Steglitz fragt bei Michael Meisheit nach (Teil 2)

„Die Frage nach der Verfügbarkeit in der Buchhandlung oder danach, ob es ‚Soap‘ auch fürs iPad gibt, tut jedes Mal weh …“

In diesem Beitrag erfahren wir u.a., weshalb Michael Meisheit mit eBook und der gedruckten Version von „Soap“ zweigleisig fährt, warum er auf den Platzhirschen Amazon setzt und welche Lehren er aus seinen bisherigen Erfahrungen als Selbstverleger zieht. Im ersten Teil des Gespräches berichtete er uns, wie er Chancen und Risiken bezüglich Selfpublishing einschätzt, warum er sich für CreateSpace entschieden, welche Erfahrungen er damit gemacht hat und wie er mit Vorurteilen gegen Autoren umgeht, die ihre Publikationen in Eigenregie auf den Markt bringen.

Mit einem eBook und einem gedruckten Buch fährst du zweigleisig. Warum das?

Man kann so ein Projekt nicht über das Internet aufziehen und dann das elektronische Buch außen vorlassen. Mir war immer klar, dass in meiner Zielgruppe die meisten Leute das sogenannte Holzbuch noch bevorzugen würden, aber rund um das eBook passieren ja noch viel aufregendere Dinge, was neue Weg angeht, also wollte ich das auf keinen Fall missen.

Glaubst du, dass dem eBook die Zukunft gehört?

Auf jeden Fall. Es wird Papier nicht komplett ersetzen, aber die Vorteile liegen auf der Hand. Neue Generationen werden dann auch die Nostalgie nicht mehr kennen, die viele von uns noch mit dem Umblättern verbinden. Wenn ich sehe, wie mein dreijähriger Sohn schon selbstverständlich zwischen iPhone-App-Geschichte und Buch zum Blättern wechselt, weiß ich, wie die Zukunft aussieht.

Wie hältst du es beim eBook mit dem Kopierschutz?

Da hab ich wie ein Schaf erst einmal den voreingestellten Kopierschutz gelassen wie er ist. Wobei ich mich mittlerweile durchaus frage, warum. Leider kann man es im Nachhinein nicht mehr ändern. Aber ich muss mich definitiv noch mehr mit dem Thema und den Möglichkeiten beschäftigen. Was ich auch daran merke, dass ich mich in der ganzen Urheberrechtsdiskussion oft auf der Seite von Kreativen, die vor allem Schutz und Sanktionen fordern, nicht so richtig wohl fühle. Auch hier reizen mich eher die neuen Möglichkeiten des Internets. Aber das ist eine andere Diskussion.

Wie schätzt du die Diskussionen um das Pricing beim E-Book generell ein?

Hier wird noch viel experimentiert. Im Moment wirkt es schon teilweise absurd, wenn man sich die Listen bei Amazon anschaut. Wenn die gleichlangen 99 Cent-Bücher neben Verlags-eBooks für 22,99 Euro stehen, merkt man, dass der Markt sich noch regulieren muss. Kurios ist allerdings, dass Beide es in die Topliste schaffen können …

Und wie bist du mit der Preisgestaltung bei eBook und Taschenbuch verfahren?

Michael Meisheit © Steven Mahner

Michael Meisheit © Steven Mahner

Ich hab meine potentiellen Leser in meinem Blog gefragt und sogar abstimmen lassen. Wie bei vielen anderen Fragen rund um die Veröffentlichung ja auch. Natürlich hatte ich eine grobe Vorstellung – das Taschenbuch sollte nicht über 10 Euro kosten, das eBook nicht für 99 Cent verramscht werden. Aber ich fand es sehr hilfreich, dass die Mehrheiten und Argumente im Blog meine Auffassung stützten. Beim Taschenbuch waren sich eh alle mehr oder weniger einig. Beim eBook gab es – wenig überraschend – die größere Bandbreite an Meinungen. Für mich war hier entscheidend, dass ich nicht zu weit vom Taschenbuch weg wollte. Allerdings bin ich mir bei den 4.99 noch nicht so ganz sicher, ob es die beste Wahl war. Daher habe ich heute eine Aktion gestartet und verkaufe nun für ein paar Tage das eBook für 2.99.

