„Ich sehe keine Schwierigkeiten. Der Verlag hat vieles erst möglich gemacht.“ – SteglitzMind stellt Adrian Kasnitz von der parasitenpresse vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von Adrian Kasnitz von der parasitenpresse. Vorgeschlagen hatte das Helge Pfannenschmidt von der edition AZUR.

Eine Skizze vom Verlag …

Adrian Kasnitz  © privat

Adrian Kasnitz © privat

Die parasitenpresse ist ein kleiner, auf Lyrik spezialisierter Verlag aus Köln. Gegründet im Jahr 2000 gibt es uns nun schon seit 15 Jahren, was ein kleines Wunder ist, denn zu Beginn war diese lange Verlagsreise nicht abzusehen. Anfangs haben wir Lyrikhefte aus wiederverwerteten Materialien hergestellt, also eigentlich alles in Handarbeit geschafft, vom Papiersammeln bis zum Heften. Startkapital waren null Mark. Die aktuelle Version der Lyrikhefte zitiert diese Produktionsweise, ist aber deutlich weniger arbeitsintensiv.

Die Programmschwerpunkte?

Der Fokus liegt bei uns auf jüngeren deutschsprachigen Autor/innen. Neben der Reihe mit Lyrikheften, in der in diesem Frühling Band 31 und 32 folgen werden, verlegen wir auch Lyrik-Taschenbücher, Gedichte aus den Benelux-Ländern und Lateinamerika, Kurztexte.

Ihr Highlight im Bücherjahr?

Das Highlight des letzten Jahres war, dass wir es geschafft haben, durch Crowdfunding unsere Taschenbuch-Reihe anzuschieben. Mit dem Band „Fremdbestäubung“ von Dominik Dombrowski ist dann im Herbst das erste Früchtchen vom neuen Baum gefallen.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Wir wollten einen Verlag gründen, der so funktioniert wie ein Musiklabel, wo der Verleger und viele Helfer selber Autor/innen sind. Für mich als junger Dichter war es auch Selbstzweck, um die eigenen Texte veröffentlicht zu sehen. Aber nach dem überraschenden Erfolg der ersten zwei Büchlein war klar, dass es weitergehen kann, dass das Netzwerk aus jungen Schriftstellern, das damals schon recht groß und von Köln nach Berlin, München und Wien reichte, für einen Spezialverlag taugen würde.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Ich sehe keine Schwierigkeiten. Der Verlag hat vieles erst möglich gemacht.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Auch wenn wir viele Dinge in Handarbeit geleistet haben und auch heute noch leisten, haben wie auch schon vor 15 Jahren unseren Verlag aus dem Laptop heraus geführt, unser Lager passte lange Zeit in einen Schuhkarton.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Wir wissen, dass wir ein sehr ausgefeiltes Produkt für einen sehr kleinen Interessentenkreis herstellen. Die Möglichkeiten sind beschränkt. Alles was unnütz für uns ist, lassen wir einfach weg. Unsere Taschenbücher heißen Die nummernlosen Bücher. Sie besitzen keine ISBN-Nummern. Sie kommen da gut an, wo man ihren Autor/innen begegnen kann, auf Lesungen, Festivals, bei Veranstaltungen.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Schwer zu sagen. Vielleicht noch netzwerkartiger arbeiten.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Das entwickelt sich wie eine Schneeballschlacht. Früher oder später trifft man die Richtigen.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Parasitenpresse_ Cover DombrowskiDer Vertrieb ist eigentlich die schwerste Aufgabe. Wir vertreiben viel direkt – bei Veranstaltungen oder über unseren eigenen Internet-Shop. Dann pflegen wir den Kontakt zu ausgewählten Buchhandlungen, Machen wir uns aber nichts vor, da gibt es nicht allzu viele, die sich für uns begeistern.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Wir sprechen Buchhandlungen an, wo wir denken, dass wir gut dorthin passen. Oder andersrum: dass es den Buchhandlungen gut tun würde, uns zu führen. Manche Buchhändler/innen können sich zunächst nicht so viel unter den Lyrikheften vorstellen, da ist es gut, so etwas einmal in die Hand zu nehmen.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Ich habe nichts gegen Amazon. Für ländliche und städtische Gebiete ohne gute Buchhandlung war Amazon und andere Online-Plattformen eine ganz wichtige Sache, um den literarischen Anschluss nicht zu verlieren. Amazon & Co. brauchen aber die parasitenpresse und die parasitenpresse braucht Amazon & Co. nicht.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Im Grunde genommen nichts.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Wir sind gegen Vereine 😉

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Unsere Bücher machen wir für die Guten: Lyrik-Verrückte und Poesie-Nerds.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Wir kümmern uns um den Nachwuchs. Da stecken viele Chancen drin. Irgendwann bekommt einer von denen den Nobelpreis oder Ähnliches und dann freuen wir uns mit.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Das größte Risiko ist der Tag, an dem sich niemand mehr für Poesie interessiert, weil alles durchkalkuliert und geregelt ist.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

das Logo  © parasitenpresse

das Logo © parasitenpresse

Ich mag das Kollegiale, die Freundschaften, die daraus entstehen können. Die kurzen Wege, auch wenn man in verschiedenen Städten oder Ländern einen ähnlichen Begriff von Literatur und dem Büchermachen hat. Was ich ätzend finde, ist die Hackerei, wenn es um die vermeintlichen Geldtöpfe geht.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Nur Mut! Nur zu!

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ein paar sehr gute Lyrikverlage sind hier schon genannt worden, auch wenn mir gerade der gesamte Überblick fehlt und ich vielleicht jemanden vergesse. Ich empfehle den Verlag Peter Engstler aus der Rhön, den [SIC] – Literaturverlag aus Aachen, hochroth Verlag und die edition ch aus Wien.

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Die Parasitenpresse im Netz:

Die Homepage: https://parasitenpresse.wordpress.com/

„Alleine, dass wir machen können, was wir wollen, hilft schon viel.“ – SteglitzMind stellt Sarah Legler und Jorghi Poll von der Edition Atelier vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von stellt Sarah Legler und Jorghi Poll, die die Wiener Edition Atelier verantworten. Vorgeschlagen hatte das Verena Minoggio-Weixlbaumer vom Goldegg Verlag.

Eine Skizze vom Verlag …

Die Edition Atelier wurde in den Achtzigerjahren von Jörg Mauthe gegründet und ist jetzt ganz zufällig in der Nähe des Jörg-Mauthe-Platzes im 9. Wiener Gemeindebezirk beheimatet. Seit 2012 ist der Verlag wieder selbstständig und wird von Sarah Legler und Jorghi Poll geleitet.

Machen Sie alles alleine?

das Team: Legler, Poll, Volkmann, Reiner © Edition Atelier

das Team: Legler, Poll, Volkmann, Reiner © Edition Atelier

Wir machen alles selbst, Lektorat, Grafik und Presse, ganz selten mal, dass wir etwas außer Haus geben. Wie vermutlich die meisten unserer KollegInnen schauen wir nicht unbedingt auf die Uhr und sind auch öfter am Wochenende im Büro. Zurzeit sind wir mit zwei geringfügigen MitarbeiterInnen, Sebastian Reiner und Jana Volkmann, zu viert im Team.

Die Programmschwerpunkte?

In dreißig Jahren des Bestehens hat sich die Programmlinie natürlich immer wieder mal verändert, mit unserer Übernahme haben wir den Schwerpunkt auf zeitgenössische Belletristik gelegt. Wir arbeiten sehr intensiv mit den Autorinnen und Autoren zusammen und legen Wert auf literarische Qualität. Neben den Romanen ist unsere Paperback-Reihe „Textlicht“ mit kürzeren Erzählungen und Prosatexten etwas, das sonst nur wenige andere Verlage machen. Die Reihe „Wiener Literaturen“ legt vergessene Bücher von Wiener Autorinnen und Autoren aus den 1920er- und 30er-Jahren neu auf. Darüber hinaus versuchen wir aber auch, die Backlist am Leben zu erhalten. Neben den Romanen von Jörg Mauthe haben wir zum Beispiel „Die Strategie des Tarockspiels“ vor kurzem nachgedruckt. Nicht zu fassen, wie viele TarockspielerInnen es gibt!

Wohin geht die Reise: analog oder digital?

Seit dem Sommer 2014 bieten wir die meisten Romane auch als E-Books an. Lange haben wir uns gewehrt, sehen E-Books aber mittlerweile als spannende Alternative. Außerdem ist es schön, dass manche Backlist-Titel hier noch mal mehr Aufmerksamkeit bekommen. Durch die E-Books tut sich noch mal was auf!

Ihre persönlichen Highlights im Bücherjahr?

Das ist ein bisschen so, wie wenn man eine Mutter nach ihrem Lieblingskind fragt. Aber im Ernst: 2015 sind bisher drei Bücher erschienen – die finden wir alle und ohne Einschränkungen großartig: In unserer Taschenbuchreihe „Textlicht“: Hanno Millesis Novelle „Venusatmosphäre“, der Roman „Die Verschwundenen“ von Wolfgang Popp und „Magda“, Meike Ziervogels Roman über Magda Goebbels, den Martin Thomas Pesl aus dem Englischen übersetzt hat.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Wir haben arbeiten beide schon länger in der Branche, dann bekam Jorghi das Angebot, den Verlag zu übernehmen, ein Jahr später ist Sarah dazu gestoßen. Vermutlich hätten wir aber früher oder später ohnehin gemeinsam etwas in die Richtung gemacht.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Alleine, dass wir machen können, was wir wollen, hilft schon viel. Die (kreative) Zusammenarbeit mit engagierten Menschen tut ebenfalls enorm viel dazu!

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

???????????????????????Es geht alles schneller.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Vermutlich machen wir nicht wirklich was anders. Wir versuchen, das, was wir tun, möglichst gut zu tun – also nicht mal darin unterscheiden wir uns von anderen VerlegerInnen. Im Ernst: Wir probieren viel aus – darin liegt vielleicht einer der Vorteile eines Indie-Verlages: die Möglichkeit, auszuprobieren. Über Gespräche mit Autorinnen und Autoren ergeben sich auch immer viele Ideen.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Die Startphase war schon auch wichtig für uns – weil wir viel gelernt haben.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Wir kannten schon vor unserer Arbeit mit der Edition Atelier einige junge Autorinnen und Autoren, insofern hatten wir beide schon „Listen“ mit Leuten, mit denen wir gerne zusammenarbeiten wollten. Die allermeisten unserer Bücher ergeben sich durch persönliche Kontakte.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Wir überlegen immer wieder mal, ob wir einen Webshop einrichten sollen, aber im Prinzip haben wir ganz klassische Verkaufsabläufe: im Buchhandel, bei Veranstaltungen, online. Die E-Books werden über Bookwire vertrieben.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Wir versuchen, Lesungen in Buchhandlungen zu veranstalten und persönliche Kontakte aufzubauen; und dann reisen natürlich auch die VertreterInnen durch die Buchhandlungen. Wir haben schon das Gefühl, dass uns die BuchhändlerInnen immer mehr wahrnehmen – gleichzeitig ist die Situation im Buchhandel aber sehr schwierig, und das wirkt sich natürlich auch auf die kleinen Verlage aus.

Wie halten Sie es mit Amazon?

???????????????????????????????????????????Unsere Bücher sind über Amazon erhältlich, und wir wollen auch niemandem vorschreiben, wo er einkaufen soll. Natürlich verweisen wir aber gezielt auf die Buchhandlungen.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Budget für Marketing ist bei uns keines vorhanden, das geht sich beim besten Willen nicht aus. Wir haben Accounts bei Facebook und Twitter, einen eigenen Verlagsblog, machen, so gut es geht, Pressearbeit, verschicken Newsletter. Wir versuchen, viel rauszugehen – was natürlich auch eine Zeitfrage ist. Dieses Jahr sind wir auch stärker beim Indiebookday präsent.

Wie halten Sie es mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels?

