Wieso Bücher auch in der Tonne landen dürfen

Bücher wirft man nicht weg, wie einen angegammelten Apfel. Bücher wirft man nicht weg wie ein paar leere Batterien oder ein altes Elektrogerät. Bücher wirft man einfach nicht weg. Zumindest habe ich das bisher immer so gesehen. Das Problem mit diesen Büchern, die man nicht wegwirft, aber auch nicht behalten möchte ist jedoch das – Wohin damit?

Vor ein paar Jahren habe ich eine Aktion gestartet und diversen Menschen, die in Foren und Anzeigenboards Bücher abgeben wollten, angeboten, diese abzuholen. Es kamen von drei Interessenten über 230 Bücher zusammen, die ich alle zu Fuß und per Bahn heim brachte in ein warmes, trockenes Neuheim bzw Bücherregal. Ich hegte und pflegte diese Bücher wie all meine eigenen. Dann zog ich um und kistenweise zogen sie mit.

Das Problem dabei, stellte sich heraus, war, dass es eben nicht MEINE Bücher sind. Ich habe sie nicht gekauft, weil sie mich interessierten und deswegen interessiert mich über die Hälfte davon nicht. Es waren Bücher wie zB solche von Karin Slaughter dabei, wo selbst die Vorbesitzer fragten “Wer liest denn so was?”. Ich gab Karin Slaughter die gleiche Chance wie jedem Flughafenbelletristik-Schreiber – und konnte nach 2 Seiten leider nicht mehr über schlechte Übersetzung, schlechten Ausgangsstil und absolute Langeweile hinwegsehen. Nun steht sie da so, zwischen vielen anderen Büchern, die ich nie lesen werde.

Man wirft also Bücher nicht weg. Wieso eigentlich? Im Papiermüll entsorgt werden sie doch sogar recyclet. Achsooo wegen der Arbeit, die drinne steckt und der Schreibkunst des Autoren? Ich möchte Ihnen mal etwas sagen: Es ist mir als Autor herzlichst egal, was die Leser mit meinen Büchern anstellen. Stützen Sie damit nach dem Lesen von mir aus einen Tisch oder bauen Sie daraus ein Büchermöbelstück. Schnitzen Sie was draus oder nutzen Sie die Seiten als Notizblatt. Mir ist das deswegen völlig gleich, weil das fertige Buch zwar gut und schön aber am Ende nur ein Produkt ist. Ein Produkt in welches ein halbes Jahr Gedankengrütze geflossen ist, aber dennoch nur eine Kopie. Das Original befindet sich auf meiner Arbeits-Speicherplatte und in meinem Hirn, hauptsächlich dort.

Dennoch habe ich es jahrelang als selbstverständlich hingenommen, dass es okay ist, Dinge wegzuwerfen und auch bei einer Tageszeitung nicht zu lange nachzudenken, doch bei einem Buch eine moralische Straftat darstellt. Dabei ist das völlig irrationaler Quatsch.

Wenn ein Buch gut ist, ich meine wirklich gut, wird es die Jahrhunderte überdauern, immer mal wieder neu aufgelegt werden und am Ende seiner Bücherlebensdauer in einem Antiquariat landen. Wenn es das nicht ist, wird es eben weggeworfen und kann dennoch jederzeit nachgedruckt werden.

Ich werde nun also das erste Mal in meinem Leben Bücher wegwerfen und sicher bleibt ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube, aber dann habe ich Platz geschafft für all die guten Bücher, die einen sorgsam gepflegten Regalplatz verdient haben. Tschüss, Schundliteratur und Hallo neue Lieblingsbücher!

10 Gedanken zu “Wieso Bücher auch in der Tonne landen dürfen

  1. Gibt es nicht die Möglichkeit die Bücher z.B. noch zu spenden? Hier in Magdeburg gibt es zwei Umsonstläden, wo du auch einfach etwas abgeben kannst. Oder vielleicht auf nem Flohmarkt anbieten und schauen noch 50 Cent oder nen Euro pro Buch zu bekommen. Aber einfach so wegwerfen würde ich sie nicht.

