“Warum kann nicht jeder Sender wie Fm4 sein?” : Eine Liebeserklärung

Ein kurzer Bericht, wieso ich mich schon seit einigen Jahren für FM4 als meinen Stammsender entschieden habe.

Wie muss ein Radiosender beschaffen sein, den man gern zwischendurch mal einschaltet? Ich glaube für 70% der Menschen reicht es mittlerweile aus, wenn die Playlist mehr als 10 Songs pro Woche umfasst. In der Küche meiner Eltern steht ein kleines, verkeimtes, schwarzes Radio. Auf diesem Radio empfangen werden können alle Sender, die in Leipzig-Mitte einigermaßen klar ankommen. Das sind wenige aber eine gewisse Auswahl ist da. Egal wann ich vorbeikomme – wenn einer dieser Sender läuft, wird immer eine Schleife von vielleicht 2 Stunden gespielt. Wenn man mittags den Aufwasch vom Frühstück macht, hört man exakt das gleiche, wie morgens als man noch dort saß. Inklusive Einspieler und das ist das schlimmste an diesen Sendern.

Morgens machen 2 nervige kreischende Moderatoren, die je nach Sender variieren, ein gescriptetes nicht annähernd spontan klingendes Witzchen und dieses wird den ganzen Tag lang eingespielt im Halbstundentakt. Dazu kommt Werbung. Viel Werbung, gesungene Werbung, lachende Werbung, Werbung in Wahnsinnslautstärke.

Alle in Leipzig verfügbaren Radiosender spielen den gleichen Einheitsbrei, arbeiten nach dem gleichen Konzept. Es gibt keine speziellen Formate, nichts Persönliches für den Hörer. Der MDR bildet eine Ausnahme, aber nicht jeder möchte Nachrichten, vermischt mit Dokumentationen über Kulturelles und Klassik hören, zumal beim MDR leider nichts “locker” aufbereitet ist.

Ich höre FM4. Und NUR FM4, seit mehreren Jahren. Und noch nie ging mir der Sender auf die Nerven. FM4 ist eine Produktion des ORF, also österreichisch. Doch vor allem ist der Sender ein internationales Zuhause, eine Community mit echten Moderatoren, echten Hörern und echten Formaten. zwischen 8 und 10 verschiedene Formate sind das am Tag – meist auch geteilt in 8-10 verschiedene Musikgenre. Die Moderatoren sind live und tun Ihren Job so, wie es früher überall war. Sie kündigen Songs an, die gespielt werden, richten sich nach Tag, Ereignissen und Wetter und nach ihrem eigenen Geschmack. Es gibt Formate, in die man sich einbringen kann aber generell kann man sich mit jedweder Frage an FM4 wenden und bekommt nach eigener Erfahrung immer eine Antwort zu Programmfragen und ähnlichem.

Fm4 finanziert sich aus österreichischen Rundfunkgebühren und es nutzt sie wie kein zweiter Sender auch für gesellschaftliche und politische Bildung. “Reality Check” heißt das Sendeformat, in dem täglich von 12 bis 14 Uhr ein internationales Kultur- oder Gesellschaftsthema behandelt wird. Die letzten paar Themen zum Beispiel waren der Linksruck der französischen Regierung, Aufbereitung des Kriegstraumas bei afghanischen Kindern, Syriens Bürgerkrieg, die Probleme Ägyptens auf dem Weg zur demokratischen Regierungsbildung, der Kongo, Sarrazins “Europa braucht den Euro nicht” und weitere. In den zwei Stunden werden jeweils zwischen thematisch passender Musik, meist aus dem Land um das es geht, die Grundprobleme erklärt und in Interviews, Buchbesprechungen falls vorhanden und so weiter aufbereitet.

Eine Besonderheit zwischen der kulturellen und politischen Vielfalt in den Themen zwischen der wechselnden Musik ist, dass etwa die Hälfte der Formate auf Englisch gesendet wird, die Nachrichten alle 3 Stunden auf Französisch laufen, dazwischen wechselnd auf Deutsch und Englisch. Das ist – glaube ich zumindest – so, weil die österreichischen Medien diese Sprachauflage haben, aber vor allen Dingen für jeden, der wie ich wechselnd Englisch und Deutsch spricht und liest sehr angenehm.

Werbung gibt es auch auf FM4 und sie ist genau so nervig wie überall auf der Welt. Dafür ist sie nicht so häufig, etwa einmal pro Stunde ein Block.