Geschäftlich – wir sind Mitglied.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Eigentlich für Leute wie uns: die gerne lesen und gerne Neues entdecken, das auch schon mal unkonventionell sein darf. Eine konkrete Zielgruppe gibt’s nicht wirklich – wir machen keine glatten Bücher, sprachlich und inhaltlich gibt’s sehr viele Unterschiede.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

In unserer Zusammenarbeit und in den AutorInnen.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Es ist eine Grundvoraussetzung selbstständiger Arbeit, dass man sich von den zahlreichen Risiken, die es dabei und in und um die Buch- und Verlagsbranche gibt, nicht verrückt machen darf.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

edition atelier Ziervogel_Magda_Cover2DDass sehr oft nicht dieses klassische Konkurrenzdenken da ist. Den Austausch und Zusammenhalt, was auch der Indiebookday zeigt, der zwar in Österreich leider noch nicht so bekannt ist, aber in Deutschland innerhalb weniger Jahre zu einem gemeinsamen Projekt geworden ist. Und dass viele gute Sachen entstehen.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Sich von Beginn an gut zu strukturieren und sich was gutes Neues zu überlegen, das sich von den irrsinnigen Büchermassen, die jedes Jahr neu erscheinen, abhebt.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Es gibt viele tolle Indie-Verlage, die wir gut finden und deren Treiben wir mitverfolgen. Empfehlen wollen wir hier das Verlagshaus J. Frank, die machen vor allem Lyrik. Das passt schon deshalb gut zu uns, weil wir regelmäßig darüber streiten, ob wir Lyrik machen sollen oder nicht – und die tun das einfach, und das großartig!

Herzlichen Dank für diesen Einblick! Und zudem dafür, dass ich mir aus Ihrem Programm habe „Magda“ wünschen dürfen.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Edition Atelier im Netz:

Website, hier gibt’s neben Infos zu AutorInnen und Büchern auch Leseproben, Trailer, Hörproben: www.editionatelier.at

Verlagsblog: https://textlicht.wordpress.com/

Facebook: www.facebook.com/edition.atelier

Twitter: https://twitter.com/editionatelier

Vorschau & Verlagsmagazin

 

 

„Deshalb unternehmen wir nichts mehr in Bezug auf Buchhandlungen.“ SteglitzMind stellt Uschi Zietsch vom Fabylon Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute steht Uschi Zietsch vom Fabylon-Verlag Rede und Antwort. Vorgeschlagen hatte das Joachim Körber von der Edition Phantasia.

Eine Skizze vom Verlag …

Fabylon wurde 1987 von mir, Uschi Zietsch, und Gerald Jambor in München gegründet und ist seit über 10 Jahren im bayerischen Unterallgäu beheimatet. Wir haben uns hauptsächlich dem phantastischen Genre mit Fantasy, Science Fiction und allen Facetten dazwischen verschrieben, seit neuestem sind auch noch Hörbücher und Kinderbücher dazu gekommen, wobei hier die Titelanzahl, dezent gesagt, noch gut überschaubar ist. Lieferbar sind derzeit analog und digital um die 80 Titel. (Ich habe ehrlich gesagt nicht nachgezählt).

Ihre persönlichen Highlights im Bücherjahr?

Verlegerehepaar aud der Leipziger Buchmesse 2014 © Fabylon Verlag

Verlegerehepaar auf der Leipziger Buchmesse 2014 © Fabylon Verlag

2015 freuen wir uns sehr auf die Premiere unseres zweiten Hörbuches auf der Messe in Leipzig im März, eine weitere Geschichte der „Chroniken von Waldsee“: Nauraka – Volk der Tiefe. Der Start unseres ersten Hörbuches im vergangenen Jahr, die ungekürzte Vertonung der Waldsee-Trilogie, war fulminant – bereits in den ersten 14 Tagen über 500 Downloads – und ging danach erst so richtig auf die Überholspur.

Im zweiten Halbjahr freue ich mich auf die nächsten Sherlock Holmes- und Steampunk-Titel, die allesamt sehr vielversprechend und recht originell in der Idee sind. Vor allem „Sherlock Holmes und der Höllenbischof“, so viel kann ich schon verraten, denn Barbara Büchner hat bereits in ihrem Vorgängerband einen Bösen erschaffen, der hier nun voll zum Zuge kommt, und den man so beschreiben kann: vergesst Moriarty!

Im September, und das ist mir eine Herzensangelegenheit, erscheinen zudem zwei Bände meines viel zu früh verstorbenen besten Freundes Ernst Vlcek, der jahrzehntelang hauptsächlich für Perry Rhodan gewirkt hat, aber auch in anderen schriftstellerischen Gefilden unterwegs war. Wir bringen seinen Erstling „Der Kosmische Vagabund“ in behutsamer Überarbeitung heraus, sowie die Storysammlung „Gib mir Menschen“ mit schlichtweg großartigen und ungewöhnlichen Kurzgeschichten und Novellen.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Die Liebe zu Büchern wurde mir in die Wiege gelegt und von meinem Vater gründlich weiterentwickelt. Zum einen bin ich selbst Schriftstellerin und schon von daher gesehen Buchliebhaberin, zum anderen hatte auch mein Mann, der niemals ohne Bücher leben könnte, den Traum, Bücher zu produzieren, wie wir sie uns vorstellen, inhaltlich und gestalterisch. Der Anstoß kam damals nach meiner Erstveröffentlichung, denn durch Programmkürzung hätte es so schnell keine weitere Publikation gegeben, aber ich wollte nicht gleich wieder in der Versenkung verschwinden. Einen reinen Selbstverlag wollten wir aber auch nicht, sondern haben ein halbes Jahr lang intensiv darüber nachgedacht, was genau wir machen wollten und wie wir uns die Umsetzung vorstellten. Und das haben wir nie bereut oder je darüber nachgedacht, ein anderes Unternehmen zu starten.

Wir freuen uns heute noch wie beim ersten Mal, wenn die jeweilige Neuerscheinung bei uns eintrifft, der Karton wird aufgerissen, jeder schnappt sich ein Exemplar, schlägt das Buch auf und schnuppert hinein. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ebooks sind da leider weniger aufregend, weil man nichts Haptisches in der Hand hat und es sowieso auf jedem Reader anders aussieht, man kann nicht damit herumlaufen und es strahlend mit den Worten „mein Schaaaaaaatsssss“ herzeigen. Aber auch hier freuen wir uns natürlich, wenn der digitale Markt an unseren schönen Geschichten teil hat und fleißig den Download-Knopf drückt. Am schönsten ist es natürlich, wenn wir Feedback in Form von Mails oder persönlichen Kontakten bekommen, vor allem wenn es vorher eher „Nicht-Leser“, sei es dieses Genres oder allgemein, waren, die wir sozusagen „bekehrt“ haben. Dann haben wir die Bestätigung, warum ein Verlag und nichts anderes.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Aus den oben genannten Gründen – Bücherlesen ist wichtig zur Erweiterung des Horizonts, aber auch der Empathie. Es gibt so viele wunderbare Geschichten, die erzählt sein wollen, und alle sollen sie erfahren. Die Menschen haben schon immer gern Geschichten gehört, in der Frühzeit am Feuer, und heute in verschiedenen Medien, in denen das Buch immer noch eine wichtige Rolle spielt. Dazu wollen wir beitragen.

Und was heißt schon Schwierigkeiten? Widerstand und Rückschläge hat man doch in jedem Metier. Jammern und klagen sollen andere. Man tut es, oder man tut es nicht, ohne „ja, aber …“

Na gut, bei einem Verlag ist man schon mit einer gewissen Portion Masochismus gesegnet. Wenn wir schnell (oder überhaupt) reich werden wollten, würden wir Aktien-, Drogen- oder Waffenhändler.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Es ist vieles erheblich kostengünstiger geworden, und es geht alles sehr viel einfacher, schneller und effizienter in der Produktion. Satz und Umschlag dauern keine Tage mehr, die Cover können umgehend geändert werden, man hat von Anfang bis Ende alles in der Hand und tauscht sich per Mausklick innerhalb weniger Stunden aus. Und die Druckereien sind ebenfalls erheblich günstiger geworden – vor allem, weil nun auch in Kleinstauflagen bzw. Print on Demand gedruckt werden kann, sogar Hardcover mit Farbillustrationen an gewünschter Stelle, ohne dass die Kosten explodieren oder der Buchpreis so hoch angesetzt werden muss, dass sich kein Käufer mehr dafür finden kann. Man kann jetzt sehr exakt kalkulieren, und sollte man sich in positivem Sinne mit der Auflage vertan haben, nämlich dass der Absatz sehr viel höher als erwartet ist, ist sehr schnell nachgedruckt und ausgeliefert. Das Risiko für Verlust und platzende Lagerbestände ist um ein Vielfaches gesunken.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Ich betrachte die Kleinverlage in unserem Genre nicht als Konkurrenz. Wir arbeiten zusammen, organisieren sogar gemeinsam Werbung oder Messestände, auch Lesungen, geben uns gegenseitig Tipps und vieles mehr. Ja, wir weinen uns auch manchmal beim anderen aus, das gehört ebenfalls dazu.

Jeder Verlag unseres Genres hat sein eigenes, spezielles Programm, der eine macht mehr Science Fiction, der andere mehr Fantasy Romance, der dritte hauptsächlich Übersetzungen … es gibt natürlich Überschneidungen, aber im Grunde hat jeder seine Linie und sein Zielpublikum. Und was die Überschneidungen betrifft, so nimmt keiner dem anderen etwas weg, weil genau diese Leser, denen das gefällt, die Vielfalt schätzen, davon profitieren alle Verlage. Diejenigen Leser, die sich ausschließlich auf eine Richtung „spezialisiert“ haben, würden wir nicht dazu gewinnen, indem es einen Verlag dieser Richtung weniger gäbe. Denn wir tanzen nicht auf allen Hochzeiten, auch wenn unser Programm breit gefächert ist. – Gerade im Bereich des Phantastischen erschafft man sich mit der Zeit aber auch einen „Lesezirkel“ mit treuen Kunden als Basis. Der „harte Kern“ kennt sich auch persönlich, manchmal über Jahre hinweg.

Wir gehen raus auf Messen, Conventions und Veranstaltungen, um direkt mit unseren (künftigen) Lesern zu kommunizieren und ihnen unser Programm zu präsentieren. Dabei hören wir auch sehr genau zu, was gern gelesen wird. Mit den Jahren hat man viele „Bekannte“ und lernt auch immer wieder neue Fans, Nerds und Geeks kennen.

Was wir anders machen als die anderen, weiß ich nicht, darauf achte ich nicht. Wir verfolgen wie seit Anbeginn unsere Strategie, vorwiegend Newcomer ins Rampenlicht zu bringen und darüber hinaus Titel auch von bekannten Autoren zu produzieren, an denen uns sehr viel liegt und von denen wir überzeugt sind. Wir beobachten den Markt und gehen Kompromisse ein bzw. nehmen Anpassungen an unsere Strategie vor, um unsere Ziele so gut wie möglich zu erreichen. Wir wollen es natürlich nicht allen recht machen, aber auch nicht am Markt vorbei produzieren. Wir wollen nicht nur die Leser zufriedenstellen, sondern auch unsere Autoren.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Sie meinen abgesehen davon, dass eine gute Erbschaft gerade recht käme? Nichts. Man muss alles ausprobieren, um festzustellen, was funktioniert. Unser einziger Fehler am Anfang war vielleicht eine zu hohe Auflage, andererseits konnten wir dadurch den Verkaufspreis so kalkulieren, dass er kaum über den Großverlagen lag, und erreichten dadurch zufriedenstellende Umsätze. Damals waren Klein(st)auflagen zudem noch nicht möglich, der Filmsatz war noch relativ jung, der Buchdruck immerhin schon Bogenoffset. Ansonsten haben wir uns vor der Gründung ausführliche Gedanken gemacht, haben uns professionell beraten lassen, und unsere bis dahin gesammelte Berufserfahrung im Vertrieb und Marketing war ebenfalls nützlich. Sicherlich würden wir Kleinigkeiten anders machen, aber im Großen und Ganzen würden wir unter denselben Voraussetzungen noch einmal so starten.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Da wir hauptsächlich Newcomer, die wir für talentiert halten, publizieren, kommen die Autoren zumeist auf uns zu. Aber auch „gestandene“ Autoren kommen gern zu uns. Außerdem haben wir in unserem Programm einige spezielle Reihen von unserer Herausgeberin Alisha Bionda, die sich ausgezeichnet in der Branche auskennt und ein hervorragendes Gespür für Talente sowie beste Kontakte hat.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Wir vertreiben die Printbücher über das Barsortiment und die Ebooks über einen Vertriebsdienst. Direktbestellungen von Buchhändlern nehmen wir natürlich auch an, wenn sie nicht über Barsortiment ordern möchten. Und dazu haben wir noch einen eigenen Online-Shop für die Endkunden sowie den Direktverkauf auf Veranstaltungen.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Augenblick, jetzt muss ich erst mal lachen. Entschuldigung …

Gut, ich habe wieder Luft geschnappt.