Selbstredend eine nette Geste an die Adresse der Leser unseres Gespräches … Warum ist „Soap“ derzeit lediglich beim Platzhirschen Amazon zu haben?

Das lag natürlich erst einmal an meinem Wunschpartner CreateSpace. Mit dem drängt sich das Kindle-Programm ja gleich als nächster Schritt auf, es sind nur wenige Klicks mehr. Und „lediglich“ bei Amazon zu sein, ist bei deren Marktposition ja nicht das Schlechteste. Allerdings soll es so nicht bleiben. Sobald ich die Zeit habe, mich durch das Dickicht von Formaten und möglichen Wegen zu kämpfen, werde ich zum einen andere eBook-Kanäle hinzunehmen und zum anderen auch das Taschenbuch auf neue Wege bringen.

Wo machst du beim Platzhirschen persönlich Nachteile aus?

Was mich überrascht hat, war, dass man erstaunlich wenige Analyse-Möglichkeiten für seinen Verkauf hat. Vielleicht bin ich durch Google-Analytics bei meinem Blog verwöhnt, wo man ja auch noch die Farbe der Unterwäsche seiner Seitenbesucher gemeldet bekommt. Aber dass es im Kindle-Programm noch nicht einmal eine Verkaufsaufstellung nach Tagen gibt, hat mich sehr verwundert. Ganz zu schweigen davon, dass es doch interessant wäre, wie viele Leute die Verkaufsseite des Buches besuchen, wo die herkommen usw. Technisch ist das alles möglich, Amazon lässt sich aber nicht in die Karten schauen. So hockt man viel zu viel da und rätselt, wieso, weshalb, warum.

Worauf sollte man besonders Acht geben, wenn man sich für diese Vertriebsschiene entscheidet?

Zu empfehlen ist, dass man sich als Autor bei „Author Central“ von Amazon anmeldet. Dann kann man nicht nur ausführlicher über sich berichten, sondern hat auch so etwas wie einen Ansprechpartner, der kurzfristig antwortet. Was bei Amazon normalerweise ja nicht so einfach ist. Denn der Laden ist und bleibt ein schwer durchschaubarer Riese. Ansonsten muss einem klar sein: Amazon ist auch nicht die Welt. Die Frage nach der Verfügbarkeit in der Buchhandlung oder danach, ob es „Soap“ auch fürs iPad gibt, tut jedes Mal weh …

Was hält dich ab, andere Vertriebspartner ins Boot zu holen?

Ehrlich gesagt bin ich noch etwas ratlos, wen ich wie hinzunehme. Alle eBook-Vertriebe haben einen oder mehrere Hinkefüße. Mal muss man auch den Vertrieb über Amazon abgeben und verdient entsprechend weniger. Mal braucht man eine (teure) ISBN für das eBook. Andere haben undurchsichtige Konditionen. Hier sammle ich noch Feedback von anderen Selfpublishern. Erfahrungsberichte sind jederzeit willkommen!

Was rätst du jenen, die Schritte in Richtung Selfpublishing planen?

Sie sollten Zeit mitbringen und Geduld. Zeit im Sinne von: Vieles dauert länger als geplant. Besonders wenn auch mal was schief geht. Oder wenn man viel zu lange in der Social-Media-Welt hängen bleibt. Geduld braucht man bis die eigenen Maßnahmen greifen. Selbst Leute, die begeistert gesagt haben, dass sie das Buch „sofort“ kaufen, trifft man manchmal Wochen später und hört „Ach ja, das Buch!“ Bei Pressekontakten und ähnlichem kann es auch ewig dauern, bis was passiert. Oder hoffnungsmachende Kontakte verlaufen plötzlich im Sande.

