»Jetzt setze ich langsam zusammen, wer ich bin« »Und kommt wieder einmal jemand durch die Tür und fordert mich zur Nähe auf, habe ich keine Angst mehr.« So endet der Kurztext »Das vorgegebene Regelwerk« der jungen Schweizerin Yael Pieren, der in der 36. Ausgabe der BELLA triste abgedruckt ist und mich überhaupt erst auf die... Weiterlesen →
Die Frankfurter Verlagsanstalt, Nino Haratischwili und ihr neuer Roman
Herzlichen Dank an die Bücherliebhaberin für den folgenden Gastbeitrag! Der Artikel ist zuerst auf ihrem Blog glasperlenspiel13 erschienen. Mitte Februar besuchten Caterina von SchöneSeiten und ich die Frankfurter Verlagsanstalt. Wir folgten einer Einladung der Presseabteilung und wollten Erfahrungen austauschen bzw. wir zwei Bloggerinnen das neue Programm der FVA kennenlernen. Das Team um Verleger Joachim Unseld... Weiterlesen →
We talk Indie: Im Gespräch mit Voland & Quist
Noch anderthalb Wochen bis zum Indiebookday – es gibt kaum einen besseren Anlass, um eine neue Reihe ins Leben zu rufen, in der wir mit den Menschen hinter den aufregenden Verlagsprogrammen reden: »We talk Indie«. Letzte Woche machten die Damen von binooki im Gespräch mit der Klappentexterin den Anfang, nächste Woche folgt das Verlagshaus J.... Weiterlesen →
Yoko Ogawa: Schwimmen mit Elefanten
»Der Ozean des Schachs dehnte sich endlos aus und war unermesslich tief, aber sie hatten nichts zu befürchten« Es ist noch nicht lange her, dass Haruki Murakami und ich aneinandergeraten sind, seither tänzle ich misstrauisch um ihn herum, bin manches Mal kurz davor, ihm zu verzeihen und die Hand zu reichen, um dann in letzter... Weiterlesen →
James Sallis: Driver
»Das erste Licht des Morgengrauens, die Welt da draußen flickte sich wieder zusammen, während er ihr zuschaute.« Driver fährt, sonst nichts. Er definiert sich durchs Fahren, so sehr, dass er für alle nur Driver ist – seinen richtigen Namen erfahren wir im ganzen Roman nicht. Wie wir auch so vieles andere nicht erfahren: Die Geschichte,... Weiterlesen →
Mirko Bonné: Nie mehr Nacht
»Sich auflösen, verschwinden, und am Schluss…« Ira und Markus Lee, Schwester und Bruder, beide haben sie, im übertragenen Sinne, Angst vor der Dunkelheit, damals als Kinder ebenso wie heute als Erwachsene. »Nie mehr Nacht«, das ist ihr Wunsch, ihre Hoffnung, das ist der Titel von Mirko Bonnés fünftem Roman, der im August bei Schöffling &... Weiterlesen →
Donald Ray Pollock: Knockemstiff
»Unser Leben zu vergessen ist das Beste, was wir zustande bringen«
Knockemstiff, dieser seltsam harte Name eines gottverlassenen Kaffs irgendwo in Ohio, ist gerade in aller Munde: Das Feuilleton, die Buchhändler, die Leser – alle sind sie voller Lob für Donald Ray Pollocks gleichnamigen Erzählband von 2008, der soeben in deutscher Übersetzung im Liebeskind Verlag erschienen ist. Zu Recht, denn die achtzehn Storys in Knockemstiff kommen mit einer Wucht daher, dass sie einen umhauen und man allein von der Lektüre so manche Blessuren davonträgt. Und die sind noch harmlos im Vergleich zu dem, was den Protagonisten widerfährt. Ein Blick auf den ersten Satz genügt, um zu wissen, worauf man sich gefasst machen muss: »Als ich sieben war, zeigte mir mein Vater in einer Augustnacht beim Torch-Drive-in, wie man einem Mann so richtig wehtut. Das war das Einzige, was er wirklich beherrschte«.
Thomas Martini: Der Clown ohne Ort
»Im Wahnsinn enthüllt sich der Zustand der Welt«
Der »Clown ohne Ort« im gleichnamigen Debütroman von Thomas Martini ist Naïn, einer, der sich verloren hat, der zerbrochen ist an diesem Leben, dieser Welt, keinen Platz mehr in ihr findet: »Ich gehöre hier nicht hin«, glaubt er. Dabei sah alles so gut aus, der bisherige Weg war so vielversprechend, Studium der Politikwissenschaften in Bayreuth und Berlin, Auslandsaufenthalt in Barcelona, Assistenzstelle im Bundestag, Aussicht auf einen Job im Europaparlament. Bis der Bruch kam, die Erkenntnis, dass er sich in das stürzte, was eine Karriere hätte werden können, um nicht die Leere in sich zu hören, nicht mit dem Kaputten in sich konfrontiert zu werden. Er schmeißt alles hin, arbeitet als Mädchen für alles in einem Berliner Theater, verlässt das Haus nicht mehr ohne die grüne Strickmütze seiner Oma, gegen das »Frieren in der Hitze«. »Im Wahnsinn enthüllt sich der Zustand der Welt«, liest Naïn auf einem Plakat: Es könnte sein Leitspruch sein.
Clemens J. Setz: Die Frequenzen
»Ein einziges, großes Liebesgeständnis an das nichtlineare Wesen der Zeit«
Ein Familienroman, doch ein ausgesprochen unkonventioneller Familienroman ist dieses 700 Seiten starke Werk von Clemens J. Setz. Es ist, nach Söhne und Planeten, das zweite Buch des 1982 in Graz geborenen Schriftstellers, 2009 wurde es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises gewählt, auf die es im vergangenen Jahr auch Setz’ neuester Roman, Indigo, schaffte. Für den Erzählband Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes erhielt der Autor den Preis der Leipziger Buchmesse. Schon häufig wurde im Zusammenhang mit dem studierten Germanisten und Mathematiker die etwas wuchtige Bezeichnung »Genie« verwendet, aber ganz gleich, ob man dieses Wort nun in den Mund nehmen mag oder nicht: Genial ist das, was ich in den Frequenzen vorfinde, allemal.
Bernhard Aichner: Nur Blau
»… tief in eine fremde, blaue Welt hinein«
Der 1972 geborene und in Innsbruck lebende Autor Bernhard Aichner ist in seiner österreichischen Heimat vor allem durch die Krimireihe um den Totengräber Max Broll bekannt, deren dritter Band soeben bei Haymon erschienen ist. Aber auch in der Gegenwartsliteratur ist Aichner zu Hause, bislang hat er drei Romane veröffentlicht, darunter Nur Blau, der erstmals 2006 bei Skarabæus erschien und im April dieses Jahres von Haymon neuaufgelegt wurde. Nur blau, das sind die Bilder des 1962 verstorbenen französischen Künstlers Yves Klein: ultramarinblaue »Monochrome«, einheitliche Farbflächen fast gänzlich ohne Strukturen – in manchen seiner Ausstellungen zeigte der Maler nichts anderes, überall nur die eine Farbe. Ebendieser Kunst widmet sich Aichners Geschichte und entfaltet dabei dieselbe Sogwirkung wie Kleins atemberaubend leuchtendes Blau.