Da Musik jedoch für die meisten Radiosender das wichtigste ist, möchte ich an dieser Stelle noch betonen, dass ich mit den Genrezahlen nicht untertreibe. Es gibt Formate für Lounge, Techno, Ösipop, Jazz, Hip-Hop und ein Format in dem sich Musiker eine Stunde lang ihre eigenen Lieblingskünstler wünschen. Bei “Im Sumpf” Sonntagnacht finden dann experimentelle Genre ihren Platz bis hin zu Klanginstallationen, die im Grunde keine Musik mehr sind. Was auf FM4 niemals geschehen wird ist, dass Weihnachtslieder bei strahlendem Sonnenschein im Sommer laufen oder wichtiges Weltgeschehen nicht das Programm unterbricht oder unkommentiert, gar gutgelaunt, in den Nachrichten zwischengeschoben wird.

Also. Wieso kann nicht jeder Sender wie FM4 sein? Ich weiß es nicht. Die meisten Radiostationen in Deutschland werden von Rundfunkgebühren mitfinanziert oder nehmen durch Werbung mehr Geld ein, als sie je ausgeben könnten. Dennoch werden keine Moderatoren angestellt und nichts, das über billige Witzchen hinaus geht, angesprochen. Die Nachrichten sind ein unveränderlicher Einspieler, echte Probleme finden im deutschen Radio nicht statt. Die Musik – Sie wissen es selbst – orientiert sich an den Charts und die meisten Durchschnittshörer, die Fm4 zum ersten Mal einschalten würden, hätten noch nie einen der Titel gehört, die dort laufen – außer er schaut sich im Netz immer mal selbst nach neuer Musik abseits des absoluten Mainstreams um.

Das meiste des Programmes von Fm4 ist online ausserdem noch zwei Wochen lang on demand verfügbar, eine Tracklist schreibt ausserdem den ganzen Tag die gespielten Titel mit, so dass man mit der etwaen Zeit immer den Titel wiederfinden kann, den man gehört und seitdem gesucht hat. (Wenn nicht gibt es wie gesagt den sehr freundlichen Hörerservice, der auf Zumailen oft relativ genau sagen kann, welchen Song man meinte wenn man sich nur an eine Zeile Text erinnert.) Ausserdem bietet die Website von FM4 viel Neues, verschiedene Blogs, Kulturartikel und so weiter.

Ich liebe diesen Sender, ganz ehrlich. Bevor ich ihn vor einigen Jahren fand, hörte ich schlichtweg nicht mehr Radio. Also eine absolute Empfehlung für alle, die vom Radio enttäuscht sind.

HIER geht es zum Sender, HIER direkt zum Livestream.

10 Gedanken zu ““Warum kann nicht jeder Sender wie Fm4 sein?” : Eine Liebeserklärung

  1. So schreiben also Menschen, die sich in Leipzig offensichtlich nicht so wohl fühlen wie preisgekrönte SF-Autoren und Bands mit Lobeshymnen auf Leipzig. Warum muss man sich im Nachbarland einen Lieblingssender suchen? Ich kann diese Pauschalkritik nicht teilen. Es gibt genügend Sender ohne Sendeschablone. Es muss ja kein sächsicher sein. Anregung: Dumachst doch schon erfolgreich ein Magazin und eBooks. Mach doch mal nen Sender nach deinem Gusto …

    • Ich finde die Unterstellung, mich in Leipzig nicht wohlzufühlen weil ich die Radiosender-Auswahl grauenhaft finde, eine kleine Unverschämtheit. Als nächstes rätst du mir an, in die USA zu ziehen, weil ich Filme nur auf Originalton schaue und das deutsche Kino im Argen liegt.

      “Mach’s doch besser” ist im übrigen kein valides Argument. Ich bin Autorin, kein Medienunternehmer. Im übrigen MUSS ich es nicht besser machen, weil ich wie oben erwähnt meinen Heimsender schon lange gefunden habe.

  2. Ehrlich gesagt teile ich die Meinung der Autorin. Es gibt wenige Sender in Leipzig, die, wenn auch nur kurzweilig, hörbar sind. Meist sind es allerdings die Moderationen, die (wenn auch tagsüber oft nochmals eingespielt) bei einigen spontan sind.
    Um es auf kurz den Punkt zu bringen:
    – Radio Leipzig: “André und die Morgenmädels” kann man sich anhören. Allerdings hört es bei der Musik auf, da diese wie beschrieben in einer (nicht mal) 2-Stunden-Schleife läuft, gekrönt von 5-Minten-Werbeblocks in jeder halben Stunde. Danach ist moderatorentechnisch nix mehr los. Nur Samstag abends noch “MAXI-MAL” mit DJ Happy Vibes. Spontan, witzig und andere Musik wie der tagsüber gesendete Einheitsbrei.
    – Radio PSR: Gefällt nur bedingt die Morgenshow. Zum teil gescriptete Dialoge und musikalisch nicht anders wie Radio Leipzig.
    – Radio Energy , Jump und Sputnik: Musikalisch nicht mein Geschmack.
    – Radio R.SA: Bringt zwar musikalisch am Meisten, aber den Moderatoren sollte man besser nicht zuhören…
    – Radio Blau kann man sich hin und wieder anhören.
    Dann gibt es noch Deutschlandfunk, MDRinfo, das geht auch nur mal eine Stunde, um Neuigkeiten zu bekommen.

