Was ein Timing: Pünktlich zum vierten globalen Klimastreik mit dem Motto #NeustartKlima stoppte der Bundesrat Teile des eh schon lächerlichen Klimapakets, das die Bundesregierung am 20. September, am Tag des letzten Klimastreiks, beschlossen hatte. Ein Grund mehr, um auf die Straße zu gehen.
In Frankfurt starteten zwei Demozüge (am Zoo und an der Bockenheimer Warte), die sich zwei Stunden später auf der Zeil trafen. Zahlen gibt es noch nicht, in „meiner“ Demonstration aus dem Westen der Stadt waren bestimmt mehrere Tausend dabei. Der offizielle, angemeldete Teil der Veranstaltung war um 14 Uhr mit dem Eintreffen auf der Zeil beendet. Danach ging aber die zweite Aktion los: die Zeil blockieren nämlich, und das ausgerechnet am Black Friday.
Bei Primark warf man nach nur fünf Minuten fröhlicher Sitzblockade bereits das Handtuch und ließ um 14:20 Uhr den Rollladen runter. Die Demonstrierenden, die daraufhin zum Karstadt stürmten, schafften es ebenfalls innerhalb kürzester Zeit, zumindest einen der beiden Eingänge zu blockieren.
Der Kampf um den McDonald’s an der Konstablerwache war dafür umso erbitterter. Viele wollten sich mit Gewalt Einlass verschaffen, die Menschen in der Sitzblockade wurden aufs Unflätigste beschimpft, ein, zwei größere Männer trampelten mit voller Absicht auf die am Boden Sitzenden und ein Mädchen, das den McDonald’s verließ, öffnete ihren Cola-Becher und kippte den Inhalt über die Demonstrierenden.
Nach einer dreiviertel Stunde, gegen 15:30 Uhr, gab man auch bei McDonald’s auf und schloss die Tür zur Zeil. Vor dem Haupteingang auf der Großen Friedberger Straße kam es zu mehreren Handgreiflichkeiten, unter anderem von den jungen Männern, die auf „unserer“ Seite bereits diskutiert hatten; es wurde mit Essen und Milkshakes auf die Blockierenden geworfen. Um 15:45 Uhr trafen 30, 40 Polizist*innen ein, um die Terrasse abzuriegeln, die in Windeseile von einigen Mitarbeitern (mit Hilfe von Demonstrierenden, möchte ich betonen) abgeräumt wurde. Gegen 16:00 Uhr schließlich zog die Polizei wieder ab und die Demo löste sich auf.
Zeitgleich zu Primark, Karstadt und McDonald’s wurden übrigens zahlreiche andere Geschäfte auf der Zeil blockiert. Um 15:00 Uhr rief uns ein euphorischer Demonstrant zu: „Die ganze scheiß Zeil ist zu, in keinem Laden geht mehr was!“, und klickt man ein wenig auf Twitter, gibt’s vor allem aus dem MyZeil geile Bilder. Ich würde ja gerne behaupten, dass die Blockade bei einigen der militanten McDonald’s-Gänger*innen zum Umdenken oder zumindest Überdenken geführt hat. Ich bezweifle es aber. Man hätte interessante psychologische und soziologische Studien über die Menschen, denen der Weg zum Ein-Euro-Hamburger verwehrt oder zumindest erschwert wurde, anfertigen können.
Hallo Isabella,
danke für Deine aktuellen Nachrichten aus Frankfurt. Welche eine Begegnung: Klimas und Shopper.
In Nürnberg gab es ebenfalls eine Klima-Demo – und nachher den Prolog zur Eröffnung des Christkindlesmarkts. Auf der Tagung, die ich heute besuchte, war von beidem die Rede.
Danke für Dein Engagement
und beste Grüße
Bernd
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Danke dir!
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