Buchaffine Blogbetreiber, die sich jeweils in Kurz-Interviews präsentieren, sprechen Blogempfehlungen aus, deren Betreiber wiederum eingeladen werden, sich den Fragen zu stellen. Das ist Ziel der losen Interview-Reihe „Steglitz stellt bibliophile Blogger vor“, deren Intentionen ich anderenorts detaillierter erläutert habe.
Der Vorschlag, dass wir JuneAutumn und ihr Blog 1001 Bücher näher kennenlernen sollten, stammt von DocTotte, der Tottes kleines Literaturlexikon pflegt.
Dein Steckbrief in Worten…
Ehemalige Literaturstudentin, die an der Uni ihre Liebe zu den Büchern nicht ausleben konnte und auf der Suche nach anderen Möglichkeiten ist… Mein Traum ist es, irgendwann einmal meine Brötchen mit Büchern zu verdienen, also schauen wir mal, was die Zukunft bringt.
Seit wann, warum und wo bloggst Du?
1001 Bücher gibt es seit anderthalb Jahren. Vorher habe ich einige Versuche gestartet, auf anderen Plattformen und mit gemischten Themen. Nun fühle ich mich aber bei WordPress sehr gut aufgehoben, da es leicht zu bedienen ist und eine große Community hat. Ich blogge, weil ich hoffte und nun weiß, dass da draußen noch andere sind, die genauso oder zumindest ähnlich denken wie ich. Das ist in einer Stadt, die hauptsächlich auf naturwissenschaftliche Studiengänge setzt, selten zu finden. Es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine ist.
Deine Themenschwerpunkte…
Das ist relativ einfach. Ich lese mich durch die „1001 Bücher, die man gelesen haben sollte, bevor man stirbt„. Das ist zwar nur eine von vielen Listen, aber ich habe mich für diese entschieden, weil sie so umfangreich ist. Dass immer noch vieles und vor allem viele Länder nicht vorhanden sind, stört zwar, kann aber kompensiert werden. Auf jeden Fall denke ich, dass man einen guten Eindruck erlangt und darauf aufbauend weiterlesen kann… Außerdem hat es mir schon immer geholfen, etwas Konkretes zu haben, das ich abarbeiten kann, so dass ich nicht unterwegs vom Weg abkomme…
Was treibt Dich in der Literaturszene, dem Literaturbetrieb derzeit besonders um?
Die Hypes. Ich kann nicht verstehen, dass es immer wieder eine Thematik gibt, die komplett ausgeschlachtet wird. Dabei scheint Qualität oder Anspruch keine große Rolle zu spielen. Ich könnte mir vorstellen, dass Menschen, die sich nicht so sehr mit Literatur auseinandersetzen, ein sehr merkwürdiges Bild bekommen. Wäre Vielfalt nicht angebrachter?
Wie machst Du Deinen Blog und Deine Beiträge bekannt?
Tatsächlich nur über WordPress. Facebook und Twitter habe ich mal ausprobiert, dann aber für mich entschieden, dass ich nicht alles von mir preisgeben und vermarktet werden möchte. So besuche ich regelmäßig viele Blogs, like, was mir gefällt und kommentiere, wenn ich was dazu äußern möchte. Es klappt, ich habe mir eine schöne Gemeinschaft aufgebaut.
Was sollte ein Blogger besser sein lassen?
Das trifft einen wunden Punkt bei mir: Wenn ein Blogger nicht nachsieht, ob sein Beitrag ordentlich und fehlerfrei ist. Natürlich unterlaufen immer mal Tippfehler und dergleichen, und das am Monitor zu kontrollieren ist nicht immer einfach. Dennoch würde ich mir wünschen, dass jeder Verfasser noch einmal Korrektur liest, da ich es äußerst schade finde, wenn ein gut geschriebener Beitrag schlechter wird. Wenn ich zig Fehler sehe, höre ich auf zu lesen, und das ist manchmal äußerst ungerecht. Aber Sprache ist unser Werkzeug, und ich finde, es sollte korrekt angewandt werden. Und ich finde es auch fürchterlich, wenn ein Blogger ewig lange Texte verfasst – auch wenn ein Thema es durchaus verdient, intensiver behandelt zu werden. Aber solche Texte lese ich dann lieber in Papierform (klar, wo sollte ich die herbekommen?) als am PC.
Welche Hürden muss ein Blogger nehmen?
Er muss Geduld und Ausdauer haben. Die Literaturbloggemeinde ist zwar sehr freundlich und heißt jeden neuen Blogger willkommen, aber es dauert trotzdem seine Zeit, bis man sich eine Community aufgebaut hat. Man sollte regelmäßig bloggen und den Kontakt halten, das heißt, auch verfolgen, was die anderen machen. Ich möchte aber noch sagen, dass es sehr schön ist, dass man auch mal eine schwächere Zeit haben kann, und einem trotzdem alle die Stange halten.
