Ein weites Feld
Helmut Nürnbergers und Dietmar Storchs "Fontane-Lexikon"
Von Rolf Löchel
Helmuth Nürnberger und Dietmar Storch gelten als ausgewiesene Fontane-Kenner. Zurecht, wie sie nun mit dem "Fontane-Lexikon" einmal mehr unter Beweis gestellt haben. Das ebenso handliche wie umfangreiche Nachschlagewerk gibt in übersichtlich gestalteten Einträgen verlässlich sowohl über "Namen - Stoffe - Zeitgeschichte" - so der Untertitel des Buches - wie auch über "Leben, Werk und Wirkung" des Dichters - so die Autoren im Vorwort - Auskunft.
Auf über 500 Seiten halten die meist bis zu zwei Spalten umfassenden Artikel "Sachwissen, ergänzt durch spezielle Aspekte, im Überblick [...], einschließlich Details und Nuancierungen" bereit, gewähren Einblicke in "Vielschichtigkeit, Facettenreichtum und Spannweite, aber auch Ambivalenzen im literarischen Schaffen" des Dichters. Natürlich, "ohne das Gesamtterrain in allen Einzelheiten erschließen zu können", wie die Autoren sehr wohl wissen. Allerdings werden konkurrierende Deutungsansätze zumindest erwähnt. Bei alledem legen die Autoren Wert auf verständliche Formulierungen und gute Lesbarkeit. Zur weiteren Lektüre wird am Ende der meisten Artikel zudem auf einschlägige Sekundärliteratur verwiesen.
Bei der Auswahl der Stichworte folgten Nürnberger und Storch der Maxime, weder auf "eher Beiläufig[es] und 'Aparte[s]'", noch auf "relativ gut Bekanntes" verzichten zu wollen. Dass man dennoch vergeblich nach dem einen oder anderen Artikel suchen muss, liegt in der Natur der Sache; im Wesen eines jeden Lexikons. So vermisst man in diesem Fall etwa nach dem Eintrag zur "Ehe", die von den Autoren aus guten Gründen zu den "zentralen Themen und Problemfeldern im erzählirischen Werk F.s" gerechnet wird, das Stichwort "Ehebruch", bei dem es sich doch zumindest um das zentrale Thema eines der erzählerischen Werke Fontanes handelt. Man schlage unter dem Artikel "L'Adultera" nach. Oder besser noch greife man zu der gleichnamigen Novelle selbst.