Von einer furchtlosen Heldin, die auszog, Klischees aufzubrechen
Ein Mädchentraum: „Beatrice die Furchtlose“ besteht Abenteuer mit Witz und Ironie
Von Hannelore Piehler
Schwefelgestank in der Luft, aus der Höhle dringt ein mächtiges Grollen und ein zitterndes Pferd ohne Reiter, das sich ein Stückchen weiter hinter einen kleinen Baumgruppe versteckt: Ganz klar, das sind untrügliche Hinweise darauf, dass hier eine bösartige Kreatur haust, die vermutlich gerade einen Unglücklichen verspeist. Um das zu erkennen, braucht es keine diversen Diplome in Drachenkunde. Die Beatrice, die Furchtlose, aber selbstverständlich alle erworben hat. Denn Beatrice ist nicht nur jung und schön, sondern auch eine Heldin, die Räuber(innen) bekämpft und Drachen in Scheiben schneidet – immer auf der Suche nach neuen Abenteuern.
Wer das Buch Beatrice die Furchtlose von Matthieu Sylvander gelesen hat, muss zugeben, dass eine solch kühne und erfrischende Heldin in der Kinderliteratur gefehlt hat. Denn Beatrice nimmt es mehr als souverän mit allen männlichen Helden und Rittern auf, die normalerweise ausreiten, um ängstliche, hilflose Prinzessinnen aus Drachenhöhlen zu befreien. Zusammen mit ihrer weißen Streitrössin (!) Veronique befreit sie nicht nur die Jungen eines Dorfes, die ein unheimliches Biest von der Dorfgemeinschaft als eine Art fleischliches Schutzgeld erpresst hat, sondern hilft damit ganz nebenbei auch dem Teufel persönlich, seine eigenen Dämonen loszuwerden. Und natürlich gilt es auch, einen Prinzen zu retten, der von einem mysteriösen Leiden befallen wurde und dessen Mutter, die Königin, sich nicht anders zu helfen weiß, als ihn mit derjenigen Bewerberin zu verheiraten, die ihn davon erlöst. Es ist sicher nicht zu viel verraten mit dem Hinweis, dass Beatrice die Mitbewerberinnen ausgerechnet durch ihre geliebten Leberwurststullen aussticht.
Mit Witz und Ironie dreht der französische Autor nicht nur sämtliche Rollenklischees um, sondern erzählt in dem schmalen Büchlein auch zwei amüsante und kuriose Heldinnengeschichten, die erfrischend anders sind und von Perceval Barrier gekonnt illustriert wurden. Die männlichen Figuren sind entweder gleich abwesend oder aber bemitleidenswert und hilfsbedürftig, das weibliche Streitross ist eigensinnig und hat seine ganz eigenen Zukunftspläne, das Leiden des Prinzen ist am Ende ganz und gar nicht so mysteriös wie gedacht – und Beatrice ist zwar furchtlos, aber nicht verrückt. Einen gemeinsamen Ritt in den Sonnenuntergang mit dem „befreiten“ Prinzen lehnt sie deshalb dankend ab. Damit steht neuen Abenteuern wohl nichts im Wege. Es bleibt zu hoffen, dass noch viele weitere Geschichten von der furchtlosen Beatrice folgen.
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