Räusper. Ähem. – Zur ersten Teilfrage kurz und bündig: Nichts. Nichts mehr.

Zur zweiten Teilfrage: Unsere Erfahrung hat uns zu Punkt 1 gebracht. Das dauert jetzt ein bisschen länger.

Als wir gestartet sind, waren wir beide uns darüber im Klaren, dass wir nicht persönlich alle Buchhandlungen abklappern können. Damals war Deutschland zwar noch ein ganzes Stück kleiner, aber trotzdem zu groß für zwei Personen, die zudem noch einen Brotverdienst hatten, denn dass der Verlag uns nicht sofort ernähren kann, insofern wir nicht ein wahnsinniges Glück mit einem riesigen Bestseller hätten, lag klar auf der Hand. Wir wollten ja kein finanzielles Desaster erleben, sondern Schritt für Schritt etwas aufbauen, das Bestand haben sollte, und mit unseren Brotjobs Verluste auffangen.

fabylon_Cover HörbuchDeshalb haben wir uns damals einen Vertrieb gesucht, und just zu der Zeit gab es einen jungen Vertrieb, der sich auf Kleinverlage spezialisiert hatte. Er beschäftigte Vertreter, die ganz Deutschland bedienten, sorgte für Prospektverteilung und dergleichen mehr. Damit sollten wir in die Buchhandlungen hineinkommen. Der Vertrieb war sehr engagiert, die Vertreter leider nicht so sehr, und der Buchhandel hatte überhaupt keine Lust. Kleinverlage waren damals Ende der 80er zudem noch etwas sehr Anrüchiges.

Hierzu unternahm mein Mann einst einen Test, ging in München in eine große, heute nicht mehr existierende Buchhandlung, und bestellte ein Buch unseres Verlages. Er bekam zunächst von verschiedenen Verkäufern (den Begriff „Buchhändler“ möchte ich hier ausdrücklich nicht verwenden) die Auskunft: „haben wir nicht – gibt es nicht – das ist doch ein *hüstelnd, naserümpf* Selbstverlag“. Der Herr Verleger Incognito ließ aber nicht locker und erhielt dann – immerhin! – vom Abteilungsleiter doch noch zur Antwort: „Ja, das kann ich bestellen, aber es dauert mindestens vierzehn Tage, bis so ein Verlag liefert.“ Dazu der „wollen Sie sich das wirklich antun?“- Blick.

Tja, was soll ich sagen? Exakt nach vierzehn Tagen traf die Bestellkarte bei uns ein! Aber sagen wir auch hier: immerhin! Andere weigerten und weigern sich ja heute noch strikt, zu bestellen. Manche mit Begründung wie „ach, den Verlag/das Buch gibt es ja schon lange nicht mehr“, oder: „nein, das machen wir grundsätzlich nicht.“ Und dabei waren wir seit Anbeginn bei den Barsortimentern vertreten!

Jedenfalls, nach einem oder zwei Jahren gab der Vertrieb auf, schmiss zuerst alle Vertreter und dann uns Kleinverlage raus. (Und ging ein weiteres Jahr später mit seinem eigenen Verlag pleite, doch das ist eine andere Geschichte.) Aber immerhin hatten wir in der Zeit fleißig Adressen gesammelt und schon einen kleinen Kreis um uns geschart. Außerdem haben wir es mit Massensendungen mit gekauften Adressen versucht – was man eben alles so unternimmt. Damit kamen wir so ganz gut durch, aber immer noch nicht in die Buchhandlungen rein.

Das Ergebnis war und ist: „Wir haben sooooooooooooooooo viiiiiiiiiiiiele Bücher, und Ihre können wir doch gar nicht los werden, wie sollen wir sie denn überhaupt anpreisen?“ Da ist schon was Wahres dran. Ich weiß, bei gut 10.000 Neuerscheinungen im Jahr ist nur wenig Platz vorhanden, ich habe Verständnis dafür, ebenso, dass auch ein Buchhändler ein Wirtschaftsunternehmen ist und deshalb auf umsatzträchtige Bestseller setzt.

Aber wenigstens bestellen könnten Buchhandlungen auf Kundennachfrage, sich zuvorkommend geben, und nicht abwimmeln! – Wobei ich zugeben muss, das passiert ja auch Großverlagen. Also dieser „Service am Kunden“ mit Auszeichnung „höchst mangelhaft“.

Ganz aktuell zu Weihnachten 2014 hat eine Bekannte von mir ihrem Ehemann eine Bücherliste gegeben mit Titeln, die sie sich zu Weihnachten wünschte. Er ging also frohgemut in die Buchhandlung. Nicht einer der Titel war da (wie gesagt, es waren keine Kleinverlagstitel und keine unbekannten Autoren), woraufhin die verkaufstüchtige Gemischtwarensonstwasbrühwursthändlerin dem verwirrten Ehemann („das ist doch hier eine Buchhandlung?!“) Bücher eines ganz anderen Genres von einer Stapeltisch-Autorin aufdrängte und ihn mit einer Tüte voll davon fortschickte. Zum Verständnis der kompetenten Fachkenntnis der Wasauchimmerverkäuferin nehmen wir folgendes Beispiel, das hierzu fiktiv ist, aber passt: Jemand wollte Henning Mankell und hat dafür Rosamunde Pilcher bekommen. (Aber dafür wahrscheinlich im Sonderangebot.)

Wir bekommen manchmal euphorische Meldungen unserer Autoren, was die Buchhandlung XYZ alles für die dort geplante Lesung tun will, vor allem die Bücher im Schaufenster auslegen, und Werbung, undund. Ich spiele nicht den Miesepeter, denn das Engagement der Autoren ist großartig, doch ich könnte voraussagen, wie es in mindestens 70% der Fälle ausgeht: Die Bücher liegen nicht aus, werden erst wenige Tage vor der Lesung natürlich bei uns, nicht im Barsortiment (wegen Remission und höherer Rabatte) bestellt, dass ich express liefern muss, und schon tags nach der Lesung geht der verbliebene Rest wieder an den Verlag zurück, ohne das Buch auch nur eine Sekunde auf irgendeinem Büchertisch präsentiert oder jemals angepriesen zu haben. Das ist natürlich nicht immer so, aber leider immer noch zu oft. Gerade weil hier ja der Bezug zu Autor und Lesung da ist, könnte man doch vorher und nachher ein bisschen mehr Anpreisung versuchen? Das Remissionsrecht geben wir ja deshalb für ein Jahr.

Wenn man seine Bücher unbedingt auf einem Büchertisch haben möchte, muss man selbigen kaufen. Oder pachten. Oder leasen. Wie immer Sie das nennen möchten, und bestimmt lautet der empörte Aufschrei der Fachleser dieser Zeilen „stimmt doch gar nicht!“ Stimmt aber doch. Viele, vor allem große und Ketten-Buchhandlungen lassen sich dafür bezahlen, dass sie die Titel schön augenfällig präsentieren. Und remittieren dann trotzdem; ein Thema, das ich als bei Großverlagen publizierende Autorin sattsam kenne.

Deshalb unternehmen wir nichts mehr in Bezug auf Buchhandlungen. Zumindest, was den allgemeinen Vertrieb betrifft. Es sind selbstverständlich nicht alle so, ein bisschen polemisch war ich jetzt schon. Es gibt noch eine Reihe kleiner Buchhandlungen, hauptsächlich in den Ostbundesländern, die sehr engagiert sind. Diese unterstützen wir gern mit Werbematerial und Sonderkonditionen. Nur leider finden gerade diese oft, bedingt durch die Lage in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit, wiederum nicht genug Kunden, die ihnen den ausreichenden Umsatz bescheren, sodass wir auch hier keine Win/Win-Situation erreichen können …

Wie halten Sie es mit Amazon?

Vorausgeschickt: Amazon ist garantiert nicht der gemeinste und schlechteste Arbeitgeber aller Zeiten. Ich habe persönlich schon ganz andere Verhältnisse erlebt. Sicher ist das trotzdem nicht gutzuheißen, aber Ausbeutung gibt es in nahezu allen Branchen, vor allem bei den Großfirmen. Sollte ich die alle boykottieren, müsste ich auf sehr vieles verzichten.

Amazon ist auch für uns bestimmt kein freundschaftlicher Geschäftspartner, und es gibt da einige vertragliche Bindungen, die keineswegs vorbildhaft gesetzeskonform sind. Gerade audible setzt da durch die fehlende Preisbindung bei Hörbüchern ganz harte Bandagen an. Dennoch werden wir nicht darauf verzichten, solange der Umsatz stimmt und diese Einschränkungen tragbar sind.

Amazon wird für uns vom Barsortiment im Printbereich bedient, und bei den Ebooks von unserem Dienstleister. Im Printbereich hält Amazon dabei kaum einen Anteil, da sind es vielleicht 20% gegenüber dem Buchhandel insgesamt, bei unseren Ebooks ist der Anteil erheblich höher, wobei er sich von anfänglich 80-90% inzwischen auf 50-60% Anteil gegenüber den Online-Shops insgesamt eingependelt hat. Das ist immer noch ordentlich und beschert uns bis dato gute und pünktliche Abrechnungen.

Es ist eine einfache Sache für den Kunden, zu denen übrigens auch ich gehöre, bei Amazon einzukaufen, und es wäre wirtschaftlich unvertretbar, wenn wir hier irgendwelche moralische Ansätze höher halten würden. Natürlich beliefern wir nicht zu jedem Preis, aber wir versuchen auch hier, den besten Kompromiss herauszufiltern und werden diese Linie verfolgen, solange sie funktioniert.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Wie bereits weiter oben schon ausgeführt, schalten wir Anzeigen für Buchhändler (damit sie nicht sagen können, das Buch hätten sie noch nie gesehen *grins*) und Endkunden. Verteilen über Großverteiler Prospekte, betreiben einen Youtube-Kanal, sind auf Facebook, Google+ und mit eigenen Blogs online vertreten, wir versenden Neuerscheinungen für Rezensionen und gehen persönlich in die Öffentlichkeit auf Veranstaltungen (siehe Foto der Verleger) und zeigen uns dem Publikum. Außerdem wird regelmäßig Pressearbeit betrieben, und natürlich geben wir gern Interviews wie zum Beispiel Ihnen. 😉