Frustrationen sind wohl inbegriffen …

Daher muss man Kontakt zu seiner inneren Rampensau aufnehmen. Wer die gar nicht besitzt, wird sich schwer tun – denn am Anfang gibt es niemanden, der einen irgendwo ins Gespräch bringt außer einem selbst. Das ist manchmal echt unangenehm, aber da muss man durch – sonst braucht man vielleicht doch einen Verlag. Allerdings ist hier Augenmaß notwendig. Ab wann nervt man? Auch wenn man selbst das Gefühl hat, das Buch ist der Mittelpunkt der Welt, für die da draußen ist es eins von buchstäblich Millionen. Es kann daher helfen, das Projekt eben nicht zum Mittelpunkt der eigenen Welt zu machen, sondern einfach auch mal was anderes zu schreiben bzw. sich mit echten Menschen zu beschäftigen.

Was sollte sich ein Selbstverleger abschminken?

Abschminken kann man sich, dass man mit der Geschichte wirklich reich wird. Selbst dass man in irgendeiner Form davon leben kann, ist wohl die Ausnahme. Wer mit dieser Erwartungshaltung da reingeht, kann nur verlieren. Besonders weil es nun schon eine ganze Weile eine Art Goldgräberstimmung gibt und sich entsprechend viele Leute mit ihren Goldpfannen am Amazonas und anderswo tummeln.

Es heißt ja, dass die Digitalisierung und der Umstand, dass Autoren nicht mehr auf Verlage angewiesen sind, erhebliche Folgen für den Buchmarkt und -handel haben werden. Wie schätzt du die weitere Entwicklung ein?

Ich gehöre zu denen, die glauben, dass der bisherige Buchmarkt und -handel in zehn Jahren völlig anders aussieht. Ich glaube nicht, dass Bereiche komplett verdrängt werden, es wird einfach diversifiziert. Es wird sicher weiterhin Verlage geben, aber es wird auch hochwertige Selbstverleger geben. Es wird für diese dann Organisationsformen geben mit Dienstleistern und Plattformen. Es wird verlegende Hobbyautoren geben usw. Vor allem denke ich auch, dass sich noch einiges zwischen den verschiedenen Medienformen tun wird. Also dass es neben dem Buch und dem eBook interaktive Erzählungen, netzbasierte Erzählungen, Verbindungen von Film, Spiel und Text usw. geben wird.

Kannst du dir vorstellen, dass Independent Publikationen den klassischen Gatekeepern à la longue den Rang ablaufen werden?

Ich kann es mir vorstellen, aber es kommt auch darauf an, wie klug die Verlage, Buchhandelsketten usw. mit der Situation umgehen, sprich ob sich darauf einstellen. Wer stur darauf pocht, dass doch nur ein Buch aus Papier das Wahre ist und der Verlag über allem steht, der wird es sicher irgendwann schwer haben. Spätestens wenn die Mehrzahl der Autoren anderswo bessere Konditionen, Hilfestellungen und vor allem Möglichkeiten bekommt, ihre Vision umzusetzen.

Was stößt dir bei den aktuellen Diskussionen rund um die Zukunft des Buches besonders negativ auf?

Wie bei den meisten Diskussionen, die bevorzugt in der Textform (Feuilleton-Artikel, Blogs oder gar Foren) geführt werden, wird oft zu verbissen und unfreundlich diskutiert. Ich hab nichts gegen eine Diskussion, in der es auch mal hoch hergeht. Aber man ist allerorts erstaunlich schnell mit persönlichen Angriffen, Unterstellungen und ähnlichem. Und gerade Autoren sollten doch in der Lage sein, sich in die Position des Gegenübers reinzuversetzen – wie entwickeln sie denn sonst Figuren? Abgesehen davon finde ich es schade, dass die Selfpublisher in vielen Bereichen noch die Kellerkinder sind, aber es liegt sicher an uns selbst, dies durch selbstbewusstes und professionelles Auftreten zu ändern.

Du experimentierst seit Jahren als Autor im Netz. Was meinst du, inwieweit verändert die Digitalisierung auch unser Verständnis von Literatur und Autorenschaft?

