
Klagenfurt macht sich warm: Kurz vor dem Start des Jubiläums-Bewerbs eine kleine Linkrundschau zu den 40. Tagen der deutschsprachigen Literatur.
Stefanie Sargnagel, die Kandidatin, von der zur Zeit alle sprechen, hat bereits Anfang Juni in der taz das definitive Bachmannpreis-Interview gegeben: 49 Fragen mit Antworten wie „Ich kann nicht mehr“, „Diese Frage allein macht mich psychisch fertig“, aber auch schon einem kleinen Ausblick darauf, was man bei ihrer Lesung erwarten darf:
Es ist ein Fließtext, den ich zwei Nächte vor der Abgabe geschrieben hab. Er ist ganz anders als Statusmeldungen, weil dazwischen immer: „Dann hab ich das gemacht. Dann bin ich da hingegangen. Der Himmel war grau.“ und sowas kommt.
Als eigentliche Sensation dieses Jahr muss allerdings gelten, dass es der Bachmann-Preis nun endlich auf Facebook und Twitter geschafft hat. Hier wurde die geneigte Crowd bisher vor allem mit bunten Texttafeln angefüttert, die ein Best-Of (oder, je nach Geschmack, Worst-Of) aus 40 Jahren Kritikerbegründungen sammelten. Schönstes Material findet sich da natürlich bei Daniela Strigl, etwa diese meisterhaft lapidare Spitze:
Ansonsten kann man sich durch die Bücherregale der Kandidatinnen und Kandidaten klicken (eher mäßig spannend: Bei Astrid Sozio steht ein SZ-Edition-Band verkehrt herum im Regal, Kandidat Tomer Gardi macht beinahe ein Selfie, Bastian Schneider ist Bibliothek-Suhrkamp-Fan, Sascha Macht besitzt ein lustiges Sparschwein) und, ganz aktuell, Stimmen zur Einschätzung des Wettbewerbs nachlesen („Was war Ihr Impuls, sich für das Wettlesen um den Bachmannpreis zu bewerben?“). Hier räumt Sascha Macht ganz klar ab: Seine glänzende Beschreibung des Wettlesens als „Super Mario’s Mushroom Kingdom der deutschsprachigen Literatur“ hat schon jetzt das Zeug, den von Valerie Fritsch und Ronja von Rönne im letzten Jahr geprägten, viel zitierten Spruch von den „Hunger Games des Literaturbetriebs“ abzulösen.
Autorinnen und Autoren bewerben sich auf Preise und Wettbewerbe aller Art, denn das ist ihre Natur. Wer jedoch zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur eingeladen ist, der weiß, dass er ins Fernsehen kommen wird – und das Fernsehen übt seit jeher eine besondere, nämlich ganz und gar unerklärliche und völlig irrsinnige Faszination auf Autorinnen und Autoren aus. Man könnte aber auch jenen berühmten Satz paraphrasieren, den Peter Hacks einst an Ronald M. Schernikau schrieb: „Falls Sie vorhaben, ein großer Dichter zu werden, müssen Sie nach Klagenfurt; es allein stellt Ihnen – auf seine entsetzliche Weise – die Fragen des Jahrhunderts.“ (Dass Hacks dabei in Wahrheit die DDR meinte, sollte der Vollständigkeit halber erwähnt werden – jedoch spricht ja heutzutage nichts dagegen, dass sich so ein starker Satz durchaus auch für andere Bedeutungszusammenhänge eignet.) Wie zwanghaft man es auch dreht und wendet: Klagenfurt ist und bleibt das Super Mario’s Mushroom Kingdom der deutschsprachigen Literatur. Wir müssen immer dorthin gehen, wo wir nie gewesen sind, wo wir niemals hin wollen oder wo wir schon einmal waren, aber uns nicht mehr daran erinnern können.
Was bleibt sonst noch zu sagen? Anlässlich des 90. Geburtstags von Ingeborg Bachmann und eines immer noch in Teilen recht käsfüßigen Literaturbetriebs vielleicht noch, dass die Werke des „Literaturstars“ aus Klagenfurt (Pressemeldung) nun auch digital im Piper Verlag erscheinen werden. Und Twitterer, aufgepasst: FM4 lobt dieses Jahr erstmals einen Preis für die besten Tweets aus – den „Bacherlmannpreis“ kann gewinnen, wer im Bewerbszeitraum mit dem richtigen Hashtag (#tddl oder #tddl16) in 140 Zeichen kommentiert, Preis sind zwei Eintrittskarten für das Frequency-Festival.
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