  2. Ich habe mich auch immer schwer damit getan Bücher einfach in den Papiermüll zu tun. Wenn ich es vermeiden kann, tue ich es auch jetzt nicht. In unserem Seniorenzentrum haben wir im Flur eine Bücherei. Jeder darf sich nehmen und wiederbringen, wie er mag. Aber oft kommen dann Menschen, die meinen sie tun etwas Gutes, wenn sie uns den alten Buchbestand, der sich bei ihnen angesammelt hat, mitbringen. Dem mußten wir einen Riegel vorschieben. Nur wenn Bücher neueren Datums sind und noch in gutem Zustand, werden sie genommen. So kommt es, dass wir oft größere Mengen Bücher doch in den Papiercontainer schaffen müssen, was jeder ja auch selber tun könnte. Denn niemand will die alten Bücher haben oder lesen, davon hat jeder genug zu Hause rumstehen oder von den Eltern geerbt…;-)) Also gebe auch ich nur noch meine neueren Bücher dort hin, damit andere auch noch Freude dran haben.
    Ein Kollege hat auch schon versucht, Bücher im Internet zu verkaufen, da sein Bestand auch zu groß war. Aber der Erlös rechtfertigt kaum den Aufwand, den man dafür treiben muss.
    Trotzdem habe auch ich noch zu viele Bücher, die ich mich scheue wegzuwerfen…
    In meinem Alter muss man langsam überlegen, was man seinen Kindern für später noch zumuten kann. Also lieber die Bücher weiterschenken…und nicht mehr horten!

    Meint Anntheres

  3. Beim Abgeben in die Papiertonne habe ich kein schlechtes Gewissen. Bei Bedarf werden daraus Zeitungen. Ansonsten verschenke ich Bücher, tausche sie oder lasse sie an vielbesuchten Stellen liegen mit einem netten Spruch für den Finder, damit dieser weiß, dass er das Buch behalten darf. Zeit für aufwendige Aktionen habe ich nicht. Nur wenn eine Kollegin mal wieder für einen guten Zweck sammelt, bringe ich ihr eine riesige Tasche Bücher mit. Insgesamt ist das aber ein Grund, warum ich auf E-Books umgestiegen bin. Das hilft gegen ein vermeintlich schlechtes Gewissen, Bücher wegschmeißen zu müssen.

  4. Der Büchertausch hat in meinem alten Wohnhaus auch gut geklappt, es wurde alles von irgendwem genommen, sogar für Esoterik fand ich noch jemand. Allerdings wohnten dort auch um die 50 Leute, da alle Wohnungen von Studenten bevölkert waren. In meinem jetzigen Wohnhaus sind 5 Wohnungen besetzt, insgesamt sind wir 6 Mieter im Haus, davon zwei Vietnamesen, die vermutlich lieber Vietnamesisch lesen, ein Rentner der praktisch fürs Fernsehen lebt, einer der immer erst nachts um 11 von Arbeit kommt und ein Hippie, der den ganzen Tag mit dem Fahrrad und seinen vielen Hunden unterwegs ist. Und ich natürlich. Will sagen: Niemand in diesem Haus würde die Bücher wollen, die ich aussetzen könnte. Schade eigentlich, im alten Haus hat man dafür auch viel dazu bekommen, was man selbst gebrauchen konnte.

    • aussetzen ablegen hinbringen, schick die Bücher in die Gefängnisse, die keine haben!

  5. Klasse Beitrag! Früher war ich auch immer der felsenfesten Ansicht, dass Bücher, ein “Kulturgut”, wie man immer sagt, nicht weggeworfen werden dürfen. Das habe ich auch lange Zeit so hingenommen. Aber was, wenn mir die Bücher nichts bringen, ich sie einfach nur sterbenslangweilig oder grottenschlecht finde?

    Ich versuche zwar oft, diese Bücher noch auf diverse Wege loszubekommen, aber bei manchen Büchern wird das selbst mit dem Zusatz “Ich werf’ es dir auch hinterher” nichts.
    Und ehe sie Platz fressen und ich mit geschlossenen Augen an ihnen vorbeilaufe, werfe ich sie lieber weg.

    Es ist einfach nur beschriebenes Papier – und das ist eine Zeitung oder Zeitschrift auch. Und wie du auch sagtest: es steckt auch da Mühe drin. Aber seltsamerweise haben wir bei diesen weniger Skrupel, sie dem Mülleimer zu übergeben…

  6. Hier bei uns werde die Bücher auch gesammelt und dann gespendet. Ist meiner Meinung nach eine gute Alternative, was man mit den Bücher machen kann.

  7. Auf alle Fälle die Bücher aufbewahren, sollen ja dadurch auch das Co2 binden was uns das Klima beschert, sofern wieder Bäume da nachwachsen wo man sie einst kaltblütig abgeholzt hat, da ihr krächzen im Sturmwind verschwand . Ihr könnt ja Anteilsscheine aus dem Emissionshandel bei der EU beantragen und die dann teuer verkaufen, um es euch ein bisschen schmackhaft zu machen. Bücher Sammler sind Klima Regale Kulturell wie Absolut, Gestell-t.
    Und denkt daran, es ist nicht bewiesen, dass die Elektronik die Bücher überleben wird. Bis jetzt spricht alles für die Bücher. Und wäre der €uro besser Buchalterisch behandelt worden wäre er ja wohl auch nicht am aussterben.
    Ja eh, ohne Beweis kein Scheiss.

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