Leserbriefe zur Rezension

Ethik der Gesetzlosigkeit

Chantal Gahlinger über die weibliche Selbstwerdung im Werk von Lou Andreas-Salomé

Von Rolf Löchel


Veit Feger schrieb uns am 15.02.2011
Thema: Rolf Löchel: Ethik der Gesetzlosigkeit

Gahlingers Buch kulminiert, dieser Rezension nach zu schließen, in einigen erstaunlichen Behauptungen.
Der Rezensent kritisiert nicht mehr, sondern zitiert nur noch; er übernimmt den feierlichen Ton der Autorin - was bei mir die Empfindung weckt, er stimme dem Zitierten zu.  
Dabei wär eine Distanzierung  DRINGEND angesagt.
Gahlinger stellt als frauentypisch ein Verhalten dar, das wohl  eher ihr Wunschtraum als die “Wirklichkeit” ist. Frauen, so behauptet Gahlinger, hegten eine “viel tiefer verborgene Verachtung” für die “ewigen Gesetzestafeln”, verglichen mit dem Mann. Daher erlangten sie die wahre Autonomie der Ethik der Gesetzlosigkeit leichter.
Welch feierlicher Ton!
Indes: ob  Frauen die “Gesetzestafeln” verachten oder nicht, das ist eine Frage, die sich meines Erachtens EMPIRISCH entscheiden lässt. Darüber muss nicht spekuliert werden.  Ich denke: ein kurzer Blick in christliche Sonntagsgottesdienste  oder auf Muslima-Verschleierungen lässt erkennen, dass gerade FRAUEN gesetzesorientierter sind als Männer. Der gegenwärtige Katholizismus wär ohne die weiblichen Anhänger  schon längst eine Sache der total leeren Kirchenräume. Und Musliminnen bedecken sich unter den freien Umständen westlicher Länder in  ständig steigender Zahl und unter Verwendung von immer mehr Tuch....
Veit Feger.