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Mit der Verlagsgründung wurden wir Mitglied, sind dann aber nach einigen Jahren ausgetreten, nachdem wir festgestellt hatten, dass es uns für den vergleichsweise hohen Beitrag nichts bringt. Wir können ja trotzdem einige Leistungen wie das VLB auch weiterhin in Anspruch nehmen, müssen lediglich mehr dafür bezahlen als Mitglieder, aber damit kommen wir wirtschaftlich besser zurecht.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Wir haben ein breit gefächertes Programm, da ist für jeden in jedem Alter etwas dabei. Sherlock Holmes, Steampunk, Erotik, Literarisches, Episches oder Urban Fantasy, Science Fiction. Unsere Markt“nische“ besteht in der Hartnäckigkeit, unbekannten Talenten eine Chance zu geben, aber wir sind nicht ausschließlich darauf festgelegt.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Wäre schön, wenn ich unseren nächsten und übernächsten Bestseller vorhersagen könnte! Aber das Spannende dieser Branche ist, dass man es nie genau wissen kann, ob ein Titel einschlägt oder nicht. In jedem unserer Bereiche gibt es gut gehende und nicht so gut gehende Titel, manches als Print, anderes als Ebook. Fantasy, Urban Fantasy und Vampire laufen als Ebook sehr gut, Sherlock Holmes und Steampunk besser im Print, bei den anderen hält es sich ziemlich die Waage. Wir sind nach allen Richtungen offen und flexibel.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

das Logo  © Fabylon Verlag

das Logo © Fabylon Verlag

Wie sie bei jedem Unternehmen bestehen: Der künftige Markt hat womöglich im großen Jahr des Börsencrashs oder toller neuer Medien kein Interesse oder kein Geld mehr, sich mit unseren Publikationen zu befassen. Aber bedingt durch die gesunkenen Produktionskosten und indem wir die Nebenkosten möglichst gering halten und so viel wie möglich selbst machen, können wir auch schlechtere Zeiten überstehen und uns wieder hochrappeln. Wir können sofort von heute auf morgen das Programm herunter- oder wieder hinauffahren. Bei allem Enthusiasmus und Engagement schießen wir nach 28 Jahren nicht über die Grenzen unserer Möglichkeiten hinaus, sondern halten das Risiko möglichst so, einen Verlust so zu verkraften, dass weder Verlag noch wir daran zugrunde gehen.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Dass so viel Engagement besteht, auch Enthusiasmus und Freude an dem, was man tut, und der Mut, etwas zu riskieren (ob nun inhaltlich mit einem „brisanten Titel“ oder finanziell). Es wird ja gerade nach dem Außergewöhnlichen, Originellen gesucht, und man steht hinter dem, was man publiziert. Damit wird die Vielfalt erhalten und der Einheitsbrei des Mainstream durchbrochen. Die Einstellung zum eigenen Unternehmen an sich ist auch ganz anders, da geht es nicht um Dienst nach Vorschrift und die pünktlichen Renteneinzahlungen. Es geht noch um die Kunst „Buch“ und nicht um Zahlen auf der Buchhaltungsliste. Und natürlich sind die Entscheidungswege kurz, es gibt keinen riesigen Verwaltungsapparat, der nur schwer in die Gänge kommt.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Auch hier wie bei jedem Unternehmen: Eine klare Linie, eine Strategie, das Ziel, was man überhaupt machen will, und natürlich die Kalkulation. Professionalität durch das Erscheinungsbild, die Auswahl der Texte und das Lektorat. Professionalität durch Information im Vorfeld und genügend Startkapital, um die ersten schwierigen Jahre durchzustehen. Man muss schon genau wissen, was man will, wie lange man Verluste finanziell tragen kann, und vor allem muss man sich darüber im klaren sein, dass der Tag dann nicht aus 8 Stunden besteht, sondern aus 12 Stunden und mehr. Auf den Lorbeeren ausruhen kann man sich in der Rente, vorher jedoch ist es ein zwar schöner, aber sehr anstrengender und nicht selten frustrierender Job, in dem man an allen Fronten kämpfen muss – Buchhaltung, Finanzen, Steuern, Gesetze, Verträge, Herstellung und Produktion, Vertrieb, Marketing, Künstler, und so weiter. Der finanzielle Dank ist oft nur sehr klein.

Wenn etwas schiefgehen kann, wird es auch schiefgehen, es ist eine ständige Gratwanderung. Man muss ständig auf alles gefasst sein. Und man muss flexibel sein, wenn die eine Sache nicht funktioniert, es auf anderem Wege zu versuchen.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich glaube, die meisten wurden sowieso schon genannt, vor allem von Joachim Körber der Edition Phantasia, der netterweise mich in seinem Beitrag hier erwähnt hat (danke, Joachim!). Hat vielleicht schon mal jemand den Atlantis-Verlag von Guido Latz erwähnt? Der ist ja nun auch schon eine Weile überaus aktiv und kann interessante Antworten aus jahrelanger Erfahrung geben.

Ja, der Verlag wurde mir für ein Gespräch bereits empfohlen, aber leider hat der Verleger für so viele Fragen keine Zeit übrig.

Empfehlen würde ich sowieso alle Kolleginnen und Kollegen, denn jeder auf seine Weise ist sehr engagiert und hat seine eigene Strategie. Es gibt so viele – und das ist gut so!

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Der Fabylon-Verlag im Netz:

www.fabylon.de – hier findet sich der Shop samt Blog und alle Infos zu uns.

https://www.youtube.com/channel/UCuEpWORkDYtBFd0YDibicFg – Unser Youtube-Kanal

https://www.facebook.com/Fabylonverlag – Unsere Facebook-Seite

https://plus.google.com/111012295768807918823/posts – Unsere Google+-Seite

http://blog.fabylon-verlag.de/ – Mein Blog mit Neuigkeiten zu Fabylon, meinen Publikationen und meiner Meinung zur Welt

„Diese Klasse wird sich durchsetzen.“ SteglitzMind stellt Jürgen Schütz vom Septime Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Antworten darauf kommen heute von Jürgen Schütz, der den Wiener Septime Verlag gegründet hat. Vorgeschlagen hatten das Karlheinz Schlögl vom Golkonda-Verlag, Joachim Körber von der Edition Phantasia, Michael Preissl von Voodoo Press und Verena Minoggio-Weixlbaumer vom Goldegg Verlag.

Eine Skizze vom Verlag …

Der Septime Verlag hat seinen Sitz in Wien. Seit 2009 gibt es Septime Bücher. Bis 2014 erschienen 6 – 8 Bücher im Jahr – 2015 sind es 7 im Frühjahrsprogramm und wahrscheinlich ebenso viele im Herbst. Preislich sind wir immer versucht, fair zu sein und die Bücher erschwinglich zu halten. Verglichen mit ähnlichen Programmen sind wir regelrecht „billig“.

Machen Sie alles alleine?

Jürgen Schütz @ Ulrike Rauch

Jürgen Schütz @ Ulrike Rauch

Neben mir sind seit 2012 Sabrina Gmeiner und seit 2014 Esther Forberger wichtige Mitglieder in diesem kleinen Team. Es wird alles gemeinsam beschlossen und alle stehen hinter dem, was wir gerade tun. Übersetzer, Lektoren sind immer extern – mal abgesehen davon, dass Sabrina Gmeiner seit dem aktuellen Programm auch als Übersetzerin in Erscheinung tritt. Bei den Externen wird aber meistens auf die selben Kolleginnen und Kollegen zurückgegriffen, da diese mit unserer, dadurch dass wir auch berufstätig sind, manchmal etwas anderen Vorgehensweise und Gangart vertraut sind.

Die Programmschwerpunkte?

Programmschwerpunkt ist: 65% internationale Literatur, derzeit aus Chile, Argentinien, Kuba, Mexiko, Guatemala, USA, Kanada, Japan, Portugal, Schweden, Norwegen. Und natürlich unsere AutorInnen aus Österreich, Deutschland und Südtirol. Fast alle der deutschsprachigen AutorInnen hatten ihr Debüt bei Septime. 2015 erscheint wieder eine Anthologie (diesmal als Hardcover) und setzt auch die Reihe der Erzählbände (PERSPEKTIVENWECHSEL) fort, die in den ersten vier Verlagsjahren erschienen.

Wohin geht die Reise: analog oder digital?

Noch vor der Leipziger Buchmesse werden die ersten e-books erscheinen, darunter sind fast alle deutschsprachigen Romane und ein erster Teil der internationalen Titel.

Ihre Highlights?

septime_BIO_160Unsere Highlights bislang waren in jedem Fall die James Tiptree Jr. Werkausgabe, die von der Kritik in TV, Radio, Print und Internet in höchsten Tönen gelobt wurde. Desweiteren Ryu Murakami – Das Casting, der Roman schaffte es 2013 auf die HotList bei der Frankfurter Buchmesse. Der Jahrmarkt von Juan José Arreola landete 2011 auf Platz 4 der Weltempfänger Bestenliste mitten unter namhaften Verlagen, wobei das grade mal das zweite Buch des Verlags war.

National gewannen bereits zwei unserer Autorinnen mit ihrem Debüt einen Landespreis für ihre Werke. Isabella Feimer – Der afghanische Koch und Gudrun Büchler – Unter dem Apfelbaum.

Aktuelle Entdeckung: José Luís Peixoto – Das Haus im Dunkel (erscheint im Februar) aus Portugal. Wir sind gespannt, wie sich dieses grandiose Buch entwickelt. Heuer ist sicher Coin Locker Bays von Ryu Murakami unser Toptitel im Frühjahr. Als Übersetzerin konnten wir Ursula Gräfe gewinnen, die man nicht extra vorstellen muss, übersetzt sie ja auch seinen Namensvetter Haruki.

Aber, unsere Bücher haben kein Ablaufdatum und wir arbeiten hart weiter für unsere Projekte – wir sind stolz auf unsere Backlist und bewerben diese auch regelmäßig.

Was hat Sie enttäuscht?

Was uns traurig macht: Dass ein Jahrhundert-Titel wie Jan Kjaerstad – Ich bin die Walker Brüder völlig von der Kritik übergangen wurde. Und, dass wir noch nicht stark genug sind, von uns entdeckte AutorInnen wie Nona Fernández, Mare Kandre oder Carlos Gamerro, die in ihrer Heimat Fixsterne am Himmel der Literatur sind, dort zu positionieren, wo ihr Platz wäre.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

septime_Casting_160Das ist eine wichtige Frage, in Zeiten, in denen man/frau einen Verlag lieber schließen würde als gründen. Aber durch meine Liebe zur Literatur wurde ein innerer Drang immer stärker, etwas in diese Richtung zu unternehmen. Das begann mit dem Schreiben von mehr oder weniger guten Kurzgeschichten, Rezensionen im Internet und endete letztendlich mit der Gründung des Septime Verlags und 2009 mit dem Erscheinen einer Anthologie zum Thema Lateinamerika.

Auch wenn ich es an manchen Tagen bereue – hätte ich es nicht gemacht, wäre dieser Drang heute nach wie vor unbefriedigt. Letztendlich war es kein Fehler.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Die Schwierigkeiten sind das Salz in der Suppe – Schwierigkeiten machen mein Team und mich stärker, nach dem Motto: „Jetzt erst recht!“ – das Engagement ist eigentlich Pflicht, denn da wir alle im Verlag auch berufstätig sind, ist Zeit für uns ein kostbares Gut – und etwas, das wir nicht mit Jammern vergeuden können. Wenn ein oder mehrere Projekte einmal laufen – von Vertragsverhandlung, betreuen der ÜbersetzerInnen bzw. AutorInnen, bestellen der Lektoren, Satz, Covergestaltung, Druck bis in den Buchhandel – dann vergeht keine Woche, in der nicht daran gearbeitet wird, irgendetwas ist immer zu tun.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Ich kenne in dem Fall nichts anderes. Bin aber sicher, dass ich ohne die aktuellen Möglichkeiten keinen Verlag gegründet hätte. Mit ein paar guten Ideen, einem Notebook und einem Steuerberater konnte ich losstarten.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

septime_Stallungen_160Septime zielt nicht gleich auf den Gewinn, sondern darauf, ob ein Buch eine Bereicherung für die Literaturlandschaft ist. Dann überlegen wir, wie wir uns das leisten können. Die James Tiptree Jr. Werkausgabe ist an Papier ein Wahnsinn – aber selbst wenn sich der Erfolg in den kommenden Jahren nicht einstellt, werde ich ein Leben lang auf diese Zeit zurückblicken können, in der diese wunderbare Serie entstand. Jan Kjaerstad, früher bei einem großen deutschen Verlag, mit weit über 600 Seiten aus dem Norwegischen vorzufinanzieren, ist der Geldbörse gegenüber rücksichtslos – aber dafür gibt es nun ein neues Meisterwerk des Norwegers für das deutschsprachige Publikum. – Das ist das, was wir auf unserer Website kompromisslos nennen.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Einiges!

– Ich begann ohne Vertrieb, das war nicht leichtsinnig, sondern dumm. Unser erstes Buch verkauft sich heute noch träge und tröpfelt dahin, aber es gab nie eine sogenannte „Erstbestellung“ des Buchhandels.

– Ich würde keine Taschenbücher mehr machen. Die Wertigkeit des Inhalts wird leider viel zu oft am Umschlag gemessen. Übersetzungen waren sehr teuer, die Lizenzen für einige AutorInnen wie Julio Cortázar, Susan Sontag, Siri Hustvedt, Ian Fleming ebenfalls nicht umsonst und letztendlich wurde der Preis von fast 17,– € für ein Taschenbuch oft von BesucherInnen auf den Messen kritisiert – beim Hardcover um 22,– € hätte es weniger Kritik gegeben.

– Bessere Pressearbeit vom Start weg.

