Ein Spiel mit Witz und Widerwärtigkeit – Eine Fingerübung
Das Buch „Der böse Nik“ fiel mir über den Verlag ars vivendi in die Hände, die es zu Rezensionszwecken an den Mann und die Frau brachten. Vielen Dank an dieser Stelle für das gelieferte Exemplar. Nun möchte ich im Gegenzug meine kleine Besprechung dazu liefern.
Gereizt hatte mich an dem Stoff vor allem die Grundvoraussetzung, dass mit Nik ein Hauptdarsteller installiert wird, der nicht den Normen entspricht und dessen Handlungen von eigenen Motiven geleitet sind und er somit alles und jeden aus dem Weg räumt, was seinen Zielen im Weg ist. An die Geschichte, die um diese Person aufgebaut wird, habe ich keine konkreten Erwartungen gestellt und wollte mich einfach von dieser überraschen lassen. Enttäuscht wurde ich somit nicht und das in Bezug auf Nik habe ich bekommen. Doch zufrieden bin ich trotzdem nicht, denn einerseits bekommt man einen Schauplatz geboten, der nicht so richtig zu greifen ist. Er bleibt irgendwie schemenhaft und unnahbar. Zum anderen gibt es in diesem ganzen Buch keinen einzigen positiven Charakter, wenn man mal von Gabriel, dem Samariter, absieht. Alle haben irgendwo ihre Probleme, schleppen ihre, dem Leser unbekannte, Vergangenheit mit sich herum und kämpfen mit Komplexen, die dem Leser in dieser Häufung die Nackenhaare hoch stehen lassen. Worum geht es nun konkret?
Gabi hatte den Hof gekauft und uns einen nach dem anderen von der Straße aufgelesen und mitgenommen. Wie Puppen für seine Puppenstube. Aber die Puppen waren mindestens genauso angeschlagen wie ihr neues Zuhause.
Gabriel, von allen kurz Gabi genannt, gibt Leuten, die Dreck am stecken hatten und deswegen schon einmal im Gefängnis saßen und/oder Menschen, die von der Gesellschaft ausgestoßen wurden, ein zu Hause. Er gabelt sie auf, gibt ihnen ein Dach über den Kopf und versorgt sie mit dem notwendigsten. Er glaubt an das Gute im Menschen und hofft, dass alle durch die Gemeinschaft in dem Haus etwas für ihr eigenes Leben mitnehmen. Bis zu dem Zeitpunkt als Nik einzieht, scheint das auch gut zu funktionieren. Doch mit Nik geht es mit diesem Projekt bergab.
Nik ist ein typischer Verweigerer und Freigeist im negativen Sinne. Er macht Dinge, die er für richtig hält und pfeift auf die Meinung anderer. Er zieht seine Pläne durch, kalkuliert langfristig und nimmt dabei auch Verluste in Kauf, sei es finanzieller oder menschlicher Natur. Einzig für Lauri, in die er sich seit dem Einzug in die Gemeinschaft verliebt hat, empfindet er soviel, dass er sie um keinen Preis der Welt verletzen möchte. Da gibt es nur ein Problem und das hört auf den Namen Gabriel, denn Gabriel ist mit Lauri zusammen, hilft ihr bei den Sorgerechtsfragen bezüglich ihrer Tochter und ist ihr auch sonst Partner und Freund. Doch Nik will diese Bindung durchbrechen und heckt dabei einen Plan aus, der Gabriel hinter Gitter bringen und die Hausgemeinschaft auflösen soll. Doch dieser Plan ist nicht gut durchdacht und nach dessen Ausführung brechen alle Dämme weg. Lauri wird zum seelischen Wrack und alle Menschen, die Nik auf seiner Seite wähnte, wenden sich von ihm ab, bis es zum abschließenden „Kampf“ zwischen Gabriel und Nik kommt.