    Was einfach fehlt ist Abwechslung. Dieses “Das Beste aus den 80ern, 90ern und von heute” bietet jeder 2. Sender und das auch nur begrenzt und zu kommerziell. Viele Sender identifizieren sich zwar sehr stark mit der Region (vor allem R.SA), aber das allein nützt nicht viel

  3. Klatsch klatsch, Applaus!

    … rund ~500`000 Sender hat es In Leipzig! Hey Leute, und die sind durchgehend On. O gott o gott, was macht ihr bloß mit euren Händen. Klatscht in die Hände ein Ton entsteht. So ist das mit der Musik. Ein Klatsch Pause noch ein Klatsch nix weiter, nur die Pausen zwischen den Klatschern sind verschieden lang, diese unterschiedlichen Pausen sind es die ihr so liebt zum wählen. Das ist dass um was es hier geht, um die Auswahl der Pausen eurer Musik. Und wie viele Kadenzen der Stille braucht ihr, damit ein Sender erklingt in eurem Herzen. Tja, die Auswahl der Stille hat`s in sich.
    Und jetzt erklär mal, warum die Auswahl der Zwischenräume bei dem Sender hier, stiller sind, als bei den andern ~500`000.

    Klatsch klatsch, applaust weiter…

    Ps: Hi, auch zu sehen hier dazwischen. Der Zwischenraum der Erschütterung macht den neuen optischen Stil(l)`e “On Board“ , Aus.

    Gutes gelingen.

    • Also Lichtträger. Manchmal frag ich mich echt, ob dein Tee zu lange gezogen ist. Hier geht’s um Radiosender, nicht um Menschen. Klar, kann mich auch in fremde Gespräche rein setzen und fragen, ob sie mal zwischen dem Gerede was singen können. Bringt’s aber nicht ganz so.

      Aber danke, die Website brauchte nen neuen Anstrich. Ich denke ein, zwei Wochen wird’s aber dauern, bis ich zufrieden bin damit.

      Grüße!

      • Gesendert ist es mal zum Empfänger,
        na und, und wo passt dass wohl hin, hä?

        Ankunft den 11.7…..,

        Heute ist ein gaaaanz ganz ganz besonderer Tag!
        Heute ist der 11.7……..
        Heute ist ein Tag wo die Krebschen im Wasser plantschen und die Freunde gute Laune verbreiten,
        und wer weiss ein paar Geschenke kommen von da und dort,
        und sei es der Cocktail an der beliebten Bar, im eigenen Häuschen, verkrochen wie sie halt sind, die Krebschen mit ihren Schalen fahlen
        zarten Häutchen zu schützen um zu Offenbarn.

        Oh, es gibt ein Geschenk vom Stammplait, ein Stachel aus dem Aszendent der Skorpione!
        Was ….für…. ein ….Vergnügen ( Ausspruch der Begeisterung)!

        Wir kucken, lauschen gespannt der Dinge die sich zeigen,
        im neuen Text-Layout-Gewand.
        Nun könntet ihr`s ändern der Zeiten Dinge,
        aber es wäre gewagt gebannt getrieben.
        Drum zeig es uns dein neues Skriptpännel, ist doch nicht Tand,
        und noch am Rand.

        Nun ist es soweit Mitte-Woche, es ist der 11.7….bereit zu sein,
        der Geburten Tage.

        Herzliche Geschenke

      • Heute ist der 7.7.

        Aber: Trotzdem Danke!

        Und: Ich feiere meinen Geburtstag nicht, außer dass es für meine Leser am 11.7. “Ages of delirium” kostenfrei auf Amazon gibt. Geschenke gern, aber nicht für mich.

        Grüße!

      • Achja, Mitte-Woch. Ganz überlesen. Hab übrigens bis Montag noch ne Todeslinie, Mittwoch schlaf ich also lediglich aus und verbringe den Tag mit irgendnem Kollegenbuch auf der Couch.

  4. Luft ausstoß…………..ffffffffffffffffff, Luft einzieh, krrrrrrrr krrrrrr #kr#kr****k**rrrrr, u.s.w.
    Solltest du mich hören……..Herzlichten Geburtstag noch dir Amazone.
    Oh ja, da gibts ja was geschenkt, gleich mal nachkucken auf Amazon.

    Aha, Sina leitet sich also von Si-na, Sieh-nach ab, oder besser,
    Sophi, Sofi, Sofa, Couch.
    Herzlichtlach

    • Danke ;) Ja, die Herleitung ist korrekt. Sina wie “Sofa”.

      Meine freie Woche ist grad grandios. Eine im Jahr dacht ich, geht mal.
      Grüße von der Couch!

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