Ansonsten ein paar Kleinigkeiten, die ich nicht an die große Glocke hängen sollte – im Prinzip ging’s nicht so schlecht.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Internationale AutorInnen werden entweder von uns entdeckt oder wiederentdeckt, d. h. wir kennen schon das eine oder andere Werk von ihnen. Neue AutorInnen werden uns u. a. von ÜbersetzerInnen zugetragen und dann geprüft.

Deutschsprachige AutorInnen bewerben sich direkt beim Verlag mit Manuskripten oder sprechen uns auf Messen und Lesungen an, oder wir entdecken sie bei diversen Veranstaltungen usw. – recherchieren, ob sie schon einen Verlag haben und eröffnen dann das Gespräch.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

septime_HIMMEL_160Klassisch: Wir haben in Österreich, Deutschland und der Schweiz jeweils eine Auslieferung, in allen drei Fällen sehr nette und kompetente Partner und im Moment acht Vertreter, die die Buchhandlungen für uns bereisen und unser Programm vorstellen, eine in Österreich, einen in der Schweiz und in Deutschland sechs Herren.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Wir machen alles, was gewünscht wird. Wenn es heißt, macht Plakate, machen wir Plakate. Macht Leseproben – wir machen Leseproben. Macht die Bücher nicht so dunkel – nehmen wir hellere Motive (siehe aktuelles Programm). Die Barsortimente sind schon OK – speziell KNV betreut uns sehr gut, und wenn wir dort anrufen, wissen sie auch, mit wem sie sprechen. Unterm Strich ist es aber wahnsinnig, wie remittiert wird. Manchmal schicken alle drei (Umbreit, Libri und KNV) ein oder mehrere Bücher zurück an die Auslieferung, nur um die gleiche Menge desselben Titels wieder nachzubestellen. Ich nenne so etwas GELDVERNICHTUNG.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Tja – das ist eine gemeine Frage an den Inhaber eines kleinen Verlages. Natürlich hätte ich gerne, dass unsere Bücher nur über den Buchhandel an die LeserInnen gelangen – wir würden dann vielleicht wirklich auch einmal Geld verdienen – aber das klappt so nicht, denn die Tische und Schaufenster der Buchhandlungen sind schon für Vampire, Hexenjäger, schwedische und italienische Kommissare und die großen Verlage reserviert. Amazon, so traurig das nun klingen mag, ist die einzige Buchhandlung, die unsere Backlisttitel verfügbar hat. Trotzdem: Wir verlinken an keiner Stelle im Internet auf Amazon, sondern verweisen immer auf den Buchhandel, der zeitweise den KundInnen sagt, dass es ein Buch von uns nicht mehr gibt.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Mal abgesehen von der Website und Facebook, das wir sehr nutzen, gibt es eben die Plakate und Leseproben, Postkarten und die üblichen Leporellos in den Büchern.

Im Jahr wird ein gewisser 4-stelliger Betrag bereitgestellt und budgetiert, der für Internet- und Printwerbung verwendet wird. Es ist nicht viel Geld.

Die Besprechungen und Interviews, wie dieses, sind das, was uns nach oben tragen sollte.

Wie halten Sie es mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels?

septime_Walker_160Septime Verlag ist Mitglied. Warum weiß ich nicht mehr – ich dachte damals, es ist richtig so, denke aber, dass nicht viele Verlage Mitglied sind. Die Leute, die dort arbeiten, sind allesamt sehr sehr liebe und gute Menschen und helfen, wenn sie können, wo es geht.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Die Bücher sind für Frau und Mann, die gute Literatur lesen wollen und nicht nur berieselt werden möchten. Unsere spezielle Marktnische, obwohl ich es als mehr als eine Nische betrachte, sind die internationalen AutorInnen – mit den Übersetzungen sind wir sicher die Nummer 1 in Österreich.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Eben bei der Auswahl der Autorinnen und Autoren. Diese Klasse wird sich durchsetzen.

Unsere Bücher, so sie über Marketing und Buchhandel bei den LeserInnen ankommen, werden gemocht, geschätzt und gelesen. – Wir versuchen aus Fehlern zu lernen und sie nicht zu wiederholen.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

septime_ZEP_160Dass es finanziell eng wird, ehe der Erfolg sich einstellt. Aber wir und alle in unserem Umfeld, die den Verlag seit einigen Jahren beobachten, glauben an den Erfolg. Vielleicht kommt er ja schon dieses Jahr. Das Frühjahrsprogramm ist mit dem zweiten Ryu Murakami, dem Pulitzerpreisträger Steven Millhauser und José Luís Peixoto, den wir jüngst entdeckten, international gut bestückt, das 100-Jahre Jubiläum von James Tiptree Jr. steht in diesem Jahr ebenso an, und wir werden die Werkausgabe abschließen (was uns 2011 nicht viele zutrauten), Tobias Sommer, der im Vorjahr beim Ingeborg Bachmann Preis teilnahm, bringt seinen dritten Roman, Jürgen Bauer, der in der nationalen Presse schon 2012 ein anerkanntes Debüt feierte, bringt seinen zweiten Roman … – und im Herbst wartet noch etwas ganz Besonderes auf seine Veröffentlichung, aber das wollen wir noch nicht verraten – dass dieser Titel aber bei so einem kleinen Verlag landete, ist eine große Sache und wird im September für einiges Aufsehen sorgen.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Dass es gute, ehrliche Menschen sind – bescheiden – denen man und frau die Liebe zum Buch anmerkt. Nicht das Geld und der Gewinn stehen an erster Stelle, sondern die Arbeit an sich – die Arbeit mit Literatur und den Menschen, AutorInnen, ÜbersetzerInnen, LektorInnen usw. Das ist schön.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Entweder: „Überleg dir das noch mal ganz genau!“ oder „Mach keine Kompromisse, gib dein Bestes und erfreu dich an allem, wie wenig es auch sein mag, was dir positiv widerfährt!“

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Limbus Verlag (Österreich), Rotpunktverlag (Schweiz) und Voodoo Press (Malta), den Michael Preissl hier bereits vorgestellt hat.

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

Septime Verlag im Netz:

Die Homepage: www.septime-verlag.at

Bei Facebook: www.facebook.com/septimeverlag

Standard.at berichtet regelmäßig über die Neuerscheinung von James Tiptree Jr. z. B. hier:

http://derstandard.at/2000006233554/Rundschau-Die-Wahrheit-ist-hier-drinnen?_slide=7

http://derstandard.at/2000010295935/Rundschau-Die-besten-SF-Buecher-des-Jahres?_slide=8

Auf sf-fan.de wird ebenfalls jede Neuerscheinung der Serie erwähnt: http://forum.sf-fan.de/viewtopic.php?f=44&t=8530

Oder diese wunderbare Rezension von Alban Nikolai Herbst – in dessen Blog über eines unserer Highlights: Jan Kjaerstad – Ich bin die Walker Brüder: http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/ideologen-aus-den-aufzeichnungen-eines-vierzehnjaehrigen-von-kjrstad-1/

Hier eine der vielen Besprechungen unseres Hot-List-Titels „Das Casting“ von Ryu Murakami bei den booknerds: http://www.booknerds.de/2014/01/ryu-murakami-das-casting-buch/

Oder diese Rezension von Erich Hackl zu Rodrigo Rey Rosa – Stallungen (2014) (mit onlineabo): https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2014/06-26/018.php

und hier im Literatur.blog: http://www.literatur-blog.at/2014/03/rodrigo-rey-rosa-stallungen/

Und selbstverständlich im Literaturhaus Wien, die regelmäßig unsere nationalen AutorInnen besprechen: hier Gudrun Büchler – Unter dem Apfelbaum: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=10415&L=0%2Fadmin%2Ffile_man

 

 

 

„Liebhaberprojekt hin oder her, keiner möchte ein totales Minus einfahren.“ – SteglitzMind stellt Michael Preissl von Voodoo Press vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute steht Michael Preissl von Voodoo Press Rede und Antwort. Der Vorschlag kommt von Joachim Körber, der seine Edition Phantasia pflegt.

Eine Skizze vom Verlag …

Voodoo Press wurde 2009 in Niederösterreich gegründet. Seit 2014 ist der Verlagssitz in Malta und wird nun hauptberuflich von mir, Michael Preissl und meiner Frau, Evelyn Preissl, betrieben.

Die Programmschwerpunkte?

die Verleger  © Voodoo Press

die Verleger © Voodoo Press

Programmschwerpunkt bilden Horror, Sci-Fi, Fantasy und Mystery Bücher, alle Genres rund um die Phantastik. Das Ziel: dem Leser werkgetreu übersetzte und ungekürzte Unterhaltungsliteratur in deutscher Erstveröffentlichung zu bieten. Wir verlegen jährlich 12 fixe Titel, Tendenz steigend, diese erscheinen als Paperback und e-Book. Plus 1 Limited Edition (limitiert auf 500, handsigniert, illustriert), die nur über den Verlag erhältlich ist. Dazwischen gibt es Zuckerln wie Liebhaberprojekte als e-Books oder e-Book Monatsangebote für 99 Cent.

Machen Sie alles alleine?

Wir arbeiten langjährig mit freien Mitarbeitern zusammen, die mit den Genres etwas anfangen können, und uns treu zur Seite stehen. Neben dem deutschsprachigen Verlagsstandbein planen wir zukünftig auch ein englischsprachiges.

Ihre Highlights im Bücherjahr?

2014 haben wir ein paar Liebhaber Projekte der Bizarro-Fiction fertiggestellt.

2015 haben wir Bücher in der Pipeline, auf die wir große Lust hatten. Toby Venables The Viking Dead zum Beispiel. Neben Jeff Strand mit Der unglaubliche Mr. Corpse, führen wir die The Dead Trilogie von Adam Millard fort, und die Timmy Quinn Reihe von K.P. Burke. Ein Highlight wird sicherlich unsere Limited Edition, die schon fertig übersetzt bei uns liegt. Autor ist Jeff Strand und wir freuen uns ganz besonders, dass es so viele Vorbesteller gab, die alle schon gespannt auf Dead Clown Barbecue warten.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Man kann es auch Bücherwerkstatt, oder hauptberuflicher Leser nennen … was wir immer schon gern taten, und nun das ist, wovon wir leben. Was Schöneres gibt es nicht. Natürlich haben wir Anfangs alles viel zu kreativ gesehen, die ganze Maschinerie … dieses konservative Wort Verlagshaus und die unzähligen Firmen, die um uns herum auch davon leben, das kam erst nach und nach.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Mir persönlich macht die Zusammenarbeit mit den Künstlern enormen Spaß, da entstehen immer wieder neue freundschaftliche Verhältnisse. Übersetzen ist ein großer Teil unseres Lebens geworden, man bildet sich stets weiter. Wir erhalten sehr viel positives Feedback von unseren treuen Lesern und Sammlern, und hoffen unseren fixen Leserstamm weiter aufzubauen.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

voodoo press_cover MrCorpseIch komme ja aus der IT Branche, ich kenne viele Programme, HP pimpen, Satz/Layout, ich habe mir fast alles von der Pike auf beigebracht. Unter der Woche arbeiten wir ganztägig online, Erholung am WE bedeutet ausgedruckte Manuskripte mit uns herumschleppen. – Ich selbst lese fast nur e-Books, was daran liegt, dass ich die Bücher per E-Mail geschickt bekomme. Manchmal lasse ich mir aber auch Printausgaben signieren.

E-Books sind für uns ein wichtiger Einnahmebestandteil geworden und sie ermöglichen es uns, unsere Titel nicht nur als Printausgabe und ortsgebunden anbieten zu können. Es gibt sicherlich viele deutschsprachige Landsleute die, so wie wir, im Ausland leben und keine deutsche Buchhandlung ums Eck haben. Ich kann mich an Urlaube erinnern, wo die ganze Familie mit einem Koffer voller Bücher ausrückte, da ist heutzutage ein Kindle schon was Feines. Meine Frau sagt gerade, in den Öffis, am Strand etc. sieht man verstärkt e-Books und keine Backpapier umwickelten Bücher mehr, damit man das vermeintlich peinliche Cover nicht sieht. 😉

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Unser Verlag ist inhabergeführt, letzte Entscheidungen treffe ich. – Es erscheint nichts, was wir nicht selbst gelesen haben. Titel werden nach unserem Geschmack ausgewählt. Wir werden auch immer wieder Titel verlegen, die nicht mit der Masse gehen. Bei Übersetzungen ist es für uns hilfreich in einem englischsprachigen Land zu leben. Wir achten sehr genau auf werkgetreue, ungekürzte Übersetzungen, die Covergestaltung (das Titelbild muss den Inhalt so weit es geht widerspiegeln, ohne dabei zu viel zu verraten.) und persönliche Kontakte (wenn gewünscht) mit den Autoren.