Gabi saß auf dem Bett, er sah müde aus. Wie immer. Ein Typ, der immer alles richtig machte und jeden um sich herum gerecht behandelte. Deshalb hatte er auch graue Haare und Sorgenfalten.
Das Helwig Arenz beim Theater ist, ein Fakt den ich erst nach der Lektüre aus dem Internet kramte, merkt man diesem Buch in Tendenzen an. Es ist szenisch geschrieben, die Schauplätze, an denen das Buch spielt, kann man an einer Hand abzählen und ebenso den Personenkreis, der die meiste Zeit agiert. Die Handlung selber ist aus meiner Sicht recht verworren und bietet keinerlei Aufhänger, an denen man sich orientieren kann. Einzig die Tatsache der Existenz der Hausgemeinschaft, die aus Kleinkriminellen und Ausgestoßenen besteht, bietet ein wenig dieser von mir vermissten Orientierung an.
Bis man merkt, worauf es Nik ankommt, ist schon mehr als die Hälfte des Buches vergangen. Und auch so konnte man die Entwicklungen in der Geschichte nicht wirklich erahnen. Vieles passiert einfach ohne irgendwelche Motivationen oder Andeutungen. Das überrollte mich als Leser und ich konnte mit den einzelnen Handlungssträngen nicht wirklich etwas anfangen, weshalb sie mir relativ egal waren. Dasselbe kann ich auch von den handelnden Figuren behaupten. Allesamt sind es, bis auf Gabi, unsympathische Charaktere, die einem nie wirklich ans Herz gehen und die auch keinen Grund liefern das zu tun. Auch beziehungsweise gerade Nik ist dazu zu zählen. Obwohl ich eingangs erwähnte, dass ich wusste, was mich mit dieser Hauptperson erwartet und ich genau mit dieser Erwartung an dieses Buch heran gegangen bin, hat mich seine Art zu handeln und mit Menschen umzugehen einfach nur kalt gelassen und stellenweise sogar schockiert. Ich konnte Allem nichts abgewinnen. Der Titel des Buches beschreibt den Charakter zwar recht treffend, doch sollte so eine Art Mensch nicht die tragende Säule einer Geschichte sein. Moralisch fragwürdige Handlungen und Aussagen, die sich durch das ganze Buch ziehen, haben mir leider den Lese- „Spaß“ im Großen und Ganzen verhagelt. Da konnte auch so manche witzige Begebenheit, die in die Geschichte eingestreut wurde, nicht erheitern.
Von der sprachlichen Seite betrachtet war es ein lesbares Buch, welches man trotz der genannten Umstände gut weglesen konnte, was für mich kein zwingender Widerspruch sein muss. Mit der Sprache trifft Helwig Arenz das Milieu, welches er in seinem Buch handeln lässt, haargenau.
Insgesamt stimme ich mit der Meinung von Das Debüt überein, die besagt, dass sich dem Leser durch die Lektüre dieses Buches kein Mehr- Wert erschließt. Die komplette Rezension von Laura auf Das Debüt findet ihr hier. Ergänzend empfand ich das Buch mehr als eine Fingerübung für ein Theaterstück, welches sich in Buchform präsentiert. Dazu würden die szenische Weise der Präsentation, die wenigen Figuren und die überschaubare Zahl an Schauplätzen passen. Ein Buch, welches nicht im Gedächtnis haften bleibt und das auch wegen dem Ekelpaket Nik, der mich als titeltragende Hauptfigur leider nicht packen konnte.
Eine weitere Meinung zum Buch, die positiver als die von Laura und mir ausfällt, findet ihr bei dem Blog Buchgefider. Für den Beitrag klickt einfach hier.
Helwig Arenz: Der böse Nik. ars vivendi 2014, 212 Seiten, 17,90 €.
Herzlichen Dank an MacG für diesen Gastbeitrag! Die Rezension ist zuerst auf seinem Blog Lesen macht glücklich erschienen.
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