Wildkatzen im Rudel

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Stephan Porombkas Plakat war zweifelsohne eines der meistfotografierten Motive.

Am Samstag war es dann endlich soweit. Fans, Unterstützer, Liebhaber, Leser und andere Buchmenschen trafen in der Berliner Brunnenstraße 181 zusammen, um für den Erhalt ocelots zu kämpfen. Als vor kurzem bekannt wurde, dass der Laden Insolvenz anmelden musste, schwappte eine Solidaritätswelle gigantischen Ausmaßes durch’s Internet. Landauf, landab wurde zur Unterstützung aufgerufen, es entstand die Facebookseite rettet das ocelot, der Hashtag #supportocelot und eben auch die Idee eines Flashmobs. Teil dessen waren ocelot-Masken, die jeder der Anwesenden zum verabredeten Zeitpunkt überstreifen und damit zum Inbegriff einer bedrohten Art werden sollte. Auch der Lebensraum des Buchkäufers wäre mit der Schließung ocelots erheblich beschnitten, ganz ohne Zweifel.

collageocelotBereits vom frühen Morgen an saßen die Organisatoren der Aktion an ihren Laptops, bereit den Tag für alle zu dokumentieren, die nicht dabei sein konnten oder sich womöglich später daran erinnern wollten. Patrick Hutsch, Konstantin Seefeldt, Fabian Thomas und Nathalie Schöttler sitzen schon etwas länger an den mit leeren oder halbvollen Kaffeebechern und -tassen bedeckten Tischen, als ich gegen 14:45 ankomme. Es herrscht reges Treiben im Laden, ein Kommen und Gehen, ein Stöbern und Kaufen. Wer will, der kann vor Natalies Kamera ein Statement abgeben. Weshalb ist ocelot wichtig? Warum sollten seine Pforten auch weiterhin den Buchmenschen offenstehen? Viele nutzen diesen Moment und ersinnen erstaunlich griffige und prägnante Argumente, mit denen eine Werbekampagne sich nicht schämen müsste. Viele von den Fotos sehr ihr in der Facebook-Galerie oder bei Instagram. Da es mit rasaten Schritten auf den verabredeten Zeitpunkt zur ocelot-Verkleidung zuging, füllte sich der Laden allmählich. Mitarbeiter des rbb befragten Organisatoren und Unterstützer, die Polizei erkundigte sich vorsichtig, ob die Aktion nicht möglicherweise den ohnedies zähfließenden Berliner Verkehr behindern könnte. Leider konnte niemand der Anwesenden sie dazu überreden, mit einem schicken Krimi vor der Kamera zu posieren. Na, … wie dem auch sei.

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Um 16 Uhr wurde dann lautstark der Beginn des Flashmobs angekündigt und bei nicht wenigen Besuchern fand ganz überraschend eine Transformation zum ocelot statt. Zwar blieb leider die erwartete Massenwirkung aus, aber auf rund zwanzig Wildkatzen brachten wir es dann doch. Kleine und große, plüschige und menschliche, die die Regale auf der Suche nach Beute auf und ab liefen.

collageocelot2Es war eine Freude zu sehen, wie viele Menschen sich für diesen Laden stark machen. Wie viele Menschen nach den zwei Jahren seiner Existenz ganz sicher sind, dass er bleiben muss, wo er ist, weil er menschliche Grundbedürfnisse erfüllt. Nämlich die nach Gesellschaft, Literatur, Kaffee, Kultur und ein bisschen Einkehr. Und so hoffen wir alle, nachdem unsere Masken sich eher in Kopfbedeckungen verwandeln und wir mit unseren literarischen Fundstücken zur Kasse schlendern, dass all das erhalten bleiben kann. Zuerst denken wir an diesem Tag natürlich an ocelot, aber genauso auch an andere inhabergeführte Buchhandlungen, die unsere Innenstädte verschönern und schon so manchen Tag schon gerettet haben.

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