Konkurrenz klingt wieder so nach steifem Business. Sahen wir nicht immer so. Wir pflegen gern Kontakt, obwohl das manchmal nicht gut ausging. Man muss sich halt auf die gescheiten Leute beschränken, die sich selbst nicht so wichtig nehmen und auf der selben Welle schwimmen.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Auf der ersten Buchmesse nicht mit Hörnern und buntem Paintbrush Gesicht stehen. Zwischen den ganzen Anzugsträgern, nicht die beste Wahl, um ernst genommen zu werden, auch wenn es noch so viel Spaß macht.

Es gab keine richtige Startphase, so mit: heute gründe ich einen Verlag. Es begann als Liebhaberprojekt mit der limitierten Anthologie Rose Noire und endete mit einem Berufswechsel zum Verleger. Aber ich würde die Auswahl der Freelancer nicht mehr so locker angehen. Meine Kontakte würde ich bedachter knüpfen. Mehr Dinge und Leute nur auf geschäftlicher Basis halten und ohne persönliches Engagement.

Wie gewinnen Sie Autoren?

voodoo press_cover_dead clownIch lese mittlerweile nur noch englische Bücher. Wenn mich ein Titel interessiert und ich mir denke, dass dieser in unser Programm passen könnte, versuche ich Kontakt zum Autor oder seinem Agent herzustellen. Wir bekommen auch Bücher von Autoren und Verlagen angeboten, denen wir von unseren Autoren oder englischsprachigen Verlagen empfohlen wurden. Diese positive Grundlage ist der beste Start für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Wir bekommen von vielen Agenturen immer wieder einiges angeboten, das lehne ich aber eher ab. Nicht weil sie zu teuer sind oder uninteressante Titel anbieten, sondern weil mir da nicht die Zeit bleibt, um mir das Ganze genauer anzusehen, da Agenturen nicht nur uns, sondern zeitgleich mehrere Verlage anschreiben, oft mit Terminen, bis wann man sich zu entscheiden hat. Ich bin da etwas vorsichtiger geworden, denn es wird alles als internationaler Bestseller angeboten, obwohl sich der Titel, gerade mal in Amerika gut verkauft hat.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Wenn die Portokosten eines Buches von Österreich nach Deutschland fast so viel wie das Buch selbst kosten, braucht man nicht lange überlegen. So haben wir uns damals für eine Auslieferung in Deutschland entschieden, die bis heute sowohl die Auslieferung als auch die Abrechnung übernimmt. Auch unsere e-Books werden über einen sehr engagierten Vertriebspartner auf allen Onlineportalen angeboten. Bestellungen über unseren Verlag sind portofrei!

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Wir sind offen für alle Tipps und Tricks! Anfangs hatten wir Verlagsvertreter und sind mit konservativen Ansichten überhäuft worden. Als junger Verlag haben wir einiges durchprobiert. E-Mails, Werbung, Kataloge, Poster, Annoncen … Energieaufwand und Nachfrage steht in keiner Relation. Das Einzige was wir nicht versucht haben, aber nett klingt, wäre eine eigene Verlagsbuchhandlung/Verlagscafe/Künstlercafe. Ich sage deshalb nett klingt, weil man dafür wieder Startkapital bräuchte und im Endeffekt wieder nur noch Teilzeit Verleger wäre.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Bei Amazon bekommt man eben alles. Was die wenigstens Leser vermutlich wissen ist, dass ein Verlag am meisten verdient, wenn man direkt über die Verlagswebseite bestellt. Wenn man über Amazon bestellt verdient dieser mehr als alle anderen, das ärgert viele. Bei Amazon darf man sich auch von den Ranglisten nicht täuschen lassen, denn dort zählen nicht unbedingt die Verkaufszahlen. Amazon Eigenproduktionen – z.b.: Amazon Crossing, Createspace und Kindle Direct Publishing Titel – werden natürlich von Amazon bevorzugt in der Suche gelistet. Allerdings darf man Amazon als Vertriebsweg nicht unterschätzen.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Wir senden bei jeder Neuerscheinung oder anderen Neuigkeiten Newsletter aus und treiben uns auf allen gängigen Social Media Netzwerken herum. Wir buchen Annoncen in einschlägigen Magazinen, senden Rezensionsexemplare aus und wir halten unsere Webseite stets aktuell. Halbjährlich drucken wir unsere Verlagsvorschau für die Buchhandlungen. In einigen liegen wir bereits aus, wir würden uns freuen, wenn uns noch weitere in ihr Sortiment mitaufnehmen würden.

Wie halten Sie es mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels?

Kein Mitglied. Nächste Frage bitte.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Wir machen Bücher für begeisterte Leser der Phantastik. Diese erstreckt sich über viele verschiedene Genres. Marktnische wurde nicht strategisch gewählt, sondern sie ergab sich aus unseren Vorlieben.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

voodoo press_cover_TheVikingDeadDie größte Chance liegt in unseren Übersetzungen, die wir als deutsche Erstausgabe publizieren. Ich blicke positiv in die Zukunft und denke, die jungen Nachwuchsleser, wie auch unsere Kinder, wachsen heutzutage ganz natürlich mit unseren Genres auf und haben so mehr Interesse an außergewöhnlichen Geschichten. Literarische Übersetzung wird nie von Computern übernommen werden können. Wir sprechen alle Deutsch, Englisch. Mein Frau und meine Kinder noch jeweils eine andere Sprache dazu. Wir hoffen eines Tages unsere Bücher in viele Sprachen übersetzen zu können.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Wir finanzieren uns selbst. Kommende Bücher können wir nur mit dem Gewinn des Vorjahrs planen.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Alle leiden mit 😉 Harte Arbeit, gemeinsames Jammern, es ist halt immer wieder ein Spiel mit dem Feuer. Liebhaberprojekt hin oder her, keiner möchte ein totales Minus einfahren. Schon schlimm genug wenn ein Titel nur die Ausgaben, nicht aber die Arbeitszeit deckt, geschweige denn weitere Projekte finanziert. In Österreich gibt’s eine Verlagsförderung, die manchen ein sicheres Arbeiten ermöglicht. Wir gehörten leider nicht zu den Glücklichen. Man lebt trotz Zeiten des Internets von Mundpropaganda, persönlichen, integren Werten und zum großen Teil sicher auch von Sympathie. Hat man sich gefunden, ist es so, als hätte man einen Schatz entdeckt – wir einen neuen Stammkunden und der Leser frischen Lesestoff mit Herzblut verlegt.

Es sind meist die unbekannten Dinge, die noch angenehm überraschen.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Leute, die denken schnelles Geld zu machen, werden kläglich scheitern. Wenn man nix selber macht (Übersetzung, Lektorat, Layout, Buchhaltung, Vertrieb, etc.) sollte man ein kleines Vermögen startklar haben, und ein weiteres wenn das Erstlingswerk floppt. Man muss eine Menge Durchhaltevermögen besitzen, vieles an sich abprallen lassen und darf nicht erwarten, dass jeder so begeistert auf seine Bücher reagiert, wie man selbst. Die Hoffnung dämpfen, den ganzen Tag kreativ arbeiten zu können.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Viele wurden bereits erwähnt, einige gaben schon Antworten. Empfehlen würde ich alle Verlage die es aus Leidenschaft tun. Persönlich geschätzte Verlagskollegen sind der Edition Phantasia (Joachim Körber redete hier bereits Klartext), Golkonda Verlag (den Karlheinz Schlögl bereits vorstellte), Septime Verlag, Elysion Books sowie Feder und Schwert. Cross Cult ist mit Sicherheit interessant, wenn auch nicht mehr so klein.

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

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„Wenn Eintracht Braunschweig Deutscher Meister wird und die Eishockey-Nationalmannschaft Olympia-Gold holt, bin ich ein gemachter Mann!“ – SteglitzMind stellt Andreas Reiffer vom Verlag Andreas Reiffer vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir mehr von Andreas Reiffer, der den Verlag Andreas Reiffer verantwortet. Vorgeschlagen hatte das Dominik Bartels vom Blaulicht Verlag.

Eine Skizze vom Verlag …

Andreas Reiffer ©  privat

Andreas Reiffer © privat

Den Verlag Andreas Reiffer habe ich vor 15 Jahren gegründet. Zunächst, um der Literaturzeitschrift SUBH ein Zuhause zu geben. Mit den Büchern hat es dann etwa 2004 so richtig angefangen.

Vor vier Jahren habe ich mich entschlossen, den Hobbybetrieb zu einem professionell arbeitenden Verlag zu wandeln. Dieser Prozess dauert bis heute an. Momentan habe ich noch keine Angestellten.

Die Programmschwerpunkte?

Derzeit habe ich rund 35 lieferbare Titel. Mein Schwerpunkt liegt einerseits bei satirisch-polemischen Werken, die teilweise ins ernsthafte Fachbuchsortiment „abgleiten“. So beschäftigt sich beispielsweise die „Edition Wissenwertes“ mehr oder weniger ernsthaft mit Völkerkunde, dem Internet/sozialen Medien oder mit der Kategorisierung von Monstern! Zudem habe ich einige Werke von Poetry Slammern, wie beispielsweise den „The Punchliner“-Sammelbänden, im Programm. Darüber hinaus gibt es reine Sachbücher, z.B. über Eishockey und Fußball und einige regionale Titel über die Stadt Braunschweig und dem Harz. Ein weiteres Standbein ist die „Pratajev-Bibliothek“ mit Büchern von und über den leider fast vergessenen russischen Dichter und Lebemann S.W. Pratajev und eine Reihe von Bandbiografien.

Ihre persönlichen Highlights im Bücherjahr?

Im Herbst erschien mit „Schimmel über Berlin“ ein Wahnsinnswerk mit Literatur, Visual Art und Gesprächen, die den Wandel und die sympathische „Unfertigkeit“ der Stadt widerspiegeln. Den beiden Herausgebern, Ronald R. Klein und Stefan van Zwoll, ist es gelungen – neben Autoren wie Björn Kuhligk, Torsten Schulz, Astrid Monet oder Kai Grehn – Iggy Pop, Wolfgang Joop, Dieter Meier, Anne Clark und viele andere als Gesprächspartner dafür zu gewinnen. Das Buch wirkt genauso fassettenreich wie Berlin selber und wird sicher noch für längere Zeit mein „Highlight“ bleiben – auch wegen der aufwändigen Gestaltung.

Die kommenden Highlights sind sicher das neue Eishockey-Buch von Frank Bröker und eine von mir herausgegebene Heavy-Metal-Anthologie.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Das war eigentlich die logische Folge aus der jahrelangen Tätigkeit als Fanzineherausgeber: Das Hobby zum Beruf machen.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

andreas reiffer_cover_schimmel berlinViele der Bücher sind ja auch ein bisschen meinem Wunsch ans eigene Bücherregal geschuldet: Es gibt keine guten Bücher über Eishockey auf dem Markt? Es gibt keine Biografie der Band SANDOW? Dann mach ich sie halt. Das motiviert mich natürlich sehr bei meiner Arbeit.