Dein schönstes Erlebnis als Blogger…
Da gibt es kein einzelnes Erlebnis. Ich freue mich, dazuzugehören, ich genieße den Austausch mit Gleichgesinnten, und auch die Möglichkeit solcher Interviews, die mehr von einer Person zeigen, finde ich klasse.
Wie gehst Du damit um, wenn Dir Verlage, Agenturen oder Autoren Rezensionsexemplare anbieten?
Das ist dank der Natur meines Blogs noch nicht vorgekommen. Meine Leseliste besteht ja aus einer festen Reihe von Büchern, dementsprechend braucht niemand etwas anzubieten. Ich würde demgegenüber allerdings auch sehr skeptisch sein, da ich gerne unbefangen lesen und keine Verpflichtung zu einer positiven Bewertung eingehen möchte.
Und wie würdest Du damit umgehen, wenn Dir Self-Publisher ihre Titel anbieten würden?
Da würde ich grundsätzlich keinen großen Unterschied machen. Ich würde mir den Titel genau ansehen, aber auch hier keine Verpflichtung zu einer positiven Bewertung eingehen wollen.
Wie hältst Du es mit dem E-Book?
Ich kann den Nutzen sehen, den es hat. Und ich habe auch schon von mehreren Lesemuffeln gehört, die dank des E-Books wieder mehr lesen. Seine Existenz ist also okay für mich, aber ich möchte keins haben, da ich tatsächliche Bücher bevorzuge. Ich schleppe sie gerne mit mir rum, halte sie gerne in der Hand, blättere gerne tatsächliche Seiten um… Würde ich allerdings viel auf Reisen sein, würde ich zumindest mit dem Gedanken spielen, mir eines zuzulegen…
Welche anderen Blogs empfiehlst Du (max. 5)? Und welcher Blogger sollte in dieser Gesprächsreihe möglichst auch zu Wort kommen?
Die meisten Blogs, die ich verfolge, sind schon mehrmals empfohlen worden. Ich habe auf meiner Seite Artikel verlinkt, die ich mag, so dass jeder sehen kann, was gerade passiert. Ich möchte Samy vom Kulturblog der Buchhandlung Jastram als Gesprächspartner empfehlen, da er täglich Neues aus der Bücher-, Musik- und Filmszene zu berichten hat, und das in einer sehr unterhaltenden Weise. Außerdem möchte ich mich bei DocTotte für die Überreichung des Staffelstabes bedanken.
Und ich danke dir, dass du den Stab angenommen hast und freue mich, dass du ihn an einen bloggenden Buchhändler weitergibst…
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Zuletzt stelle sich Alban Nikolai Herbst mit Die Dschungel. Anderswelt vor. Seine Wunsch-Interview-Partner waren Sophia Mandelbaum mit Ze Zurrealism itzelf und Helmut Schulze mit parallalie. – Eine Übersicht, wer bereits alles Rede und Antwort stand und welche Blogs in den jeweiligen Gesprächen empfohlen wurden, findet sich hier
Ein schönes Interview, vielen Dank dafür. Das mit dem Korrekturlesen kann ich nur bestätigen und bei ellenlangen Beiträgen geht mir manchmal die Puste aus, um sie zu lesen, was ich eigentlich sehr schade finde.
LG buechermaniac
Einmal mehr sehr angenehm zu lesen. Ich frage mich immer noch, ob ich mich mehr bei den einzelnen fleißigen Interviewpartnern oder bei Gesine für diese interessante Reihe bedanken soll. 🙂
Lieber DocTotte,
die Antwort liegt auf der Hand: Ohne Mittun und Engagement der Interviewpartner wäre diese Reihe nicht…
Aber es braucht auch Eine, die alles auf die Beine stellt, und auch ohne dies wäre diese Reihe nicht… dementsprechend: Vielen Dank! 🙂
„… Und ich finde es auch fürchterlich, wenn ein Blogger ewig lange Texte verfasst – …“ da muss ich schmunzeln….. 😉
also mach ich´s kurz: schöner beitrag!
lg
fs
Vielen Dank! 😉
Ehemalige Literaturstudentin, die an der Uni ihre Liebe zu den Büchern nicht ausleben konnte und auf der Suche nach anderen Möglichkeiten ist…
Yup, der Zahn wird einem ziemlich schnell gezogen. Ich habe nie so ungerne gelesen, wie in den 2,3 Semestern Germanistik / Skandinavistik / Orientalistik. Schlimmer als Schullektüre.
Ich würde demgegenüber allerdings auch sehr skeptisch sein, da ich gerne unbefangen lesen und keine Verpflichtung zu einer positiven Bewertung eingehen möchte.
Das lese ich so häufig…dabei stimmt es bei den meisten Verlagen nicht. Im Gegenteil, mir schrieb ein Verantwortlicher bei Random House, welcher dort mehrere Verlage betreut, Werbebroschüren könnte er selbst schreiben, dafür bräuchte er mich nicht. Ich habe bis jetzt einmal – dieses Wochenende – einen Rüffel bekommen. Die Verlage sind robuster, als die meisten Blogger glauben.
Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verlage hören wollen, man finde ein Buch nicht lesenswert, und das dann auch noch begründet. Man sieht es ja täglich, dass Leute froh sind, sich die Mühe mit einem Buch sparen zu können, weil sie dem Rezensenten vertrauen. Das kann doch nicht im Interesse des Verlags sein.
Ich kann die Mail schlecht zitieren, 1.), weil es sich nicht gehört und 2.), weil ich sie nicht mehr habe. Kommt auch darauf an, wie man es schreibt, ob man schreibt: Zwischen *Das Buch war total sch… .* oder ob ich dies näher begründe, liegen Welten. Letztendlich geht es den Verlagen wohl hauptsächlich darum, ins Gespräch zu kommen und auf die Bücher aufmerksam zu machen.
Ich hatte dem Random House-Mitarbeiter vorher geschrieben, dass ich immer ein schlechtes Gewisenhabe, wenn ich die teuren Hardcover abbreche und dann eine entsprechende Rezi kommt.
Wenn es nach nur gut erwarteten Bewertungen gehen würde, dann dann wäre das Projekt *Rezi-Exemplare* bei mir schnell beendet gewesen. Ich denke, die Verlage wollen auch wissen, was ankommt und was die Leser wirklich denken. Was würdest du denn machen, wenn ein Buch schlecht läuft, aber nur gute Rückmeldungen bekommt. Dann wüsstest du nicht, was schief
gelaufen ist.
Ich hatte in gut einem Jahr Rezi-Exemplare eine enttäuschte Rückmeldung. Das spricht sehr für die Verlage, finde ich.
Und wenn es anders, dann würde ich eben meinen ganzen Rückstau nach und nach lesen.
Und wenn es anders wäre
Ein ganz aktuelles Beispiel: Ich schrieb in der letzten verfassten Rezension, dass es in dem Buch um alles ginge, nur nicht um das, was Klappentext und Titel suggerieren. Genauer gesagt, dass die Autorin nur damit prahlt, wie toll und richtig ihre Lebensentscheidungen waren.
Und trotzdem hat jemand, von dem ich weiß, dass er mein Blog liest, das Buch umgehend bei Tauschticket angefordert. Vielleicht hätte sie es sonst gekauft.
*Marketing* nicht immer nur, alles schön zu reden.
*Ich habe meine Meinung, verwirren Sie mich nicht mit Fakten.*
Und damit lasse ich das auch. Nur noch eins:
Doch genau, das wollen die Firmen. Als mein WoW-Blog noch aktiv war, hatte ich jede Menge Zugriffe aus Frankreich – das war wohl Blizzard. Die haben auch ganz klar geschrieben, dass sie Blogs auswerten, um ein Feedback zu ermitteln.
Vieles, was ich im Blog geschrieben habe, fand sich 1:1 in deren offizieller Auswertung.
Und genau diese Auswertungen werden Verlage oder Literaturdienste ebenfalls durchführen. Das ist ein Buch realistisch betrachtet: Ein Produkt, welches sich verkaufen soll. Und dazu muss man wissen, wie die Trends verlaufen, was gefragt ist und woran die Leser sich stören.
Man sieht es ja täglich, dass Leute froh sind, sich die Mühe mit einem Buch sparen zu können, weil sie dem Rezensenten vertrauen. Das kann doch nicht im Interesse des Verlags sein.
Verlage haben zwei Interessen an Lit-Blogs: 1.) Das Buch bekannt machen und 2.) für die nächsten Verkäufe das Buch genau zu analsysieren.
Und dem *Rezensenten vertrauen*: Da wird nicht das Wort Gottes verkündet. (Auch wenn viele dies gerne von sich glauben).
Ich vertraue gar keinem, der einzige Blogger, dem ich halbwegs zutraue meinen Geschmack zu treffen, ist Jarg von Jargs Blog.
Ansonsten klicke ich kurz drüber, ob die vorgestellten Bücher etwas für mich sein könnten, meine Kaufententscheidung beeinflusst aber weder ein positives noch negatives Ergebnis. Ich habe schon es schon öfters erlebt, dass TT-Tauschpartner Bücher trotz negativer Kritik ein Buch anforderten; andere haben es vielleicht gekauft, was ich natürlich nicht mitbekomme.
Ein schönes Interview, liebe June! 🙂 Ich freue mich außerordentlich, dass du nun auch endlich hier vertreten bist. Dein Experiment finde ich unheimlich spannend, auch wenn es für mich selbst wohl eher nichts wäre – ich könnte mich einfach nicht von den ganzen spannenden Neuerscheinungen fernhalten. 😉 Deine Zweifel bezüglich facebook und twitter kann ich nachvollziehen und habe auch lange darüber nachgedacht, ob ich diesen Weg gehen möchte.
Liebe Grüße
Mara
Danke, liebe Mara!
Die Neuerscheinungen gehen mir auch nicht ganz aus dem Kopf, vor allem, da ich bei Euch immer so leidenschaftlich darüber informiert werde… Ich denke, dem werde ich bald Abhilfe schaffen 🙂
Liebe Grüße,
June