Zwei Sachen verändern sich zurzeit aus meiner Sicht durch das Internet: Das Buch ist nicht mehr das Nonplusultra in der Literatur. Andere Textformen oder auch transmediale Erzählformen spielen eine immer größere Rolle. Gleichzeitig wird der Autor entmystifiziert. Er ist nicht mehr der Schreiber im Elfenbeinturm, sondern weilt über Blogs, Foren und interaktive Experimente mitten unter seinen Lesern. Das wird zunehmend selbstverständlich. Ich weiß noch, dass ich vor ca. 15 Jahren „Flamingo Rising“ von Larry Baker gelesen habe, in dessen Impressum eine E-Mail-Adresse stand. Weil mir das Buch gut gefiel, hab ich dort hingeschrieben und bin fast vom Stuhl gefallen, als der Autor mir postwendend persönlich antwortete. Wir haben dann ein bisschen hin- und hergemailt darüber, wie man sein Buch als Deutscher wahrnimmt. Und ich hab mir damals schon gedacht: Ja, wieso denn nicht immer so? Was kann einem besseres passieren, als sich mit den Lesern auszutauschen? Aber damals war das noch absolut ungewöhnlich.

Was hat dich bewogen, „Soap“ gemeinsam mit Blogbesuchern und Lesern auf die Beine zu stellen?

Vielleicht war besagtes Erlebnis mit Larry Baker schon der Grundstein für den Wunsch, mich mit den Lesern auszutauschen. Später wurde dann mein Prosa schreiben (im Gegensatz zum Drehbuch schreiben) sehr stark durch meine aktive Zeit in der Community jetzt.de geprägt ist. Dort konnte man mit kleinen Texten experimentieren – unter dem Stichwort „Tagebuch“ – und man hat über Kommentare sofort Feedback bekommen. Auch wenn das manchmal hart war, hat es mir gefallen und weitergeholfen.

Als Serienautor schreibst du ja auch im Team …

Hinzu kommt, dass ich es als Drehbuchautor natürlich gewohnt bin, dass zahlreiche Leute meine Arbeit – gerade in frühen Fassungen – auseinander nehmen. So war es für mich nur folgerichtig, einen Romantext in einem frühen Stadium herauszugeben, um von dem Feedback zu profitieren. Gleichzeitig wollte ich so eine Basis an Lesern schaffen, denn für klassische Werbung und PR-Arbeit würde ich keine Mittel haben. Womit ich nicht gerechnet hatte: WIE begeistert viele der Leser waren, dass sie mitwirken „durften“. Ich hab zahlreiche Danksagungen bekommen, dabei machten die Leute letztlich Arbeit für mich! Spätestens da war mir klar, dass diese Art von Zusammenarbeit ein vielfach ungehobener Schatz ist.

Wie waren deine diesbezüglichen Erfahrungen? Was hast du an der „interaktiven Arbeitsweise“ besonders geschätzt?

Für mich war die Zusammenarbeit durchweg positiv. Man muss natürlich ein paar „Fähigkeiten“ mit bringen: Man muss mit Kritik umgehen können. In der Lage sein, das Wichtige herauszufiltern. Vor allem muss man gerne kommunizieren, meint in dem Fall: Auch zuhören! Und letztlich muss man wissen, was man tut. Wenn man selbst zu unsicher ist, was die eigene Arbeit, den eigenen Text angeht, verzettelt man sich. Denn es gibt IMMER mehrere Meinungen, die gegensätzlichen sind sowieso überproportional vertreten. Wenn das aber einmal funktioniert, hat man irgendwann eine kleine bzw. wachsende Community, die man nicht nur jederzeit um Rat fragen kann, sondern die einen auch motiviert oder sogar aktiv unterstützt. Es haben schon mehrere Leute Tage (!) an Arbeit in mein Projekt investiert, einfach weil sie sich damit identifizieren, es gut finden. Da war ich manchmal wirklich gerührt!

Wo kommt Teamwork an seine Grenzen?

