Richard Laymons “In den finsteren Wäldern”, 2011 im Festa Verlag erschienen, ist eine Neuauflage des Buches, die es in sich hat. Wenn man dem Vorwort seiner Tochter Glauben schenken darf, und das darf man wohl, ist es sogar die einzig vollständige Version, die je von dem Roman erschienen ist.
Es handelt sich ausserdem mit einem Umfang von 250 Seiten um eines der kürzeren Bücher Laymons, allerdings auch ein sehr gutes. Nachfolgend also eine kurze Besprechung der Ausgabe, die all das enthält, was sein Verlag der Originalausgabe gestrichen hatte, weil sie die Handlung nicht mochten, dem Verlauf nicht folgen konnten oder wollten und so nur die Hälfte der Geschichte erzählt war, die nun komplett ist.
Die Besprechung enthält eine ganze Menge Spoiler. Wer sich vom Buch überraschen lassen möchte, sollte daher nur bedingt weiterlesen. Demjenigen sei in der Kürze der Einleitung verraten, dass es sich um einen typischen Laymon mit viel Blut, Gebeinen und Sex handelt, den man im Stück verschlingen kann, wie einen guten Horrorstreifen.
Es fängt an, wie es immer anfängt. Ein paar Leute auf dem Highway, Richtung Yosemite, es wird Abend, sie halten an einem Motel. Die Freundinnen Neala und Sherri suchen in dem Bistro der Absteige nach einem ordentlichen Sandwich, die Familie um Lander Dills, und der Freund dessen Tochter, will eigentlich gar nicht halten, mieten sich dann aber doch für die Nacht ein.
Doch als sie ankommen, sind die beiden Frauen bereits gefesselt auf einen Rover verladen und von einem Jungen belästigt auf dem Weg in den Wald, wo sie ausgesetzt werden sollen. Mehr erfahren sie nicht. Die Dills hingegen können in aller Ruhe ihre Hütten beziehen, entscheiden sich dann jedoch fatalerweise dafür, doch noch einmal zum Motel zu laufen, um Eis zu holen. Wenig später finden sie sich zu viert festgebunden am Nebenbaum der Touristinnen wieder. Man ruft nach den “Krulls” und schwingt sich wieder ins Auto, sie in der Nacht zurücklassend. Die beiden Frauen haben einen derer bereits auf dem Hinweg getroffen, doch auf den Ansturm, der folgt sind sie nicht gefasst und vor allem nicht darauf, dass es sich bei den Angreifern um nackte Menschen handelt, die im Wald leben, keine absurden Monster, keine spitzzähnigen Höhlenbewohner á la Descent, nichts dergleichen. Nur Menschen. Na gut, Menschen, die ihre Opfer bald darauf zu Tode hetzen und in ordentliche Stücke schneiden, um sie mit in ihr Dorf zu nehmen.
Mittlerweile ist jedoch Johnny, einer der Entführer, zurückgekommen, weil eine der Frauen ihm leidtat. Er stößt auf eher lauten Protest, als er den Rest der Leute zurücklassen möchte. Als die Überlebenden sich aufteilen, um sich irgendwie in Sicherheit zu bringen, wird Ruth, Landers Frau, von den Krulls in den Wald verschleppt und er reißt sich die Kleidung vom Leib und schleicht ihnen hinterher, um sie wiederzubekommen. Dabei wird er jedoch zum eigentlich Wahnsinnigen der Geschichte und während der Leser von den Lebens- und Stammesstrukturen des Waldvolkes erfährt, ist Lander plötzlich nur noch auf Mord und Vergewaltigung aus.
Das Ende des Buches sei natürlich nicht verraten, lediglich vielleicht, dass es sich um ein ebenso typisches Laymon-Ende handelt, wie das Buch eine typische Laymon-Handlung bildet. Das jedoch sehe ich ganz galant als Qualitätsmerkmal, weil eben das die Bücher so schön flüssig macht, dass man ihnen kineastisch plastisch vor dem inneren Auge bei der rasanten Entwicklung folgen kann.
Natürlich ist das Buch nur etwas für Leser, die vor Splatter und brutaler Gewaltdarstellung nicht zurückschrecken, aber ich gehe davon aus, dass einem Laymon nicht zufällig in die Hände fällt, wenn man nach romantischen, humorvollen Romanen sucht. “Laymons schockierendster Roman” wird das Buch auf dem Einband – der übrigens sehr hübsch gestaltet ist und das Titelbild durch die Kapitel beibehalten wird im gesamten Buch – genannt. Mag stimmen, kommt mir aber nicht so vor. Schockierend für den Ahnungslosen vielleicht, das auf jeden Fall.
Die Ausgabe enthält neben dem kompletten Originaltext, der eben erstmals so veröffentlicht wurde wie Laymon ihn geschrieben hat, den Prolog seiner Tochter, in dem sie auf die frühere Zensur des Buches eingeht und einen Epilog des Autors Brett McBean.
Das Buch ist im Festa Verlag erschienen und für 12,80€ erhältlich.
Ich persönlich habe meine Probleme mit Richard Laymon… Er schreibt zu extrem schockierend und teilweise anekelnd… als wäre dies die beste Methode, einen Leser zu fesseln und als würde er keine andere kennen.
Liebe Friederike,
Zuerst einmal schreibt Laymon gar nicht mehr, er ist nämlich bereits verstorben. Zum anderen, ist sein Genre nun einmal der Schockhorror gewesen und in diesem schrieb er selten erreicht gut.
Natürlich ist uns bewusst, dass nicht jeder gern Schockhorror liest, aber es gibt ja auch viele andere Spielarten, der Horrorliteratur, da dürfte für jeden was dabei sein.
Liebe Grüße
Sina Hawk