Ich besitze eine gewisse Sturheit und bin nicht bereit aufzugeben. Mir gelingt es offenbar auch die eine oder andere Marktnische zu finden, in die meine Bücher passen und die auch anderen Leuten gefallen. Eine weitere Antriebsfeder ist die Zusammenarbeit mit den Autoren, Zeichnern und Lektoren. Die Kommunikation von der Ideenskizze bis hin zur Abgabe der Druckdaten läuft über mich. So ein Projekt mitzugestalten und wachsen zu sehen, ist jedes Mal traumhaft.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Vieles ist einfacher geworden. Zu Fanzinezeiten musste ich noch Texte abtippen! Auch die Möglichkeit, eine kleinere Auflage in guter Qualität zu produzieren ist ein Riesenvorteil. Ebook-Versionen gibt es momentan noch nicht von allen Titeln – das wird sich aber noch ändern. Der Schwerpunkt wird jedoch beim gedruckten Buch bleiben.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Darüber mache ich mir wenig Gedanken. Ich mache einfach, was mir Spaß macht.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Ein längeres Praktikum bei einem größeren Independentverlag. Viele kaufmännische Dinge, Vertrieb usw. habe ich mir zu mühsam selber beigebracht. Diese Zeit hätte ich lieber fürs Programm genutzt.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Viele meiner Stammautoren bieten mir Projekte an, wenn sie meinen, dass sie gut bei mir reinpassen. Oft habe ich ja auch eine Idee zu einem Buch und schau dann, wer aus dem Kreis meiner Autoren so etwas machen könnte. Oft ist es auch so, dass ich Autoren aus meinen Anthologien anspreche, ob sie nicht auch mal einen Einzelband machen wollen. Manuskripteinsendungen mir völlig unbekannter Autoren kann ich mir aus Zeitgründen leider gar nicht anschauen.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Ich beliefere den Barsortimenter und die eine oder andere Buchhandlung selber. Zudem betreibe ich einen Webshop für Endkunden.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

andreas reiffer_cover_eishockeyZum regionalen Buchhandel habe ich gute Kontakte – was natürlich besonders für die Braunschweig-Bücher sehr wichtig ist. Auch einige Musikmailorder oder Sportbuchhandlungen nehmen gerne Titel ins Programm. Grundsätzlich ist aber viel davon abhängig, ob die Bücher eine gute Presse bekommen und dementsprechend dann auch geordert werden.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Naja, mein Großhändler beliefert die halt auch … Bei all der berechtigten Kritik an Amazon – dort „liegen“ meine Bücher relativ gleichberechtigt neben den Bestsellern der Majorverlage. Ein Umstand, den ich mir für den stationären Buchhandel auch wünsche. Andererseits gibt es auch zu Amazon wunderbare Alternativen, wenn es denn schon der Onlinebuchhandel sein muss.

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Postkarten, Buttons, ab und an eine Anzeige in einem Musik- oder Stadtmagazin, Plakate für Lesungen – das Budget ist immer ganz schnell aufgebraucht. Aber ich versuche schon präsent zu sein. Dinge wie Facebook, Twitter usw. sind auch sehr hilfreich.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Ich bin dort (noch) nicht Mitglied.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Wahrscheinlich für Menschen wie mich. Also für Menschen, die lieber Heavy Metal statt Helene Fischer hören, lieber Eintracht Braunschweig statt Bayern München die Daumen drücken oder lieber Slam-Kurzgeschichten statt Fantasyromane lesen. Wahrscheinlich wäre es wirtschaftlich besser, wenn ich Frau Fischer, den Bayern oder feuerspuckenden Drachen mehr Beachtung schenken würde. Andererseits will ich eben nur Bücher machen, die ich auch kaufen und lesen würde. Und wenn es darüber hinaus ein paar Leute gibt, denen Autor und Verlag eine Freude machen, ist doch alles perfekt!

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Vielleicht ist es so wie in der Musikbranche – hier hatten kleine Labels in der Krise auf einmal bessere Chancen zu überleben, weil sie Nischen bedienten und flexibler waren. Bei meinem Verlag könnte das ähnlich sein, mein Programm ist kein Betätigungsfeld für große Verlage. Und wenn Eintracht Braunschweig Deutscher Meister wird und die Eishockey-Nationalmannschaft Olympia-Gold holt, bin ich ein gemachter Mann!

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

andreas reiffer_cover_heavy metalIch habe quasi keine Rücklagen. Wenn ich ein Jahr lang mal nur Titel herausbringe, die nicht laufen und mich auch die Backlist nicht mehr über Wasser halten kann, ist der Ofen aus. Ein weiteres Risiko liegt in meiner One-Man-Show – wenn ich einmal ausfalle, kann keiner den Job einfach so übernehmen.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Kollegialität statt Konkurrenz. Vernetzung. Die ganze Palette.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Vorher ein Praktikum machen 😉 Auf jeden Fall eine Programmplanung und einen Finanzplan. Das Vertriebskonzept sollte vielleicht auch stehen, bevor noch der erste Titel aus der Druckerei kommt. Und viel Zeit mitbringen.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Hervorragende Indieverlage gibt es so viele! Ich würde mich sehr freuen, wenn der Ventil Verlag in dieser Reihe zu Wort kommt.

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

das Logo  © Verlag  Andreas Reiffer

das Logo © Verlag Andreas Reiffer

Der Verlag Andreas Reiffel im Netz:

Verlagswebshop: http://www.verlag-reiffer.de/

Facebook: www.facebook.com/verlagreiffer

„Privatleben existiert für mich zum Beispiel kaum noch.“ – SteglitzMind stellt Sebastian Guggolz vom Guggolz Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Ich freue mich, dass heute Sebastian Guggolz Rede und Antwort steht, der seinen Guggolz Verlag im vergangenen Jahr an den Start brachte. Ihn gebeten, hier mitzutun, habe ich.

Eine Skizze vom Verlag …

Sebastian Guggolz © Alena Schmick

Sebastian Guggolz © Alena Schmick

Den Guggolz Verlag gibt es seit 2014, im Herbst 2014 sind die ersten beiden Bücher erschienen. Der Verlag widmet sich Neu- und Wiederentdeckungen vergessener Klassiker aus Ost- und Nordeuropa in neuer Übersetzung. Das Verlagsbüro befindet sich auf der Roten Insel in Berlin-Schöneberg. Der Verlag ist ein Ein-Mann-Betrieb des Gründers Sebastian Guggolz. Unterstützt wird er in der Pressearbeit von Maren Baier. Die Auslieferung übernimmt die GVA Göttingen. Bisher sind zwei Bücher erschienen, ein Roman des bisher einzigen finnischen Nobelpreisträgers Frans Eemil Sillanpää, »Frommes Elend«, sowie ein Roman des Weißrussen Maxim Harezki, »Zwei Seelen«. Im Frühjahr 2015 erscheinen »Vater und Sohn unterwegs« von Heðin Brú, einem Färöischen Autor, und »Der Irdische Kelch« von Michail Prischwin. Die Bücher gibt es nur in ihrer gebundenen Form, fadengeheftet und mit Lesebändchen, nicht digital.

Ihre Highlights im vergangenen Jahr?

Mein persönliches Highlight im Bücherjahr ist natürlich mein Verlagsstart gewesen, darüber hinaus war für mich das Erscheinen des wirklich phänomenalen Buches »Am Fluß« von Esther Kinsky (bei Matthes & Seitz Berlin) ein großes Ereignis. Ein Buch, das trotz der positiven Resonanz und seiner Nominierung für den Buchpreis noch nicht ausreichend gewürdigt wurde, wie ich finde.

Warum musste es in diesen Zeiten unbedingt ein Verlag sein?

Ich habe einige Jahre als Lektor gearbeitet (bei Matthes & Seitz Berlin) und war an einem Punkt, entweder zu versuchen, zu einem großen Verlag zu gehen, oder eben etwas Eigenes zu machen. Als sich dann abzeichnete, dass ich das Geld für die Gründung zusammenbekomme, gab es kein Zögern mehr. Ich bin noch jung und unbedarft genug, dass ich auch mit einem Scheitern leben könnte. Und je länger ich damit gewartet hätte, mich selbstständig zu machen, desto mehr Zweifel wären mir wahrscheinlich gekommen.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Aus der Überzeugung, dass es notwendig ist, den vergessenen Schätzen der Literatur zu einer neuen Öffentlichkeit zu verhelfen. Und dass es genügend Menschen gibt, die ähnlich denken und lesen, wie ich. Bei sagen wir mal 50 Millionen potenziellen deutschsprachigen Lesern müssen sich doch 2.000 pro Buch finden, die ich ungefähr brauche, damit sich die Kosten decken.

Hätten Sie sich auch ohne die Innovationen infolge der Digitalisierung eine Verlagsgründung zugetraut?

Klar, in meinem Fall spielt das eigentlich gar keine Rolle. Wenn dann nur indirekt, weil sich durch die Ausdifferenzierung des Marktes im Zuge der Digitalisierung neue Freiräume ergeben und eine neue Sehnsucht nach schönen, gut gemachten Büchern zu beobachten ist.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

Guggolz_Cover_Harezki_SeelenIch habe von Anfang an versucht, dem Verlag ein klares inhaltliches Profil zu geben. Neu- und Wiederentdeckungen vergessener Klassiker aus Ost- und Nordeuropa in neuer Übersetzung. Das machen natürlich auch andere Verlage – Dörlemann, Lilienfeld oder die Friedenauer Presse –, aber es gibt genügend Autoren, die zu entdecken sind, sodass da keine Konkurrenzsituation entsteht. Ich sehe andere Verlage vielmehr als Kollegen, nicht als Konkurrenten.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Eigentlich nichts. Hätte ich mehr Geld zur Verfügung gehabt, wäre das toll gewesen, aber sonst bin ich mit allem zufrieden, wie es gelaufen ist. Im Frühjahr 2015 erscheint mein zweites Programm, ich bin also sowieso immer noch in der Startphase.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Das meiste durch eigene Lektüre, ansonsten durch Empfehlungen von Autoren oder Experten.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Ich werde durch die GVA Göttingen ausgeliefert und in Deutschland durch Nicole Grabert, Christiane Krause und Regina Vogel vom Büro indiebook vertreten. Seit diesem Jahr auch in Österreich durch Seth Meyer-Bruhns. Das klappt hervorragend, meine Vertreterinnen sind ein großes Glück für mich, die haben im ersten Programm fantastisch gearbeitet und dafür gesorgt, dass ich schon gleich sehr präsent war im Buchhandel.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Ich habe die eben erwähnten tollen Vertreterinnen und Vertreter, die da den Großteil der Arbeit für mich machen, außerdem versuche ich auch persönlich Kontakt zu Buchhandlungen zu halten. Meine Erfahrungen sind sehr positiv, ich stoße im Sortiment auf sehr große Offenheit und Bereitschaft, sich, zwar nicht in gigantischem Ausmaß, aber doch ernsthaft mit viel Interesse auf mein Programm einzulassen.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Amazon ist für mich als Verlag ein Kunde, wie jeder andere auch. Die beziehen meine Titel über das Barsortiment, bekommen sie also auch zu den gleichen Konditionen wie jede Buchhandlung. Privat kaufe ich aber im stationären Buchhandel, wenn ich mal ein Buch besorge. Preislich macht das wegen der Buchpreisbindung für mich ja keinen Unterschied, aber wenigstens landet der Buchhandelsrabatt dann nicht auf einem Luxemburger Konto

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Ich schalte gezielt Anzeigen in Literaturzeitschriften (Schreibheft, horen), mehr lässt mein Budget nicht zu. Eine Facebookseite habe ich noch als Verlag, wenn man das unter Marketing verbuchen möchte.

Wie halten Sie es mit dem Börsenverein für den deutschen Buchhandel?

Da bin ich selbstverständlich Mitglied. Ich halte das für wichtig, dass man als Branche auch ein politisches Sprachrohr und einen Ansprechpartner hat.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

Guggolz_Cover_Sillanpaeae_ElendIch mache meine Bücher für diejenigen, die sich für genau diese Art von Büchern interessieren. Es sind Bücher, die aus vergangenen Zeiten stammen und einem diese Zeiten vor Augen führen. Es sind also echte Leser, Leser, die an Literatur interessiert sind und gerne etwas beim Lesen lernen oder zumindest erfahren wollen.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Darin, dass er sich etabliert. Ich hege keine Illusionen, dass ich gigantischen Erfolg haben werde oder viel Geld verdiene. Das Ziel ist, wirtschaftliche Stabilität und damit Sicherheit zu erreichen, dass sich alles selbst trägt. Darum geht es erst einmal und das ist schwierig genug. Den spürbaren Trend, dass die Leute sich wieder mehr für schöne, gut gemachte Bücher interessieren, versuche ich zu nutzen.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Alles ist finanziell sehr knapp bemessen, wenn einzelne Titel mal gar nicht laufen, dann wird das gerade jetzt am Anfang gleich existenziell bedrohlich. Aber ich will den schlimmsten Fall gar nicht an die Wand malen, noch ist alles sehr gut und vielversprechend!