Ich weiß nicht, ob das auch mit mehreren Tausend Leuten funktioniert, was ich da mache. Aber das Problem möchte ich erst einmal haben. Im Moment „kenne“ ich noch alle sehr aktiven Leuten einzeln, aber natürlich hätte das auch irgendwann eine Grenze. Und wenn ich als Autor nicht mehr ab und zu auch mal direkt antworte oder eingehe auf jemanden, wären die Bindungen sicherlich nicht so eng. Aber dann müsste man eben andere Wege finden.

Welche Lehren ziehst du bislang aus deinem „Selbstversuch“? Was würdest du heute anders machen?

Für mich ist die wichtigste Lehre, dass ich das in Zukunft immer so machen möchte: Öffentlich und gemeinsam kreativ arbeiten. Denn für mich hat es fast nur positive Effekte gegeben. Ein wenig muss ich in manchem Bereichen noch die Balance finden: Wann nervt ein Thema, weil man es zu oft bringt? Wie viel „Werbung“ kann ich den Leuten zumuten? Macht die bei den ewig selben Leuten irgendwann überhaupt noch Sinn? Die Gefahr ist, dass man die Leser irgendwann als selbstverständlich nimmt, aber letztlich können die auch wahnsinnig schnell wieder verschwinden. Man muss eben bei so einem Projekt auch immer Entertainer sein oder zumindest neue, interessante Informationen liefern, sonst dreht sich das Karussell weiter …

Danke, Michael, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. Lunte gerochen hast du jedenfalls: Seit gestern gehst du abermals ein Projekt in Eigenregie an. Ein eBook mit ausgewählten Kurztexten die bei jetzt.de erschienen sind. Dafür suchst du Testleser. Glück auf dabei – und weiterhin Erfolg und Freude mit Soap.

Freundlicherweise stellte Michael mir einige Leseexemplare zur Verfügung. Wer sich für sein Debüt als Selfpublisher interessiert und “Soap” besprechen möchte, möge sich bei mir melden.

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In der losen Interview-Reihe “Steglitz fragt … bei Autoren nach” standen bereits Rede und Antwort:  Jando, Petra van Cronenburg, Petra Röder, Nicole Sowade aka Miss Januar, Jan-Uwe Fitz aka Vergraemer, die Sachbuch-Autorin Sonya Winterberg der Berner Shooting-Star Patric Marino und Wilhelm Ruprecht Frieling, im Social Web als Prinz Rupi bekannt. Stets geht es darum, wie die befragten Autoren die Entwicklungen infolge der Digitalisierung einschätzen, welche neuen Wege sie nutzen und wo sie Chancen und Risiken sehen.

14 Kommentare zu “Steglitz fragt bei Michael Meisheit nach (Teil 2)

      • Viele wissen aber auch einfach nicht, dass das geht. Ich hatte auch anfragen nach Buch fürs iPad und die waren immer total überrascht, dass es dafür ja eine Kindle-App gibt (ich ehrlich gesagt auch, mir erzählte das jemand auf Facebook).

  1. Wie im 1. Teil unwahrscheinlich informativ und dicht, danke!
    Das mit dem Platzhirsch kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen: Man kommt als Self Publisher schlicht in den meisten anderen Shops nicht unter – oder es funktioniert um einiges komplizierter. Amazon macht es einem besonders leicht und ist mit einem Marktanteil von über 60% natürlich auch am interessantesten. Um Distributoren zu nutzen, muss man oft erst einmal ein bestimmtes Kontingent an Büchern vorweisen können – oder man muss doch erst einen Verlag gründen, weil die ISBNs sonst teuflisch teuer sind.

    Und im Print andere Wege zu gehen, lohnt sich auch nur sehr bedingt, so lange der stationäre Buchhandel derart verschlossen gegenüber Self Publishing reagiert wie der deutsche. Da hilft es durchaus, sich erst einmal woanders einen Namen zu machen und dann dort anzuklopfen – sofern man woanders dann noch weg will.

    Leser kennen diese Hintergründe leider nicht – auch darum ist es spannend, hier „Mäuschen“ spielen zu können!

