aber ich fürchte, das werden die Verkaufszahlen nicht hergeben. Die PLAINS sind nun mal so eine Art Vorzeigetext des Autors, bei dem schmalen Band kein gar zu großes Kalkulationsrisiko.

Freundliche Grüße,
klaus bonn


Manfred Roth schrieb uns am 08.01.2018 als Antwort auf einen Leserbrief
Thema: Re: Manfred Roth: Vom Landvermessen in Seelenlandschaften

Lieber Herr Bonn,

herzlichen Dank für Ihre Anmerkungen.
Leider kenne ich Wenders' Film Der Stand der Dinge (noch) nicht, doch Ihre Ausführungen finde ich ausgesprochen interessant. Vor allem Ihrem Hinweis auf die Stagnation als wesentliches Element in den Arbeiten Murnanes kann ich mich nur anschließen, und darauf scheint auch der nigerianisch-amerikanische Autor Teju Cole abzuzielen, wenn er Gerald Murnane mit Samuel Beckett vergleicht.

Ihren Pessimismus, was die Veröffentlichung auch anderer Werke Murnanes hierzulande angeht, teile ich allerdings nicht, denn spätestens nachdem ihm in einem der kommenden Jahre der Literaturnobelpreis verliehen worden ist, werden sich auch die deutschen Verlage um ihn reißen.

Es grüßt Sie augenzwinkernd
Manfred Roth