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Dass sie sehr viel lebendiger und freier ist, als das bei großen Verlagen der Fall ist. Außerdem erlebe ich eine große Solidarität zwischen den Verlagen, auch so eine Einrichtung wie die Kurt Wolff Stiftung zum Beispiel ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie wir alle an einem Strang ziehen. Hinter den meisten Verlagen stehen Entscheidungen, die von Menschen getroffen werden, die auch lesen. Das scheint mir bei den großen und Konzernverlagen definitiv in den meisten Fällen nicht so zu sein.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

Sich sehr gut vorzubereiten und zu informieren. Es ist unglaublich viel Arbeit, auch der zeitliche Umfang, Privatleben existiert für mich zum Beispiel kaum noch. Außerdem muss man bei einem kleinen Verlag eben alle Bereiche selbst betreuen, Vertrieb, Presse, Herstellung, Lektorat. Wenn man da nicht sehr genau weiß, was man wo zu tun hat, kann das schnell im Chaos enden.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Ich empfehle natürlich ausnahmslos alle unabhängigen Verlage. Und als Empfehlung für ein Verlagsinterview schlage ich Harald Krewer von Speak Low vor. Speak Low ist ein wirklich außergewöhnlich toller Hörbuchverlag aus Berlin.

Herzlichen Dank für diesen Einblick!

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

das Logo © Guggolz Verlag

das Logo © Guggolz Verlag

Der Guggolz Verlag im Netz:

Verlagshomepage:www.guggolz-verlag.de

Bei Facebook: https://www.facebook.com/pages/Guggolz-Verlag/333204603504770?fref=ts

„Nur in echter Partnerschaft gelingt der Erfolg.“ – SteglitzMind stellt Verena Minoggio-Weixlbaumer vom Goldegg Verlag vor

Es heißt ja, dass die Kleineren unter den Verlagen zwar oho, aber viel zu wenig bekannt sind. Wer und wo sind sie? Wie behält man die immer größer werdende Kleinverlegerszene im Blick? Was treibt junge Verleger an und um? Welche Strategien verfolgen sie, um auf dem Buchmarkt Fuß zu fassen? Was packen sie anders an als die Etablierten? Wie definieren sie ihre Zielgruppe, wo finden sie ihre Nische? Welche Risiken sehen sie und wo verorten sie ihre Chancen?

Fragen, die in einer losen Gesprächsreihe mit Verlegern und Verlegerinnen aufgegriffen werden. Heute erfahren wir etwas mehr über Verena Minoggio-Weixlbaumer und den Wiener Goldegg Verlag. Vorgeschlagen hatte das Nomadenseele.

Eine Skizze vom Verlag …

Verena Minoggio-Weixlbaumer © Goldegg Verlag

Verena Minoggio-Weixlbaumer © Goldegg Verlag

Vielen Dank zuerst mal, dass wir unseren Verlag vorstellen dürfen! Den Goldegg Verlag gibt es nun seit rund zehn Jahren im heutigen Format mit etwa 200 Titeln. Er wurde von Elmar Weixlbaumer und Verena Minoggio-Weixlbaumer in der Goldeggasse in Wien gegründet. Mittlerweile haben wir auch ein Büro in Berlin, das in Zukunft weiter ausgebaut werden soll. Wir beliefern den gesamten deutschsprachigen Raum mit unseren narrativen Sachbüchern. Schwerpunkte setzen wir in den Bereichen Gesundheit/Leben, Business/Karriere, Gesellschaft und Unterhaltung. E-Books sind bei fast allen Büchern standardmäßig dabei. Etwa 30 neue ausgewählte Bücher bringen wir jährlich, wovon sich immer wieder welche auf österreichischen Bestsellerlisten wiederfinden. Neben dem Verlag bieten wir unter der Marke Goldegg Training auch verschiedene Angebote für angehende Autoren und Unternehmen.

Warum musste es unbedingt ein Verlag sein?

Was gibt es Schöneres? Die Branche verkauft zwar, wie Elmar Weixlbaumer immer sagt, die Auflagen von Ferraris zum Preis von Wattestäbchen, aber mit Wattestäbchen wären wir definitiv nicht glücklich geworden. Bücher machen ist das Schönste, was wir uns vorstellen können. Natürlich waren die Verlagserfahrung und das technische Know-how, das wir von Anfang an bieten konnten, von großem Vorteil.

Woher beziehen Sie trotz sattsam bekannter Schwierigkeiten Ihr Engagement?

Jedes Mal, wenn ein Buch angeliefert wird, laufen alle zusammen und schnuppern an dem neuen Buch. Bücher machen ist spannend, wir lernen viele sehr interessante Leute kennen. Es sind immer neue Themen und eine Fülle von Anregungen, die wir auch persönlich gut verwerten können. Der Goldegg Slogan „Goldegg Bücher machen schlau“ trifft es auch gut. Wir nehmen immer etwas mit.

Was hat sich infolge der Digitalisierung in Ihrer Arbeits-/Vorgehensweise verändert?

Eigentlich nicht so viel. Wir kommen da in den Genuss, dass Elmar Weixlbaumer das Satzhandwerk noch in alter Schule gelernt hat. Denn mit der Firma BuX. Verlagservice hat er Auftragsarbeiten für andere Verlage übernommen. Ich selbst habe sogar noch mit Bleisetzern zusammengearbeitet. Da Elmar Weixlbaumer auf der technischen Seite äußerst versiert ist, haben wir schon immer auf optimale Satzdaten oder medienneutrale Datenhaltung gesetzt – und teilweise auch Schulungen für andere Verlage angeboten. Neu ist für uns also einfach lediglich, dass E-Books sich plötzlich zunehmend gut verkaufen.

Was machen Sie anders als die anderen? – Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?

goldegg_Cover Frieder Beck_Sport macht schlau__(c) www fotodesign-geier de_smallWir bieten als Sachbuchverlag ein sehr starkes unterstützendes Lektorat und setzen sehr auf gezielte Pressearbeit, die sich auch tatsächlich auszahlt. Von den Themen her suchen wir für unsere Bücher besondere Ansätze und engagierte Autoren.

So Sie Ihren Verlag neu aufstellen könnten, was würden Sie heute anders angehen als in der Startphase?

Im Nachhinein ist man ja immer gescheiter. Aber irgendwie hat sich alles sehr gut ergeben. Wir haben gute Partner im Bereich Vertrieb, Presse etc. Wir haben uns kontinuierlich weiterentwickelt. Wenn man bei null beginnt, weiß man eben vieles noch nicht. Das sind Erfahrungswerte, aber die bringen einen dann schlussendlich weiter. Mit dem Wissen von heute würde ich bei einem Neubeginn am liebsten auf das aufsetzen, was wir eben heute schon wissen, von Prozessen und „Branchengeheimnissen“.

Wie gewinnen Sie Autoren?

Das ist ganz unterschiedlich. Sehr viele kommen auf uns zu, weil der Name Goldegg erfreulicherweise schon ein Begriff geworden ist, der für Qualität steht. Auch unsere ausgezeichnete Pressearbeit, die wir uns über viele Jahre aufgebaut haben, fällt auf. Manchmal sehe ich interessante Menschen, die ich einfach anspreche.

Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb?

Der Vertrieb hat sich toll eingespielt. Wir bedienen unsere verschiedenen Lager. Gerade zu Jahresanfang sind wir in Deutschland zu der Auslieferung Brockhaus gewechselt.

Was tun Sie, um im Buchhandel Fuß zu fassen? – Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Sortiment?

Wir versenden zweimal im Jahr unsere Verlagsvorschauen und haben natürlich auch unsere Vertreter. Erfahrungsgemäß läuft es dort am besten, wo die Autoren auch selbst sehr engagiert sind.

Wie halten Sie es mit Amazon?

Tja, Amazon ist ein Branchenriese. Es ist durch die hohen Rabatte kein echtes Geschäft mehr für Verlage. Andererseits schauen sehr viele Leute als Erstes dort. Wir sind dort deshalb auch lieferbar, doch wir starten immer wieder Aufrufe an die Menschen in die Buchhandlungen zu gehen. Das kommt allen zugute …

Was tun Sie für Ihr Marketing?

Wir arbeiten intensiv mit den Autoren zusammen. Nur in echter Partnerschaft gelingt der Erfolg. Wir haben starke und gezielte Pressearbeit und werben auch in Branchenmagazinen. Wir bewerben das Buch, wichtig ist bei Sachbüchern, dass Autorinnen und Autoren selbst Promotionkompetenz zeigen, was ihre Person betrifft. Wir bedienen auch Social Media Kanäle (Xing, Twitter, Facebook, Google+), was gute Erfolge zeigt, auch wenn das sehr zeitintensiv ist.

Wie halten Sie es mit dem Hauptverband des österreichischen Buchhandels?

Wir sind natürlich Mitglied und sind bei verschiedenen Veranstaltungen gerne dabei. Die Vernetzung mit Kollegen ist wichtig.

Für wen machen Sie Bücher: Wie definieren Sie Ihre Zielgruppe, wo sehen Sie Ihre spezielle Marktnische?

????????????????????????????Wir machen Bücher im Bereich Gesundheit/Leben, wo es eine Fülle an Themen gibt, die den Alltag betreffen, der Bereich Business/Karriere ist ebenso ein weites Feld und im Gesellschaftsbereich decken wir die „großen“ Themen ab, die für uns alle wichtig sind. Wichtig ist uns, die Leute mit unseren Büchern zu unterhalten. Meine Wunschvorstellung ist, dass die Leute die Bücher abends im Bett lesen – denn wann haben wir sonst noch Zeit? – sich dabei gut unterhalten und zugleich dabei Neues erfahren.

Wo sehen Sie für Ihren Verlag die größten Chancen?

Ich denke, der Goldegg Verlag bietet einfach sehr viel Know-how beim Büchermachen auf allen Ebenen und es gelingt uns immer wieder neue Themen an Land zu ziehen, die Aufmerksamkeit erzielen, wie aktuell mit dem Buch von Frieder Beck, „Sport macht schlau“ oder „Die Kunst, allein zu reisen …. Und bei sich selbst anzukommen“ von Katrin Zita, das den Nerv der Zeit trifft.

Welche besonderen Risiken verorten Sie für Ihren Verlag?

Risiken sehe ich darin, dass die Leute generell immer weniger lesen. Wir sind zunehmend gewohnt, Informationen kurz – wie im Internet – zu überfliegen. Ich hoffe, dass sich das bei den kommenden Generationen nicht auswirkt. Und ich hoffe, dass die Buchhandlungen auch weiterhin offen für kleinere Verlage sind und nicht nur die großen bedienen.

Was schätzen Sie an der Independent-Szene besonders?

Es ist natürlich schön, unabhängig zu sein und selbst entscheiden zu können, was man macht.

Was würden Sie jenen raten, die mit dem Gedanken spielen, einen Verlag an den Start zu bringen?

So viele Informationen zu sammeln wie möglich. Elmar Weixlbaumer bietet da übrigens auch seinen zweisemestrigen berufsbegleitenden Verlagslehrgang an, der alles abdeckt, was ein angehender Verleger von der Idee bis zur Wirklichkeit braucht. Da fließen natürlich unsere Erfahrungen ein.

Welche kleinen, unabhängigen Verlage empfehlen Sie? Und wer sollte in dieser Gesprächs-Reihe möglichst auch zu Wort kommen?

Gut finde ich Milena Verlag, den Vanessa Wiesner hier bereits vorgestellt hat, Septime, Braumüller und Edition Atelier.

Vielen Dank für diesen Einblick.

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Ich würde mich freuen, wenn Ihr das Vorhaben unterstützt, kleinere Verlage zu entdecken. Etwa indem Ihr Vorschläge macht, wer hier möglichst Rede und Antwort stehen sollte. Und bitte vergesst nicht auf die entsprechenden Verlage zu verlinken. – Danke sehr! Mehr zur Intention der losen Gesprächsreihe mit Verlegerinnen und Verlegern erfahrt Ihr hier. Zu einer Übersicht über die Empfehlungen, die bislang zusammengekommen sind, geht es hier

das Logo © Goldegg Verlag

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Goldegg Training: www.goldegg-training.com

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