    • Ich glaube ob man im stationären Buchhandel unterkommt ist eine Frage der Nachfrage, die man generiert.
      Ich habe 2012 ein Buch im Selbstverlag im Print aufgelegt und es geschafft, 1.500 davon zu verkaufen. Davon gut 1.200 über Amazon, den Rest über den stationären Buchhandel.
      Das sind zwar nur gut 200 Bücher gewesen, aber so langsam fängt es auch dort an zu laufen. Es haben halt genug Leute in Buchläden nach der ISBN gefragt, kleinere Läden (mit mehr Service) haben direkt bei mir bestellt, irgendwann rief der Barsortimenter KNV an, weil öfter jemand meine ISBN bei ihnen bestellte. Darüber haben die mich als Lieferanten aufgenommen und den Großteil der 200 Bücher über deren Bücherwagen abgewickelt.

      Mein größte Bremse im letzten Jahr: Ich hatte nicht genug Bücher und nicht rechtzeitig nachdrucken lassen.

      Mein Ziel für dieses Jahr: Bei Libri als Lieferant aufgenommen zu werden.
      Und natürlich viele Bücher verkaufen, E-Books und Papier!

      • Erstmal danke an Petra für die lieben Worte!

        Zum Thema Buchhandel tut sich bei mir auch ein wenig: Ich hatte in den letzten Tagen fünf direkte Bestellungen des Buchhandels. Zwei davon von Libri! Ich weiß nicht, ob das nur Zufall war, aber wenn das weiter so geht, werde ich auch mal versuchen, mit denen zu verhandeln. Ich erkundige mich bereits, was kleine Druckauflagen kosten würden …

        Das Beispiel von Sam finde ich auf jeden Fall ermutigend! Bist Du KNV gegenüber als Kleinverlag aufgetreten oder als Selfpublisher? Und nach wie vielen Bestellungen haben die sich gemeldet? 🙂

      • Ich hab meine erste Auflage von den Einnahmen der ersten beiden Monate bezahlt. 500 Taschenbücher haben mich im Bereich 600-900 Euro gekostet (hängt natürlich vom Buch ab, Umfang, Papier, Umschlag, …).
        Für meine aktuelle Auflage habe ich Preise von 7 Druckereien (meist online) eingeholt, mich allerdings gegen die billigsten drei entschieden, weil man über diese viel schlechtes gehört hat. Aktuell empfehlen würde ich laser-line.de und online-druck.biz, mit beiden habe ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht.

        Ich weiß leider nicht, wie viele Bestellungen KNV bekommen hat, bevor sie sich bei mir meldeten. Und da die den Kontakt angefangen haben, habe ich mich auch nie in einer Funktion wie „Kleinstverlag“ oder „Selbstpublisher“ dort vorgestellt. Aber denen war schon bewusst, dass ich nur das eine Buch hab und das nur so nebenher mache. Insgesamt habe ich letztes Jahr nur 18 Einzelbücher verschickt, der Rest lief über Großhandel.

        Seit knapp vier Wochen hab ich meine herangehensweise überarbeitet, hab mich dagegen entschieden die Vermarktung an einen DKZV abzugeben und stattdessen jetzt einen Vertrag mit einem Verlagsauslieferer geschlossen, damit ich die Bücher nicht mehr selber lagern, verschicken und in Rechnung stellen muss. Das läuft jetzt erst an, ich hoffe das klappt so gut wie ich mir das vorstelle. Dorthin ist auch die neue Auflage meines Buches bestellt.

        Möglich macht das alles mein E-Book: Das bringt das Geld rein, um die Druckauflage zu finanzieren, ISBN&VLB zu bezahlen und so.

      • Find ich gut! Ich hab hier auch Druckereien vor Ort befragt, aber für die war meine gewünschte Auflage einfach zu klein (und für Michael sind die ja auch nicht vor Ort).

  2. Sehr interessant! Vor allem, weil er mit seinem Papierbuch den gleichen Preis wie ich gewählt hat, aber einen anderen Weg gegangen ist (CreateSpace hatte ich nicht auf der Reihe, ich hab mir eine Auflage drucken lassen).

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