Die Super-Rezension: Steffen Popp

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In der Super-Rezension wird aktuelle Lyrik und Prosa dem Stresstest unterzogen. Unprofessionell, subjektiv und frei nach dem Motto: Was sich in fünf Minuten nicht über ein Buch sagen lässt, lässt sich auch in fünfzig Minuten nicht darüber sagen. Heute mit Steffen Popps Gedichtband Dickicht mit Reden und Augen.

Äußerlich aufgemacht ist der Band mit einem Faltumschlag, der sich ausgeklappt als bildschönes Poster eines Käuzchens mit einer Art Spiegel? Mikrophon-Popschutz (!)? anstelle des Schnabels entpuppt. Drinnen Gedichte in sechs Abteilungen zwischen konkret-anschaulich (Meer, Wald) und abstrakt-ungefähr („Narrativ“, „12“). Das titelgebende Dickicht begegnet erstmals auf Seite 38 von 83, die Überraschungen (Madonna, Prince, Hansa Rostock) stecken eher im letzten Drittel.

Eine Auswahl der besten Formulierungen/Vergleiche/Metaphern:

– mein schönstes Fossil ist dein Blick (S. 7)
– Stampede als Junk (S. 13)
– Liebe: Kinetik von Schlümpfen (S. 15)
– Fledermausohrige Dunkelheit (S. 17)
– Lachmöwen über der Brandung, papiertütenschön (S. 19)
– gemüsefeldartige Stagnation (S. 39)
– das Meer birgt Gedanken wie Fische (S. 40)
– das Haar wächst, Superunkraut (S. 66)
– deines Jagdschädels Zimt (S. 68)
– fancy druckentlastende Pflaster (S. 70)
– ein Igel-Innen-Du in seiner Iglu-Logik (S. 81)

Fazit: „In einem stinkenden Kühlschrank wird selten ein Held geboren.“ Steffen Popps neue Gedichte sind sprachlich ausgefeilt, in ihren Assoziationen überraschend, mal formstreng, mal narrativ: Das kann man beliebig nennen, gleichzeitig macht es aber auch großen Spaß.

Empfohlene Hintergrundmusik: Purity Ring – Shrines.

Bibliographischer Hinweis: Steffen Popp, Dickicht mit Reden und Augen, Gedichte. kookbooks, Berlin 2013.