Unsterblichkeit erlangen

Markenzeichen: Die Totenmaske konserviert Jahnns Antlitz für die Ewigkeit.
Die letzte Herausforderung für den Profi-Guru ist die Erschaffung eines persönlichen Totenkults. Propheten sterben nicht im eigentlichen Sinne. Jesus wurde nach drei Tagen wiedergeboren, der Scientology-Gründer L. Ron Hubbard hat lediglich seinen Körper verlassen, und Mutter Teresa lebt in unser aller Herzen fort. Ein Luxus, den auch Sie genießen können!
Entscheidend hierfür ist, dass Ihr Kult den Tod nicht als Ende begreift, sondern als Neubeginn, Metamorphose oder Verlängerung des Lebens, und dass früh dafür vorgesorgt wird! Die Glaubensgemeinschaft Ugrino kauft während der 20er Jahre gezielt Grundstücke, um spezielle Grabstätten zu errichten, die Jahnn gemäß der Bestattungsrituale von Ugrino entwirft:
Der Sarg muss entweder aus naturfarbenem, höchstens gebeiztem oder poliertem Holz oder aus Metall bestehen, oder mit einem Tuch bedeckt sein. Blumen sind nicht mit in die Gruft zu geben. Auf Kosten der Gemeinde ist auf der Sohle des Grabes ein aus Steinplatten verfertigter Sarg errichtet, der, nachdem der Holzsarg hineingesenkt wurde, mit einer Steinplatte verschlossen wird. Danach wird die Grube verschlossen und bleibt unantastbar.
(Aus: Bestattungsbestimmungen, §2.)
Jahnn, der davon ausgeht, dass Erinnerungen im Leichnam gespeichert sind, will den Verwesungsprozess möglichst lange hinauszögern, auch bei sich selbst. Als der Schriftsteller am 29. November 1959 mit 65 Jahren stirbt, ist Ugrino aufgelöst, sein Werk verkannt. Jahnns Leichnam jedoch wird nach Ugrino-Vorschrift auf dem Friedhof Hamburg Nienstedten beigesetzt. Jahnn liegt dort neben seinem Ehemann Gottfried Harms und seiner Ehefrau Ellinor Philips.