Kirsten Fuchs: Kaum macht man mal was falsch, ist das auch wieder nicht richtig

2D-RGB-Kirsten Fuchs - Kaum macht man mal_thumb„Nun, ich denke, mit den Weibern ist’s wie mit dem Mehle. Allzu viel zerreißt den Sack“

Kassiererinnen glücklich zu machen, ist wirklich ganz einfach. Und verstopfte Ohren sind eigentlich ein großer Vorteil. Die Tiere im Zoo tun nicht viel außer zu zappeln und zu stinken. Und Eltern müssen jeden möglichen Moment zum Sex nutzen … selbst wenn die Nachbarn von gegenüber dann wissen, was Sache ist.

Kirsten Fuchs ist Lesebühnenautorin und Kolumnistin, und ich habe mir sagen lassen, dass es sehr lustig ist, ihr live zuzuhören. Das kann ich mir auf jeden Fall vorstellen – und zum Glück ist dem Buch eine Audio-CD beigelegt, auf der Kirsten Fuchs 16 ihrer Geschichten erzählt. Ich bin sehr überrascht über ihre eher kühle, unemotionale Art des Vorlesens und empfinde sie mit meiner wurschteligen österreichischen Seele als „typisch deutsch“, habe aber doch dann und wann zumindest geschmunzelt. Ihre Storys sind natürlich Spoken Word Literature, und beim Lesen merkt man das. Während vieles mich sehr amüsiert, denke ich bei anderem: Wtf?!, bin mir aber gleichzeitig sicher, dass es auf einer Bühne vorgetragen sehr viel mehr Witz gehabt hätte als stumm in meinem Kopf gelesen. Vieles ist fein und raffiniert, manches eher platt. Aber wie das eben so ist mit Humor, wer will ihn beurteilen – ihr hättet euch womöglich weggeschmissen vor Lachen. Und weil es hier so viel ums Sprechen, Hören und Lesen geht, soll das Buch einfach selbst noch ein bisschen zu euch sprechen:

„Zwei Stunden Sonne reichen mir und Grischan schon. Nur ein ganz klein wenig Licht und schon springen unsere Hormone an. Jetzt laufen wir rum und sind verknallt wie Teenies, sind aber leider keine mehr. Können also nicht schön im Kinderzimmer knutschen, denn das Kinderzimmer ist jetzt das Zimmer von unserem Kind, und wir passen gar nicht zusammen auf das Bett.“

„Aha, sagte ich und legte in mein Aha sehr viel pädagogische Färbung, damit Grischan wusste, dass ich seine Verbalattacke zwar für keine Heldentat hielt, auch dachte, dass man Probleme nicht mit reißen und scheißen lösen kann, aber in jedem Fall zu ihm stand und auch ein winziges Wenig amüsiert war. Vielleicht war das zu viel, was ich von einem kleinen Wort erwartete.“

„Das Bett sollte aus Nougat sein, das wird schön warm und weich in der Nacht, und wenn es kalt wird im Winter, dann wird der Nougat fest, und dann kann man leiderleider nicht aufstehen.“

„Was dem Mann das Rennen und Schießen, ist der Frau das Reden und Küssen.“

„Der beste Kompromiss aus Mann und Frau ist eh das Baby: Es rülpst und furzt wie ein echter Kerl, kann sich aber alles erlächeln und hat weiche Haut wie eine Frau.“

„Diese kleine Spielerei ist nur möglich, weil Germany’s Next Topmodel nicht meine volle Aufmerksamkeit benötigt. Ich denke gar nichts, wenn ich das ansehe.“

„Ich lache ausgelassen. Meine Oberschenkel wackeln dabei vor Glück. Glücksfleisch ist das.“

„Die erste Tasche, die in meinem Besitz war, um darin meinen Besitz zu transportieren, war eine kleine Kindergartentasche, in die genau eine Brotbüchse passte. Die Brotbüchse war hellgrün, und hielt nur, wenn man einen roten Gummi um beide Hälften machte. Vielleicht wäre es auch mit einem grünen Gummi gegangen.“

Kirsten Fuchs: Kaum macht man mal was falsch, ist das auch wieder nicht richtig. Voland & Quist 2014, 156 Seiten, 14,90 €.

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