Editorial

Liebe Leser,

am 24. Mai ist Bob Dylan 75 Jahre alt geworden. Gefeiert wird seitdem allerorten ein Künstler, der sich nicht aufs gemütliche Altenteil zurückgezogen hat – im Gegensatz zu vielen anderen Rockstars, die ihre (mitunter wohlverdiente) Rente mit Hilfe von Auftritten aufbessern, bei denen wieder und wieder die jahrzehntealten Hits geschmettert werden. Nein, Bob Dylan hat sich seinen Abenteuergeist bewahrt, auch wenn man sein so genanntes „Spätwerk“ – zumal seine in jüngster Zeit entdeckte Liebe zum Great American Songbook –  durchaus kritisch sehen kann.

Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich die Komparatistik-Redaktion dazu entschlossen, einen mitunter auch kontroversen Schwerpunkt zu Bob Dylan zu veröffentlichen. Sascha Seiler befasst sich in seinem Rückblick auf Dylans Karriere als recording artist mit den vielen Höhen und Tiefen, aber auch mit den Mythen, die seine Musik seit den 60er Jahren umwehen. Dieter Lamping wirft einen kritischen Blick auf den Dylan-Kult zum 75. und stellt die Frage, ob die große Verehrung, die dem Musiker von vielen Seiten zuteilwird, ihre Rechtfertigung hat oder nicht manches Mal doch übertrieben wird. Matthias Bergert untersucht schließlich am Beispiel des Klassikers The Times They Are A-Changin‘ die Wechselwirkung von Text und Musik in Dylans Musik.

Die Ausgabe steht somit im Zeichen von Bob Dylan, aber nicht nur. Ausgehend von Dylans Jubiläum wird im Rezensionsteil ein Schwerpunkt auf literarische Neuerscheinungen mit Pop-Bezug genommen, so etwa die neuen Bücher von Patti Smith, Jan Böttcher, Benjamin von Stuckrad-Barre und Heinz Strunk. Und natürlich widmen wir uns auch dem neuen, äußerst gelungenen Roman von Erdmöbel-Sänger Markus Berges, der bezeichnenderweise den Titel Die Köchin von Bob Dylan trägt und den berühmten Sänger in einer Hauptrolle auftreten lässt.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht

Die Komparatistik-Redaktion Mainz