[Bücherhamstern 2021]: Folge 5 – Guggolz Verlag

Das Bücherhamstern 2021 geht in seine vorerst letzte Runde. Keine Sorge, diese Art Portraits und Interviews mit den Verlagen werden sicher wieder in irgendeiner aufgenommen. Heute stellt sich der Verleger Sebastian Guggolz vor, der sozusagen Namensgeber für den Guggolz-Verlag ist. Dieser Verlag ist seit einigen Jahren dafür bekannt, alte, unbekannte Literaturschätze aus sprachlichen Räumen zu heben, die man sonst selten zu Gesicht bekommt. Mit diesem Vorgehen hat sich Sebastian Jahr für Jahr einen immer größer werdenden Kreis aufgebaut, die seine Bücher regelrecht. Nicht mehr als zwei bis drei Bücher pro Saison werden veröffentlicht, hochwertig im Inneren wie Äußeren. Doch wie alles anfing und warum, das soll euch Sebastian selber erzählen. Im Anschluss daran haben wir von We read Indie noch 5 Fragen zu seinem Verlag gestellt.

Warum gründet man einen Verlag?

Es gibt so viele unterschiedliche Gründe, wie es unterschiedliche Verlage gibt. Mein Hauptgrund war 2014, nachdem ich einige Jahre als Lektor bei Matthes & Seitz Berlin gearbeitet hatte, dass ich nirgendwo die Bücher fand, die ich eigentlich am liebsten lesen wollte. Klassiker aus sogenannten ›kleinen‹ Sprachen, aus Sprachen wie Färöisch, Litauisch, Mazedonisch, Finnisch, Estnisch und vielen anderen, aus denen wir generell viel zu wenig kennen. Klassiker für einen kleinen Leser- und Leserinnenkreis also, denen ich mit dem deutschsprachigen ein größeres Publikum ermöglichen wollte. Ich wollte einen Verlag gründen, bei dem ich von jedem einzelnen Buch überzeugt war, dass die Lektüre genau dieses Buches mir zu einem erfüllteren Leben verhelfen würde. So hat sich über die Jahre eine Art Selbstporträt in Büchern realisiert. Die Bücher sind meine Auswahl. Die Auswahl der Bücher bildet den Verlag. Also bin ich auch der Verlag. 

Nicht vom Reißbrett geplant

Meine Verlagsgeschichte zu erzählen, ist schwer, weil alles immer aus unmittelbaren Bedürfnissen, logischen, folgerichtigen Entwicklungen, aus organischem Wachstum entstanden ist. Nichts wurde am Reißbrett, geschweige denn von einer beratenden Agentur entworfen. Das gibt, davon bin ich überzeugt, dem Verlag auch eine ganz besondere Stärke. Dazu kamen noch Glücksmomente: Meine erfolgreiche Quizshowteilnahme zur Folgefinanzierung, die erste verkaufte Taschenbuchlizenz, der erste Feuilletonaufmacher, der erste Verlagspreis, der erste Preis für meine Übersetzer und Übersetzerinnen. Und aber vor allem ein persönliches Umfeld, das Anteil nimmt; dauerhafte Zusammenarbeiten mit dem Gestalter Mirko Merkel, der Illustratorin Valeria Gordeew, all den großartigen Übersetzern und Übersetzerinnen, die ich für ihre Kunst maßlos bewundere, mit der Druckerei Pustet in Regensburg und meinem Team von Vertreterinnen und Vertretern – man muss Menschen um sich herum versammeln, bei denen man sich auch mal in schwierigeren Zeiten vorübergehend abstützen kann.

Die Freude ist immer wieder groß

So freue ich mich mit jedem Programm wieder wie verrückt auf den Moment, wenn die neuen Bücher ausgeliefert werden, wenn sie unter die Leute kommen, gelesen, gemocht (vielleicht sogar geliebt) und rezensiert werden. Und hole mir dabei den Schwung für das nächste und übernächste und überübernächste Buch – die alle noch irgendwo schlummern und nur darauf warten, von mir und dann auch von vielen mehr entdeckt zu werden.

Und zum Schluss des Beitrags gibt es noch die fünf Fragen zum Verlag und dem Frühjahrsprogramm.

Seit wann gibt es euren Verlag? 

Im Herbst 2014 erschienen die ersten beiden Bücher des Verlages – 31 sind es bis heute geworden.

Was macht euch aus? Was sind eure Spezialitäten?

Wir verlegen ausschließlich vergessene und hierzulande unbekannte Klassiker aus Nord- und Osteuropa in neuer oder Erstübersetzung. Mit Nachwort und Anmerkungen und in ausgesuchter, spezieller Gestaltung sowohl was die Materialien als auch was die grafische Gestaltung angeht. (Außerdem immer fadengeheftet, mit Lesebändchen und farbigen Vorsatzpapieren.)

Eure Geheimwaffe(n), um zu überleben?

Da gibt es keine Geheimwaffen, wir spielen mit offenen Karten und versuchen einfach so überzeugende Bücher wie möglich zu machen, an denen man wenn dann nur mit schlechtem Gewissen vorbeikann. 

Was sind eure Highlights aus dem bisherigen Verlagsleben? 

Jede einzelne Veröffentlichung. Denn alles, was nicht Highlight ist, lassen wir einfach weg.

Warum muss man ausgerechnet eure Frühjahrsnovitäten lesen? 

Niemand muss lesen, und schon gar nicht bestimmte Bücher, nur weil sie zufällig gerade rausgekommen sind. Aber jeder sollte sich bewusst sein, was er verpasst, wenn er unsere Bücher nicht liest. 

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